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Heinrich Wittenwiler ist der Verfasser einer spatmittelalterlichen satirisch didaktischen Reimdichtung die er Der Ring betitelte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Biographische Spuren 1 2 Zusammenhange der Lebenszeugnisse 2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHeinrich Wittenwiler von dem nur wenige Lebensdaten bekannt sind ist wahrscheinlich mit dem Ende des 14 Jahrhunderts als adeliger Advokat und Hofmeister am Hof des Bischofs von Konstanz lebenden Heinrich von Wittenwile identisch Die Zeit in der er lebte war einerseits von den innerstadtischen Auseinandersetzungen zwischen Patriziat und Zunften und andererseits von den Kriegen zwischen den Herzogen von Osterreich mit ihren adeligen Verbundeten gegen die Eidgenossen gepragt Auch die Datierung des Rings welcher nur in einer einzigen Handschrift der Meininger Handschrift uberliefert wurde ist nicht eindeutig Sie variiert zwischen 1370 71 und der Zeit des Konstanzer Konzils 1414 18 scheint aber um 1408 10 im Umfeld des Konstanzer Bischofs Albrecht Blarer am plausibelsten Trotz der wenigen Belege und der anfangs schleppenden Rezeption des Rings gilt der Autor heute neben Oswald von Wolkenstein und Johannes von Tepl als einer der bedeutendsten deutschen Dichter des Spatmittelalters Biographische Spuren Bearbeiten Die Kenntnis zur Person stutzt sich auf insgesamt sechs Belegstellen darunter Urkunden aus den Jahren 1387 1389 und 1395 Des Weiteren liegen ein Eintrag im Konstanzer Ratsbuch von 1390 und zwei undatierte Belege vor Zu den undatierten Belegen zahlen zum einen die Selbstnennung im Ring und seine Aufnahme ins Wurmsbacher Totenbuch 1 Nennung Am 30 November 1387 erscheint in einer Urkunde ein maister Hainrich von Wittenwile in Konstanz als Zeuge Graf Heinrichs von Montfort zu Tettnang im Streit gegen den Abt von St Gallen Kuno von Stoffeln Er wird unter anderem neben dem Konstanzer Dompropst und spateren Bischof Burkhard von Hewen 1 sowie einem Chorherrn und einem Ritter genannt Nachdem Heinrich Wittenwiler den magister Titel der Titel maister ist als deutsche Entsprechung des lateinischen magister zu verstehen tragt ist davon auszugehen dass er studiert hat Vermutungen gehen vom Studienort Bologna aus Zudem lasst seine Nennung an letzter Stelle darauf schliessen dass er allenfalls niedere kirchliche Weihen empfangen hat und somit auch nicht zur Ehelosigkeit verpflichtet war Dieses Detail wird in Hinsicht auf die Ehedebatte in seinem Ring wichtig E C Lutz nimmt weiters an dass er bereits 1387 als Jurist am bischoflichen Hof in Konstanz tatig war jedenfalls aber dem osterreichischen Adel nahestand 2 Nennung In einer Urkunde uber die Entscheidung eines Schiedsgerichts am 29 Mai 1389 tritt Heinrich Wittenwiler als gewahlter Schiedsmann einer Partei zum zweiten Mal auf Tituliert wird er hierbei als der ersamen herren hern Hainrich von Wittenwille nicht magister wie in den anderen Zeugnissen Auch hier wird er nicht Burger genannt was die Vermutung stutzt dass er zu diesem Zeitpunkt schon dem bischoflichen Hof angehorte 3 Nennung Die dritte Erwahnung seiner Person findet sich in einem Eintrag des Konstanzer Ratsbuches von 1390 Ohne ein genaues Datum zu wissen verstiess Wittenwiler gegen die offentliche Ordnung Item maister Hainrich Witwile Hat ein messer gezuckt un wult hern Hansen den Zoller gestochen haben Trotz der abweichenden Schreibung geht Lutz davon aus dass es sich um dieselbe Person handelt 4 Nennung Die Urkunde vom 16 Marz 1395 gibt genaue Auskunft uber Wittenwilers Stellung am bischoflichen Hof Des wolgelerten Maister hainrichen von Wittenwil aduocatus des hoffes Costentz Er wird hier als erster unter funf Zeugen angefuhrt was auf seine Stellung als Hofadvokat hinweist die das Fehlen einer Priesterweihe offenbar mehr als nur ausgleicht 5 Nennung Unter dem Datum des 29 Juli jedoch ohne Jahreszahl vermerkt das Totenbuch der Zisterzienserinnen in Wurmsbach bei Rapperswil eine Jahrzeitstiftung durch Meister Heinrich von Wittenwil hoffmeister zuo Kostenz Demnach ware Heinrich Wittenwiler vom bischoflichen Gericht an die Spitze der Verwaltung der Konstanzer Kurie und des Hochstifts ubergewechselt 6 Nennung Die letzte namentliche Erwahnung Heinrich Wittenwilers steht in seinem einzigen Werk dem Ring in seinem Prolog Vers 52 sprach Hainreich Wittenweilar Die bairische Verfremdung seines Namens ist nicht nur eine Spielerei seitens des Autors sondern kundigt an was kommen soll und in der bairischen Durchwirkung der Sprache allgegenwartig bleibt die osterreichische Gesinnung die Wittenwiler mit dem Adel des Bodenseegebietes und dessen Parteigangern verbindet und die Usurpationsgeluste der gpauren die selbst vor der Sprache der alten Eliten nicht Halt machen 2 Zusammenhange der Lebenszeugnisse Bearbeiten Heinrich Wittenwiler hat den Zeugnissen nach zu urteilen wahrscheinlich in Oberitalien Bologna die Rechte studiert und kehrt mit dem magister Grad wieder in seine Heimat Diozese Konstanz zuruck wo er 1387 erstmals in der Umgebung der Kurie zu finden ist Schon hier erscheint er zusammen mit dem Dompropst Burkhard von Hewen und steht nach dessen Erhebung zum Bischof 1388 vielleicht schon 1389 sicher ab 1395 in seinem Dienst Zu diesem Zeitpunkt ist Heinrich Wittenwiler advocatus curie und gehort zu den hochsten Beamten der bischoflichen Justizbehorde Spater es ist nicht genau bekannt wann tritt er als Hofmeister an die Spitze der Verwaltung der bischoflichen Kurie Die Urkunde von 1395 belegt dass er die Priesterweihe nicht erhalten hat und somit vielleicht verheiratet war Zugleich hat er die Sonderstellung des Klerikers besitzt als Beamter des Bischofs das Burgerrecht nicht und geniesst die Exemtion des Hofes vom stadtischen Gericht 3 Er hatte also eine angesehene Position inne und war bei den Kampfen mit den Eidgenossen eindeutig auf Seiten der den Landmannern verfeindeten Partei Daruber hinaus ist der Advokat Heinrich Wittenwiler die einzige uns bekannte historische Personlichkeit dieses Namens die nicht nur zur passenden Zeit und am passenden Ort lebte sondern die vor allem uber eine fur das Werk Der Ring notwendige Bildung zu verfugen schien und oder uber den Zugang zu einer ausreichend grossen Bibliothek der bischoflichen am Konstanzer Hof verfugte Sein personliches Umfeld betrachtend zeigt sich eine feste Einbindung in die Partei des Adels Er gehorte den Kraften an die an der Erhaltung und weiteren Stabilisierung der politischen und sozialen Verhaltnisse im Bodenseeraum interessiert waren Sie sind weiters auch osterreichisch und deshalb zeitweilig auch klementistisch orientiert Neben den gewaltigen Verluste der Herrschenden an Macht Land und Leuten an Einkunften politischem Einfluss und Ansehen pragten die Appenzellerkriege von 1401 bis 1429 zwischen dem Furstabt von St Gallen und den Gemeinden des Appenzellerlandes die Entstehungszeit des Rings nachhaltig Werk BearbeitenHeinrich Wittenwilers Werk Der Ring ist ein satirischer Bauernschwank 4 bestehend aus 9699 Reimpaarversen Die Datierung des Werk ist umstritten Am plausibelsten erscheint ein Datum zwischen 1408 und 1410 im Umfeld des Konstanzer Bischofs Albrecht Plarer 5 Die zahlreichen in die komisch satirische Handlung eingebetteten Lehren vermitteln Kenntnisse und Verhaltensweisen des praktischen Lebens aus den unterschiedlichsten Bereichen Das Gerust der Handlung entnimmt Wittenwiler einem Bauernhochzeitsschwank des 14 Jahrhunderts der in zwei Fassungen uberliefert ist Meier Betz und Metzen hochzit wobei diese dem Ring naher steht als Meier Betz Der Ring gliedert sich in einen Prolog v 1 54 und in drei unterschiedlich lange Teile wobei der erste Teil v 55 2622 das Werben der Hauptfigur Bertschi Triefnas um Matzli Ruerenzumph beinhaltet und der zweite Teil v 2623 6457 die Belehrungen und die Hochzeit der beiden Im dritten Teil v 6458 9699 artet das Hochzeitsmahl in einen Weltkrieg aus in welchem Bertschis Dorf Lappenhausen vernichtet wird und dessen Bewohner und Bertschis Frau den Tod finden Bertschi uberlebt als einziger und zieht sich aus Kummer uber den Verlust seiner Frau als Einsiedler in den Schwarzwald zuruck Eine Besonderheit des Textes besteht darin dass Wittenwiler ihn am linken Rand und z T auch innerhalb der Verse mit senkrechten grunen und roten Linien markiert hat die der Forschung nach wie vor betrachtliche Schwierigkeiten bereiten Er selbst sagt dazu Die rot Linie die ist dem ernst gemain die gruen ertzaigt uns torpelleben Verse 40 41 Literatur BearbeitenJurgen Babendreier Studien zur Erzahlweise in Heinrich Wittenwilers Ring Dissertation Kiel 1973 Hans Jurgen Bachorski Irrsinn und Kolportage Studien zum Ring zum Lalebuch und zur Geschichtklitterung Trier 2006 wvt LIR Band 39 Marinus A van den Broek Sprichwort und Redensart in Heinrich Wittenwilers Ring In Proverbium 14 1997 Seite 23 57 Horst Brunner Hrsg u Ubers Heinrich Wittenwiler Der Ring Fruhneuhochdeutsch Neuhochdeutsch Reclam Stuttgart 1991 1999 Reclam Universal Bibliothek Band 8749 Horst Brunner Wittenwiler Heinrich In Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon Band 10 2 Aufl Berlin New York 1999 Spalten 1281 1289 Ch Gruchot Heinrich Wittenwiler s Ring Konzept und Konstruktion eines Lehrbuches Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 475 Kummerle Verlag Goppingen 1987 Eckart Conrad Lutz Spiritualis Fornicatio Heinrich Wittenwiler seine Welt und sein Ring Sigmaringen 1990 Konstanzer Geschichts und Rechtsquellen N F der Konstanzer Stadtrechtsquellen Band XXXII ISBN 3 7995 6832 8 Rezension von Klaus Graf Thomas Neukirchen Am Nullpunkt der Literatur Heinrich Wittenwilers Ring und die Tradition der Literaturverachtung In Euphorion 104 2010 S 247 266 Ortrun Riha Die Forschung zu Heinrich Wittenwilers Ring 1851 1988 Wurzburg 1990 Wurzburger Beitrage zur deutschen Philologie Band 4 Barbara Schmid Ein Fest fur Frau Welt Heinrich Wittenwilers Versroman Der Ring und seine Lehren fur den Adel am Bodensee in Vom Bodensee nach Bischofszell Alltag und Wirtschaft im 15 Jahrhundert hrsg von Silvia 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Vermittlungsverfahren in Heinrich Wittenwilers Ring 5 August 2013 qucosa de abgerufen am 23 September 2020 naheres dazu in Horst Brunners Ring Ausgabe Stuttgart 1991 S 658 ff Normdaten Person GND 118634267 lobid OGND AKS LCCN n50048489 VIAF 79038600 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wittenwiler HeinrichKURZBESCHREIBUNG Verfasser einer spatmittelalterlichen satirisch didaktischen ReimdichtungGEBURTSDATUM 15 JahrhundertSTERBEDATUM 15 Jahrhundert oder 16 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Wittenwiler amp oldid 232426565