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Die Glasmodelle der Blaschkas sind eine beruhmte Sammlung sehr realitatsnaher Glasdarstellungen botanischer und zoologischer Motive Sie wurden ab 1863 von den Glaskunstlern Leopold Blaschka 1822 1895 und seinem Sohn Rudolf Blaschka 1857 1939 gefertigt Glasmodell einer SeeanemoneGlasmodelle von SeeanemonenGrab von Leopold und Rudolf Blaschka auf dem neuen Hosterwitzer FriedhofDiese von Haeckel gezeichnete Kieselalgendarstellung diente den Blaschkas als Vorlage fur ihre Modelle uber diese Spezies Glasmodelle von QuallenOriginalgetreue Nachbildung der Blaschka Werkstatt im Naturhistorischen Museum GenfGlasmodell eines Kaschubaumzweiges mit Blutendetails im Harvard Museum of Natural HistoryBlaschka Haus in Dresden HosterwitzGlasmodell einer Ohrenqualle um 1885 Leopold und Rudolf Blaschka Dresden Zoologische Sammlung der Universitat Tubingen Foto Museum der Universitat Tubingen MUT Valentin Marquardt Inhaltsverzeichnis 1 Die Blaschkas 1 1 Leopold Blaschka 1 2 Rudolf Blaschka 2 Das Werk 2 1 Bis 1880 2 2 Bis 1939 2 3 Aufbewahrung und heutige Situation 2 3 1 Zoologie 2 3 2 Botanik 2 4 Anerkennung 3 Inspiration 4 Sonstiges 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDie Blaschkas BearbeitenLeopold Blaschka Bearbeiten Leopold Blaschka kam 1822 in Bohmisch Aicha in Nordbohmen zur Welt Er absolvierte eine Ausbildung zum Goldschmied und eine zum Glasblaser Bei letzterer entwickelte er das Glasspinnen welches feinste Arbeiten moglich macht Er schliff aber auch Steine und Metalle Spater machte er sich selbststandig indem er Glasaugen produzierte Seine Ehefrau starb Anfang der 1850er Jahre Im Mai 1853 reiste Blaschka auf einem Segelschiff in die USA da seine Gesundheit angeschlagen war und er diese wahrend der Fahrt kurieren wollte In Amerika wollte er sich ein paar Monate als Handwerker verdingen Nach seiner Ruckkehr heiratete er ein zweites Mal Er starb 1895 sein Grab befindet sich auf dem Hosterwitzer Friedhof in Dresden Rudolf Blaschka Bearbeiten Sein Sohn Rudolf auch Rudolph Blaschka wurde im Jahre 1857 geboren Die Eltern wollten ihrem Sohn die bestmogliche Schulausbildung zukommen lassen deshalb zog die Familie 1863 nach Dresden um Hier wechselte sie einige Male den Wohnort Kleine Schiessgasse 2 ab 1877 Kaulbachstrasse 11 bevor sie ein Haus mit Werkstatt in Hosterwitz bezog Der Ort gehorte damals noch nicht zur Stadt Rudolf Blaschka beschaftigte sich intensiv mit der Flora Mitteldeutschlands sowie der Fauna des Mittelmeeres der Nord und Ostsee Er besuchte regelmassig die Fachbibliothek der Leopoldina Im Jahr 1880 wurde er korrespondierendes Mitglied der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis In den Jahren 1892 und 1895 reiste er jeweils zu Studienzwecken in die USA Seine zweite Reise wurde jedoch vom Tod seines Vaters unterbrochen Der junge Blaschka hatte auf seinen Reisen mehrere Hundert Zeichnungen und Notizen zu Aussehen Farbunterschieden Behaarung und anderer Eigenarten amerikanischer Pflanzen angefertigt Er starb 1939 und hinterliess seine Frau aber keine Kinder Er wurde wie auch sein Vater auf dem Hosterwitzer Friedhof beigesetzt und in den Totenbuchern der Gemeinde Maria am Wasser vermerkt Das Werk BearbeitenDie Blaschkas wurden beruhmt da sie Hunderte von Glasmodellen von Meerestieren und pflanzen fertigten Den Anstoss hierzu gab vermutlich ein Englander der Leopold Blaschka um 1863 fragte ob es moglich ware fur ein Aquarium Seeanemonen aus Glas zu blasen da diese Tiere so verganglich sind Blaschka kam dem Wunsch nach und fokussierte seine Arbeit schon bald nur noch auf derartige Glasblasereien Bis 1880 Bearbeiten Im Jahr 1871 veroffentlichte Leopold einen ersten Katalog in dem er seine Werke fur maritime Aquarien und als eine Zierde fur elegante Zimmer anpries In der Folgezeit bis etwa 1880 modellierte er ab etwa 1875 auch zusammen mit seinem Sohn eine Kollektion von rund 700 Modellen wirbelloser Meeresorganismen und Tausende von einzelnen Stucken die in rund 70 Lander auf nahezu allen Kontinenten etwa Japan Italien England Polen Russland Australien und Indien verschifft wurden Die Glasmodelle der Blaschkas waren auf Grund ihrer Detailgenauigkeit begehrte Anschauungs und Studienobjekte an Schulen und Universitaten da es noch keine wirkungsvollen Konservierungsmittel fur echte Lebewesen gab Die Vorlagen fur die Werke hatten die Blaschkas wie oben erwahnt zum grossen Teil selbst gezeichnet Sie bedienten sich jedoch auch der sehr genauen Zeichnungen von Ernst Haeckel In knapp 17 Jahren entstanden uber 1 900 zoologische Glasmodelle Bis 1939 Bearbeiten Ab etwa 1881 konzentrierten sich die Glasblaser fast nur noch auf die Fertigung botanischer Modelle Im Jahr 1886 schlossen sie mit Professor George Lincoln Goodale von der US amerikanischen Harvard University einen Vertrag uber die Lieferung von mehreren Tausend Glasblumen an die Universitat ab Im Jahr 1890 wurden noch einmal 700 Tiermodelle gefertigt Drei Jahre spater durften die Blaschkas ihre Arbeiten auf der World s Columbian Exposition in Chicago prasentieren Nach dem Tod Leopold Blaschkas fuhrte sein Sohn die Arbeit bis etwa 1936 weiter Aufbewahrung und heutige Situation Bearbeiten Langst nicht alle Glasmodelle haben die Jahrzehnte uberstanden Transport Lagerung und zum Teil auch die Kriegswirren fuhrten zu zahlreichen Verlusten Nachfolgend sind einige Orte aufgefuhrt von denen man weiss dass sie einige Arbeiten der Blaschkas beherbergen oder beherbergten Zoologie Bearbeiten 100 Modelle von Quallen Seeschnecken und anderen Meerestieren besitzt das Botanische Museum der Natural History Society in Boston 32 Lehrmodelle mariner Wirbelloser Quallen befinden sich in der Zoologischen Sammlung des Museums der Universitat Tubingen MUT Zwei Exponate befanden sich im Koniglichen Zoologischen Museum zu Dresden dem spateren Tierkundemuseum Sie wurden im Zweiten Weltkrieg zerstort Nach eigenen Angaben besitzt die Universitat von Pisa ebenfalls 52 Modelle von Meerestieren Gut die Halfte davon kann im Museo di Storia Naturale e del Territorio betrachtet werden das in einem Seitenflugel des Kartauserklosters Certosa de Pisa bei Calci untergebracht ist Im Naturhistorischen Museum Wien sind neben eigenen Modellen seit Herbst 2016 auch Leihgaben aus der 146 Stuck umfassenden Sammlung der Universitat Wien zu sehen 1 Schon 2015 hatte die Universitat dort einige Stucke in einer Sonderausstellung gezeigt 2 Weitere Modelle befinden sich nach wie vor in den Sammlungen der Universitat 3 Die grosste Sammlung von Glastieren der Blaschkas in Osterreich besitzt das Stift Kremsmunster 4 Das Natural History Museum in London beherbergt eine Sammlung von 187 Modellen mariner Wirbelloser 5 94 Modelle von Meerestieren 6 befinden sich in der Sammlung des Naturhistorischen Museums der Stadt Genf Ein Teil dieser Modelle wird in einer 2008 eroffneten Dauerausstellung im Salle Blaschka der Offentlichkeit prasentiert 7 Auch das Zoologische Museum des Trinity College Dublin stellt Glasmodelle von Meerestieren aus 8 Das Universiteitsmuseum Utrecht Niederlande besitzt 86 Glastiere 9 In den USA ist v a das Corning Museum of Glass zu nennen das seine Blaschkas 2016 17 unter dem Titel Fragile Legacy in einer Sonderausstellung gezeigt hat 10 Botanik Bearbeiten Etwa 60 Modelle von Orchideen gelangten ins Landesmuseum Luttich Sie fielen einem Brand zum Opfer In Berlin existieren noch 32 Modelle in Gorlitz und Gotha je drei in Rostock neun und in Leipzig sechs Die grosste zusammenhangende Sammlung an Glasmodellen der Blaschkas findet man heute im Harvard Museum of Natural History an der Harvard University die nach einer neuen Inventarisierung 4 300 botanische Objekte enthalt Diese Sammlung ist eine der popularsten Attraktionen der Harvard University die jahrlich uber 10 000 Besucher anlockt Schultes R A amp Davis W A The Glass Flowers at Harvard Harvard 2004 S vii 16 Webprasentation der Glasblumen http hmnh harvard edu glass flowersAnerkennung Bearbeiten Noch heute gelten die Fahigkeiten der Blaschkas als unerreicht Sogar Forscher der Harvard University konnten die Herstellungstechniken nicht in allen Details nachvollziehen Da die Blaschkas keine Lehrlinge ausgebildet haben ging das Wissen um die Fertigung dieser Modelle verloren Als Anerkennung der Dienste fur die Universitat finanziert die Harvard University bis heute die Pflege des Grabes der Familie in Hosterwitz Inspiration BearbeitenHeute vermutet man dass Leopold Blaschka auf seiner USA Reise besser gesagt auf der Uberfahrt zur Erstellung der Meereswelt in Glas inspiriert wurde Das Segelschiff auf dem er mitfuhr wurde fur zwei Wochen von einer Flaute festgehalten Wahrend dieser Zeit beobachtete er Meeresleuchten was ihn offenkundig sehr fasziniert hat Er schrieb dazu in seinen Aufzeichnungen Wir befinden uns auf einem Segelschiffe im atlantischen Ozean durch Windstille festgebannt Da taucht dicht vor uns ein Punktchen in grellgrunlichem Lichte auf welches immer grosser und grosser wird Bei alledem huscht ein dunkler Punkt wahrscheinlich ein Fisch durch die leuchtenden Wesen Es ist als wollten sie den entzuckten Beobachter in ein Feenreich locken Es ist anzunehmen dass die Begeisterung uber das Schauspiel Blaschka nie wieder losgelassen hat Sonstiges BearbeitenHeute bemuht sich der Verein Naturwissenschaftliche Glaskunst Blaschka Haus e V um eine museale Gedenkstatte die das Wirken der Glaskunstler Leopold und Rudolf Blaschka dokumentiert Ausserdem informiert er uber das Leben und Werk der beiden Kunstler Literatur BearbeitenMartin Lindner Heidi Koch Hans Jurgen Koch Vorsicht Geschopfe aus Glas In GEO Hamburg 12 Dezember 2006 ISSN 0342 8311 Martin Rasper Heidi Koch Hans Jurgen Koch Schillernde Schonheiten Meerestiere aus Glas In Natur amp Kosmos Leinfelden Echterdingen 3 2008 ISSN 0723 5038 Stadtisches Museum Rheydt Dr Karlheinz Wiegmann Desiree Klar Wunderkammer der Meere Die Glasmodelle der Blaschkas In Magazin zur Ausstellung Stadt Monchengladbach 2015 ISBN 978 3 925256 74 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Blaschka glass models Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Glasmodell eines Strahlentierchens Radiolarie um 1885 Leopold und Rudolf Blaschka Dresden Zoologische Sammlung der Universitat Tubingen Foto Museum der Universitat Tubingen MUT Valentin Marquardt nbsp Commons Leopold and Rudolph Blaschka Glass Sea Anemones Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Blaschka Models of Coelenterata Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Deutsche Sammlungen Website des Blaschka Haus e V Vorstellung der Blaschkas auf den Seiten der Urania in Dresden Memento vom 8 Juni 2002 im Webarchiv archive today Amerikanische Sammlungen in Englisch Out of the teeming sea The Cornell Collection of Blaschka Invertebrate Models Blaschka Marine Invertebrates at Cornell University Corning Museum Harvard University These creatures see dusty duty Harvard University Eclipsed for decades Harvard s glass animals step out Harvard University Care for Glass Flowers branches outEnglische Sammlungen in 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Models of Leopold and Rudolf Blaschka Abgerufen am 28 November 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glasmodelle der Blaschkas amp oldid 233137168