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Eine Heimatortsgemeinschaft kurz HOG auch Heimatkreis oder Heimatgruppe bezeichnet einen Zusammenschluss von in der Regel ethnisch deutschen Fluchtlingen Vertriebenen oder Aussiedlern und Spataussiedlern eines meist in Ost oder Sudosteuropa gelegenen Heimatortes Die Benennung einzelner Gruppen ist nicht einheitlich gestaltet daruber hinaus existieren Bezeichnungen wie Heimatkreisvereinigung oder gemeinschaft Heimatgemeinde Bundesheimatgruppe Gruppe ehemaliger Name des Ortes Arbeitsgemeinschaft der Heimatvertriebenen aus Name des Ortes und andere Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 2 Geschichte 3 Forschung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriffsbestimmung BearbeitenDie Bezeichnung Heimatgruppe entstand wahrscheinlich 1 im Zusammenhang mit der Heimatbewegung Ende des 19 Jahrhunderts zur Betitelung lokaler Zusammenschlusse innerhalb der Heimatvereine Diese Verbande hatten die Bewahrung beziehungsweise die Wiederherstellung materieller und immaterieller kultureller Uberlieferungen wie Denkmale Geschichten Brauchtum und Ahnliches sowie die Erhaltung naturlicher Ressourcen wie Flora Fauna und Landschaft ihrer engeren sozialen und raumlichen Umwelt zum Ziel Heimatortsgemeinschaften sind in Deutschland grosstenteils als Eingetragene Vereine organisiert Im Vereinsnamen folgt dem Begriff typischerweise der Name des Heimatorts respektive der grosseren regionalen Einheit so beispielsweise Heimatortsgemeinschaft Neubeschenowa in der Landsmannschaft der Banater Schwaben e V 2 oder Heimatgruppe Grafschaft Glatz e V 3 Heimatgruppen mit Ortsbezug sind haufig Untergliederungen so genannter Heimatkreise die im Bezug zu den ehemaligen Verwaltungseinheiten der Kreise der Region der Herkunft Heimatlandschaften stehen so etwa der Heimatkreis Braunau Sudetenland e V 4 Heimatortsgemeinschaften Heimatgruppen und Heimatkreise bestehen teilweise eigenstandig und unabhangig von den Landsmannschaften grosstenteils in Deutschland und Osterreich aber auch im sonstigen Ausland in dem sich Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg niederliessen beziehungsweise mit bereits davor emigrierten Landsleuten zusammenschlossen so zum Beispiel in Frankreich den Vereinigten Staaten von Amerika Kanada oder dort ahnliche Vereinigungen etablierten Einige Volksgruppen verfugten bereits uber vergleichbare Vereinigungen in den Landern und Regionen der Zuwanderung die sie nach 1945 vielfach als Anlaufstelle nutzten konnten so zum Beispiel die Oberschlesier im Ruhrgebiet oder die Egerlander in Westdeutschland mit ihren zahlreichen Eghalanda Gmoin Die Heimatortsgemeinschaften verfolgen das Ziel der Aufrechterhaltung des Kontakts zwischen den ehemaligen Ortsbewohnern und die Pflege der Erinnerung an den Heimatort respektive an die Heimatgemeinde wozu sie in erster Linie periodisch Heimattreffen ausrichten Hinzu kommt die Herausgabe von Heimatzeitungen Heimatbriefen oder Heimatbuchern samt Internetprasenz gelegentlich die Einrichtung und der Betrieb von Heimatstuben sowie Gesellschaftsreisen in die ehemaligen Heimatorte 1 Geschichte BearbeitenHeimatortsgemeinschaften und analoge Vereinigungen als Zusammenschlusse zu Selbsthilfegruppen zur Identitatsbewahrung bestanden als soziokulturelles Phanomen zahlreicher Einwanderungsgruppen ausserhalb geschlossener Ansiedlungen bereits im 19 Jahrhundert so auch in Landern ausserhalb Europas In den westlichen Besatzungszonen und spater in der Bundesrepublik Deutschland entfalteten sich nach 1945 Vereinigungen von Fluchtlingen und Vertriebenen besonders nach der Aufhebung des Vereinigungsverbots 1948 darunter auch erste Heimatortsgemeinschaften bzw deren informelle Vorganger Ihre Aufgabe bestand in vielen Fallen vorerst in der Katalogisierung und Weitergabe von Adressen vormaliger Heimatortsbewohner in sogenannten Heimatortskarteien jedoch entwickelten sich hieraus bald in zunehmendem Mass vereinsmassige und kulturelle Aktivitaten die in der Deutschen Demokratischen Republik durch das dort weiterbestehende Vereinigungsverbot jedoch verhindert wurden 1 Forschung BearbeitenHeinke M Kalinke von der Carl von Ossietzky Universitat Oldenburg fuhrte 2012 aus dass sich die fruhe Fluchtlings und Vertriebenenforschung der Bundesrepublik Deutschland mit strukturellen und inhaltlichen Elementen sowie mit den soziologisch funktionalen Aspekten der Vertriebenenorganisationen auseinandergesetzt hatte Die jungere Forschung hingegen berucksichtige Heimatgruppen nur unzureichend lediglich vereinzelt wurden sie bei der Analyse einzelner Phanomene zum Beispiel in Heimatchroniken als Akteure auf lokaler Ebene oder als Vorlaufer landsmannschaftlicher Zusammenschlusse genannt werden 1 Ein Uberblick uber ihre Gesamtheit Untersuchungen zu Funktionen Organisationsformen Satzungen Mitgliederstruktur usw und deren Veranderungen seit Ende der 1940er Jahre lage bislang nicht vor Lediglich Zusammenschlusse einzelner Heimatgruppen wie der Pommersche Kreis und Stadtetag hatten Selbstdarstellungen ihrer Untergliederungen vorgelegt Einen systematischen Uberblick uber bestehende Heimatgruppen veroffentlichte 1989 der Historiker Wolfgang Kessler im Auftrag der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat 1 Literatur BearbeitenDie Carl von Ossietzky Universitat Oldenburg empfiehlt als weiterfuhrende Literatur 1 Karl Ditt Die deutsche Heimatbewegung 1871 1945 In Bundeszentrale fur politische Bildung Hrsg Heimat Analysen Themen Perspektiven Diskussionsbeitrage zur politischen Didaktik 294 I Bonn 1990 S 135 154 Pommerscher Kreis und Stadtetag Hrsg Die pommerschen Heimatkreise 1945 1995 50 Jahre Arbeit fur Pommern Lubeck 1998 Alfred Karasek Langer Volkstum im Umbruch In Eugen Lemberg Hrsg Die Vertriebenen in Westdeutschland Ihre Eingliederung und ihr Einfluss auf Gesellschaft Wirtschaft Politik und Geistesleben Band 1 Kiel 1959 S 606 694 bes S 658 666 Christian Lotz Die Deutung des Verlusts Erinnerungspolitische Kontroversen im geteilten Deutschland um Flucht Vertreibung und die Ostgebiete 1948 1972 Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte 15 Bohlau Verlag Koln Weimar 2007 ISBN 3 41215 806 2 S 32 Wolfgang Kessler Ostdeutsches Kulturgut in der Bundesrepublik Deutschland Ein Handbuch der Sammlungen Vereinigungen und Einrichtungen mit ihren Bestanden Stiftung Ostdeutscher Kulturrat OKR K G Saur Verlag Munchen u a 1989 Weblinks BearbeitenHeinke M Kalinke Heimatgruppe Heimat orts gemeinschaft Heimatkreis In Online Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa Carl von Ossietzky Universitat Oldenburg und Bundesinstitut fur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa 2012 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Heinke M Kalinke Heimatgruppe Heimat orts gemeinschaft Heimatkreis In Online Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa Carl von Ossietzky Universitat Oldenburg und Bundesinstitut fur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa 2012 Heimatortsgemeinschaft Neubeschenowa in der Landsmannschaft der Banater Schwaben e V Heimatgruppe Grafschaft Glatz e V Heimatkreis Braunau Sudetenland e V Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heimatortsgemeinschaft amp oldid 232342331