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Hoher muot ist eine Begriffspragung der mittelhochdeutschen hofischen Dichtung des fruhen Mittelalters Sie kennzeichnet das gehobene Lebensgefuhl des aufstrebenden Ritterstandes und bedeutet so viel wie Hochstimmung Die freudige Hochstimmung die dem Einzelnen aus der Zugehorigkeit zu der gebildeten Gesellschaft erwachst nennt die Zeit den hohen muot 1 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Historischer Bedeutungswandel 3 Literatur 4 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDas Wort muot leitet sich ab von indogermanisch mo sich muhen starken Willens sein heftig nach etwas streben gt germanisch moda mōtha mōthaz mōda mōdaz Sinn Mut Zorn gt althochdeutsch muot Sinn Seele Geist Gemut Kraft des Denkens Empfindens Wollens 2 In der mittelhochdeutschen Dichtung erhielt es in der Wortverbindung hoher muot ˈhoher ˈmu ɔt die Bedeutung seelische Hochstimmung Historischer Bedeutungswandel Bearbeiten nbsp Der aufsteigende Falke Sinnbild fur hoher muot Codex Manesse Konradin von Hohenstaufen Der hohe muot was so viel bedeutet wie freudige Hochstimmung erwachst aus dem begluckenden Bewusstsein des hofischen Ritters der Zeit zwischen 1170 und 1250 der gehobenen gebildeten reichen in Festen schwelgenden Oberschicht der Gesellschaft anzugehoren und sich damit uber den Durchschnitt des Daseins herauszuheben Die hofische Lyrik erfand dafur das oft bemuhte Bild vom aufsteigenden Falken der sich hinauf in die Lufte schwingt 3 Das Hochgefuhl Teil einer privilegierten Oberschicht zu sein verband sich allerdings auch mit der Verpflichtung nach sittlicher Vollkommenheit zu streben Dabei fungierte die zu einem uberhohten Idealbild an Schonheit und Sittenstrenge stilisierte und dabei letztlich unerreichbare Frau als Quelle der hofischen Freude und Weckerin des hohen muots 4 Der Mann unterwirft sich ihr zu Gefallen der hofischen Zucht und dem Streben nach eben solcher tugendhafter Vollkommenheit Die Frau wird dabei zur frouwe zur Herrin und Erzieherin des Ritters und dieser zu ihrem man d h Lehensmann der ihr treue Gefolgschaft gelobt Die von den lyrischen und epischen Dichtern der Zeit zwischen 1170 und 1250 in ihren Darbietungen an den Hofen zelebrierte hofische Kultur vollzieht sich in einer zur Idealwelt an Schonheit und Tugendhaftigkeit hoch stilisierten Wunschgesellschaft Es handelt sich um eine asthetische und ethische Uberhohung des eigenen Standes der sich selbst in Festen Versen Vorbildern und Sagen feiert Die prachtigste Erscheinung dieser edlen Ritter ist die sagenumwobene Tafelrunde um Konig Artus deren Mitglieder in zahlreichen Aventiuren einen mit Ruckschlagen verbundenen harten Weg der Charakterbildung zu den Tugenden die den edlen Ritter kennzeichnen durchmachen mussen Hartmann von Aue hat in seinen Epen Erec ca 1190 1192 und Iwein ca 1200 Wolfram von Eschenbach hat in seinem Parzival 1200 1210 die herausragendsten Personlichkeiten dieser Runde und ihre anspruchsvollen personlichen Bildungswege als Idealbilder ritterlichen Strebens eindrucksvoll verdichtet Mit dem Niedergang des Rittertums und ihrer Dichtung andert sich auch der Sinn und die Inhaltlichkeit des Begriffs Der hohe muot die hochgemuotheit die Hochherzigkeit der Edelmut werden zum Hochmut zur Arroganz zum falschen Stolz Der in der epischen Dichtung und im Minnesang des Hochmittelalters besungene und gepriesene hochgemute Ritter Held der sein Leben im Dienste seiner frouwe dem Kampf gegen Unrecht aller Art und dem Schutz von Hilfsbedurftigen widmet degeneriert zum Raubritter und Raufbold der in verfallenden Burgen haust und in Banden plundernd durchs Land zieht Der heutige Begriff Mut wird als eine wertungsfreie formale Tugend der Mitte verstanden die zwischen den Extremen Ubermut und Mutlosigkeit bzw Hochmut und Demut gemeint als unterwurfige Demutsgebarde angesiedelt ist Sie kann eine aktiv gestaltende oder aktiv verweigernde Haltung einnehmen je nachdem sich eine als hochwertig oder aber als unwert oder gar schandlich erkannte Anforderung stellt 5 Literatur BearbeitenHelmut de Boor Geschichte der deutschen Literatur Bd 2 Die hofische Literatur 1170 1250 Verlag Beck 3 Auflage Munchen 1957 Siegbert A Warwitz Mut In Ders Sinnsuche im Wagnis Leben in wachsenden Ringen Schneider 2 Auflage Baltmannsweiler 2016 S 41 48Einzelnachweise Bearbeiten Helmut de Boor Geschichte der deutschen Literatur Bd 2 Die hofische Literatur Verlag Beck 3 Auflage Munchen 1957 S 8 Gerhard Wahrig Deutsches Worterbuch Gutersloh 1970 Spalte 2500 Helmut de Boor Geschichte der deutschen Literatur Bd 2 Die hofische Literatur Verlag Beck 3 Auflage Munchen 1957 S 8 Helmut de Boor Geschichte der deutschen Literatur Bd 2 Die hofische Literatur Verlag Beck 3 Auflage Munchen 1957 S 9 Siegbert A Warwitz Mut In Ders Sinnsuche im Wagnis Leben in wachsenden Ringen Schneider 2 Auflage Baltmannsweiler 2016 S 41 48 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hoher muot amp oldid 221772510