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H1 ist das zweite Heinrich Ereignis der letzten Kaltzeit Es fand noch vor Beginn des spatglazialen Meiendorf Interstadials zwischen 16 000 und 13 000 v Chr statt Temperaturverlauf im Nahen Osten der letzten 20 000 Jahre Inhaltsverzeichnis 1 Charakterisierung 2 Geographische Verbreitung 3 Stratigraphie 4 Zeitliche Stellung 5 Erklarung 6 EinzelnachweiseCharakterisierung BearbeitenH1 wird durch ein Absinken der d18O Werte von 40 auf ein Minimum von 43 ermittelt anhand von Eisbohrkernen Gronlands und einen Ruckgang der atmospharischen d13C Werte von 6 4 auf 6 7 gekennzeichnet Die Konzentrationen der Treibhausgase Kohlendioxid und Methan stiegen jedoch wahrend des H1 Stadials stetig an so auch die Deuteriumskonzentration gemessen im Eis der Antarktis Die H1 Sedimentlagen zeichnen sich durch einen sehr hohen Anteil von vom Packeis bzw Eisbergen verfrachteten Bestandteilen engl Ice rafted detritus oder abgekurzt IRD aus welcher bis zu 100 im Sediment ausmachen kann Die Konzentration minerogener Fragmente mit einem Korndurchmesser von gt 150 bzw 180 bis 3000 m Fein bis Grobsand kann hierbei bis zu 5500 Korner g betragen 1 Der Anteil von karbonathaltigen Bruchstucken ist ebenfalls sehr hoch 2 und kann bis zu 25 des Sediments ausmachen 3 Foraminiferen weisen in H1 Lagen ein deutliches Minimum auf In den Ozeanen der Sudhalbkugel kam es mit dem Einsetzen von H1 zu einer deutlich erhohten Durchfluss an Opal was ein Aufwallen von Tiefenwasser bekundet Geographische Verbreitung BearbeitenDie in Bohrproben angetroffene H1 Sedimentlage ist im Nordatlantik zwischen Neufundland und Irland entlang einem rund 1500 Kilometer breiten west ostlichen Band angeordnet das in etwa 40 bis 55 nordliche Breite uberstreicht Diese Verteilung folgt praktisch dem Verlauf der Nordatlantikstromung engl North Atlantic Current oder NAC Ruddiman 1977 bezeichnete dieses Band als IRD belt 4 Etwas abgesondert konnte die H1 Lage aber auch noch vor Sudportugal vor Rockall sowie in der Hudson Strait angetroffen werden Die Flachenausdehnung der H1 Lage betragt rund 1 Million Quadratkilometer Die Machtigkeit der H1 Lage kann zwischen 2 5 und 32 Zentimeter schwanken wobei das Ablagerungsmaximum mitten im Atlantik auf 45 nordlicher Breite und 32 westlicher Lange liegt Die Sedimentationsraten streuen zwischen 0 04 und 0 26 Millimeter Jahr Wird von einer durchschnittlichen Lagendicke von 10 Zentimeter ausgegangen so wurden 100000 Kubikkilometer an glazigenem Sediment in den Nordatlantik eingetragen praktisch identisch mit dem gefundenen Volumen von H3 Die Ereignisse H2 und H4 waren wesentlich bedeutender und in etwa dreimal so stark Anhand des eingebrachten Sedimentvolumens lasst sich indirekt auf die zugehorige Schmelzwassermenge ruckschliessen Dowdeswell u a 1995 veranschlagen 140000 bis 1 4 Millionen Kubikkilometer Schmelzwasser das in einem Zeitraum von 250 bis 1250 Jahren in den Nordatlantik stromte und dadurch einen Meeresspiegelanstieg von 0 39 bis 3 9 Meter bewirkte 5 Stratigraphie BearbeitenDas H1 Stadial ereignete sich gegen Ende des MIS 2 eine bedeutende Enteisungsphase engl Deglaciation der letzten Kaltzeit Ihm folgt unmittelbar das Dansgaard Oeschger Ereignis DO1 das zum Meiendorf Interstadial des Spatglazials uberleitet Zeitliche Stellung Bearbeiten nbsp Zeitliche Einordnung von H1 wahrend der letzten 47 500 Jahre ErdgeschichteDas H1 Stadial erstreckt sich uber den Zeitraum 16 000 bis 13 000 v Chr sein Temperaturminimum wurde zwischen 14 000 und 13 700 v Chr durchlaufen Sidney Hemming 2004 siedelt letzteres jedoch etwas fruher bei 14 800 v Chr an 6 Im Bohrkern V23 81 beispielsweise uberdeckt die H1 Lage den Zeitraum 15 000 bis 13 500 Radiokohlenstoffjahre bzw kalibriert mit CalPal 16 000 bis 14 490 v Chr Das Temperaturminimum gekennzeichnet durch einen Maximaleintrag von knapp 2000 Korner g liegt in diesem Fall bei 14 200 Radiokohlenstoffjahren bzw 15478 v Chr 7 Generell streuen die bisher vorgenommenen Datierungen fur die Untergrenze von H1 zwischen 14 330 und 14 998 15 555 und 16 299 v Chr und fur die Obergrenze zwischen 13 190 und 13 860 Radiokohlenstoffjahren 14 171 und 15 146 v Chr Die in den Bohrkernen gemessene Zeitdauer von H1 kann von 208 bis 1370 Jahren variieren Erklarung BearbeitenAls Erklarung des H1 Stadials fuhren J Alvarez Solas u a 2011 folgende Ereigniskette an 8 Der Fennoskandische Eisschild begann ab 18 000 v Chr abzuschmelzen Um 16 000 v Chr hatte sich dieser bereits bis auf das Hochland der skandinavischen Kaledoniden reduziert und auch der Britische Eisschild war nur noch im aussersten Nordosten Schottlands prasent Bedingt durch das Abschmelzen der Eisschilde wurde eine enorme Menge Susswasser ins Nordmeer entlassen Dieser Eintrag fuhrte innerhalb einer Zeitspanne von 1000 Jahren zu einem Meeresspiegelanstieg von rund 2 Meter Durch den Susswassereintrag wurde die Bildung des Nordatlantischen Tiefenwassers engl North Atlantic Deep Water oder NADW schwerwiegend gestort bzw reduziert und auch die meridionale Umwalzzirkulation im Atlantik engl Atlantic meridional overturning circulation oder AMOC wurde insgesamt geschwacht Als Folge entstand im Nordatlantik eine deutliche Halokline und die unterhalb der Oberflache liegenden Wassermassen Tiefenbereich 550 bis 1050 Meter erwarmten sich Das Schelfeis Labradors begann daraufhin auseinanderzubrechen und entsandte eine Eisbergarmada ins offene Meer Ferner kam es durch den Wegfall des Schelfeisgurtels der bisher als Ruckhalt gedient hatte jetzt im Laurentidischen Eisschild zu Eisvorstossen engl ice flow surges die im Labradormeer kalbten Die Sedimentfracht des Schelfeises und der Eisvorstosse ist letztendlich verantwortlich fur die Entstehung der H1 Lagen Geochemische Analysen der Gesteinsfragmente belegen ein relativ eng umrissenes Gebiet an der Hudson Strait Labrador und Baffin Bay als Herkunftsgebiet 6 Der erneute Schmelzwassereintrag setzte ferner eine Ruckkoppelung auf NADW und AMOC in Gang Einzelnachweise Bearbeiten Gwiazda R H S R Hemming und W S Broecker Tracking the sources of icebergs with lead isotopes The provenance of ice rafted debris in Heinrich layer 2 In Paleoceanography Band 11 Nr 1 1996 S 77 93 Broecker W u a Origin of the northern Atlantic s Heinrich events In Clim Dyn Band 6 1992 S 265 273 Bond G C u a The North Atlantic s 1 2 kyr climate rhythm Relation to Heinrich events Dansgaard Oeschger cycles and the little ice age in Mechanisms of Global Climate Change at Millennial Time Scales In P U Clark R S Webb und L D Keigwin Hrsg Geophys Monogr Ser Band 112 Washington D C 1999 S 35 68 AGU Ruddiman W F Late Quaternary deposition of ice rafted sand in the subpolar North Atlantic lat 40 to 65 N In Geol Soc Am Bull Band 88 1977 S 1813 1827 Dowdeswell J A M A Maslin J T Andrews und I N McCave Iceberg production debris rafting and the extent and thickness of Heinrich layers H 1 H 2 in North Atlantic sediments In Geology Band 23 1995 S 301 304 a b Hemming S R Heinrich events massive late Pleistocene detritus layers of the North Atlantic and their global climate imprint In Rev Geophys Band 42 2004 doi 10 1029 2003RG000128 Bond G u a Evidence for massive discharges of icebergs into the North Atlantic Ocean during the last glacial period In Nature Band 360 1992 S 245 249 Alvarez Solas J u a Heinrich event 1 an example of dynamical ice sheet reaction to oceanic changes In Climate of the Past Band 7 2011 S 1297 1306 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title H1 Palaoklima amp oldid 219028312