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Haloferax volcanii ist eine Art der Gattung Haloferax die zu den Archaeen Archaea gehort Haloferax volcaniiHaloferax volcaniiSystematikAbteilung EuryarchaeotaKlasse HalobacteriaOrdnung HaloferacalesFamilie HaloferacaceaeGattung HaloferaxArt Haloferax volcaniiWissenschaftlicher NameHaloferax volcanii Mullakhanbhai amp Larsen 1975 Torreblanca et al 1986 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Zellstruktur und Metabolismus 3 Okologie 3 1 Totes Meer 4 Genomstruktur 5 DNA Schaden und Reparatur 6 Genetischer Austausch 7 Astrobiologie 8 Siehe auch 9 Weiterfuhrende Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksBeschreibung BearbeitenDer Mikrobiologe Benjamin Elazari Volcani entdeckte in den 1930er Jahren Haloferax volcanii erstmals einen extremophilen Organismus der nach ihm benannt wurde H volcanii ist ein halophiles mesophiles Archaeon das aus hypersalinen Umgebungen wie dem Toten Meer dem Grossen Salzsee und ozeanischen Umgebungen mit hohen Natriumchlorid Konzentrationen isoliert werden kann Haloferax volcanii ist bemerkenswert weil es ohne grosse Schwierigkeiten kultiviert werden kann was bei einem Extremophilen selten ist H volcanii ist chemoorganotroph und metabolisiert Zucker als Kohlenstoffquelle 1 Es ist primar aerob kann aber unter anoxischen Bedingungen anaerobe Atmung durchfuhren 2 Zellstruktur und Metabolismus BearbeitenDie Reproduktion unter H volcanii erfolgt asexuell durch binare Spaltung Diese Praxis ist bei anderen Archaeen und auch bei Bakterien ahnlich H volcanii Zellen haben keine Zellwand und benutzen daher wie viele Archaeen ihre aussere S Schicht als Struktur Ein einzelnes H volcanii Archaeon also eine Zelle kann von 1 3 Mikrometer Durchmesser variieren 3 Sie sind typischerweise pleiomorph so dass sie auch in anderen Formen einschliesslich coccoid zu sehen sind nbsp Haloferax volcanii wurde unter Laborbedingungen gezuchtet und mit einem Phasenkontrastmikroskop abgebildet Die Zellen wurden auf einem Agar Pad befestigt Die Membranen dieses Organismus bestehen aus den typischen Ather gebundenen Membranlipiden die nur in Archaea vorkommen und enthalten auch einen hohen Anteil an Carotinoiden einschliesslich Lycopin was ihnen ihre charakteristische rote Farbe verleiht H volcanii nutzt eine Methode um die Osmostase aufrechtzuerhalten bei der Salz verwendet wird und weniger die entsprechende typische Methode die bei Bakterien beobachtet wird Bei dieser Methode wird ein hoher Grad an Kaliumionen in der Zelle aufrechterhalten um die Natriumionen im Freien auszugleichen Aus diesem Grund hat H volcanii ein komplexes Ionenregulationssystem und ist chemoautotroph H volcanii wachst optimal bei 42 C mit einer NaCl Konzentration von 1 5 2 5 M in komplexem Nahrmedium Es wachst auch bei 37 C erfordert aber immer noch das konzentrierte NaCl und das komplexe Medium 4 Aufgrund des Salzes bei dieser Methode sind zytoplasmatische Proteine so strukturiert dass sie in Gegenwart hoher ionischer Konzentrationen richtig gefaltet werden Dafur haben sie typischerweise eine grosse Anzahl von geladenen Resten auf dem ausseren Abschnitt des Proteins und sehr hydrophobe Reste die einen Kern bilden Diese Struktur erhoht ihre Stabilitat in Kochsalzlosung und sogar in Umgebungen mit hoher Temperatur betrachtlich fuhrt jedoch im Vergleich zu bakteriellen Homologen zu einem gewissen Verlust der Prozessivitat Die einzige ATP Quelle fur H volcanii ist die Atmung Es ist im Gegensatz zu anderen Halobacteriacae wie z B Halobacterium salinarum nicht in der Lage Photophosphorylierung zu betreiben da das dafur erforderliche Bakteriorhodopsin fehlt Okologie BearbeitenIsolate von H volcanii werden haufig in salzreichen Gewassern wie dem Toten Meer gefunden Ihre genaue Rolle im Okosystem ist ungewiss aber die in diesen Organismen enthaltenen Kohlenhydrate dienen moglicherweise vielen praktischen Zwecken Wegen ihrer Fahigkeit die Homoostase trotz des Salzes um sie herum aufrechtzuerhalten konnte H volcanii wichtig fur den biotechnologischen Fortschritt werden H volcanii und vergleichbare Arten liefern zudem interessante Informationen uber Genetik und Evolution da sie sich in wesentlichen Punkten von vielen anderen Organismen unterscheiden Das betrifft z B die Art und den Umfang der Replikation und Rekombination 5 Totes Meer Bearbeiten Das Tote Meer enthalt eine sehr hohe Konzentration an Natrium Magnesium und Calciumsalzen Diese Kombination macht das Meer zu einer idealen Umgebung fur Extremophile wie H volcanii 6 Das Tote Meer hat eine vielfaltige Gemeinschaft von Mikroorganismen wobei die im Feld durchgefuhrten Tests von Kaplan und Friedman zeigten dass H volcanii die grosste numerische Prasenz innerhalb der Gemeinschaft hatte 7 Es ist ublich dass wahrend des Sommers hohere Zahlen des Halophilen auftreten da das Tote Meer viel warmer ist durchschnittlich 37 C und somit fur bakterielle Bluten besser geeignet ist 8 Das Tote Meer durfte selbst fur die Extremophilen die dort leben weniger gastfreundlich werden da die Salinitat steigt Das wird sowohl naturlichen Faktoren als auch menschlichen Aktivitaten zugeschrieben und betrifft auch die Spezies Haloferax volcanii fur die eine Veranderung des Salzgehaltes in ihrer vorherrschenden Umgebung ein Risiko ist Genomstruktur BearbeitenDas Genom von H volcanii besteht aus einem grossen 4 Mbp multiskopischen Chromosom und mehreren Megaplasmiden Das vollstandige Genom DS2 von H volcanii besteht aus etwa 4130 Genen 9 Das Genom wurde vollstandig sequenziert und 2010 wurde dazu ein Artikel daruber veroffentlicht 10 Die Molekularbiologie von H volcanii wurde im letzten Jahrzehnt intensiv untersucht um mehr uber DNA Replikation DNA Reparatur und RNA Synthese zu erfahren Die Archaea Proteine die bei diesen Prozessen verwendet werden sind den eukaryotischen Proteinen extrem ahnlich und werden daher bevorzugt als Modellsystem fur diese Organismen untersucht H volcanii unterliegt einem Mechanismus der Paarung und Zellfusion der zu einem umfassenden horizontalen Gentransfer fuhrt DNA Schaden und Reparatur BearbeitenIn Prokaryoten ist das DNA Genom in einer dynamischen Struktur organisiert dem Nukleoid in dem das im Zytoplasma eingebettet ist Die Exposition von Haloferax volcanii gegenuber Spannungen die die DNA schadigen fuhrt zur Verdichtung und Reorganisation des Nukleoids 11 Die Kompaktierung hangt vom Mre11 Rad50 Proteinkomplex ab der bei der homologen Rekombinationsreparatur von DNA Doppelstrangbruchen eingesetzt wird Delmas u a 11 schlugen vor dass die Nukleoidverdichtung Teil einer DNA Schadensreaktion sein konnte die die Zellheilung beschleunigt indem sie DNA Reparaturproteine beim Lokalisieren von Zielen unterstutzt und die Suche nach intakten DNA Sequenzen wahrend der homologen Rekombination erleichtert Genetischer Austausch BearbeitenH volcanii Zellen konnen einen paarweisen genetischen Austausch durchlaufen der eine Zellfusion beinhaltet die zu einer heterodiploiden Zelle fuhrt die zwei verschiedene Chromosomen in einer Zelle enthalt 12 Zellen einer verwandten Art Haloferax mediterranei konnen ebenfalls einen genetischen Austausch miteinander eingehen H volcanii weist eine durchschnittliche Ubereinstimmung der Nucleotidsequenz mit H mediterranei von 86 6 auf Bei einer verringerten Haufigkeit konnen Zellen dieser zwei Spezies auch interagieren um einen genetischen Austausch zu erfahren 12 Wahrend dieses Prozesses wird eine diploide Zelle gebildet die das gesamte genetische Repertoire beider parentalen Zellen enthalt und die genetische Rekombination wird erleichtert Anschliessend trennen sich die Zellen wodurch rekombinante Zellen entstehen Astrobiologie BearbeitenDie Bedingungen unter denen Haloferax volcanii uberlebt hoher Salzgehalt und hohe Strahlung sind den Bedingungen auf der Marsoberflache sehr ahnlich Folglich wird der Organismus derzeit verwendet um die Uberlebensfahigkeit von erdgeborenen Extremophilen auf dem Mars zu testen Fortschritte auf diesem Gebiet konnten zu einem besseren Verstandnis der Moglichkeiten und der Zeitlinie ausserirdischen Lebens fuhren 13 Siehe auch BearbeitenArchaeon Einzahl Archaeen Mehrzahl taxonomische Kategorie Archaea Homologe Rekombination Extremophil halophil chemolithotroph anoxisch anaerob Atmung und anaerobe AtmungWeiterfuhrende Literatur BearbeitenM Cerletti M J Martinez M I Gimenez D E Sastre R A Paggi R E De Castro The LonB protease controls membrane lipids composition and is essential for viability in the extremophilic haloarchaeon Haloferax volcani In Environmental microbiology Band 16 Nummer 6 Juni 2014 S 1779 1792 doi 10 1111 1462 2920 12385 PMID 24428705 S Chimileski M J Franklin R T Papke Biofilms formed by the archaeon Haloferax volcanii exhibit cellular differentiation and social motility and facilitate horizontal gene transfer In BMC Biology Band 12 2014 doi 10 1186 s12915 014 0065 5 N E Gibbons Family V Halobacteriaceae fam nov In Bergey s Manual of Determinative Bacteriology Hrsg R E Buchanan amp N E Gibbons 8 Auflage The Williams amp Wilkins Co Baltimore 1974 ISBN 0 683 01117 0 A Oren A Ventosa International Committee on Systematic Bacteriology Subcommittee on the taxonomy of Halobacteriaceae Minutes of the meetings 16 August 1999 Sydney Australia In International journal of systematic and evolutionary microbiology Band 50 Pt 3 Mai 2000 S 1405 1407 doi 10 1099 00207713 50 3 1405 PMID 10843089 J Parente A Casabuono M C Ferrari R A Paggi R E De Castro A S Couto M I Gimenez A rhomboid protease gene deletion affects a novel oligosaccharide N linked to the S layer glycoprotein of Haloferax volcanii In Journal of Biological Chemistry Band 289 Nummer 16 April 2014 S 11304 11317 doi 10 1074 jbc M113 546531 PMID 24596091 PMC 4036268 freier Volltext M Torreblanca F Rodriguez Valera G Juez A Ventosa M Kamekura M Kates Classification of Non alkaliphilic Halobacteria Based on Numerical Taxonomy and Polar Lipid Composition and Description of Haloarcula gen nov and Haloferax gen nov In Systematic and Applied Microbiology 8 1986 S 89 doi 10 1016 s0723 2020 86 80155 2 Einzelnachweise Bearbeiten A Oren The Order Halobacteriales In The Prokaryotes A Handbook on the Biology of Bacteria 3 Auflage Springer New York 2006 S 113 164 A Zaigler S C Schuster J Soppa Construction and usage of a onefold coverage shotgun DNA microarray to characterize the metabolism of the archaeonHaloferax volcanii In Molecular microbiology Band 48 Nummer 4 Mai 2003 S 1089 1105 PMID 12753198 G M Garrity R W Castenholz D R Boone The Archaea and the Deeply Branching and Phototrophic Bacteria 2 Auflage Springer New York 2001 S 316 H volcanii is a chemoorganotroph requiring complex nutrient medium and 1 5 2 5 M NaCl for growth Cultures will grow at 37C but optimal growth is at 42C archaea ucsc edu haloVolc1 abgerufen 2018 08 31 D Ausiannikava L Mitchell H Marriott V Smith M Hawkins K S Makarova E V Koonin C A Nieduszynski T Allers Evolution of Genome Architecture in Archaea Spontaneous Generation of a New Chromosome in Haloferax volcanii In Molecular biology and evolution Band 35 Nummer 8 August 2018 S 1855 1868 doi 10 1093 molbev msy075 PMID 29668953 PMC 6063281 freier Volltext A Orlen Population dynamics of halobacteria in the Dead Sea water column Limnology and Oceanography In Limnology and Oceanography Band 28 Nr 6 1983 S 1094 1103 M F Mullakhanbhai H Larsen Halobacterium volcanii spec nov a Dead Sea halobacterium with a moderate salt requirement In Archives of microbiology Band 104 Nummer 3 August 1975 S 207 214 PMID 1190944 D Neev K O Emery The Dead sea depositional processes and environments of evaporites In Geol Surv Bull State of Israel 1967 UCSC Genome Browser Gateway archaea ucsc edu 2017 04 20 A L Hartman C Norais J H Badger S Delmas S Haldenby R Madupu J Robinson H Khouri Q Ren T M Lowe J Maupin Furlow M Pohlschroder C Daniels F Pfeiffer T Allers J A Eisen The complete genome sequence ofHaloferax volcaniiDS2 a model archaeon In PLOS ONE Band 5 Nummer 3 Marz 2010 S e9605 doi 10 1371 journal pone 0009605 PMID 20333302 PMC 2841640 freier Volltext a b S Delmas I G Duggin T Allers DNA damage induces nucleoid compaction via the Mre11 Rad50 complex in the archaeonHaloferax volcanii In Molecular microbiology Band 87 Nummer 1 Januar 2013 S 168 179 doi 10 1111 mmi 12091 PMID 23145964 PMC 3565448 freier Volltext a b A Naor P Lapierre M Mevarech R T Papke U Gophna Low species barriers in halophilic archaea and the formation of recombinant hybrids In Current biology CB Band 22 Nummer 15 August 2012 S 1444 1448 doi 10 1016 j cub 2012 05 056 PMID 22748314 S DasSarma Extreme Halophiles Are Models for Astrobiology In Microbe Magazine Band 1 Nr 3 2006 S 120 126 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haloferax volcanii Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Typ Stamm von Haloferax volcanii bei BacDive Metadatenbank fur bakterielle Diversitat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haloferax volcanii amp oldid 220679056