Hans Thurn (auch Ioannes Thurn, * 12. Juli 1913 in Temesvár, Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn; † 2002) war ein deutscher Übersetzer, Autor und Journalist.
Leben Bearbeiten
Thurn besuchte die deutschsprachige Volksschule in Jugoslawien, darauf ein humanistisches Gymnasium in Wien, wo er auch ein Lehrerexamen ablegte. Zwischen 1933 und 1942 lebte er mit Unterbrechungen in Jugoslawien (u. a. als Kriegsberichterstatter und Dolmetscher). Die meiste Zeit verbrachte er jedoch in Berlin, erst 1933 im Schloss Köpenick, einem Heim für deutsche Stipendiaten, ab 1939 als Volksschullehrer in Berlin-Weißensee, später als Lektor.
Thurn war Mitbegründer der „Erneuerungsbewegung“ und zusammen mit Gustav Halwax Schriftleiter des radikalen „Kampfblattes für völkische Erneuerung“ Volksruf, das Jakob Awender in Pančevo (deutsch Pantschowa) herausgab. Thurn, auch Stellvertreter des Jugendleiters des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes der Deutschen Minderheit in Jugoslawien, wurde in der Sitzung vom 13. Januar 1935 zusammen mit Jakob Anwender, Gustav Halwax und Georg Henlein aus dem Bund zeitweilig ausgeschlossen, da sie mit ihrer nationalsozialistischen Ausrichtung zu radikale Positionen bezogen hatten.
Die Jahre von 1945 bis 1952 verbrachte er in jugoslawischer Haft im serbischen Sremska Mitrovica. Von 1957 bis 1981 war er Ungarisch-Lektor am Finnisch-Ugrischen Seminar der Universität Hamburg, seit 1967 Dozent. Auch schrieb er Essays über die religiöse Lyrik der Ostkirchen.
Veröffentlichungen Bearbeiten
- Die Auswanderer: Ein Chorspiel; Zur Ahnenehrung. 1786–1936. Schoweer Kameradschaft der Erneuerungs-Bewegung, Schowe 1936.
- Zar Trojan. Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1954.
- Der ungetreue Knecht Agentur des Rauhen Hauses, Hamburg 1961.
- Serbokroatisch. Juncker, Stuttgart 1967, 5. Aufl.
- Der immergrüne Stein. Arbeitskreis für deutsche Dichtung, Göttingen 1973.
Thurn übersetzte u. a. auch Werke des Nobelpreisträgers für Literatur, Ivo Andric, sowie des Dramatikers Imre Madách in die Deutsche Sprache.
Literatur Bearbeiten
- Anton Scherer: Hans Thurn 65 Jahre alt. Der Mensch, der Dichter und Übersetzer. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 28, 1979, Folge 3, S. 161–165.
Weblinks Bearbeiten
- Thurn, Hans in der Deutschen Biographie
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Kasimir Geza Werner: Saat in fremder Erde: eine Exil-Anthologie. Bläschke, 1973. S. 125
- ↑ Literatur von und über Hans Thurn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Impressum, Ausgaben 1–5. P. Tischler, 1983. S. 88
- ↑ Klaus Popa: (PDF) In: Völkisches Handbuch Südosteuropa-
- Sepp Janko: Weg und Ende deutschen Volksgruppe in Jugoslavien Stocker, 1982. ISBN 3-7020-0415-7, S. 34, 207
- Carl Bethke: (K)eine gemeinsame Sprache?: Aspekte deutsch-jüdischer Beziehungsgeschichte in Slawonien, 1900–1945. LIT Verlag, Münster 2013. ISBN 3-643-11754-X, S. 211
- Johann Böhm: Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien 1918–1941: Innen- und Außenpolitik als Symptome des Verhältnisses zwischen deutscher Minderheit und jugoslawischer Regierung. Peter Lang, 2009, ISBN 3-631-59557-3, S. 213
- Ingomar Senz: Die Donauschwaben. Langen Müller, 1994. ISBN 3-7844-2522-4, S. 84
- Ausschließungen aus dem Kulturbund. Eine Mitteilung der Bundesleitung. In: Deutsche Zeitung, Organ für die deutsche Minderheit im Dravabanat. Nummer 8a, 27. Jänner 1935. S. 2, 3
- Neue Schütz-Gesellschaft: Musik und Kirche. Bärenreiter-Verlag, 1963. S. 272
- Nobelpreis. Appetit auf Details. In: Der Spiegel. Nr. 47, 1961 (online).
- Horst Förster: Kulturdialog und akzeptierte Vielfalt? Rumänien und rumänische Sprachgebiete nach 1918. Franz Steiner Verlag, 1999. ISBN 3-7995-2508-4, S. 114
Personendaten | |
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NAME | Thurn, Hans |
ALTERNATIVNAMEN | Thurn, Ioannes |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Übersetzer, Autor und Journalist |
GEBURTSDATUM | 12. Juli 1913 |
GEBURTSORT | Temesvár, Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn |
STERBEDATUM | 2002 |