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Grabplatte mit Opfertischszene auch Opferplatte mit Speisetischszene englisch Slab Stela oder Relief Slab bezeichnet Platten mit hieroglyphischen Inschriften und figurlichen Darstellungen aus der altagyptischen Grab Architektur Solche Kalkstein Platten sind in der Nekropole von Heluan bereits ab dem Ende der 1 Dynastie belegt Sie waren vermutlich in der Fassade des Mastaba Oberbaus aus Lehmziegeln eingebaut und identifizierten das Grab mit Namen und Titel des Grabherrn Somit sind sie eine Vorform der Scheintur 1 Mehr als die Halfte der Funde insgesamt 86 stammt aus Heluan weitere 15 aus Gizeh und weitere aus Sakkara Meidum und Abusir Die Gizeh Platten stellen eine Sonderentwicklung in der Grabentwicklung unter Cheops in der 4 Dynastie dar da zu dieser Zeit bereits die klassische Form der Scheintur existierte Fur die moglichen Hintergrunde die zu dieser reduzierten Ausstattung gefuhrt haben gibt es noch keine endgultige Deutung Grabplatte des Iunu aus Gizeh 4 Dynastie Inhaltsverzeichnis 1 Terminologie 2 Entwicklung 3 Dekoration und Beschriftung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseTerminologie BearbeitenZaki Saad der in Heluan ausgrub ging davon aus dass die zumeist in den Grabschachten im Eingangsbereich der unterirdisch angelegten Grabanlagen gefundenen Steine sich dort in situ befanden Folglich deutete er sie als ceiling stela dt etwa Decken Stele 2 Als weitere Bezeichnung setzte sich slab stela dt etwa Platten Stele durch die auch heute noch verwendet wird 3 Neuere Untersuchungen konnten zeigen dass es sich bei diesen Funden in den meisten Fallen sicherlich nicht um Stelen im strengen Sinne 4 handelt Die Platten wurden nicht im primaren archaologischen Kontext gefunden sondern standen in architektonischer Verbindung mit einer Opfernische oder Opferstelle des Graboberbaus 5 Da diese Objekte folglich nicht freistehend aufgestellt wurden vermeiden Kohler und Jones den Ausdruck Stela Stele und bezeichnen sie stattdessen als relief slabs dt etwa Relief Platten Im Deutschen hat sich der Ausdruck Grab Platte beziehungsweise Opferplatte mit Opfertischszene Speisetischszene durchgesetzt 6 Entwicklung Bearbeiten nbsp Grabplatte der Seheneser 2 Dynastie nbsp Grabplatte der Heteti 2 Dynastie 7 Um die weitere Existenz des Toten im Jenseits zu gewahrleisten wurden seit der Fruhzeit die dazu fundamentalen Handlungen und Gaben zusatzlich im Bild wiedergegeben Die Opfertischszene ist bereits seit der Zeit der Reichseinigung nachweisbar zuerst auf Zylindern als Beigaben Diese Zylinder wurden in der 2 Dynastie durch die in das Grab eingebauten Grabplatten mit der Opfertischszene abgelost Damit entstand zugleich der Kern der Grabdekoration in den spateren Grabern des Alten Reiches Der Tote wurde beim Speisen selbst dargestellt eine Art Weiterentwicklung des Gedankens dem Toten seine Nahrung durch magische Handlungen zu garantieren indem man sie bildlich darstellt Solche Darstellungen losten langsam die Beigabe von Nahrungsopfern ab und fuhrten zunehmend zur Versorgung des Toten durch entsprechende bildliche Wiedergaben in denen die Speisetischszene den Kern bildete 8 In der 3 Dynastie nahm die bildliche Anwesenheit des Grabherrn zu Die neu auftretende Scheinturnische enthalt eine zusatzliche Darstellung des stehenden Grabherrn an der Scheinturnische 9 Unter Snofru zu Beginn der 4 Dynastie existierte bereits die klassische Form der Scheinture an der Grabfassade der Mastabas Unter Cheops reduzierte sich jedoch die Dekoration der Privatgraber mit der ausschliesslichen Anbringung von Grabplatten So fallen auch 12 der 15 in Gizeh gefundenen Platten in die Regierungszeit des Cheops meistens in die erste Halfte seiner Regierung Alle Gizeh Platten waren nicht Teil einer Scheintur und sollten auch nie in eine solche eingesetzt werden obwohl das Bildthema der Plattendarstellungen das zentrale Element vor und nach Cheops bildete 10 Nach Peter Der Manuelian stellen die Gizeh Platten eine Sonderentwicklung in der Grabentwicklung unter Cheops dar Fur die moglichen Hintergrunde die zu dieser reduzierten Ausstattung gefuhrt haben gibt es noch keine endgultige Deutung Fur Der Manuelian waren die Platten der sublime Ausdruck einer Elite die sich ihres geistigen Umfeldes unter Cheops bewusst war und im Einklang mit den geradlinigen architektonischen Bestrebungen jener Epoche stand non linear reductionism 11 Dekoration und Beschriftung Bearbeiten nbsp Grabplatte der Neferetiabet aus Gizeh 4 Dynastie Bei den Grabplatten handelte es sich meistens um schmale rechteckige Kalksteinplatten Jene aus Helwan haben eine durchschnittliche Grosse von 50 60 cm in der Lange 20 25 cm in der Hohe und 6 10 cm in der Dicke Die Standardgrosse jener aus Gizeh betragt etwa 37 7 52 5 8 3 cm es gab jedoch auch Abweichungen in der Norm mit einer Grosse von bis zu 88 52 10 cm In Helwan hatten fast alle Platten ein zentrales rechteckiges Bildfeld wahrend in Gizeh die Dekoration die ganze Flache einnahm Der formale Aufbau der Dekoration folgt einem gewissen Schema Die ikonographischen Elemente wie Einteilung des Bildfeldes Arm Position und Form des Opfertisches weisen eine hohe Bestandigkeit auf Demgegenuber besteht bei den individuellen Opfern ein hohes Grad an Variabilitat Der Grabbesitzer sitzt meistens auf der linken Seite des Bildfeldes in aufrechter Position auf einem Stuhl mit dem Blick nach rechts Den rechten Arm streckt er gegen den Opfertisch mit den Opferbroten den linken halt er angewinkelt an der Brust Vor dem Grabherrn steht der Opfertisch mit halbierten Brotlaiben Darunter werden haufig weitere Opfergaben jeweils in 1000er Zahl genannt Alabastergefasse Leinen Brot Bier Ochsen Antilopen usw Der Beschriftungsteil nennt in der Kopfzeile Name und Titel des Verstorbenen Vor dem Verstorbenen werden die Opfergaben in Listenform aufgefuhrt Weihrauch Augenschminke Salben Wein Kuchen Feigen Milch die sogenannte Stoffliste usw 12 Literatur BearbeitenPeter Der Manuelian Slab Stelae of the Giza Necropolis Hrsg William Kelly Simpson David B O Connor Publications of the Pennsylvania Yale Expedition to Egypt Band 7 Peabody Museum of Natural History of Yale University New Haven Philadelphia 2003 ISBN 0 9740025 1 8 gizapyramids org PDF 59 4 MB Emad El Metwally Entwicklung der Grabdekoration in den altagyptischen Privatgrabern Ikonographische Analyse der Totenkultdarstellungen von der Vorgeschichte bis zum Ende der 4 Dynastie Gottinger Orientforschungen IV Reihe Agypten Band 24 Harrassowitz Wiesbaden 1992 ISBN 3 447 03270 7 zugleich Dissertation Universitat Gottingen 1991 Gerhard Haeny Zu den Platten mit Opfertischszene in Helwan und Giseh In Aufsatze zum 70 Geburtstag von Herbert Ricke Beitrage zur agyptischen Bauforschung und Altertumskunde Heft 12 Steiner Wiesbaden 1971 S 143 164 Peter Janosi Der Tote vor dem Opfertisch Die Opferplatten von Giza Besprechung des Buches Slab Stelae of the Giza Necropolis von Peter Der Manuelian In Sokar Die Welt der Pyramiden Nr 10 Haase 2005 ISSN 1438 7956 S 18 23 gizapyramids org PDF 1 4 MB Hermann Junker Hrsg Giza I Die Mastabas der IV Dynastie auf dem Westfriedhof Bericht uber die von der Akademie der Wissenschaften in Wien auf gemeinsame Kosten mit Dr Wilhelm Pelizaeus unternommenen Grabungen auf dem Friedhof des Alten Reiches bei den Pyramiden von Giza Akademie der Wissenschaften in Wien Philosophisch historische Klasse Denkschriften Band 69 1 Holder Pichler Tempsky Wien Leipzig 1929 gizapyramids org PDF 73 0 MB Jochem Kahl Zur Datierung der fruhen Grabplatten mit Opfertischszene In Studien zur Altagyptischen Kultur SAK Band 24 1997 S 137 145 E Christiana Kohler Jana Jones Helwan II The Early Dynastic and Old Kingdom Funerary Relief Slabs Studien zur archaologie und geschichte Altagyptens Band 25 Leidorf Rahden Westf 2009 ISBN 978 3 86757 971 1 Peter Kaplony Die Inschriften der agyptischen Fruhzeit 3 Bande Agyptologische Abhandlungen Band 8 Harrassowitz Wiesbaden 1963 Peter Kaplony Kleine Beitrage zu den Inschriften der agyptischen Fruhzeit Agyptologische Abhandlungen Band 15 Harrassowitz Wiesbaden 1966 Ilona Regulski A Paleographic Study of Early Writing in Egypt Orientalia Lovaniensia analecta OLA Band 195 Peeters Departement Oosterse Studies Leuven Paris Welpole MA 2010 ISBN 978 90 429 2326 3 Zaki Youssef Saad Ceiling Stelae in Second Dynasty Tombs from the Excavations at Helwan Egypt Maṣlaḥat al Athar Annales Supplement Imprimerie de l Institut francais d archeologie orientale Kairo 1957 Einzelnachweise Bearbeiten E Christiana Kohler Das Helwan Projekt In univie ac at Homepage des Instituts fur Agyptologie der Universitat Wien abgerufen am 3 August 2012 Zaki Youssef Saad Ceiling Stelae in Second Dynasty Tombs from the Excavations at Helwan Kairo 1957 So auch Peter Kaplony Die Inschriften der agyptischen Fruhzeit 3 Bande Wiesbaden 1963 Peter Kaplony Kleine Beitrage zu den Inschriften der agyptischen Fruhzeit Wiesbaden 1966 Peter Der Manuelian Slab Stelae of the Giza Necropolis New Haven Philadelphia 2003 Ilona Regulsky A Palaeographic Study of Early Writing in Egypt Leuven 2010 S 40f Nach Karl Martin Artikel Stele In Wolfgang Helck Wolfhart Westendorf Hrsg Lexikon der Agyptologie Band VI Sp 1ff wird die Bezeichnung Stele von griech sthlh allgemein fur ein frei hochragendes Mal gebraucht Der in erster Linie verwendete altagyptische Ausdruck wḏ scheint weniger formale Kriterien und solche der Aufstellungsart zum Ausdruck zu bringen sondern inhaltliche Er steht fur Gedenk Male unterschiedlichster Art wie inschriftlose Begrenzugssteine Grabsteine Felsinschriften kleine oder grosse Denksteine freistehend angelehnt an oder eingelassen in Gebaude gemalt auf oder eingehauen in Wande Auch Martin geht davon aus dass es sich bei den Grabplatten der Fruhzeit um keine richtigen Stelen handelt E Christiana Kohler Jana Jones Helwan II The Early Dynastic and Old Kingdom Funerary Relief Slabs Leidorf 2009 S 85ff Gerhard Haeny Zu den Platten mit Opfertischszene in Helwan und Giseh In Aufsatze zum 70 Geburtstag von Herbert Ricke Festschrift Ricke Wiesbaden 1971 S 143 164 Jochem Kahl Zur Datierung der fruhen Grabplatten mit Opfertischszene In Studien zur Altagyptischen Kultur SAK Band 24 1997 S 137 145 Hermann Junker Grabungen auf dem Friedhof des Alten Reiches bei den Pyramiden von Giza Band I Die Mastabas der IV Dynastie auf dem Westfriedhof Wien 1929 S 23ff Gerhard Haeny Artikel Scheintur In Wolfgang Helck Wolfhart Westendorf Lexikon der Agyptologie Band V Wiesbaden 1984 Spalte 571 Anmerkung 8 E Christiana Kohler Jana Jones Helwan II S 192 amp 193 Obj 10 Emad El Metwally Entwicklung der Grabdekoration in den altagyptischen Privatgrabern Ikonographische Analyse der Totenkultdarstellungen von der Vorgeschichte bis zum Ende der 4 Dynastie Wiesbaden 1992 S 8ff El Metwally Entwicklung der Grabdekoration in den altagyptischen Privatgrabern Wiesbaden 1992 S 19 Peter Janosi Der Tote vor dem Opfertisch Die Opferplatten von Giza Besprechung des Buches Slab Stelae of the Giza Necropolis von Peter Der Manuelian In Sokar Band 10 2005 S 20ff Peter Der Manuelian Slab Stelae of the Giza Necropolis New Haven Philadelphia 2003 S 133ff Peter Janosi Der Tote vor dem Opfertisch In Sokar Band 10 S 20ff Der Manuelian Slab Stelae of the Giza Necropolis New Haven Philadelphia 2003 S 167 Peter Janosi Der Tote vor dem Opfertisch Die Opferplatten von Giza Besprechung des Buches Slab Stelae of the Giza Necropolis von Peter Der Manuelian In Sokar Band 10 2005 S 19f E C Kohler J Jones Helwan II The Early Dynastic and Old Kingdom Funerary Relief Slabs Rahden Westf 2009 S 23ff P Der Manuelian Slab Stelae of the Giza Necropolis New Haven Philadelphia 2003 S 141ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabplatte mit Opfertischszene amp oldid 235684625