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Hans Wilhelm Carl Friedenthal 9 Juli 1870 in Scheitnig bei Breslau 15 August 1942 in Berlin war ein deutscher Physiologe Anthropologe und Menschheitskundler der sich auch mit der Eugenik beschaftigte Er spielt auch eine Rolle bei den Ursprungen der pH Skala 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen 3 Weblinks 4 Quellen 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHans Friedenthal wuchs in einem wohlhabenden burgerlichen Haushalt auf Sein Vater Paul Gaspard Friedenthal war Bankier Vorsitzender des Aufsichtsrates der Nationalbank in Berlin und Gutsbesitzer in Goldschmieden bei Breslau Diese finanzielle Unabhangigkeit ermoglichte ihm das Medizinstudium in Kiel Heidelberg Munchen Berlin und Bonn 1894 promovierte er In seinen fruhen Forschungen erbrachte er den Nachweis der serologischen Blutsverwandtschaft zwischen Mensch und Primat Mit dem russischen Verhaltensforscher Iwan Pawlow arbeitete er mehrere Monate in Petersburg an der Physiologie der Verdauungsorgane 1895 heirateten Hans Friedenthal und Martha Anna Ludowika Elster Martha Friedenthal selbst aus einfachen Verhaltnissen stammend war sozial engagiert und grundete mit Hilfe des Friedenthalschen Vermogens ein Haus fur uneheliche Grossstadtkinder Alteren Kindern vermittelte sie Pflegestellen in Kleinfamilien auf dem Land 2 Die Ehe wurde 1924 wieder geschieden Martha Friedenthal heiratete spater den Soziologen Alfred Vierkandt 3 Am 9 Juni 1896 wurde der alteste Sohn Richard Friedenthal geboren zwei weitere Kinder die Arztin Kathe Friedenthal verh Bischoff 1898 1983 4 und Walter Friedenthal 1899 folgten Ab 1902 lehrte Friedenthal als Anthropologe an der Berliner Universitat Friedenthal und Eduard Salm fanden 1904 einen einfachen Weg zur zuverlassigen Messung der Wasserstoffkonzentration Sauregrad spater als pH Wert bezeichnet von Losungen Sie bestimmen diesen Wert erstmals mit Hilfe von Farbindikatoren wie Lackmus Friedenthal forschte unter anderem in seinem Privatlaboratorium in Nikolassee bei Berlin und lebte nach 1905 in der fur ihn von Fritz Schirmer erbauten Villa in der Prinz Friedrich Leopold Strasse 4 1911 liess sich Friedenthal sechs Broschuren des niederlandischen Anatomen Bernhard Siegfried Albinus Frederik Ruysch und Jan Ladmiral 1736 1741 vom Buchbinder Paul Kersten 1865 1943 in menschliche Haut binden Die Exemplare befinden sich heute in der Stanford School of Medicine in Kalifornien 1914 unternahm Friedenthal mit seinem Sohn Richard ausgedehnte Studienreisen durch den Balkan nach Ungarn Rumanien in die Turkei und nach Griechenland um die Verbreitung des sogenannten Mongolenflecks zu untersuchen Am 23 Oktober 1914 unterschrieb er als Doktor der medizinischen Fakultat der Universitat Berlin die Erklarung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches in der sich die Unterzeichner hinter das Deutsche Reich und sein machtpolitisches Streben im Ersten Weltkrieg stellten Ab 1919 leitete er die Abteilung fur experimentelle Biologie 1920 die sexualbiologischen Abteilung und von 1922 bis 1923 die anthropologische Abteilung des Instituts fur Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld Er forschte uber die Wirkung der Geschlechtshormone und die Geschlechtsunterschiede Nach seinem Ausscheiden aus dem Institut blieb er diesem als Kuratoriumsmitglied und durch Publikationen in der Zeitschrift Die Ehe verbunden 1924 wurde er Honorarprofessor an der Berliner Universitat und grundete dort das Institut fur Menschheitskunde Er unternahm Forschungen zur Naturgeschichte des Menschen und arbeitete als Charakterologe und Eheberater Aufgrund seiner Forschung und Sammlung der physiologischen Unterschiede von Menschen vertrat Friedenthal bereits vor 1926 im Gegensatz zum Zionismus die Auffassung dass sich eine judische Rasse anhand rassischer Merkmale nicht nachweisen lasst Menschen judischen Glaubens sind somit nur ein Teil einer Religionsgemeinschaft und keiner Rasse 5 Seine Forschungsergebnisse und die seiner Mitarbeiter veroffentlichte er auf eigene Kosten Seine Folianten uber die Naturgeschichte des Menschen und die Allgemeine und spezielle Physiologie des Menschenwachstums gehoren zu seinen bedeutendsten Arbeiten Den letzten Teil seines ererbten Vermogens bevor die Inflation den Rest aufloste nutzte er fur das Zeichnen von hunderten von Abbildungen zum Haarkleid des Menschen und einem monumentalen Tieratlas 1916 musste Friedenthal das Haus in Nikolassee aus finanziellen Grunden wieder verkaufen Den grossten Teil seines Vermogens hatte er in wertlos gewordenen Kriegsanleihen angelegt Im Zuge der Emanzipation des deutschen Judentums im 19 Jahrhundert hatte sich bereits sein Grossvater mit seiner ganzen Familie 1832 taufen lassen Wegen seiner judischen Abstammung wurde Hans Friedenthal 1933 aus dem Universitatsdienst entlassen Im Glauben an einen Schutz durch die Assimilierung seiner Vorfahren in Deutschland und angesichts seiner eigenen Verdienste bemuhte er sich nicht um eine Ausreise nach 1933 Am 15 August 1942 beging Friedenthal angesichts seiner bevorstehenden Deportation in seiner Wohnung in der Mommsenstrasse Suizid Er wurde auf dem evangelischen Friedhof zum Heiligen Kreuz in Berlin in einem Urnenbegrabnis am 7 September 1942 beigesetzt Publikationen BearbeitenDie Hulfsmittel des Geburtshelfers nebst Beschreibg einer neuen Perforatoriums mit Extraktionsvorrichtung Heydorn Bonn 1894 zugleich Dissertation Universitat Bonn 1894 Ueber die Reaction des Blutserums der Wirbeltiere und der Reaction der lebendigen Substanz im Allgemeinen Archiv der allgemeinen Physiologie 1901 und 1904 Ueber die Entfernung der extracardialen Herznerven bei Saugethieren In Archiv fur Physiologie no 1 2 1902 S 135 145 Ueber Resorptionsversuche nach Ausschaltung der Leber mittels Ueberfuehrung des Blutes der Vena portarum in die Vena cava inferior unterhalb der Nierenvenen Theil I In Archiv fur Physiologie no 1 2 1902 S 146 148 Ueber die Permeabilitat der Darmwandung fur Substanzen von hohem Moleculargewicht Theil II Der Durchtritt colloider Korper durch die Darmwandung In Archiv fur Physiologie no 1 2 1902 S 149 153 Ueber Reaktionsbestimmungen im naturlichen Serum und uber Herstellung einer zum Ersatz des naturlichen Serums geeigneten Salzlosung In Verhandlungen der physiologischen Gesellschaft zu Berlin 1902 03 mit Werner Magnus Ein experimenteller Nachweis naturlicher Verwandtschaft bei Pflanzen In Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 24 1906 S 601 607 Digitalisat Die Bestimmung einer Reaction einer Flussigkeit mit Hilfe von Indikatoren In Zeitschrift fur Elektrochemie Band 10 1904 Entwicklung Bau und Entstehung der Haare Gustav Fischer Jena 1908 Beitrage zur Naturgeschichte des Menschen 5 Teile Gustav Fischer Jena 1908 1910 davon 1 4 Teil Das Haarkleid des Menschen Ein Beitrag zur Physiologie der Behaarung Beitrage zur Naturgeschichte des Menschen Gustav Fischer Jena 1908 Arbeiten aus dem Gebiet der experimentellen Physiologie 2 Teile Fischer Jena 1908 1910 Tierhaaratlas Fischer Jena 1911 Allgemeine und spezielle Physiologie des Menschenwachstums Springer Berlin 1914 Uber den Grad der Blutsverwandtschaft in der Familie oder Sippschaft In Zeitschrift fur Ethnologie Organ der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Berlin 1916 Uber die Ausdehnung des Weltalls und die Grenzen von Raum und Zeit Die neue Sandeszahl In Annalen der Naturphilosophie Band 14 1921 Digitalisat Joseph Borgmann Autor der ersten Auflage Hans Friedenthal Neubearbeitung der 2 Auflage Die Feinlederfabrikation in ihrer ganzen Herstellungsweise inkl der Kombinations Gerbung von der Rohware bis zum fertigen Produkt Praktisches Handbuch fur Gerber Lederfarber und Lederzurichter Die Lederfabrikation Praktisches Handbuch fur die gesamte Lederindustrie Band 3 Verlag M Krayn Berlin 1923 Sauglings und Kinderpflege Schwabacher Berlin 1925 Die Sonderstellung des Menschen in der Natur Mensch und Affe Ullstein Verlag Berlin 1925 Menschheitskunde Quelle amp Meyer Leipzig 1927 Die Liebeslehre eine Liebesschule fur 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de wikipedia org w index php title Hans Wilhelm Carl Friedenthal amp oldid 238139493