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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Handschuhmacher Begriffsklarung aufgefuhrt Handschuhmacher ist ein Handwerksberuf Handschuhmacher stellen hauptsachlich Handschuhe aus Leder her Sie fertigen Entwurfe an richten Leder zu und verarbeiten es zu Handschuhen 1 Weitere verwendete Materialien sind beispielsweise Filz Stoff Pelz oder Stroh Zunftwappen der Handschuhmacher Inneres einer HandschuhwirkerstubeHistorisches BearbeitenDer Beruf des Handschuhmachers ist in Deutschland im Aussterben begriffen Laut Mitteilung des Zentralverbandes des deutschen Handwerks wurden in den letzten 15 Jahren nur vier Handschuhmacher ausgebildet Zudem sind Handschuhmacher und Handschuhmacherin seit dem 26 Februar 2011 keine anerkannten Ausbildungsberufe mehr 2 Das Handschuhmacherhandwerk erlebte im 19 Jahrhundert seine Blutezeit Der grosste Teil der in Deutschland produzierten Handschuhe wurde zu jener Zeit in Heimarbeit hergestellt Nach dem 2 Weltkrieg gab es in Wien noch 48 Handschuhmacher heute nur mehr 1 in Wiener Neustadt Jahrgang etwa 1945 der in Wien gelernt hat und noch aktiv ist Auch in Munchen arbeitet noch ein Unternehmen mit 2 Handschuhmachern In Deutschland sind 2 Meisterberufe damit verbunden Der eine dehnt das Leder der andere naht Vor einigen Jahren wurde die touch Fahigkeit Bedienbarkeit fur Smartphone Touchscreens entwickelt Diese kann in das Leder eingegerbt werden oder wird durch Dunnstellen an den Fingerspitzen erzielt 3 Handschuhwirker BearbeitenIn der Regel war die ganze Familie in der Handschuherzeugung beschaftigt Der Mann am Webstuhl die Frau an der Nahmaschine ungeubte Krafte und Kinder jeden Alters werkten am Spulrad oder wurden zu verschiedenen Hilfsdiensten herangezogen Der fur die Produktion benotigte Wirkstuhl wurde dem Handschuhmacher von einem Unternehmer gegen Entgelt zur Verfugung gestellt Dieser nahm ihm nicht nur die Ware gegen einen bestimmten Preis ab sondern versorgte ihn auch mit Garn Seide und anderen Gewirken die er zur Herstellung der Handschuhe benotigte Die Produktionsschritte die zur Herstellung von gewirkten Handschuhen notwendig waren wurde in einem zeitgenossischen Artikel so beschrieben Mit den Fussen bewegt der Wirker die Trittea siehe dazu die AbbildungAm Wirkstuhl wodurch sich die Wellebum die eigene Achse dreht und zum Werden der Masche die eigenartig geformten senkrecht stehenden Stahlplattchene sogenannte Platinen niederdruckt Den Faden dazu holen sich diese von den oben auf den Galgendbefindlichen Spulen durch die heruber und hinuber laufenden Fadenfuhrere Das Treten des Teilesfbringt mittels der Holzschienegdie eiserne Pressehauf die Nadeln was mit dem durch die Druckstangeigleichzeitig erfolgenden Heruberziehen des Werkes die neugewonnene Masche zu der auf den Nadeln schon hangenden Ware reiht So geht das weiter bis diese bis zum Daumen fertig ist Nachdem sie abgesprengt werden sind noch vier Paar Langen auf gleiche Art zu machen Alle sechs Paare werden dann an der Daumenstelle in der Breite des Daumens wieder an die Nadeln gestossen Das Wirken beginnt wieder von neuem bis schliesslich bei der Fingerkuppe unter Inanspruchnahme der auf die Tragerkgelegten Mindermaschineldas Verschragen der Fingerspitze durch Zusammenlegen der Maschen bewirkt wird Seit einigen Jahren verstarkt man auch die Fingerkuppe durch Hinzufugen eines weiteren Fadens wodurch die Doppelspitze entsteht Das jetzt fertig gewordene Stuck wird in Daumenbreite mit Langsschnitten versehen und damit sind die 12 Daumen fur ein paar halbes Dutzend Paar Handschuhe fertig Bei der Abendarbeit wird an der Seite des Stuhles in die Osemein Leuchter mit Leuchtkugelngestellt eine mit ganz klarem Wasser gefullte Glaskugel eine sogenannte Schusterkugel die den Schein der dahinter befindlichen Lampe auf die Nadeln wirft 4 Die frei aus dem Gedachtnis in die Ware hineingearbeiteten Muster die meist aus Blumen Ranken Blattern Baumchen Girlanden Sternen Streifen etc bestanden waren dem Arbeiter vielfach selbst uberlassen Dieser musste dabei alle Aufmerksamkeit seiner Arbeit widmen denn ein einziger Fehlgriff verdarb ihm zwei Paar Anfange und beraubte ihn des sechsten Teiles seines Tagesverdienstes War der Handschuh auf dem Wirkstuhl fertig so bekam ihn das Wirkerkind zum Fadeln Dieses reihte von den Fingerkuppen die Maschenhenkel mit der Nahnadel an den Faden zog diesen zusammen und verknupfte ihn Nun erst konnte die Frau des Wirkers den Handschuh mit der Nahmaschine zusammennahen Dann fehlten zur Vollendung nur noch die seidenen Nahte oben auf der Hand Diese Arbeit wurde ebenfalls zum grossten Teil in der Wirkstube verrichtet indem der Handschuh in kleinere Maschinen eingespannt und der Zwickel mit der Hand vernaht wurde An einem Tag konnte ein geubter Handschuhmacher 12 Paar Handschuhe herstellen Der Werklohn war bescheiden vom Erlos musste der Heimarbeiter in der Regel neben dem Stuhlzins auch noch die Auslagen fur den Bruch von Nadeln und Platinen bestreiten In der Appretur des Unternehmers wurden die Handschuhe zur Erzielung eines gefalligen Aussehens uber heisse Formen gebracht nach Fehlern untersucht gestempelt geheftet und schliesslich verpackt womit sie endlich zum Verschicken bereit waren Zu einer der bedeutendsten deutschen Handschuhmacherstadte entwickelte sich neben Metzingen im 20 Jahrhundert Johanngeorgenstadt im Erzgebirge Mit dem Ende der DDR wurde die Produktion eingestellt und im Ort produziert nur noch ein einziger Handschuhmacher in einer privaten Schauwerkstatt Einzelnachweise Bearbeiten Bundesagentur fur Arbeit Berufsinformationen 1 VO vom 14 Februar 2011 BGBl I S 264 Andreas Mauerer Moment Ohne Probieren geht beim Handschuh gar nichts ORF Radio O1 gesendet 28 Dezember 2017 15 30 15 55 Uhr 7 Tage nachhorbar Max Lindner Die Handschuh Stuhlwirkerei in Die Gartenlaube Sammelband 1894 Seite 573 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Handschuhmacher amp oldid 211989010