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Gonophoren sind als sitzende und knospenartige seltener auch sich ablosende und bewegliche Auswuchse gebildete Zooide des festsitzenden Polypenstadiums der Nesseltiere Phylum Cnidaria insbesondere der Hydrozoa Sie bilden das sich sexuell fortpflanzende Stadium im regelmassigen Generationswechsel Metagenese genannt Gonophoren werden gedeutet als Reduktionsform eines Medusen Stadiums im Lebenszyklus das heisst Nesseltiere mit Gonophoren leiten sich vermutlich ab von Vorfahren die ein Medusenstadium aufgewiesen haben Gonophorenbildung bei verschiedenen Hydromedusen Abbildung in der Enzyclopaedia Britannica von 1911 basierend auf Zeichnungen von August Weismann Inhaltsverzeichnis 1 Bildung 2 Auftreten 3 Quellen 4 EinzelnachweiseBildung BearbeitenGonophoren entstehen als knospenartige Ausstulpungen an denen beide Epithelien die vom Endoderm gebildete innere Gastrodermis und die vom ausseren Keimblatt dem Ektoderm gebildeten Epidermis beteiligt sind Die Bildung beginnt ganz analog zum Abschnuren einer jungen Meduse kommt aber nach mehr oder weniger kurzer Zeit zum Stillstand lauft also gegenuber der Medusenbildung unvollstandig ab Der Spitzenabschnitt des Ektoderms verdickt sich und bildet ein nach innen eingestulptes Blaschen oder Knotchen Glockenkern Im Inneren schnurt die Gastrodermis vier kreuzformig angeordnete Gastraltaschen ab Die weitere Entwicklung verlauft je nach Form oder Art unterschiedlich Eumedusoide bilden ein noch sehr medusenartiges Stadium mit vollstandigem Schirm oft auch mit zentralem Magenstiel Manubrium und Radiarkanalen aber immer ohne Tentakel ohne die typischen Sinnesorgane wie Statocysten und Augen und ohne Velum am inneren Schirmrand Kryptomedusoide und Heteromedusoide sind noch weiter reduziert ihnen fehlen Radialkanale der Schirm ist oft unvollstandig und abgeflacht Medusoide sind meist festsitzend aber bei einigen Gruppen wie vielen Leptomedusae werden sie wie Medusen abgeschnurt sie sind dann frei schwimmend und beweglich Bei vielen Hydrozoen geht die Reduktion weiter es bildet sich nur noch ein zweischichtiges Blaschen Styloid oder Sporosac genannt Einzige verbliebene Differenzierung ist dann ein Spadix genannter zentraler Stiel an dem zwischen den Epidermislagen die Gonaden ansitzen Frei schwimmende Sporosacs kommen vor sind aber die absolute Ausnahme sie wurden etwa von Dicoryne conybaerei Anthothecata berichtet Bei einigen Gruppen wie den Susswasserpolypen geht die Reduktion dann so weit so dass auch keine eigentlichen Gonophoren mehr ausgebildet werden Die Gonaden bilden sich hier direkt im Endoderm oder Ektoderm der Polypenwand Gonophoren entstehen bei den Polypen der meisten Hydrozoen in der Nahe des Tentakelkranzes nahe am Mundende dem oralen Ende des Polyps Bei einigen Arten bilden sie sich bevorzugt an dessen Basis oder am Stiel Stolon Entstehen Gonophoren am oralen Pol verlieren die Polypen meist dabei die Fahigkeit zur Nahrungsaufnahme Einige Polypenkolonien bilden spezialisierte Gonozooide aus das sind besondere Polypen die sich nicht mehr selbstandig ernahren konnen und auf die Bildung von Gonophoren spezialisiert sind Gonophoren sind manchmal im mannlichen und im weiblichen Geschlecht morphologisch verschieden aufgebaut Sexualdimorphismus so zum Beispiel bei Tubularia indivisa Anthothecata und Laomedea flexuosa Leptothecata Auftreten BearbeitenGonophoren sind typisch fur die Ordnungen Anthothecata Synonym Athecata und Leptothecata Synonym Leptomedusae Thecata der Klasse Hydrozoa Sie ist in diesen Gruppen viele Male vermutlich mehr als siebzigmal unabhangig voneinander konvergent evolviert Vermutlich ist bei diesen Gruppen ein ausgedehntes frei schwimmendes pelagisches Stadium okologisch nachteilig gewesen und wurde aufgegeben Unabhangig voneinander haben dann einige Gruppen aus einem festsitzenden Gonophor sekundar wieder frei bewegliche Medusoide entwickelt Bei der Anthothecata Art Sarsia lovenii wurden nebeneinander Stamme mit fest sitzenden und frei schwimmenden Gonophoren innerhalb derselben Art nachgewiesen Im Weissen Meer erwiesen sich diese Formen als anhand von verschiedenen Haplogruppen genetisch gegeneinander differenzierbar Moglicherweise handelt es sich um eine beginnende Artaufspaltung Kladogenese also quasi zwei Arten im Entstehungsprozess 1 Quellen BearbeitenJean Bouillon Cinzia Gravili Francesc Pages Josep Maria Gili Ferdinando Boero An introduction to Hydrozoa Memoires du Museum national d Histoire naturelle Tome Band 194 Publications Scientifiques du Museum Paris 2006 ISBN 978 2 85653 580 6 S 79 82 B Werner 4 Stamm Cnidaria in H E Gruner Hrsg Lehrbuch der speziellen Zoologie Begr von Alfred Kaestner Band 1 zweiter Teil Gustav Fischer Jena 4 Auflage 1984 ISBN 3 334 60474 8 S 149 153 Paulyn Cartwright amp Annalise M Nawrocki Character Evolution in Hydrozoa phylum Cnidaria In Integrative and Comparative Biology Band 50 Nr 3 2010 S 456 472 doi 10 1093 icb icq089Einzelnachweise Bearbeiten Andrey A Prudkovsky Irina A Ekimova Tatiana V Neretina 2019 A case of nascent speciation unique polymorphism of gonophores within hydrozoan Sarsia lovenii In Scientific Reports Band 9 Article number 15567 doi 10 1038 s41598 019 52026 7 open access Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gonophor amp oldid 198092221