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Henry De Wolf Smyth auch Henry DeWolf Smyth 1 Mai 1898 in Clinton New York 11 September 1986 war ein US amerikanischer Physiker Diplomat und Verwaltungsfachmann der einige wichtige Aufgaben in der fruhen Entwicklung der Kernenergie wahrnahm Im Wesentlichen durfte er als Verfasser und Herausgeber des nach ihm benannten und am 12 August 1945 veroffentlichten Smyth Reports bekannt geworden sein In diesem offiziellen auf Anregung von Leslie R Groves entstandenen Regierungsbericht wurde erstmals die Geschichte von Entwicklung und Produktion der ersten im Rahmen des Manhattan Projektes entstandenen Kernwaffen dargestellt Der Bericht erschien bis 1948 allein bei Princeton University Press in acht Auflagen die Erstauflage von 60 000 Exemplaren war innerhalb eines Tages ausverkauft 1 Henry De Wolf Smyth rechts mit Richard C Tolman 1945 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Werke Auszug 4 Literatur 5 Zitate 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSmyth wurde als Sohn von Charles Henry Smyth Jr und Ruth Anne Phelps in Clinton geboren Als sein Vater eine Professur for Geologie erhielt zog die Familie 1905 nach Princeton um Dort besuchte Smyth die Miss Fine s School und dann bis 1914 die Lawrenceville School Ein anschliessendes Studium an der Princeton University schloss er 1918 mit der Graduierung ab Danach arbeitete er mit Karl Taylor Compton in einem Forschungsprojekt zusammen dessen Ergebnisse er im Juli 1919 in einer Arbeit unter dem Titel Tyndall beam and size of particles zusammenfasste Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges arbeitete er in Washington D C in einem Labor fur chemische Kriegsfuhrung sowie auf dem Versuchsgelande Aberdeen Proving Ground 1920 erlangte er in Princeton den Abschluss als Master in Physik 1921 promovierte er dort auch als Ph D nachdem die Fakultat eine Sondergenehmigung fur das Ablegen zweier Prufungen in einem Semester erteilt hatte Mit einem Stipendium des National Research Council arbeitete er von 1921 bis 1923 bei Ernest Rutherford am Cavendish Laboratorium der University of Cambridge in England Dort promovierte er ein weiteres Mal und setzte seine Forschungsarbeiten dann bis 1924 in Princeton fort Ab 1924 lehrte er wie zuvor schon sein Vater und sein Bruder in Princeton 1925 wurde er zunachst zum Assistant Professor 1929 zum Associate Professor und 1936 zum Professor ernannt Zunachst befasste er sich mit der Ionisierung von Gasen unter dem Einfluss von Elektronenstrahlen und elektrischen Feldern Molekularstrukturen und Atomenergie In den Jahren 1931 und 1932 war er im Rahmen eines Guggenheimstipendiums in Gottingen tatig Ab 1934 wandte er sich mit der Entdeckung des Neutrons durch James Chadwick und nach den durch John Cockcroft Ernest Walton und Ernest O Lawrence erzielten Fortschritten in der Beschleunigertechnologie endgultig der Kernphysik zu Die meisten seiner wissenschaftlichen Publikationen entstanden zwischen 1919 und 1945 darunter auch das zusammen mit Charles W Ufford 1939 veroffentlichte Werk Matter Motion and Electricity eines der ersten Werke das den Versuch unternahm eine grundlegende Einfuhrung von der klassischen Physik bis zu den neuesten Entwicklungen zu bieten Von 1935 bis 1949 leitete er an der Princeton University die Fakultat fur Physik in diesem Zeitraum entstanden dort zwei Zyklotrons 1935 1946 Smyth wendete grossen Aufwand fur die Neuorganisation der Einfuhrungskurse auf und setzte sich besonders fur die Integration von Lehre und Forschung ein Er bemuhte sich anhand von Beispielen die Qualitat der Vorlesungen zu verbessern Ab 1940 liess er sich fur die Arbeit bei dem Uranium Committee des Forschungskomitees fur die Nationale Verteidigung National Defense Research Committee beurlauben dort arbeitete er mit Fermi Szilard und J A Wheeler zusammen Mit der auf seinen Vorschlag hin durchgefuhrten Trennung der Uranisotope auf elektromagnetischem Weg konnten zwischen Herbst 1941 und 1943 grossere Mengen Uran 235 gewonnen werden Nach der Zuordnung des Uranium Committees zum mit militarischen Belangen befassten Office of Scientific Research and Development im Jahre 1941 ubernahm er fur 18 Monate die Budget und Programmuberwachung um Empfehlungen zur Fortfuhrung oder Einstellung einzelner Forschungs und Entwicklungsmassnahmen erarbeiten zu konnen Von 1943 bis 1945 beriet er das Manhattan Projekt Von 1943 bis 1944 arbeitete er zunachst als Vizedirektor spater als Berater fur das Metallurgical Laboratory der University of Chicago an dem sich eine Gruppe um Arthur Compton mit der Produktion von schwerem Wasser befasste das fur die Regulierung der Geschwindigkeit von Neutronen in der Prozesskette genutzt wurde Nebenbei leitete er nach wie vor die im Verlaufe des Krieges stark unterbesetzte physikalische Fakultat in Princeton Im Jahr 1944 sollte Smyth zunachst im Rahmen der Tolman Kommission Empfehlungen fur die Weiterentwicklung der Kernenergie nach dem Kriegsende ausarbeiten Nach seinem eigenen Vorschlag im Fruhjahr des Jahres erhielt er ab April 1944 von Groves den offiziellen Auftrag die wissenschaftliche Arbeit und die Organisation des Atombombenprojektes zu dokumentieren Hierzu erhielt er freien Zugang zu allen entsprechenden Informationen Personen und ansonsten strengen Zugangsbeschrankungen unterliegenden Arbeitsbereichen des Projektes konnte Daten zusammenstellen und sich mit den entscheidenden Personen unterhalten Der Bericht entstand unter ausserster Geheimhaltung im Zeitraum von etwa 15 Monaten Wenige Tage nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki und nach Uberprufung auf etwaige sicherheitsrelevanten Informationen wurde der Atomic Energy for Military Purposes The Official Report on the Development of the Atomic Bomb Under the Auspices of the United States Government oder auch kurz als Smyth Report bezeichnete Bericht von Prasident Truman nach seiner Ruckkehr von der Potsdamer Konferenz zur Veroffentlichung ab dem 11 bzw 12 August 1945 freigegeben Mit diesem Bericht der im September 1945 von Princeton University Press herausgegeben wurde und sich in mehr als 160 000 Exemplaren verkaufte wurden die Amerikaner erstmals uber die Entwicklungen der Kernwaffentechnik seit 1939 informiert Smyth verzichtete auf das Copyright und seine Einkunfte aus der Herausgabe dieses Werkes das Werk wurde als Public Domain vertrieben Es entsprach seiner Uberzeugung das die letzte Verantwortung fur die Politik der Nation dem Burger obliegt der aber seiner Verantwortung nur dann gerecht werden kann wenn er uber die Auswirkungen der Politik informiert ist zitat 1 Nach dem Krieg kehrte er zunachst nach Princeton zuruck ab 1946 nahm er die Joseph Henry Professur wahr Daruber hinaus war er Beauftragter Trustee der Associated Universities Inc die das Brookhaven National Laboratory und das National Radio Astronomy Observatory betrieb In seinen Reden ging er besonders auf die Beziehungen zwischen Wissenschaft Gesellschaft und Regierung ein Nachdem auch andere Nationen die Fahigkeit zur Herstellung von Kernwaffen erlangt hatten fanden drei Aspekte uber die Kernenergie regelmassig Erwahnung in seinen Reden und in seinen Veroffentlichungen die historische Entwicklung der Kernenergie ihre Verwendungsmoglichkeit im Frieden und die Notwendigkeit einer internationalen Uberwachung der zukunftigen Entwicklung der Kernenergie nbsp Titelseite des Smyth ReportsIm Mai 1949 gab er die Leitung der physikalischen Fakultat in Princeton auf und wechselte vom 30 Mai 1949 bis 30 September 1954 2 als Kommissionsmitglied zur U S Atomic Energy Commission AEC Als einziger Wissenschaftler des Gremiums war er fur die weitere Forschung und Entwicklung des amerikanischen Kernenergieprogramms und die Planung zukunftiger Kernkraftwerke verantwortlich Bei zwei Ereignissen wahrend seiner Tatigkeit bei der AEC spielte er eine wesentliche Rolle zunachst bei der Entscheidung zur Entwicklung der Wasserstoffbombe und dann im Fall Oppenheimer Die AEC hatte vor 1949 die Entwicklung einer Wasserstoffbombe bereits fur moglich gehalten zunachst aber nur mit wenigen Spezialisten die entsprechenden Forschungsprojekte betrieben Nach der Zundung der ersten sowjetischen Atombombe im August 1949 nahm der Druck auf die AEC zu die Entwicklung der Wasserstoffbombe mit hoherem Aufwand schneller voranzutreiben um damit die Uberlegenheit der amerikanischen Militartechnik zu wahren Das aus neun Wissenschaftlern unter Leitung von Oppenheimer hinzugezogene Beratungsgremium sprach sich jedoch gegen die Beschleunigung des entsprechenden Forschungsprogrammes aus Nachdem Senator Edwin C Johnson am 1 November 1949 die Debatte um die beschleunigte Entwicklung in die Offentlichkeit getragen hatte teilte die AEC Prasident Truman die Empfehlung des beratenden Ausschusses und die Stellungnahmen der funf AEC Mitglieder mit und uberliess ihm die letztendliche Entscheidung Der Vorsitzende der AEC David E Lilienthal und die Kommissionsmitglieder Sumner Pike und Smyth hatten sich gegen eine Ausweitung des Programms ausgesprochen die Kommissionsmitglieder Lewis Strauss und Gordon E Dean sprachen sich dafur aus Smyth sprach bei dieser Gelegenheit auch die nach seiner Meinung notwendige internationale Kontrolle von Atomwaffen an Nachdem Truman noch Stellungnahmen des Verteidigungs und des Aussenministeriums zugegangen waren gab er am 31 Januar 1950 seine Entscheidung bekannt das Programm zur Entwicklung der Wasserstoffbombe voranzutreiben Von 1961 bis 1970 war Smyth Vertreter der Vereinigten Staaten und Mitglied des Board of Governors der Internationalen Atomenergie Organisation IAEO Der Ubergang der Verantwortung fur die Sicherheit spaltbaren Materials von nationaler Hoheit in die Verantwortung der IAEO geht auf seine Initiative zuruck 3 Zu seinem Nachfolger als Botschafter der Vereinigten Staaten bei der IAEO wurde der ehemalige Nasa Koordinator Thomas Keith Glennan berufen 4 Smyth beriet das Aussenministerium der Vereinigten Staaten bei Gestaltung von internationalen Vertragen zur friedlichen Nutzung der Atomenergie Er vertrat als einziges Mitglied der Kommission der Atomic Energy Commission wahrend der Sicherheitsuberprufung seines Freundes J Robert Oppenheimer die abweichende Meinung dass Oppenheimer kein Sicherheitsrisiko sei 5 Smyth war seit dem 30 Juni 1936 mit Mary de Coningh verheiratet Ehrungen Bearbeiten1947 wurde Smyth in die American Philosophical Society 6 und 1956 in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt Er wurde mit dem Woodrow Wilson Award ausgezeichnet 3 Am 14 Oktober 1968 wurde Smyth zusammen mit Sigvard Eklund und Abdus Salam der Atoms for Peace Award verliehen 7 Seit 1972 wird wechselweise durch die American Nuclear Society und das Nuclear Energy Institute NEI der nach DeWolf Smyth benannte Henry DeWolf Smyth Nuclear Statesman Award an lebende Personen fur die internationale Forderung der friedlichen Nutzung der Kernenergie verliehen 8 Der erste Empfanger des Preises im Jahr 1972 war Henry DeWolf Smyth selbst 9 Die Universitat Princeton hat zu seiner Ehrung eine Physik Professur nach ihm benannt Werke Auszug BearbeitenMatter Motion and Electricity zusammen mit Charles W Ufford 1939 Atomic Energy for Military Purposes The Official Report on the Development of the Atomic Bomb Under the Auspices of the United States Government 1945 Online auf atomicarchive com Auszuge auf nuclearweaponarchive org jeweils englisch Atomenergie und ihre Verwertung im Kriege Ubersetzung von Friedrich Dessauer Basel 1947Literatur BearbeitenThe Smyth Report von Henry D Smyth von S 173 190 The Publishing History of the Smyth Report von Datus C Smith S 191 203 The Smyth Report A descriptive check list von Earle L Coleman S 204 218 historischer Hintergrund zur Veroffentlichung des Smyth Reports in The Princeton University Library Chronicle Band 37 Fruhjahr 1976 Nr 3 auf libweb5 princeton edu gesehen am 13 Dezember 2009 PDF englisch 14 3 MB Zitate Bearbeiten the ultimate responsibility for our nation s policy rests on its citizens and they can discharge such responsibilities wisely only if they are informed siehe Ubersichtsbiographie auf amphilsoc orgWeblinks BearbeitenBiography Henry De Wolf Smyth In Physics History network AIP abgerufen am 4 Oktober 2018 englisch Literatur von und uber Henry De Wolf Smyth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Henry De Wolf Smyth bei Open Library Werke in der Bibliothek der American Philosophical Society Eintrage im Katalog der American Philosophical Society Eintrag bei der American Philosophical Society Manuscripts Online MOLE englisch Schriftlicher Nachlass auf diglib princeton edu Sondersammlung der Bibliothek der Princeton University englisch Einzelnachweise Bearbeiten Auszug aus einer Veroffentlichung der Princeton University Press auf press princeton edu gesehen am 15 Dezember 2009 PDF englisch 209 kB Tenure of Commissioners AEC Commissioners 1946 1975 Memento vom 17 Februar 2012 im Internet Archive in Nuclear Regulatory Legislation 107 Congress Vol 2 No 6 Washington Juni 2002 auf nrc gov gesehen am 6 Dezember 2009 PDF englisch a b H D Smyth leaving the Board PDF 123 kB Veroffentlichung der IAEO anlasslich des Ausscheidens von Smyth aus dem Gouverneursrat auf iaea org gesehen am 6 Dezember 2009 englisch Glennan nominated to International Atom Group PDF 1 2 MB in Brookhaven Bulletin vom 4 Juni 1970 auf bnl gov gesehen am 6 Dezember 2009 englisch Decision and Opinions of the United States Atomic Energy Commission in the Matter of Dr J Robert Oppenheimer Statement by the Atomic Energy Commission 29 Juni 1954 Dissenting opinion of Henry de Wolf Smyth auf atomicarchive com gesehen am 6 Dezember 2009 englisch Member History Henry DeWolf Smyth American Philosophical Society abgerufen am 10 November 2018 Meldung Memento vom 3 Dezember 2013 im Internet Archive zur Verleihung des Atoms for Peace Award 1968 bei der Internationalen Atomenergie Organisation auf iaea org gesehen am 2 Dezember 2009 PDF englisch 50 kB Beschreibung des Henry DeWolf Smyth Nuclear Statesman Award auf ans org der Website der American Nuclear Society gesehen am 4 Dezember 2009 englisch Preistrager des Henry DeWolf Smyth Nuclear Statesman Award auf ans org der Website der American Nuclear Society gesehen am 4 Dezember 2009 englisch Normdaten Person GND 107492636 lobid OGND AKS LCCN n50053261 VIAF 92617644 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Smyth Henry De WolfALTERNATIVNAMEN Smyth Henry DeWolfKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Physiker Smyth Report und Botschafter der Vereinigten Staaten bei der IAEOGEBURTSDATUM 1 Mai 1898GEBURTSORT Clinton New YorkSTERBEDATUM 11 September 1986 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Henry De Wolf Smyth amp oldid 238510695