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Henning Cramer von Clausbruch 15 April 1584 in Goslar 12 Januar 1646 ebenda war ein Handelsherr Diplomat und von 1626 bis 1646 Burgermeister der freien Reichsstadt Goslar Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Aufstieg 1 2 Burgermeister im Dreissigjahrigen Krieg 1 3 Kontroverse um den Tod 2 Zentrale Schriftstucke von Henning Cramer von Clausbruch 3 Literatur 3 1 Quellen 3 2 Alte Drucke 3 3 ForschungsliteraturLeben BearbeitenHerkunft und Aufstieg Bearbeiten Henning Cramer wurde am 15 April 1584 als Sohn des Handelsherren Ruprecht Cramer und der Goslarer Ratsverwandtentochter Marie Meyer in Goslar geboren Sein Vater Ruprecht gehorte zu der ursprunglich aus Hattingen stammenden Kaufmannsfamilie Cramer die im Laufe des 16 Jahrhunderts in drei Familienlinien zu erheblichem Wohlstand gekommen war Ruprechts Onkel Heinrich Cramer ab 1571 Cramer von Clausbruch hatte sich erst in den Niederlanden und danach in Kursachsen niedergelassen und es durch Spekulationen und Unternehmertum zu einem der reichsten Handelsherren und Landbesitzer in Sachsen gebracht Heinrichs Bruder Dietrich auch 1571 nobilitiert hatte in Koln und den Niederlanden ein Handelshaus begrundet das in den Folgegenerationen auch in den norddeutschen Raum expandierte Ruprechts Vater war Schuhmachermeister in Koln gewesen Ruprecht und sein Bruder Hans stiegen allerdings in das Handelsgewerbe nach Beispiel ihrer Onkel ein Ruprecht war 1571 Burger der Reichsstadt geworden und hatte durch Engagement im Vitriolgeschaft den Aufstieg in die nobleren Goslarer Kreise geschafft Durch seinen ansteigenden Reichtum offnete er seiner Familie die Turen zu den Goslarer Ratskreisen Henning Cramer wurde durch eine kaufmannische Ausbildung auf die Ubernahme des vaterlichen Handelsgeschafts vorbereitet Eine fundierte Schulbildung erhielt er in Goslar an der Ratsschule und in Koln wo er 1591 93 wegen einer fiebrigen Erkrankung auf einer Reise mit dem Vater bei seinem Onkel Hans bleiben musste Zur weiteren Ausbildung wurde er 1599 zur sachsischen Verwandtschaft nach Leipzig geschickt um dort die Rechenschule zu besuchen und danach bei einem Seidenkramer in die Lehre zu gehen Nach seiner Ruckkehr nach Goslar 1607 arbeitete Henning Cramer zunachst als Faktor bei den Goslarer Handelsherren Neerhof und von Overbeck bevor er 1617 voll ins vaterliche Geschaft einstieg Mit seinen Brudern Hans und Heinrich bemuhte er sich um den Ausbau eines weitreichenden Montanhandels der aber wegen des Dreissigjahrigen Krieges einschlief Um der Familie Einfluss und Stimme in der Stadt zu sichern stieg Henning in die Ratspolitik ein wahrend seine Bruder sich nicht politisch betatigten Die Hochzeit mit der Burgermeistertochter Katharina Schluter am 12 Oktober 1610 ebnete ihm den Weg an die Stadtspitze Nachdem Henning 1620 zum Vormund der Worthgilde gewahlt worden war zog er am 24 November 1620 fur die Worth in den Rat ein Ab 1622 war er dann Tafelamtsherr In den in dieser Zeit aufkommenden Unruhen im Zuge der Munzverschlechterung kam ihm hier eine ambivalente Rolle zu Einerseits profitierten sein Bruder Hans und er an der Munzverschlechterung durch den Handel mit gutem Silber andrerseits musste Henning Cramer als Munzherr nach den Februarunruhen 1622 die schuldigen Kipper und Wipper bestrafen und eine Munzreform durchfuhren Nachweislich ging allerdings das Konzept auf und Cramer ging gestarkt aus den Unruhen hervor Burgermeister im Dreissigjahrigen Krieg Bearbeiten In der Folgezeit ubernahm er nach dem Tod Ruprechts 1625 das Familiengeschaft Im gleichen Jahr wurde Henning Cramer als Nachfolger des verstorbenen Konrad Meyer zum Burgermeister der geraden Jahre gewahlt Der Regierungsantritt Cramers 1626 war sogleich mit einer Kraftprobe mit Herzog Christian d J von Braunschweig Wolfenbuttel verbunden der im Marz zweimal versuchte Goslar gewaltsam einzunehmen Der erste Versuch am Morgen des 15 Marz war durch Zufall vereitelt worden In nachfolgenden Verhandlungen hatte sich Henning Cramer im Auftrag des Rates zu der kaiserlichen Partei gegen die Braunschweiger Herzoge bekannt Der Herzog musste unverrichteter Dinge abziehen Beim zweiten Uberfall am 25 Marz gelang es der einigen Burgerschaft die Soldner des Herzogs zuruckzuschlagen Henning Cramer verarbeitete diese Ereignisse in zwei Berichten die er 1633 zur Rechtfertigung seiner Politik niederschrieb In der Folge setzte Henning Cramer die Politik des Rates fort und hielt die Stadt bei der kaiserlichen Partei Es gelang den Vermittlern Tilly und Wallenstein zu Fursprechern fur die Sache des Rates und der Stadt zu gewinnen die beim Kaiser fur eine Revision des Riechenberger Vertrages eintreten sollten Letztlich gelang es zwar Henning Cramer durch seine diplomatische Reise nach Wien uber Gustrow und Aschaffenburg 1628 29 nicht eine endgultige Zusage des Kaisers in der Bergwerksfrage zu erhalten dennoch erzielte er fur sich durch Fursprache Tillys und Wallensteins personliche Vorteile Er wurde auf diplomatische Mission nach Ungarn geschickt erhielt den Adelstitel Cramer von Clausbruch und die Anwartschaft auf ein Ritterlehen in Werlaburgdorf Letzteres Lehen sollte fur Cramer durch solide Einnahmen aus Grundbesitz die kriegsbedingten Ausfalle im Fernhandel kompensieren Wieder zuruck in Goslar duldeten Henning Cramer und der Rat die Plane des Osnabrucker Bischofs Franz Wilhelms von Wartenbergs im Zuge der Restituierung der Kloster und Stifte eine hohere Jesuitenschule im Pfalzbezirk einzurichten die nach Planen Wartenbergs zu einer Universitat ausgebaut werden sollte Rat und Burgermeister unterstutzten sogar die Durchfuhrung in der Hoffnung dadurch nicht weitere Restitutionsmassnahmen im eigenen Machtbereich hinnehmen zu mussen und gleichzeitig die Macht der Braunschweiger Herzoge in den Goslarer Klostern zu brechen Ferner unterstutzen Henning Cramer und Rat Tilly bei der Belagerung Magdeburgs durch Waffen Gerate und Proviantlieferungen Als sich nach dem Sieg Gustav II Adolfs von Schweden bei Breitenfeld das Kriegsgluck gegen die Kaiserlichen wandte verblieben Henning Cramer und der Rat zuerst jedoch an der kaiserlichen Seite Durch Verhandlungen mit Wilhelm von Weimar und General Johann Baner hofften sie nachdem der Schutz der Reichsstadt durch Pappenheim nicht mehr realistisch erschien einen ertraglichen Accord fur die Stadt zu erreichen Die Stadttore wurden allerdings den Schweden von der verangstigten Burgerschaft in der Hoffnung auf Schonung geoffnet worauf eine Plunderung der Stadt folgte Henning Cramers kaiserliche Gesinnung wurde ihm in der Folgezeit zum Verhangnis Er sah sich immer wieder Repressalien ausgesetzt Baner liess ihn zur Erpressung von Kontributionen einkerkern Schliesslich erlitt Cramer einen Schwacheanfall musste aber dennoch einen Eid auf die schwedische Krone ableisten Nach Abzug der Hauptstreitmacht versuchte sich Cramer mit Ludwig von Anhalt uber eine ertragliche Besatzung zu einigen was jedoch von dem vor Ort eingesetzten Kommissar Daniel Muller weitgehend vereitelt wurde Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig Wolfenbuttel beschuldigte Cramer des Hochverrats und versuchte den unliebsamen Burgermeister ruhigzustellen Daraufhin sah sich Henning Cramer genotigt zu den Vorwurfen in seiner Schrift Exculpatio und Ehrenrettung Stellung zu nehmen Nach Abzug der schwedischen Besatzung am 22 Oktober 1632 kam es zu Verhandlungen des Rates mit dem kaiserlichen Offizier de Glehn in Wolfenbuttel Infolge dieser Kontakte wurden Beschuldigungen gegen Cramer von Clausbruch und den Rat laut sie hatten Hochverrat gegen den Konig von Schweden begangen Aufgrund dieser Vorwurfe musste Henning Cramer Goslar verlassen auch weil ein Haftbefehl gegen ihn erlassen worden war Zunachst floh er nach Hildesheim das kaiserlich besetzt war Von dort ging er nach Minden in der Hoffnung nach Koln zu seinen Verwandten weiterreisen zu konnen Damit verbunden war die Erwartung durch Johann Cramer von Clausbruch einen kurkolnischen Rat in den Lehenssachen weiterzukommen und die Vorwurfe abzuwehren Da die Kriegslage allerdings keine Weiterreise nach Koln zuliess wahlte Henning Cramer den Weg uber kurze Aufenthalte bei den Verwandten der rheinischen Linie in Bremen und Hamburg nach Lubeck Dort stand er durch Fursprache seines Schwagers Henning Schluter unter dem Schutz des Rates Seine Frau Katharina und sein Bruder Hans kamen nach Verratsverdacht vom 12 Marz 1634 nach Im Oktober 1634 reiste Henning Cramer mit seinem Burgermeisterkollegen wegen der Bergwerksrechte nach Wien da es wieder Geruchte um einen Friedensschluss gab Am 30 Oktober 1634 soll Henning Cramer dann nach Goslar zuruckgekehrt sein wo er aber wohl nicht lange blieb da er bereits am 29 11 von Lubeck aus Briefe schrieb 1635 kehrte Henning Cramer nach erneuter Wienreise wieder dauerhaft nach Goslar zuruck Nach einer Bestatigung der Expektanz auf das Lehen durch Ferdinand III am 1 September 1637 und dem Aussterben der Meinsinger am 23 September 1637 wurde dann am 15 Juni 1638 die Lehensurkunde fur Henning Cramer ausgestellt In den Folgejahren bemuhte sich der Belehnte in hohem Masse um die Bundelung seines Lehens Zwar musste er im Juni 1641 nochmal kurzzeitig vor den Schweden fliehen aber im Grunde blieb die Folgezeit ruhig Einige diplomatische Missionen brachten nur kurzfristige Erfolge fur die Stadt Das Fernziel die Revision des Riechenberger Vertrags wurde nicht erreicht Zunehmende gesundheitliche Probleme verbunden mit dem Arger wegen der Lehensangelegenheiten fuhrten zu einem Ruckzug aus der Reichspolitik Nach dem Tod seiner Frau Katharina heiratete Henning Cramer erneut Die Tochter des Liebenburger Amtmanns Elisabeth Prasuhn sollte die zerrutteten Finanzen sanieren und gleichzeitig die Verbindungen in das Hildesheimer Grosse Stift starken Zunehmende gesundheitliche Probleme eine Mischung aus tatsachlichen korperlichen Leiden und Melancholie fuhrten dann letztlich dazu dass Henning Cramer von Clausbruch am 12 Januar 1646 in seiner Kammer Suizid beging Kontroverse um den Tod Bearbeiten Der Suizid wurde von Seiten der Stadtmagistrate durch ein entsprechend ausgestelltes Instrumentum als Unfall getarnt Henning Cramer sei demnach beim Reinigen der Pistolen durch einen Querschlager getotet worden Die Aussagen des Instrumentums und der Leichenpredigt liegen allerdings so weit auseinander dass ein Suizid wahrscheinlicher erscheint Der Schein musste gewahrt bleiben So fand am 25 Januar 1646 eine herrschaftliche Trauerfeier und Bestattung in der Marktkirche mit der Predigt Simon Struves statt Zentrale Schriftstucke von Henning Cramer von Clausbruch BearbeitenStA Goslar CvC D 64 Bericht uber Goslar von Henning Cramer von Clausbruch 1633 StA Goslar B 05974 Bericht des Burgermeisters Henning Cramer von Clausbruch uber die Angriffe des Herzogs Christian von Braunschweig Luneburg und die schwedische Besatzung 1634 Cramer von Clausbruch H 1632 Exculpatio und Ehrenrettung Goslar Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten StA Goslar B 01185 Antiquitaten der Stadt Goslar gesammelt 1713 von Erwin von der Hardt StA Goslar B 02308 Mandat Ferdinands II an Friedrich Ulrich von Braunschweig Wolfenbuttel betr Klage der Stadt Goslar 1629 StA Goslar B 05830 Die Durchfuhrung des Restitutionsedikts in der Stadt Goslar und die Uberlassung der Kaiserpfalz an die Jesuiten 1629 1631 StA Goslar B 05958 Relatio des Herrn Landtdrosten zue osterode und des furstenthumbs Grubenhagens Werbung wegen I f G Hertzog Georgen Zue B und L an die Stadt Gosslar den 13 Decembris 1631 StA Goslar B 05960 Ratsverordnung uber Reisekostenerstattung an Henning Cramer von Clausbruch und Dr Franciscus Kleine 1629 StA Goslar B 05974 Bericht des Burgermeisters Henning Cramer von Clausbruch uber die Angriffe des Herzogs Christian von Braunschweig Luneburg und die schwedische Besatzung 1634 StA Goslar B 05976 Brief Henning Cramers an Burgermeister und Rat zu Goslar 1632 StA Goslar CvC D 62 Familienangelegenheiten 17 Jahrhundert StA Goslar CvC D 64 Bericht uber Goslar von Henning Cramer von Clausbruch 1633 StA Goslar CvC D 65 Familienangelegenheiten 17 Jahrhundert StA Goslar CvC D 69 Adelsbrief Kaiser Ferdinands II fur die Bruder Henning Hans und Heinrich Cramer 1629 StA Goslar CvC D 97 Hochzeitseinladung Abschrift von 1940 1643 Alte Drucke Bearbeiten Cramer von Clausbruch H 1632 Exculpatio und Ehrenrettung Goslar StA Goslar B124 80 Struve S 1642 Christliche Leichpredigt Bey der Leichenbestattung Der weyland Edlen Viel Ehr und Tugendreichen Frawen Catharinen Goslar HAB Wolfenbuttel J 15 Helmst 4 Struve S 1646 Leichpredigt Bey dem Volckreichen Begrabniss Des Weyland Ed len vesten und hochwei sen Herrn Henningk Kramern von Clausbrugk Goslar HAB Wolfenbuttel J 15 4 Helmst 5 Forschungsliteratur Bearbeiten Brinkmann C C 2011 Henning Cramer von Clausbruch Burgermeister im Dreissigjahrigen Krieg Bachelorarbeit im Fach Geschichte an der Georg August Universitat Gottingen Gottingen MS Crusius E 1842 Geschichte der Stadt Goslar Osterode Gidion H 1951 Henning Cramers von Clausbruch Versuch einer Ehrenrettung in Harz Zeitschrift 3 1 58 Gidion H 1952 Magister Hans Nendorf in Bruchmann K G Spier H Hgg Frolich Festschrift Karl Frolich zur Vollendung des 75 Lebensjahres am 14 April 1952 Beitrage zur Geschichte der Stadt Goslar 13 Goslar 127 154 Gidion H 1954 Die Exculpatio Henning Cramers von Clausbruch in Harz Zeitschrift 5 6 57 63 Hans Gidion Cramer Henning In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 393 Digitalisat Gottschalk W 1999 Chronik der Stadt Goslar 919 1919 Bd 1 Goslar Griep H G Hg 1994 Die Brandeschronik Goslar Holscher U 1907 Henning Cramer von Clausbruch Burgermeister der Stadt Goslar 1626 1646 in Zeitschrift des Harz Vereins 40 2 52 Holscher U 1908 Geschichte der Familie Cramer von Clausbruch Die erste Generation Die zweite Generation Die dritte Generation Belege zu dem Stammbaum der neueren Familie bis 1900 Goslar MS Kelichhaus S 2003 Goslar um 1600 Gottinger Forschungen zur Landesgeschichte 6 Bielefeld Kelichhaus S 2005 Goslar in der Zeit zwischen Riechenberger Vertrag und Dreissigjah rigem Krieg 1552 1626 in Engelke H Hg Goslar von der Reformation zur Revolution Vortrage beim Geschichtsverein Beitrage zur Geschichte der Stadt Goslar 53 Bielefeld 27 44 Kloppenburg H 1906 Die Jesuiten in Goslar in Zeitschrift des Harz Vereins 39 137 166 Wieries R 1915 Eine Gesandtschaft der Reichsstadt Goslar an Wallenstein nach Aschersleben im Jahre 1626 in Zeitschrift des Harz Vereins 48 56 61 Normdaten Person GND 121351769 lobid OGND AKS VIAF 69782351 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cramer von Clausbruch HenningALTERNATIVNAMEN Kramer Henning Kramer von Claussbruch HenningKURZBESCHREIBUNG deutscher Handelsherr Diplomat und Burgermeister von GoslarGEBURTSDATUM 15 April 1584GEBURTSORT GoslarSTERBEDATUM 12 Januar 1646STERBEORT Goslar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Henning Cramer von Clausbruch amp oldid 238103723