www.wikidata.de-de.nina.az
Als Heimkehr des Gatten wird ein Erzahltyp Aarne Thompson Uther 974 bezeichnet in dessen Mittelpunkt die unverhoffte Wiederkehr des verschollenen Gatten steht der oft auf wunderbare Weise aus der Fremde zuruckkehrt sich identifizieren und die Hochzeit der Frau mit einem anderen abwenden kann Sowohl in der so genannten Volksuberlieferung als auch in der Weltliteratur ist dieser Stoff vor allem ausgehend von der Heimkehr des Odysseus Homer Odyssee 23 ausserordentlich verbreitet Uvo Holscher sieht darin ein uraltes Weltmarchen 1 Dieses Erzahlungsschema schrieb Ivan Tolstoi begegnet uns sowohl in Zaubermarchen als auch in Legenden novellistischen Charakters bald in der Form einer prosaischen Erzahlung bald in Liedform in einfachen volkstumlichen Gattungen und zugleich in literarischen Kunstwerken 2 Fur das Erzahlschema hat sich vor allem beeinflusst durch die Arbeiten von Albert B Lord und John M Foley auch der Begriff Return Song etabliert Inhaltsverzeichnis 1 Beispiele 1 1 Darstellung bei Schambach Muller 1 2 Zum Ringmotiv 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBeispiele BearbeitenCaesarius von Heisterbach Exempel VIII 59 Ballade vom Moringer modern erstmals abgedruckt 1794 Boccaccio Decamerone Tag 10 9 Geschichte Saladin wird als Kaufmann verkleidet von Messer Torello freigebig bewirtet Der Kreuzzug findet statt Messer Torello verlangt von seiner Gattin eine Frist vor deren Ablauf sie sich nicht wieder vermahlen soll Er gerat in Gefangenschaft Dadurch dass er Falken abrichtet hort der Sultan von ihm der ihn wiedererkennt und ihm nachdem er sich ebenfalls zu erkennen gegeben hat die hochsten Ehren antut Messer Torello erkrankt und wird durch magische Kunste im Laufe einer Nacht nach Pavia versetzt wo eben die Hochzeit seiner Gattin gefeiert wird Er wird von ihr wiedererkannt und kehrt mit ihr nach Hause zuruck 3 Geschichte vom Nebelmannle von Bodman Bruder Grimm Deutsche Sagen Nr 444 Carls Heimkehr aus Ungerland 4 nach Jans der Enikel Darstellung bei Schambach Muller Bearbeiten In ihren 1855 publizierten Niedersachsischen Sagen gaben Georg Schambach und Wilhelm Muller eine Darstellung des Stoffs deren mythologisierende Spekulationen zwar heute unbrauchbar sind die aber einige wichtige Zeugnisse bundig zusammenfasst Auszug II Die Fahrt in den Osten Mehrere deutsche Sagen berichten von einem Helden der lange Zeit in einem fernen Lande gewohnlich im Oriente weilt Seine zuruckgelassene Gattin halt ihn fur todt und will sich schon mit einem Andern vermahlen da kehrt der todt geglaubte Gemahl auf eine wunderbare Art schnell zuruck und gibt sich ihr als lebend zu erkennen Unter den Sagen welche hierher gehoren nimmt die bekannte von Heinrich dem Lowen deren Quellen zuletzt Godeke in seinem Reinfried von Braunschweig S 75 besprochen hat wegen ihrer Vollstandigkeit die erste Stelle ein Wir theilen sie nach dem in Massmanns Denkmalern S 122 gedruckten alten Gedichte von Michel Wyssenhere mit das freilich nur ganz allgemein von einem Fursten von Braunschweig nicht von Heinrich dem Lowen spricht Diesem Fursten traumte einst dass er das heilige Grab besuchen solle Vergebens sucht ihn seine Gemahlin von diesem Unternehmen abzubringen Er nimmt von ihr Abschied und lasst ihr zum Andenken die Halfte seines Ringes Nach vielen Abenteuern in dem fernen Oriente die wir hier ubergehn kommt er unter das wutende Heer wo die bosen Geister ihre Wohnung haben Einen derselben der ihm begegnet beschwort er ihm zu sagen wie es zu Hause um sein Weib und seine Kinder stehe Der Geist antwortet Braunschweig du sollst wissen deine Frau will einen andern Mann nehmen Da beschwort ihn der Furst dass er ihn und seinen Lowen zu seinem Schlosse bringe Der Geist willigt unter der Bedingung ein dass der Furst ihm gehoren solle wenn er ihn schlafend finde sobald er den Lowen nachbringe Darauf fuhrt er zuerst den Fursten schnell durch die Luft vor seine Burg als er mit dem Lowen kommt findet er ihn entschlafen Aber das Thier brullt so laut dass der Furst erwacht Als er zu den Seinigen kommt steht er da mit langen Haaren umhangen als ob er ein wilder Mann ware Niemand erkennt ihn auch seine Gattin nicht Als diese ihm nun bei dem Hochzeitsmahle zu trinken bietet lasst er den halben Ring in das Glas fallen worauf sie ihn wieder erkennt und um Verzeihung bittet Das ist der Hauptinhalt der merkwurdigen Sage mit welcher Wackernagel und Godeke bereits das noch altere Gedicht von Reinfried von Braunschweig zusammengestellt haben Auch dort geht der Held in den Orient und lasst vorher seiner Gattin die Halfte eines Ringes zuruck Doch ist das Gedicht unvollendet so dass wir einen ahnlichen Schluss nur errathen konnen Wir erkennen aber die Grundzuge der Sage in mehreren anderen Erzahlungen wieder die sich fast nur durch Anknupfungen an andere Personen und Oertlichkeiten so wie durch einige Nebenumstande unterscheiden Zunachst kommt die Sage von Gerhard von Holenbach in Betracht welche Casarius von Heisterbach 8 59 erzahlt Dieser verehrte den Apostel Thomas so dass er keinem Armen der in seinem Namen ihn um eine Gabe bat etwas abschlug Eines Tages bittet ihn der Teufel in Gestalt eines Pilgers in dem Namen des Apostels um gastliche Aufnahme Er gewahrt sie und gibt dem Fremden fur die Nacht einen Mantel mit dem dieser am folgenden Tage verschwunden ist Spater beschliesst Gerhard nach Indien zu dem heiligen Thomas zu wallen Bei dem Abschiede gibt er seiner Gattin die Halfte eines Ringes und erlaubt ihr wenn er in funf Jahren nicht zuruckgekehrt sei sich wieder zu verheirathen Der letzte Tag der Frist ist schon erschienen und Gerhard weilt noch in Indien Da erblickt er den Damon den er fruher bei sich aufgenommen hatte in seinem Mantel Dieser eroffnet ihm es sei ihm befohlen ihn vor Schlafengehens Zeit nach Hause zu bringen weil seine Gattin im Begriffe stehe sich mit einem Andern zu verheirathen Er bringt ihn darauf noch an demselben Tage nach Deutschland zuruck Gerhard tritt wild aussehend sicut barbarus in sein Haus wirft seiner Gattin welche mit dem zweiten Gemahle zusammen isst die Halfte des Ringes in ihren Becher worauf diese ihn erkennt und den neuen Verlobten entlasst Hieran schliesst sich zunachst die Sage von dem edeln Moringer die mit der vorigen sehr ubereinstimmt Nur bleibt der Moringer sieben Jahre aus und kehrt auf eine andere Art zuruck als seine Gattin sich eben mit dem Herrn von Neufen vermahlen will dessen Obhut sie empfohlen war Von dieser Gefahr benachrichtigt ein Engel den Moringer im Traume als er aufwacht befindet er sich in der Nahe seiner Burg In Schwaben findet sich eine andere Form der Sage Meier M 61 die sich zu einem Marchen gestaltet hat Ein Herr von Bodman reist bis an das Ende der Welt nachdem er vorher seine Frau gebeten hat sieben Jahre lang auf ihn zu warten Er kommt zuletzt in einer grossen Wuste an einen Platz der mit einer hohen Mauer umgeben ist Er lasst seinen Bedienten hinauf steigen welcher aber als er in das Land hinter der Mauer sehen kann nur mit der Hand winkt und verschwindet Sein Kutscher macht es eben so weil hinter der Mauer der Paradiesgarten war Der Herr bleibt nun allein zuruck und kommt zu einem kleinen Hause in welchem ein Menschenfresser das Nebelmannle genannt wohnt Dieser verkundigt ihm dass seine Frau im Begriff stehe mit einem Andern Hochzeit zu halten und bringt ihn durch die Luft in einer Nacht in die Heimat Als er in seine Burg kommt erkennt ihn Niemand selbst seine Gattin nicht bis er sich durch seinen Trauring zu erkennen gibt Damit stimmt die Sage welche Gottschalk in seinen deutschen Volksmarchen 1 S 136 von einem schwabischen Herrn Kuno von Falkenstein erzahlt Nur wird dieser von dem Teufel fortgebracht der die Gestalt eines Lowen angenommen hat Wenn er auf der Fahrt einschlaft so soll er dem Teufel gehoren aber er wird durch einen Falken wach gehalten In der Form in welcher Meier N 362 dieselbe Sage gibt kommt weder die Ringscene noch auch die Paradiesmauer vor In andern Sagen nimmt Ungarn die Stelle der fernsten Lander des Orients ein So zunachst wieder in einer schwabischen Meier 373 D S 525 Graf Ulrich von Buchhorn aus dem Geschlechte Karls des Grossen und mit einer Nichte Heinrichs des Vogelstellers vermahlt zieht in den Krieg mit den Ungarn wird aber von den Feinden gefangen genommen und nach Ungarn gefuhrt Seine Gemahlin die ihn fur todt halt geht in ein Kloster Ulrich kehrt in zerlumpten Kleidern als Bettler zuruck bis er erkannt und mit seiner Gemahlin wieder vereinigt wird Aber nicht nur an einen Nachkommen Karls sondern auch an ihn selbst hat sich die Sage geheftet Als Karl nach Ungarn zieht gelobt er seiner Gemahlin in zehn Jahren heimzukehren ware er nach Verlauf dieser Zeit nicht wieder da so solle sie seinen Tod fur gewis halten Werde er aber durch einen Boten seinen goldenen Ring senden dann moge sie auf alles vertrauen was er ihr durch diesen entbieten lasse Als er neun Jahre ausgeblieben ist reden die Grossen des Landes der Kaiserin so lange zu bis sie verspricht einen andern Gemahl zu nehmen Schon soll die Hochzeit in drei Tagen gefeiert werden als ein Engel dem Kaiser verkundet wie es zu Hause steht Er reitet nun auf zwei starken Rossen von Ungarn nach Aachen Dort setzt er sich in den Dom wo er zuerst durch seine Erscheinung Schrecken erregt aber bald erkannt wird2 In der spanischen Sage welche Grimm D Mythol 980 anfuhrt reitet Karl auf einem Teufel der sich in ein Pferd verwandelt hat in einer Nacht aus dem Morgenlande nach Frankreich Eine schwabische Sage die noch hierher gehort D S 524 5 Meier 369 weicht in einigen Punkten von den ubrigen Erzahlungen ab Ein Graf Hubert von Calw verlasst seine Gattin wandert in schlechter Kleidung nach der Schweiz und wird dort in einem Dorfe Hirt Obgleich unter seiner Aufsicht das Vieh gut gedeiht so setzen ihn doch die Bauern ab weil es sie verdriesst dass er immer auf demselben Berge weidet Er geht nach Calw zuruck wo seine Frau eben mit einem Andern Hochzeit halt Er erbittet sich von ihr einen Becher Wein lasst in diesen seinen goldenen Trauring fallen und kehrt dann in sein Dorf zuruck wo ihm das Vieh wieder anvertraut wird Dagegen finden wir ausserhalb Deutschland Sagen wieder welche in den Hauptzugen mit den ubrigen stimmen Bosquet S 463 469 gibt drei entsprechende Erzahlungen aus der Normandie Eine die wir besonders hervorheben berichtet von einem Herrn von Baqueville der einen Kreuzzug mitmacht und von den Saracenen gefangen wird Als er fast sieben Jahre in der Sklaverei zugebracht hat gelobt er dem heiligen Julian eine Kirche zu bauen wenn er ihn aus dem Elende errette Er schlaft darauf ein Als er nach einigen Stunden erwacht findet er sich vor seinem Schlosse wo seine Gattin die ihn fur todt halt sich eben wieder verheirathen will Er gibt sich ihr durch die Halfte eines Ringes zu erkennen dessen andere er ihr bei seiner Abreise zuruckgelassen hatte Dann erzahlt Boccaccio im Decameron von einem italienischen Edelmanne der durch einen Schwarzkunstler schnell aus dem Oriente nach Pavia zuruckgebracht wird wo seine Gattin eben einen Andern heirathen will Auch hier gibt sich der fur todt Gehaltene durch einen Ring zu erkennen Dass nun alle diese Erzahlungen ungeachtet der wechselnden Oertlichkeiten ungeachtet der verschiedenen Trager der Begebenheiten und der abweichenden Gestaltung im Einzelnen in den Hauptpunkten stimmen und auf einen gemeinsamen Ursprung hinweisen ist so deutlich dass wir es nicht ausfuhrlich zu beweisen brauchen 6 Zum Ringmotiv Bearbeiten Haufig dient ein Ring als Erkennungszeichen Francis James Child hat in seiner Ausgabe englischer und schottischer Balladen sehr ausfuhrliche Hinweise zur Ballade Hind Horn Nr 17 gegeben 7 Literatur BearbeitenDie Ordnung ist chronologisch absteigend Walter Puchner Die Folklore Sudosteuropas Wien u a 2016 S 49f OAPEN Walter Puchner Three Greek Folk Ballads in their Balkan Context In Modern Greek Studies Online 2 2016 S A 67 90 moderngreek org uk Hans Jorg Uther Deutscher Marchenkatalog Munster 2015 S 269 Jonathan L Ready ATU 974 The Homecoming Husband the Returns of Odysseus and the End of Odyssey 21 In Arethusa 47 2014 S 265 285 doi 10 1353 are 2014 0015 lizenzpflichtig Academia edu Sabir Badalkhan Lord of the Iron Bow The Return Pattern Motif in the Fifteenth century Baloch Epic Hero Sey Murid In Oral Tradition 19 2004 S 253 298 Academia edu William Hansen Ariadne s Thread A Guide to International Tales Found in Classical Literature Itaca London 2002 S 201 211 Homecoming Husband Margaret Beissinger Gender and Power in the Balkan Return Song In The Slavic and East European Journal 45 2001 S 403 430 Otto Holzapfel Heimkehr des Gatten In Enzyklopadie des Marchens 6 1990 Sp 702 707 Uvo Holscher Das letzte Abenteuer Reflexionen zur Odyssee In Deutsche Vierteljahrsschrift fur Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 60 1986 S 521 542 vor allem S 524 528 Mary Coote Lying in Passages In Canadian American Slavic Studies 15 1981 S 5 23 Hinrich Siuts Volksballaden Volkserzahlungen Motiv und Typenregister In Fabula 5 1962 S 72 89 hier S 79 Leopold Kretzenbacher Heimkehr von der Pilgerfahrt In Fabula 1 1958 S 214 227 hier S 219f Ivan Tolstoi Einige Marchenparallelen zur Heimkehr des Odysseus In Philologus 89 1934 S 261 274 Gedeon Huet Le retour merveilleux du mari In Revue des traditions populaires 32 1917 S 97 109 145 163 Gallica Arthur L Jellinek Das Motiv vom heimkehrenden Gatten in der deutschen Dichtung Handschriftliche Wiener Dissertation 1903 Phaidra Willy Splettstosser Der heimkehrende Gatte und sein Weib in der Weltliteratur Berlin 1898 Internet Archive Erganzungen von Jakob Minor ALO Marcus Landau Die Quellen des Dekameron Stuttgart 1884 S 193 204 Internet Archive Weblinks BearbeitenHinweis bei Felix Liebrecht auf neugriechisches Volkslied Balladenliste siehe Schlagwort Heimkehr Hinweise von Uhland in der Germania 4 1859 S 73 siehe auch S 79Einzelnachweise Bearbeiten Uvo Holscher Das letzte Abenteuer Reflexionen zur Odyssee In Deutsche Vierteljahrsschrift fur Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 60 1986 S 528 Ivan Tolstoi Einige Marchenparallelen zur Heimkehr des Odysseus In Philologus 89 1934 S 261 Zitat auf physiologus de Memento https de wikisource org wiki Carls Heimkehr aus Ungerland https de wikisource org wiki Graf Hubert von Calw Schambach Niedersachsische Sagen und Marchen Memento des Originals vom 10 Dezember 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www digitale bibliothek de Deutsche Marchen und Sagen S 41688 vgl Schambach Sagen S 389 ff Google Books Text auf sacred texts com und Erlauterungen S 194 ff Jungere deutsche Darstellung Paul Leidig Studien zu King Horn Dissertation Munchen 1927 Borna Leipzig 1927 S 56 100 Weitere Materialien enthalt der Artikel Ring von Klaus Graf in der Enzyklopadie des Marchens Bd 11 2004 Sp 691 erweiterte Online Fassung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heimkehr des Gatten amp oldid 232207349