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Gluckliche Tage engl Originaltitel Happy Days franz Titel Oh les beaux jours ist ein Theaterstuck von Samuel Beckett aus dem Jahr 1960 Die Urauffuhrung des Zweiakters fand am 17 September 1961 in New York im Cherry Lane Theater statt Die Winnie spielte Ruth White Regie fuhrte Alan Schneider der im Jahr darauf auch Edward Albees thematisch verwandtes Erfolgsstuck Wer hat Angst vor Virginia Woolf inszenierte Wahrend es die New Yorker Inszenierung auf uber einhundert Vorstellungen brachte reagierte die Kritik zwei Wochen spater auf die deutsche Premiere 30 September 1961 in der Werkstatt des Berliner Schillertheaters eher hilflos Trotzdem war die Inszenierung unter der Regie von Walter Henn dank der schauspielerischen Leistung von Berta Drews in der Hauptrolle kein Misserfolg Heute gehort Gluckliche Tage neben Warten auf Godot und Endspiel zu Becketts meistgespielten Stucken Inhalt BearbeitenIm ersten Akt steckt Winnie eine etwa 50 jahrige gut erhaltene Blondine bis uber die Hufte in einem Erdhugel der die gesamte Mitte der Buhne einnimmt Sie schlaft vornuber gebeugt den Kopf in den Armen die auf dem Abhang vor ihr ruhen Erst das lange durchdringende zweimal wiederholte Schrillen einer Klingel weckt sie aus ihrem Schlummer Neben ihr steht eine grosse schwarze Einkaufstasche aus der sie im Laufe des ersten Aktes neben verschiedenen Hygieneartikeln Schminkutensilien und einer Lupe auch einen Revolver hervorkramt Gegen die gleissende Sonne in die das Stuck von Anfang bis Ende getaucht ist versucht sie sich mit einem kleinen Sonnenschirm zu schutzen der jedoch bald in Flammen aufgeht Ihr Oberkorper uber dessen nackte Schultern eine Perlenkette hangt ist bereits so steif geworden dass sie sich nicht weit genug nach hinten wenden kann um zu sehen was in ihrem Rucken vor sich vorgeht Im zweiten Akt schaut aus dem Grabhugel nur noch Winnies Kopf heraus und auch der kann nur noch Mund und Augen bewegen Hinter dem Hugel nicht nur fur Winnie sondern bis auf den Hinterkopf auch fur den Zuschauer meistens unsichtbar befindet sich ihr Ehemann Willie Wahrend Winnie fast pausenlos monologisiert beschranken sich die Beitrage ihres Mannes auf wenige Gesten und Worte Er liest die Uberschriften und Inserate einer alten Tageszeitung mit der er sich ab und zu kuhlende Luft zufachelt und beantwortet Winnies Fragen einsilbig oder gar nicht Einmal lasst er sich zu ein paar krachzenden Tonen eines Liedchens hinreissen dann schweigt er lange sodass Winnie schon vermutet er sei gestorben oder taubstumm geworden Erst in der Schlussminute verlasst er seine Deckung und kommt auf allen vieren aber in voller Abendgarderobe hervorgekrochen und versucht begleitet von Winnies Anfeuerungsrufen den Hugel zu erklimmen um ihr Gesicht zu erreichen Vergeblich Er rutscht ab und bleibt erschopft mit dem Gesicht nach unten ihr zu Fussen liegen Als er wieder Kraft genug gesammelt hat um wenigstens den Kopf zu heben flustert er ein einziges Mal kaum horbar ihren Namen Die beiden Alten starren sich lange und reglos an bis der Vorhang gefallen ist Interpretation Bearbeiten Die menschliche Existenz als Grenzsituation zwischen Leben und Tod Gestalten die auf der ewig enttauschten Illusion des Wartens beharren oder in tragikomischer Hilflosigkeit die Gewissheit ihres Verfalls uberspielen darum geht es in allen Stucken Becketts 1 Im Zyklus solch apokalyptischer Szenarien zeigt Gluckliche Tage das menschliche Ableben im vorletzten Stadium der Auflosung In der stillstehenden nur durch Klingelzeichen rhythmisierten Zeit tauchen immer wieder Bruchstucke von Erinnerungen an die gute alte Zeit the old style auf an den ersten Kuss an Winnies Puppe Dolly und an die zwei letzten menschlichen Wesen die sich hierher verirrten Dabei handelte es sich um ein neugieriges Ehepaar Mr Shower oder Cooker und seine namenlose Begleitung das sich respektlos hinter Winnies Rucken fragte warum sie in der Erde stecke ob sie darunter nackt sei warum Willie sie nicht ausgrabe und was das alles zu bedeuten habe typische Fragen die sich vermutlich auch das Publikum stellt dessen Reaktionen auf diese Weise von Beckett vorweggenommen mit in das Stuck integriert und zugleich spottisch kommentiert werden alles Quatsch Die Absurditat dieser Tragikomodie manifestiert sich ausserlich schon darin dass sich die beiden Restmenschen sie nur noch ein Torso dann nur noch Kopf er nicht mehr homo erectus sondern nur noch ein rochelnder Vierbeiner trotz ihrer aussichtslosen Lage weiter einbilden gluckliche Tage zu erleben ihre Festtagskleidung nicht ablegen sich mit sentimentalen Liedchen uber die Wirklichkeit hinwegtauschen immer noch wie elektrisiert auf schwachste Lebenszeichen reagieren und neue Hoffnung schopfen Besonders Winnie die all ihre Zeit auf die Pflege und Kosmetik ihres verfallenden buchstablich in einem Grab versinkenden Korpers verwendet und so gleichsam eine permanente Selbstmumifizierung betreibt dokumentiert die Paradoxie der Situation und die Naivitat der Protagonistin Aber auch Willie dessen letztes Aufflackern sexueller Gier als grotesker Hohe und Endpunkt noch einmal einen Funken von lacherlicher Vitalitat aus ihm schlagt unterstreicht die traurig skurrile Karikatur der Spezies Mensch Fussnoten Bearbeiten Kindlers Neues Literatur Lexikon Ba Boc Seite 380 Theaterstucke von Samuel Beckett Eleutheria Warten auf Godot Endspiel Akt ohne Worte I Akt ohne Worte II Das letzte Band Gluckliche Tage Spiel Kommen und Gehen Bruchstuck I Bruchstuck II Atem Nicht Ich Damals Tritte Rockaby Ohio Impromptu Ein Stuck Monolog Was Wo Katastrophe Normdaten Werk GND 4362309 8 lobid OGND AKS LCCN n80094741 VIAF 174881713 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gluckliche Tage Drama amp oldid 230777623