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Die Helvetia Eystettensis war im 19 Jahrhundert eine farbentragende Auslandssektion des Schweizerischen Studentenvereins am Bischoflichen Lyzeum Eichstatt Bayern Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die erste Helvetia Eystettensis 1864 1867 1 2 Die zweite Helvetia Eystettensis 1872 1891 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAm 1843 gegrundeten Eichstatter Lyzeum gab es eine Philosophische Abteilung die auch naturwissenschaftliche Facher beinhaltete sowie eine Theologische Abteilung Die Lehranstalt wurde von Anfang an auch von Auslandern besucht ab 1848 auch von katholischen Studenten der Schweiz die in ihrer Heimat bis 1890 keine katholisch theologische Fakultat vorfanden und sich vor allem von dem guten wissenschaftlichen Ruf der Eichstatter Professoren insbesondere der Philosophielehrenden und ihrer kirchlich konservativen romtreuen Einstellung anlocken liessen Der Zuzug insbesondere aus den katholischen Urkantonen der Schweiz erlebte in den Jahren des Kulturkampfs seinen Hohepunkt ebbte ab 1890 fast schlagartig ab und lief 1912 aus Von den etwa 320 Schweizern organisierten sich etwa 200 in der Helvetia Eystettensis Die erste Helvetia Eystettensis 1864 1867 Bearbeiten Sie wurde am 2 Februar 1864 durch den Philosophiestudenten und spateren sanktgallischen Kanoniker August Popp aus Bischofszell TG als Sektion des Schweizerischen Studentenvereins gegrundet Von Anfang an wurde auf die wissenschaftliche Betatigung der Mitglieder mittels Vortrage und eingereichter Sektionsarbeiten grosser Wert gelegt dadurch gelang es bald das Wohlwollen der Eichstatter Lyzealprofessoren zu gewinnen die ab 1865 66 als Ehrengaste am Leben der Sektion intensiv Anteil nahmen Der Starkung des patriotischen Gedankens diente das eigene Liedgut ebenso wie die umfangreiche Korrespondenz mit befreundeten Sektionen des Schweizerischen Studentenvereins Die Sektionsstarke erreichte in dieser ersten Phase im Studienjahr 1866 67 mit 14 Mitgliedern ihren Hochststand Diese wohnten mehrheitlich als Externe bei Familien in der Stadt die ubrigen als Interne im Bischoflichen Seminar am Jesuitenplatz dem Collegium Willibaldinum Neben den wissenschaftlichen Sitzungen gab es die ublichen studentischen Festlichkeiten wie Kneipen und gemeinsame Unternehmungen in die Gegend Neumitglieder nahm man als Kandidaten auf wahrend befreundete Nichtschweizer als Konkneipanten oder Auditores benevoli an den Veranstaltungen teilnehmen konnten Ab dem Studienjahr 1867 68 rekonstituierte sich die Eichstatter Sektion funf Jahre lang nicht mehr da der Zuzug aus der Schweiz nach Eichstatt zu gering geworden war Die zweite Helvetia Eystettensis 1872 1891 Bearbeiten Die Wiedergrundung erfolgte durch sieben Studenten die zuvor das Bischofliche Knabenseminar St Georgen in St Gallen besucht hatten In dieser zweiten Bestandsphase erlebte die Sektion mit wenigen Ausnahmen Jahr fur Jahr kraftigen Zuwachs insbesondere von Externen die das Sektionsleben massgeblich gestalteten die Mitgliederzahl schwankte zwischen 20 und 30 Man pflegte Kontakte zu den anderen Eichstatter Vereinen insbesondere zum Katholischen Gesellenverein in dessen Saal man Theater spielte und grossere Festlichkeiten abhielt Mittels einer Verlosung schaffte man sich eine Vereinsfahne an die am 22 Mai 1877 in der Seminarkirche Schutzengelkirche geweiht wurde Mit ihr konnte man standesgemass an der alljahrlichen Fronleichnamsprozession teilnehmen und bei anderen Gelegenheiten in der Offentlichkeit reprasentativ auftreten Die zwolf Jahre von 1877 78 an konnen als die Blutezeit der Eichstatter Sektion bezeichnet werden In dieser Phase erfolgte eine starke Anlehnung an das deutsche Korporationsstudententum und dessen Brauche Im Wintersemester 1877 78 legte sich die Eichstatter Sektion die Bezeichnung Helvetia Eystettensis zu und siegelte ab sofort das Sektionsschrifttum Die Selbstorganisation wurde verfeinert indem fur die unterschiedlichen Mitgliedsgruppen gesonderte Conventsformen eingefuhrt wurden Auch ubernahm man den deutschen Biercomment und legte sich die traditionelle studentische Tracht den Wichs zu Das wissenschaftliche Sektionsleben trat etwas in den Hintergrund die entsprechenden Sitzungen wurden von ihrer Zahl her reduziert 1884 spendete der Kaufmanns und Verlegersohn und spatere Unbeschuhte Karmelit und Missionsbischof Adelrich Benziger aus Einsiedeln einen runden Tisch zur Ausschmuckung des immer wieder wechselnden Kneiplokals der versehen mit dem Zirkel des Schweizerischen Studentenvereins und den Biernamen der Sektionsmitglieder heute im Bischoflichen Seminar steht 1884 85 studierte der spatere erste Professor fur Schweizer Geschichte der Universitat Freiburg im Uechtland Albert Buchi in Eichstatt und verfasste mit zwei anderen Sektionsmitgliedern eine Sektionsgeschichte die mit Erganzungen 1889 gedruckt wurde 1888 weilte der spatere bekannte Schweizer Dichter Heinrich Federer einige Monate bei der Eichstatter Sektion bis er wegen seines Asthmas Eichstatt wieder verlassen musste Ausgerechnet im Jahr des 25 jahrigen Bestandsjubilaums 1889 war der Mitgliederbestand der Sektion auf nur acht Mitglieder abgesunken Dennoch feierte man das Jubilaum im Juni 1889 im grossen Stil d h mit den im deutschen Korporationswesen ublichen Elementen wie Begrussungsabend Festgottesdienst Festbankett Festzug Grabergang Kommers und abschliessendem Gartenfest Auch danach blieb die Sektion klein da mit der Grundung der Universitat Fribourg fur katholische Schweizer Studenten immer weniger die Notwendigkeit bestand zum Studium ins Ausland zu gehen Als letztes Stiftungsfest feierte man das 27 im Sommersemester 1891 Danach riss das Sektionsleben durch Abreise der Mitglieder offensichtlich abrupt ab zumindest fand die bis dahin anhaltende sorgfaltige Protokollierung von Sitzungen und Veranstaltungen ein jahes Ende Ab dem Studienjahr 1891 92 rekonstituierte sich die Sektion nicht mehr Im Gesamtverein galt sie von 1892 bis 1894 als suspendiert und ab 1895 als sistiert und damit bis auf weiteres nicht mehr existierend Noch weit ins 20 Jahrhundert hinein fand die Sektion insbesondere in Nachrufen auf ihre Mitglieder Geistliche Arzte Lehrer Juristen Publizisten u a m vielfach lobende Erwahnung als eine Vereinigung die im Ausland mit Erfolg ein Stuck Heimat war Das Vereinsschrifttum das in einer Archivkiste verwahrt wurde befindet sich heute in der Abteilung Historische Bestande der Universitatsbibliothek Eichstatt Ingolstadt 1 Die Vereinsfahne soll in die Schweiz gelangt sein Einige Fotomontagen mit den Sektionsmitgliedern und Ehrengasten von 1887 sind ebenfalls im Priesterseminar Eichstatt verblieben und konnen dort betrachtet werden Literatur BearbeitenDiverse Sektionsberichte in den Monat Rosen der Zeitschrift des Schweizerischen Studentenvereins ZDB ID 537821 7 Erinnerung an das 25 jahrige Jubilaum der Helvetia Eystettensis gefeiert zu Eichstatt am 4 5 und 6 Juni 1889 Eichstatt 1889 Digitalisat Siegfried Schieweck Mauk unvergessliche Jahre Schweizer Studenten am bischoflichen Lyzeum Eichstatt 1848 1912 Abhandlungen zum Studenten und Hochschulwesen hg von der Gemeinschaft fur deutsche Studentengeschichte e V Bd 15 Koln SH Verlag 2007 ISBN 978 3 89498 174 7Einzelnachweise Bearbeiten VA 8 Helvetia Eystettensis In Kalliope Verbundkatalog fur Archiv und archivahnliche Bestande und nationales Nachweisinstrument fur Nachlasse und Autographen Abgerufen am 30 April 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helvetia Eystettensis amp oldid 222519520