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Gottlob Freges Grundgesetz der Werthverlaufe Grundgesetz V ist ein Axiomenschema aus der naiven Mengenlehre 1 In den Grundgesetzen der Arithmetik formulierte Gottlob Frege in Begriffsschrift ein axiomatisches System fur die Arithmetik mit sechs Axiomen Von diesen kommt dem Funften Grundgesetz V sowohl formal als auch historisch eine besondere Rolle zu Es lautet in moderner Notation ext e f e ext a g a a f a g a Das gebildete System ist zwar stark genug um gangige Lehrsatze daraus herzuleiten gemeinsam mit Freges Variante des Komprehensionsaxioms fuhrt Grundgesetz V jedoch zur Russellschen Antinomie Das System war damit inkonsistent Inhaltsverzeichnis 1 Formale Beschreibung 2 Inkonsistenz und Losungsvorschlage 3 Literatur 4 EinzelnachweiseFormale Beschreibung BearbeitenFreges Voraussetzung kann so vorgestellt werden dass der Wertverlauf einer Funktion f eine Menge geordneter Paare von Funktionswerten f e und korrespondierenden Argumenten e bildet Grundgesetz V sagt nun aus dass der Wertverlauf zweier Funktion f und g identisch gdw f und g jedes Objekt a auf denselben Wert abbilden Im Falle von Begriffen die fur Frege Funktionen mit dem Wertebereich wahr falsch sind Wahrheitswertfunktionen gilt der Begriffsumfang die Extension d i die Menge der Objekte welche unter einen Begriff fallen des Begriffs F ist identisch mit dem Begriffsumfang des Begriffs G genau dann wenn alle Objekte welche unter F fallen auch unter G fallen materielle Aquivalenz Frege vertritt nun ausserdem ein Substitutionsprinzip welches aussagt dass es fur jedes Pradikat F mit einer freien Variablen x einen korrespondierenden Begriff gibt bzw eine Menge gibt welche alle Objekte einschliesst die unter F fallen Dies ist eine Variante eines unbeschrankten Komprehensionsaxioms engl axiom schema of specification auch of separation oder of comprehension Die naiven Mengenlehren des 19 Jahrhunderts hatten ublicherweise die Existenz bzw Erzeugbarkeit solcher Mengen zugelassen Beide Prinzipien zusammen genommen haben aber zur Folge dass in Freges System die Russellsche Antinomie erzeugbar ist z B als Menge aller Mengen die sich nicht selbst enthalten Inkonsistenz und Losungsvorschlage BearbeitenBertrand Russell hatte Frege mit einer Postkarte auf dieses Problem hingewiesen Zu Anfang des 20 Jahrhunderts wurden unterschiedliche Vorschlage erarbeitet um zu einer konsistenten Mengenlehre zu gelangen Die seither bei weitem verbreitetste Losung besteht darin in axiomatisierten Mengenlehren eine beschrankte Variante eines Komprehensions bzw Aussonderungsaxioms engl restricted comprehension zu verwenden Nach einem Vorschlag von Crispin Wright 2 dessen Durchfuhrbarkeit durch George Boolos und Richard G Heck 3 formal bewiesen wurde kann fur eine Axiomatisierung der Arithmetik das Gesetz V durch Humes Prinzip ersetzt werden so dass man ebenfalls eine konsistente Theorie erhalt Dies ist ein grundlegender Baustein der von Wright und Bob Hale 4 intendierten Wiederbelebung des Fregeschen Programms einer Reduktion von Arithmetik auf Logik man nennt sie daher Vertreter eines Neo Logizismus Literatur BearbeitenRichard G Heck Jr Julius Caesar and Basic Law V In dialectica Bd 59 Nr 2 2005 S 161 178 doi 10 1111 j 1746 8361 2005 01025 x Hume s Prinzip und Grundgesetz V als basales Axiom zu akzeptieren hat jeweils dieselben Gegengrunde aber Hume s Prinzip erschien unplausibler um das logizistische Programm zu motivieren Adam Rieger Paradox without Basic Law V A problem with Frege s ontology In Analysis Bd 62 Nr 276 2002 ISSN 0003 2638 S 327 330 doi 10 1111 1467 8284 00379 Freges ontologische These dass Gedanken Objekte sind fuhrt auch ohne Grundgesetz V zu Antinomien Charles Sayward Convention T and Basic Law V In Analysis Bd 62 Nr 276 2002 S 289 292 doi 10 1111 1467 8284 00370 Grundgesetz V ist falsch weil es Widerspruche erzeugt aber keine Paradoxien Edward N Zalta Frege s Logic Theorem and Foundations for Arithmetic In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Einzelnachweise Bearbeiten Grundgesetze der Arithmetik Band 1 1893 Digitalisierung bei korpora org Crispin Wright Frege s Conception of numbers as objects Scots Philosophical Monographs Bd 2 Aberdeen University Press Aberdeen 1983 ISBN 0 08 025726 7 Vgl u a Richard G Heck Jnr On the consistency of second order contextual definitions In Nous Bd 26 Nr 4 1992 ISSN 0029 4624 S 491 494 Vgl u a Bob Hale Reals by abstraction In Philosophia Mathematica Bd 2000 ISSN 0031 8019 S 100 123 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grundgesetz der Werthverlaufe amp oldid 227432366