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Der Hollenhof ist ein denkmalgeschutztes Gebaude in der Stadt Quedlinburg in Sachsen Anhalt Nasenschild am Eingang zum HollenhofHollenhof nordlicher GebaudeteilRechts im Bild sudlicher Gebaudeteil Aufnahme zwischen 1950 und 1977Westlich Fassade im Jahr 2013 mit kleiner wohl auf einen ehemaligen Kaminschlot zuruckgehenden Einbuchtung im Mauerwerk Das Fachwerkobergeschoss im Mittelteil stammt von 1301 und ist das alteste erhaltene Fachwerk der Stadt Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Nutzungsgeschichte 3 Architektur 3 1 Sudlicher Gebaudeteil 3 2 Nordlicher Gebaudeteil 3 3 Mittlerer Gebaudeteil 3 4 Sanierung im 21 Jahrhundert 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenEr befindet sich ostlich des Marktplatzes der Stadt an der Adresse Holle 11 und gehort zum UNESCO Weltkulturerbe Im Quedlinburger Denkmalverzeichnis ist er als Wohnhaus eingetragen Sudlich grenzt das gleichfalls denkmalgeschutzte Haus Holle 12 an Nutzungsgeschichte BearbeitenDie Errichtung des Hauses erfolgte nach dendrochronologischen Untersuchungen in drei Abschnitten zwischen 1215 und 1301 und damit noch vor Fertigstellung der endgultigen Quedlinburger Stadtbefestigung In einer Urkunde aus dem Jahr 1233 soll sich die Erwahnung von einem Hof und ein Haus in der Polle die Holle Infernus befinden die man dem Hollenhof zuschreibt Denkbar ist dass es dem Gewandschneider Thankolf und seiner Ehefrau Swanhild gehorte Anfang des 16 Jahrhunderts diente das Anwesen als Unterkunft fur die Bruderschaft domus Corporis Christi Ebenfalls im 16 Jahrhundert war der kurfurstliche Stadtvoigt Friedrich Quenstedt Eigentumer des als Brauhof genutzten Hauses Das Gebaude diente dann im 17 und 18 Jahrhundert haufiger Quedlinburger Stadtschreibern und Kammerern als Wohnhaus So lebte im Jahr 1610 der Stadtschreiber Jacobus Tham im Haus das auch weiterhin noch als Brauhaus genutzt wurde 1660 wohnte der Kammerer Christian Maschau im Gebaude In einem Verzeichnis aus dem Jahr 1685 wird der Kammerer Lunzel als Besitzer angegeben und zugleich eine Abgabepflicht fur Hafer an die Propstei aufgefuhrt Fur 1763 wird das Haus als Bortenwirkerei und Wohnhaus des Christian Friedrich Zinn genannt Ab dem 19 Jahrhundert war im Haus neben Wohnungen auch eine Gaststatte untergebracht Im Jahr 1888 baute man auf dem Hof des Anwesens einen Saal der ab 1909 als Kino diente 1912 wurde das Kino als Kinosalon Furstenhof grosstes und vornehmstes Lichtbildtheater Quedlinburgs beworben 1893 wurde auf dem Hof ein Wirtschaftsgebaude in Fachwerkbauweise errichtet dessen Gefache mit Ziegeln ausgemauert waren Dieser Bau wurde 2002 wieder abgerissen Noch bis Ende des 20 Jahrhunderts befanden sich im baufalligen Haus Wohnungen Zuletzt bestand im Erdgeschoss noch ein Schulungsraum des Konsum Nach einer Sanierung in den Jahren 2005 07 ist das Gebaude Geschaftssitz des Architekturburos qbatur Das Obergeschoss wird zu Wohnzwecken genutzt Architektur BearbeitenEs handelte sich um ein reprasentatives burgerliches Gebaude 1 Die massiven Aussenmauern durften Reste einer mittelalterlichen Eigenbefestigung sein Es entstanden drei sich in Nord Sud Richtung entlang der Strasse Holle hinziehende massive Bauten mit einer Gesamtlange von 24 Metern Es wird davon ausgegangen das zunachst der sudliche Teil und dann der nordliche Eckbau entstand Etwas spater kam dann der mittlere Bau dazwischen Grabungen ergaben dass der Bereich jedoch bereits vor dem 13 Jahrhundert schon besiedelt war so konnten Scherben aus dem 12 Jahrhundert festgestellt werden Sudlicher Gebaudeteil Bearbeiten Der alteste sudliche Bau steht mit seiner Traufe zur Strasse und besteht aus verputzten Sandsteinquadern Die im oberen Geschoss befindlichen Fensteroffnungen durften noch bauzeitlichen Ursprungs sein Eine kleine Einbuchtung in der westlichen Fassade wird als baulicher Rest eines aussen entlangfuhrenden Kaminschlotes gedeutet Oberhalb der Stelle wurde mit Sandstein spater neu vermauert Im 19 Jahrhundert erfolgten Umbauten die das heutige Erscheinungsbild der Fassade pragen Zur Hofseite hin ist von der ursprunglichen Bausubstanz nur noch das zweischalige Sandsteinmauerwerk des Erdgeschosses erhalten Insgesamt ist von der Bausubstanz der Bauzeit es gab ursprunglich vier zweischalige Sandsteinaussenmauern etwa die Halfte erhalten Das Dach des Gebaudes wurde dendrochronologisch auf das Jahr 1295 datiert durfte jedoch trotz seines erheblichen Alters nicht das ursprungliche bauzeitliche Dach sein Im Inneren des Hauses befindet sich im Erdgeschoss auf der Nordseite eine im 17 Jahrhundert eingefugte Schwarze Kuche Die Kuche befindet sich in einem von vier auf Sandsteinpfeilern ruhenden Rundbogen gebildeten Raum Unterhalb des Schlots sind die Bogen aus Ziegelsteinen mit den Massen 27 mal 12 mal 8 cm gemauert Oberhalb der Bogen kam Sandstein zur Anwendung wobei angenommen wird das dieser Sandstein aus der abgerissenen nordlichen Aussenwand des Sudbaus stammt 1893 wurde in einen Bogen der Kuche eine Tur eingefugt Ahnliche Schwarze Kuchen finden sich in Quedlinburg in den Hausern Gildschaft 3 und Wassertorstrasse 5 Unterhalb des Hauses befindet sich ein Gewolbekeller Der heutige Abgang zum Keller wurde spater hineingebrochen Sudlich der Kuche befindet sich ein weiterer Raum im Erdgeschoss des Hauses Er verfugt uber die alteste Bausubstanz des Anwesens und ist weitgehend original erhalten Die Aussenmauern sind ein Meter stark und bestehen aus zweischalig gesetztem Sandstein In der Ostwand ist ein zum Teil vermauertes kleines romanisches Fenster zu erkennen Die verrussten Deckenbalken konnten dendrochronologisch auf das Jahr 1215 datiert werden Beim Abriss eines Nebengebaudes fand man in der Ostwand das Fragment einer attischen Saule deren ursprungliche Funktion jedoch unklar ist Unter der Saule findet sich der Zirkelschlag eines Steinmetzes Das Obergeschoss diente ursprunglich wohl als reprasentativer Raum Dafur sprechen neben den verhaltnismassig grossen bauzeitlichen Fensteroffnungen auch die mit 2 40 Meter verhaltnismassig grosse Raumhohe Nordlicher Gebaudeteil Bearbeiten Die verputzte Fassade an der Nordseite des Gebaudes ist von der nicht axial erfolgten Anlage der Fenster und der Tur gepragt Etwa zwei Drittel der Bausubstanz des Hauses stammen noch aus der Bauzeit in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts So insbesondere die zweischaligen Sandsteinwande an Nord und Westseite und die Balkenlagen im Erdgeschoss und im oberen Stockwerk Der Ostgiebel und der Bereich der sudlichen Traufe waren ursprunglich in Fachwerkbauweise errichtet Hiervon sind heute nur Reste erhalten Im 18 19 Jahrhundert erfolgten Umbauten die das Erscheinungsbild des Gebaudes bis um Anfang des 21 Jahrhunderts pragten Von solchen spateren Umbauten stammen die Fenster des Erdgeschosses aber auch die Eingangstur mit ihrem barocken aus Sandstein gefertigten Gewande Der Mittelstein des Turgewandes ist in Keilform ausgefuhrt Am oberen Stockwerk finden sich Reste von Biforien Ursprunglich waren die Fensteroffnungen im Stil der Fruhgotik ausgefuhrt Heute sind die Fenster in ihrer Renaissanceform gestaltet Der Hauseingang ist von einem Gewande im Stil des Barock umgeben Im ubrigen wurde das Haus im 18 Jahrhundert als Fachwerkhaus neugebaut Die West und Nordwand ist in massiver Bauweise aus zweischaligem Sandsteinquadermauerwerk errichtet Der Zwischenraum zwischen den Schalen ist mit Mortel und groben Steinen verfullt Im Erdgeschoss verfugt das Gebaude uber eine Geschosshohe von 4 Metern Anders als die anderen Gebaude des Hollenhofs hat der nordliche Gebaudeteil keinen Keller Allerdings besteht vermutlich bereits seit dem 14 Jahrhundert uber eine steinerne Treppe ein Zugang zum Keller des Mittelgebaudes Der Kellerabgang ist als Rundbogen gestaltet Die Mauerung der Turoffnung erfolgte durch mit einem Falz versehene Sandsteine in Form von Keilen Bemerkenswert ist die Kellertur Sie besteht aus vier Nadelholz Bohlen und wird anhand ihrer Gestaltung auf das Ende des 15 Jahrhunderts datiert An der Aussenseite besteht ein Beschlag mit kleinteilig gestalteten Eisenplatten Zum Teil sind auf den rot gestrichenen Bohlen Abdrucke von Eisenplatten zu erkennen die heute nicht mehr bestehen Diese fehlenden Beschlage waren in Form von Lilien und Distelbluten gestaltet Mittlerer Gebaudeteil Bearbeiten Der in Fachwerkbauweise errichtete Mittelbau verbindet den nordlichen und sudlichen Trakt Er ist vollunterkellert und besteht nach dem Ergebnis einer dendrochronologischen Untersuchung bereits seit dem Jahr 1301 Im 17 Jahrhundert erfolgte ein Umbau Hierbei entstand auch die Schwarze Kuche Das Erdgeschoss ist zur Westseite hin in massiver Bauweise aus ein und zweischaligen Sandstein errichtet Die ostliche hofseitige Fassade ist vollstandig aus Fachwerk erstellt Im Erdgeschoss besteht ein gotisches Gewande mit eingeschriebenem Dreipass Etwas Vergleichbares findet sich in Quedlinburg nur am Haus Breite Strasse 18 In der Westfassade des Erdgeschosses besteht ein rechteckiges Gewande aus Sandstein aus der Zeit des Fruhbarock Der mittlere Gebaudeteil verfugt nicht uber eine Eingangstur von aussen Das Erdgeschoss war durch Bohlenwande in drei kleine Zimmer aufgeteilt Die Deckenbalken waren im 17 Jahrhundert erneuert worden und greifen in die Spitze des gotischen Fenstergewandes ein Sie erstrecken sich in Nord Sud Richtung und sind mit einem Strohlehmputz verkleidet Im Obergeschoss ist das Fachwerk von einer gleichmassigen Standerreihung gepragt Die Gefache sind mit Lehmstaken verfullt und tragen auf beiden Seiten einen Putz aus Strohlehm Im Laufe des 19 und 20 Jahrhunderts erfolgten Ausbesserungen durch eine Vermauerung mit Ziegelsteinen Die zur Hofseite bestehende Fachwerkwand wurde wie auch im Erdgeschoss im 17 Jahrhundert neu errichtet Die Gefache wurden hier mit einem Geflecht aus Strohlehm verfullt Zur ursprunglichen farblichen Gestaltung konnte als Befund ein schwarzer Beistrich auf den Fachwerkstandern festgestellt werden Das Innere des Obergeschosses ist durch eine in Fachwerkbauweise im 18 Jahrhundert errichtete Wand in zwei Zimmer aufgeteilt Bedeckt ist das Haus mit einem Satteldach Der Dachstuhl stammt noch aus der Bauzeit und bildet mit der Fachwerkaussenwand der Westfassade aus dem 14 Jahrhundert eine gemeinsame Konstruktion Der nur vom nordlichen Gebaudeteil erreichbare Keller ist als Tonnengewolbe ausgefuhrt und nimmt in Ost West Richtung die gesamte Grundflache des mittleren Gebaudeteils ein Ostlich der Gebaude befindet sich ein grosser Hof Sanierung im 21 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Kreuzung Stieg und HolleAls Kugelpanorama anzeigenAnfang des 21 Jahrhunderts befand sich das Anwesen in einem baufalligen Zustand Neben Bauschaden bestand ein Befall mit Echtem Hausschwamm In den Jahren 2002 04 erfolgte zunachst eine Sicherung des Gebaudes Zeitweise erfolgte bereits eine Nutzung fur Ausstellungen und Veranstaltungen 2005 07 erfolgte dann eine Sanierung durch das Architekturburo qbatur das im sanierten Gebaude dann seine Buros einrichtete Im oberen Geschoss entstanden Wohnraume Jungere aber vollstandig baufallige Nebengebaude mussten abgerissen werden Zur Strasse hin wurde eine Sandsteinmauer mit Toreinfahrt neu errichtet die sich in ihrer Gestaltung und mit einer Hohe von drei Metern an die historische Bausubstanz anlehnt Zum Hof hin grenzt an diese Mauer ein neu errichtetes schmales Nebengebaude an 2008 gewann das Projekt den 2 Preis des Bundespreises fur Handwerk in der Denkmalpflege in Sachsen Anhalt Literatur BearbeitenFalko Grubitzsch in Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Sachsen Anhalt Band 1 Ute Bednarz Folkhard Cremer u a Regierungsbezirk Magdeburg Neubearbeitung Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2002 ISBN 3 422 03069 7 Seite 750 Landesamt fur Denkmalpflege Sachsen Anhalt Hrsg Denkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Band 7 Falko Grubitzsch unter Mitwirkung von Alois Bursy Mathias Kohler Winfried Korf Sabine Oszmer Peter Seyfried und Mario Titze Landkreis Quedlinburg Teilband 1 Stadt Quedlinburg Fliegenkopf Halle 1998 ISBN 3 910147 67 4 Seite 135 C C Hennrich M Schmidt in Fachwerk Lehrpfad Ein Rundgang durch Quedlinburg vom Mittelalter bis ins 19 Jahrhundert Deutsches Fachwerkzentrum Quedlinburg e V Quedlinburg 2011 ISBN 3 937648 13 5 Seite 52 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Holle Quedlinburg Sammlung von Bildern Informationen des Planungsburos qbatur zum Hollenhof Informationen des Fachwerklehrpfades zum HollenhofEinzelnachweise Bearbeiten Informationen des Planungsburos qbatur zum Hollenhof Memento des Originals vom 28 August 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www denkmalkonzepte de51 78929 11 143542 Koordinaten 51 47 21 4 N 11 8 36 8 O Kulturdenkmale in der Holle in Quedlinburg Holle 1 2 Holle 3 Holle 4 5 Holle 9 Holle 10 Holle 11 Hollenhof Holle 12 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hollenhof Quedlinburg amp oldid 237441130