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Heinrich Schule 24 August 1840 in Freiburg im Breisgau 9 Dezember 1916 in Achern war ein deutscher Psychiater und langjahriger Direktor der Heil und Pflegeanstalt Illenau Er gilt als Pionier der badischen Anstaltspsychiatrie und neben Richard von Krafft Ebing als letzter wichtiger Vertreter der Illenauer Schule der Anstaltspsychiatrie Heinrich Schule Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchule studierte Medizin in Freiburg und Wien Er arbeitete zwei Jahre als Assistent des Gynakologen Otto Spiegelberg und befreundete sich mit Adolf Kussmaul Nach dem Staatsexamen wurde er 1863 Hilfsarzt in Illenau bei Christian Friedrich Wilhelm Roller und dessen Stellvertreter Karl Hergt Hier arbeitete er mit Jean Paul Hasse Ludwig Kirn 1839 1899 und Bernhard von Gudden zusammen vor allem verband ihn eine lebenslange Freundschaft mit Richard von Krafft Ebing Er wurde 1873 in Freiburg promoviert und entwarf noch im selben Jahr die Plane zum Bau der psychiatrischen Klinik in Heidelberg Er beriet die badische Landesregierung auch bei den weiteren Anstaltsneubauten Badens in Freiburg Emmendingen Wiesloch und Konstanz Schule erhielt im Laufe seiner Karriere verschiedene Rufe an andere Universitaten und Anstalten darunter die Universitat Zurich die Philipps Universitat Marburg und die Albert Ludwigs Universitat Freiburg die er allesamt ablehnte um in Illenau weiter als Anstaltsarzt zu arbeiten In Illenau wurde er zunachst leitender Arzt der Heilabteilung Unter dem Direktor Karl Hergt arbeitete er als II Arzt und dessen Stellvertreter Nach Hergts Tod wurde er am 11 Januar 1890 schliesslich Direktor Schule organisierte einen umfassenden Umbau der Anstalt die von 440 auf 700 Platze erweitert wurde und histologische psychophysische und serologische Laboratorien erhielt Mit wachsendem wissenschaftlichen Renommee wurde er zu Konsultationen ins In und Ausland gerufen wahrend sich auch prominente Patienten in Illenau behandeln liessen Er trat auch in vielen Prozessen als Gutachter auf etwa im Aufsehen erregenden Fall des Paul Hegelmaier Ab 1879 war Schule Mitredakteur der Allgemeinen Zeitschrift fur Psychiatrie und ab 1884 Vorstandsmitglied im Verein der deutschen Irrenarzte Er wurde 1878 zum Medizinalrat 1880 zum geheimen Hofrat 1892 zum Geheimrat III Klasse und 1899 II Klasse ernannt Werk Bearbeiten nbsp Handbuch der Geisteskrankheiten 1878 Schule veroffentlichte eine Reihe von Zeitschriftenaufsatzen und Monografien Er arbeitete zunachst zum Delirium Acutum und zur Paralyse Er fuhrte histologische Untersuchungen an Gehirnen Geisteskranker durch und befasste sich spater besonders mit der Frage der Erblichkeit der Geisteskrankheiten Besonders bekannt wurde sein 1878 erstmals veroffentlichtes Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie der Geisteskrankheiten in welchem er Psychosen bei organo psychischer Formung der Symptome Psychoneurosen von den Psychosen auf der Grundlage defekter organo psychischer Anlage degeneratives Gehirnleben unterschied Damit wurde er zu einem der weltweit bekanntesten Kliniker seiner Zeit In seinem Ansatz legte Schule bereits einen besonderen Akzent auf das Problem der Erblichkeit das er im Sinne der Degenerationslehre auffasste Geisteskrankheiten sind Himkrankheiten aber sie sind mehr als das Die psychischen Phanomene beanspruchen als die Eigenart der psychiatrischen Disciplin ihre besondere und eingehende Wurdigung und zwar nicht nur fur sich sondern in steter wenn auch erst elementarer Ruckbeziehung auf die Zustandsveranderungen der jeweiligen korperlichen Hirnaffection Ueber dieser Analyse bleibt aber auch die Synthese stets zu beachten die Erfassung des Individuums nicht allein als eines Hirnkranken sondern als einer eigenen geistigen Person Dadurch gewinnt die Anthropologie ihre gerechte Berucksichtigung Weil das Individuum nicht eine isolirte Erscheinung ist sondern die Bedingungen seiner seelischen Grundlage aus seiner Ascendenz bezieht so sind die Hereditatsergebnisse fur alle vertiefenden Ruckschlusse vom psychischen Symptom auf die neurotische Grundlage erst unter massgebender Einrechnung jener ausfuhrbar Wir durfen das geisteskranke Individuum nicht fur sich allein sondern nur in der Kette seiner Abstammung erfassen Heinrich Schule Handbuch der Geisteskrankheiten 1 Karl Jaspers rechnete ihn allerdings zu den Schilderern nicht den Analytikern unter den Psychiatern Schule schreibt mit einem gewissen Pathos dem Pathos der Bildung und dem Pathos der heilenden Personlichkeit des Arztes Seine bilderreiche Sprache ist mit philosophischen Bemerkungen durchsetzt Er liebt gewahlte Fremdworte und er ubersetzt seine Meinungen gerne in komplizierte begriffliche Symbole Auf Grund einer ausserordentlichen Erfahrung im taglichen Verkehr mit den Kranken gibt er eine sich in Details liebevoll versenkende Schilderung symptomatologischer Krankheitsbilder stellt nicht nur Typen auf sondern eine Fulle von Nuancen Variationen Ubergangen Karl Jaspers Allgemeine Psychopathologie 2 Schriften BearbeitenDie Dysphrenia neuralgica Eine klinische Abhandlung Nach Beobachtungen an weiblichen Kranken bearbeitet von Heinrich Schuele Chr Fr Muller Carlsruhe 1867 Sectionsergebnisse bei Geisteskranken nebst Krankengeschichten und Epikrisen Duncker amp Humblot Leipzig 1874 Beitrage zur Kenntniss der Paralyse Zur Feier des vierzigjahrigen Dienstjubilaums des Dr Hergt Reimer Berlin um 1875 Handbuch der Geisteskrankheiten Ziemssens Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie Band 16 Vogel Leipzig 1 Aufl 1878 2 Aufl 1880 3 vollst umgearb Aufl 1886 unter dem Titel Klinische Psychiatrie specielle Pathologie und Therapie der Geisteskrankheiten Festschrift zur Feier des funfzigjahrigen Jubilaums der Anstalt Illenau Winter Heidelberg 1892 Jahrbucher fur Psychiatrie und Neurologie Festschrift Herrn Hofrath Professor Dr Richard Freiherrn von Krafft Ebing zur Feier Statistische Ergebnisse aus 100 Fallen von progressiver Paralyse Gesammelt in der Anstalt Illenau Heinrich Schule S 18 34 Franz Deuticke Leipzig und Wien 1902 Uber die Frage des Heiratens von fruher Geisteskranken Hirzel Reimer Leipzig Berlin 1904 Vortrag gehalten auf der Jahresversammlung der deutschen Psychiater in Gottingen am 26 April 1904 Hirzel Leipzig 1904 Geisteskrankheit und Ehe Anlegung der statistischen Tabellen uber Erblichkeit klinische und biologische Fragestellung genealogische Stammbaume von 20 zyklischen Geisteskranken mit Tabelle Vorschlage zur Prophylaxe erweiterter Vortrag fur die Versammlung der Deutschen Irrenarzte in Dresden am 28 April 1905 Reimer Berlin 1905 Literatur BearbeitenMax Fischer Heinrich Schule 1840 1916 In Theodor Kirchhoff Hrsg Deutsche Irrenarzte Band 1 Berlin 1924 S 184 ff Franz Kohl Heinrich Schule 1840 1916 Psychiatrischer Forscher Lehrbuchautor und Pionier der badischen Anstaltspsychiatrie In Gerhardt Nissen Frank Badura Hrsg Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft fur Geschichte der Nervenheilkunde Band 7 Wurzburg 2001 S 103 114 Weblinks BearbeitenIllenau Arkaden MuseumEinzelnachweise Bearbeiten Heinrich Schule Handbuch der Geisteskrankheiten Leipzig 1878 S 3f Karl Jaspers Allgemeine Psychopathologie 3 Aufl Berlin 1923 S 445Normdaten Person GND 117130583 lobid OGND AKS LCCN no96011040 VIAF 59233911 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schule HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Psychiater und langjahriger Direktor der Heil und Pflegeanstalt IllenauGEBURTSDATUM 24 August 1840GEBURTSORT Freiburg im BreisgauSTERBEDATUM 9 Dezember 1916STERBEORT Achern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Schule Mediziner amp oldid 232055649