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53 655347222222 8 6246111111111 Koordinaten 53 39 19 2 N 8 37 28 6 O Heidenschanzep1f1Lage Niedersachsen DeutschlandFundort bei SievernHeidenschanze Niedersachsen Wann um 50 v Chr bis ins spate 1 Jahrhundert n Chr Wo bei Sievern Landkreis Cuxhaven NiedersachsenDie Heidenschanze bei Sievern ist eine grosse Ringwallanlage im Landkreis Cuxhaven die etwa um 50 v Chr entstand und bis ins spate 1 Jahrhundert n Chr genutzt wurde die jungsten Teile des Walls stammen aus dem Jahr 79 n Chr Vermutlich diente sie als Markt und Umschlagsplatz Sie bestand aus zwei konzentrischen Ringwallen und besass im Endstadium zwei Kammertore welche so lagen dass man um den gesamten inneren Ring gehen musste wenn man ins Zentrum gelangen wollte Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Benennung 3 Aufbau 4 Ausgrabungen 5 Datierung 6 Goldbrakteaten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Heidenschanze liegt auf einem Sandrucken der im Westen Sudwesten und Sudosten durch Aueniederungen und Moore begrenzt ist Errichtet wurde sie am Schnittpunkt zweier wichtiger Verkehrspunkte einer alten Handelsstrasse die damals von grosser Bedeutung war und der Sieverner Aue die damals noch schiffbar war weil sie durch den Gezeitenwechsel der Nordsee beeinflusst wurde und ein breiteres Bett besass In der Nahe der Heidenschanze liegt die Megalithanlage Bulzenbett Benennung Bearbeiten nbsp Heidenstatt in der Karte von 1832 nbsp Heidenschanze in der Preussischen Landesaufnahme von 1893Der heutige Name Heidenschanze beruht auf einem Irrtum eines Primeurleutnants Dittlinger dem 1886 aufgrund einer Anregung Rudolf Virchows die Kartierung der drei Burganlagen nordlich von Sievern im Massstab 1 5000 befohlen worden war Er nannte die Wallburg ostlich der Pipinsburg Heidenschanze wahrend sie bis dahin Heidenstatt genannt worden war Als Heidenstadt bezeichnete er nunmehr die nordlich davon liegende Wallburg Da seine Verwechslung Eingang in die Preussische Landesaufnahme von 1893 mit der ersten topographischen Karte im Massstab 1 25000 fand heisst heute die sudliche Wallburg Heidenschanze und die nordliche Heidenstadt Nach einer Neuinterpretation der Koordinaten im Weltatlas des Claudius Ptolemaus um 150 n Chr wird die Heidenschanze bei Sievern mit der dort aufgefuhrten Siedlung Fabiranum identifiziert die aber von anderen Autoren u a in Wremen lokalisiert wurde 1 Aufbau BearbeitenDie Heidenschanze hatte durch den inneren Wall im Kern eine Grosse von zwei Hektar Der aussere Wall sicherte eine 10 Hektar grosse Flache Damit gehort die Heidenschanze zu den bedeutendsten Befestigungsanlagen der romischen Kaiserzeit in Nordwestdeutschland deren Walle noch heute grosstenteils im Gelande erkennbar sind Anfangs bestand der aussere Ring nur aus einer Zaunkonstruktion mit einem vorgelagerten Graben was auch an einigen Stellen so blieb In einem zweiten Bauabschnitt wurde der Zaun entfernt ein Sandwall angehauft und Palisaden errichtet Die Palisadenholzer waren bis zu 30 40 cm dick was bei einer Walllange von ca 1 4 km rund 4 200 Bohlen bedeutete In den moorigen Gebieten der Anlage waren im Wall Kopfsteinpflaster eingebaut damit der Wall so leicht nicht absinken konnte An der Vorderseite des Walls befanden sich Bohlen bzw Baumstubben damit der Wall nicht in den Graben rutschte Auch an der Innenseite befanden sich Bohlen allerdings fast senkrecht und leicht in den Boden versenkt Zwischen diesen Bohlen und den Palisaden war der Sand festgestampft und man geht davon aus dass dort ein Wachgang verlief Ausgrabungen BearbeitenDie erste Grabung an der Heidenschanze wurde 1906 vom Archaologen Carl Schuchhardt durchgefuhrt und brachte die Uberreste des Tores im inneren Ring Es gibt keine Plane der Grabung mehr und es ist lediglich bekannt dass dort ein Kammertor lag Umfangreichere Ausgrabungen unternahm 1958 Werner Haarnagel die er in einem 37 seitigen Bericht festhielt Zuerst wurde ein 180 m langer Suchgraben angelegt der zeigte dass eine Innenbebauung vor allem in Wallnahe existierte In der Mitte lag eine freie Flache Daruber hinaus wurde der Wall an 3 Stellen angeschnitten um bei den im Aussenwall gelegenen Grabungen den Aufbau des Walls zu erkunden und um im Innenwall nach einem zweiten inneren Tor zu suchen was aber negativ ausfiel Das Interessanteste an Haarnagels Grabungen war allerdings die Toranlage des ausseren Rings die nach dem Befund in drei bzw vier Bauabschnitten errichtet und verbessert wurde Das erste Tor besass Schweiftorwangen und ausserdem noch einen Schwellenbalken den man im Boden als dunkle Verfarbung erkennen konnte Die Torflugel offneten wahrscheinlich nach innen und es liegt nahe dass sich daruber ein Wachgang befand Das zweite Tor besass gerade Torwangen und war allem Anschein nach mit einem Strohdach versehen da man im Boden einige Pfosten fand die zu weit auseinander waren als dass sie die Torflugel hatten tragen konnen aber Masse von etwa 40 30 cm besassen Vermutlich war auch bei diesem Tor ein Wachgang Das dritte Tor war ein Kammertor das ca 3 m uber die Palisaden hinausragte und etwa eine innere Breite von nur 2 5 m aufwies Das Teiltor zum Eingang hin war mit einem Anschlag versehen Wie auch das vorherige Tor hatte es wohl ein Strohdach und besass einen Wachgang Etwa 10 m vor dem Tor wurde eine Verfarbung entdeckt die hochstwahrscheinlich von dem Fundament eines Wachturms stammte den man dort errichtet hatte Die letzte Grabung an der Heidenschanze wurde 1999 2001 durchgefuhrt und diente dazu die vorhandenen Daten von 1958 zu erganzen und gegebenenfalls zu korrigieren Die Ausgrabung wurde mit Digitalfotografie und neueren Bestimmungsmethoden dokumentiert sowie ausgewertet Da die Ausgrabungsstelle an einem Moor lag haben sich die Palisaden aufgrund ihrer Lagerung im Feuchtbodenmilieu gut erhalten Als Falljahr liess sich dendrochronologisch das Jahr 79 n Chr bestimmen Datierung BearbeitenWahrend Schuchardt annahm dass die Heidenschanze eine sachsische Volksburg aus dem Zeitraum zwischen dem 4 und 7 Jahrhundert sei konnte Haarnagel anhand von Keramikfunden beweisen dass sie aus dem Zeitraum zwischen 50 v Chr und Ende des 1 Jahrhunderts n Chr stammte Dies liess sich dendrochronologisch und mittels der C 14 Methode bei der Ausgrabung von 1999 nachweisen Der Ausbau der Heidenschanze erfolgte vermutlich vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Unruhen der damaligen Zeit So griff 12 v Chr eine romische Flotte die Friesen an ca 5 n Chr landete eine weitere am linken Elbufer und 10 Jahre spater drang eine dritte zur Wesermundung vor was den freien Handel beeintrachtigte Weitere Grunde fur die Verstarkung der Heidenschanze waren 17 n Chr Auseinandersetzungen der Markomannen und Cherusker und 28 n Chr die Erhebung der Sachsen Goldbrakteaten BearbeitenEtwa 250 Meter sudostlich der Heidenschanze wurden im Jahre 1942 in 1 35 Meter Tiefe 11 gehenkelte Goldbrakteaten gefunden In einer Ose hatten sich Reste eines geflochtenen Lederriemchens erhalten an dem die Brakteaten als Halsschmuck getragen wurden Dieser Halsschmuck wurde vermutlich rituell niedergelegt worauf der Auffindungsort im Moor hindeutet Ein A Brakteat stammt vermutlich aus der Zeit zwischen 460 und 490 er zeigt einen nach links gewandten Mannerkopf mit aufwandigem Helm vor dem Gesicht sind zwei Schlangen und ein Wurmwesen abgebildet Der Brakteat tragt wegen der Abnutzung schwer lesbare Runenaufschrift Runen ritze ich Er ist verwandt mit einem 1907 aufgefundenen Brakteaten von der Wurt Hitsum in der Provinz Friesland Niederlande 2 Zwei vermutlich etwas jungere C Brakteaten sind stempelgleich und zeigen einen Menschenkopf uber einem stark stilisierten Reiter Die restlichen acht Brakteaten tragen die Abbildung eines schlangenartigen Tieres mit Raubvogelschnabel Diese D Brakteaten haben verschieden breite verzierte Randzonen doch wurden funf mit demselben Bildstempel gepragt Die Herkunft der bis auf den A Brakteaten aus dem 6 Jahrhundert stammenden Goldbrakteaten ist Sudskandinavien Nordostlich des Grapenberges wurde 1950 ein weiterer gehenkelter Brakteat in einer Sandgrube aufgelesen Es handelt sich um einen B Brakteaten der trotz Beschadigung innerhalb eines breiten Verzierungsrahmens eine Menschengestalt mit zuruckgebeugtem Kopf erkennen lasst Literatur BearbeitenWerner Haarnagel Die Grabung auf der Heidenschanze bei Wesermunde im Jahre 1958 In Rafael v Uslar Hrsg Studien aus Alteuropa II Koln Graz 1965 S 142 178 Werner Haarnagel Die Ringwallanlagen Heidenschanze und Pipinsburg im Kreis Wesermunde Gemarkung Sievern In Helmut Ottenjahn Hrsg Ringwall und Burg in der Archaologie West Niedersachsens Ausstellung in der Burg Arkenstede des Museumsdorfes Cloppenburg Cloppenburg 1971 S 11 18 Matthias D Schon Die Heidenschanze bei Sievern Eine fast 2000 Jahre alte Befestigung In Archaologie in Niedersachsen Band 3 Oldenburg Isensee Verlag 2000 S 57 59 Felix Bittmann Matthias D Schon Pollen bringen es an den Tag In Archaologie in Niedersachsen Band 4 Oldenburg Isensee Verlag 2001 S 63 66 Andreas Kleineberg Christian Marx Eberhard Knobloch Dieter Lelgemann Hrsg Germania und die Insel Thule Die Entschlusselung von Ptolemaios Atlas der Oikumene Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 23757 9 131 Seiten mit teils farbigen Karten Iris Aufderhaar Kulturzentrum Sievern in Babette Ludowici Hrsg Saxones Theiss Darmstadt 2019 S 166 167Weblinks BearbeitenPeter Schmid Heidenschanze In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 14 2 vollst neubearb und stark erw Aufl 1999 Hg Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Online Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Kleineberg u a Germania und die Insel Thule Darmstadt 2010 S 42 Steckbrief Brakteat A Typ von Sievern auf runenprojekt uni kiel de abgerufen am 15 August 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heidenschanze bei Sievern amp oldid 232630437