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Das letzte Band englischer Originaltitel Krapp s Last Tape franzosischer Titel La derniere bande ist ein Einpersonenstuck in einem Akt von Samuel Beckett aus dem Jahr 1958 Die Urauffuhrung fand am 28 Oktober 1958 unter der Regie von Donald McWhinnie im Londoner Royal Court Theatre mit Patrick Magee statt 1 Wahrend die Londoner Auffuhrung von der Kritik allgemein verrissen wurde war die deutsche Erstauffuhrung zusammen mit der Urauffuhrung von Albees Die Zoogeschichte in der Regie von Walter Henn mit Walter Franck am 28 September 1959 in der Werkstatt des Berliner Schillertheaters ein Erfolg Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Interpretation 3 Rezeption 4 Deutschsprachige Verfilmungen 5 Literatur 6 Ausgaben 7 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDer altersschwache Krapp ein erfolgloser Schreiberling und kauziger Einsiedler der mit seinem weissen unrasierten Gesicht der roten Nase den strubbeligen grauen Haaren der schwarzen viel zu engen viel zu kurzen langen Hose und den ubergrossen weissen Schuhen wie ein heruntergekommener Zirkusclown wirkt hockt spat abends in der Zukunft an einem kleinen Schubladentisch auf dem ein Tonbandgerat und mehrere Kartons voller alter Tonbander stehen Reglos blickt er vor sich hin tastet dann in seiner Hosentasche nach einem Schlusselbund wahlt den passenden Schlussel offnet damit eine der Schubladen entnimmt ihr eine grosse Banane streichelt sie und steckt sie sich nachdem er die Schale entfernt und achtlos auf den Boden hat fallen lassen in den Mund Ohne abzubeissen starrt er wieder reglos vor sich hin richtet sich schliesslich auf und beginnt an der Buhnenrampe auf und ab zu gehen wahrend er langsam die Banane vertilgt Dabei rutscht er auf der Schale aus droht zu fallen kann sich aber noch fangen beugt sich zum Boden inspiziert das Corpus Delicti und befordert es mit einem kleinen Tritt von der Buhne ins Parkett Mit einem tiefen Seufzer fummelt er erneut nach seinem Schlusselbund und das gleiche Spiel wiederholt sich mit einer zweiten grossen Banane deren Schale er diesmal aber von vornherein ins Publikum entsorgt Plotzlich kommt ihm eine Idee Er steckt die entschalte Banane in seine Westentasche und eilt in den schwarzen Buhnenhintergrund Pause Man hort einen Korken knallen Pause Krapp kehrt mit einem dicken Katalog unter dem Arm an den Tisch zuruck Er beginnt darin zu blattern und bemuht sich trotz seiner Kurzsichtigkeit die Titel des Verzeichnisses zu entziffern entdeckt bald was er sucht wahlt den passenden Karton kramt darin nach dem gesuchten Tonband fadelt die Spule umstandlich in das Tonbandgerat und druckt den Wiedergabeknopf Das eine Ohr wegen seiner Schwerhorigkeit dicht am Lautsprecher lauscht er der tagebuchahnlichen Aufzeichnung die er einst auf Band gesprochen hat Nur kurz ertragt er den grosssprecherischen Ton seines jugendlichen Selbst das von grossen Zukunftsplanen als Schriftsteller faselt Dann unterbricht er sich spult die Aufnahme weiter und lauscht erneut bevor er das Band unwillig fluchend wieder vom Gerat nimmt erneut im Katalog und in seinen Bandern kramt und weitere Ausschnitte abzuhoren beginnt Auf der Suche nach einem glucklichen Moment in seinen Erinnerungen stosst er schliesslich auf die Notiz einer Liebesszene die er dreissig Jahre zuvor erlebt hat Immer wieder spult Krapp dieselbe Passage zuruck und lauscht seinem fruheren Ich wie einer fremden Person Immer genauer verfolgt er den Wortlaut der romantischen Beschreibung seines Alter Ego das von einer Kahnfahrt mit der Geliebten erzahlt Schliesslich stoppt er den Apparat schliesst ein Mikrofon an und beginnt die Szene in einer neuen Aufnahme zu kommentieren Mit krachzender Greisenstimme spottet er uber sich selbst Kaum zu glauben dass ich je so blod war Krapps ehrgeizige kunstlerische Ambitionen sind ebenso verflogen wie seine Liebesgefuhle Was ihm bleibt sind tote Erinnerungen Alkohol und Selbstironie Krapp legt das Band mit der Liebesszene wieder auf Stumm sprechen seine Lippen den Text mit Als die Aufnahme zu Ende ist blickt er wieder reglos und starr ins Leere Das Band lauft tonlos weiter wahrend der Vorhang fallt Interpretation Bearbeiten Die menschliche Existenz als Grenzsituation zwischen Leben und Tod Gestalten die auf der ewig enttauschten Illusion des Wartens beharren oder in tragikomischer Hilflosigkeit die Gewissheit ihres Verfalls uberspielen darum geht es in allen Stucken Becketts 2 Im Zyklus solcher apokalyptischen Szenarios zeigt Das letzte Band das menschliche Ableben auf der vergeblichen Suche nach seiner verlorenen Identitat Nachdem der Mensch alle Stadien durchlaufen hat vom Bananen fressenden Affenmenschen bis zum eitel um sich selbst kreisenden Homo sapiens drehen seine Gedankenmuhlen wie Krapps Tonspule im Schlussbild nur noch im Leerlauf Den Abgesang auf den Menschen als Mass aller Dinge singt wie so oft bei Beckett ein krachzender greiser Kauz der nichts mehr erwartet und doch weiter wartet Sprache wird nicht mehr auf ihren Wahrheitsgehalt hin uberpruft und als Medium der Erkenntnis verwendet sondern nur noch auf ihren klanglichen Gehalt hin verhort Spule Spuule Spuuule Immer wieder intoniert Krapp das Wort vor sich hin und berauscht sich in Ermangelung anderer Wonnen an dessen blosser Akustik ein Pausenclown zwischen Leben und Tod der seine Endzeit mit pantomimischen Bagatellen und mussigen Selbstreflexionen uberbruckt die statt zur Selbsterkenntnis nur zu noch mehr Selbstentfremdung fuhren Rezeption BearbeitenDas letzte Band wurde in die ZEIT Bibliothek der 100 Bucher aufgenommen Deutschsprachige Verfilmungen Bearbeiten1962 entstand eine Fernsehinszenierung des Stucks durch den Bayerischen Rundfunk Regie fuhrte Hans Schweikart und die Hauptrolle spielte Fritz Kortner 3 Zehn Jahre nach der deutschsprachigen Urauffuhrung am 5 Oktober 1969 kam ebenfalls am Schillertheater eine Neu Inszenierung des Stucks durch den Autor mit Martin Held heraus die als besonders gelungen gefeiert und als Gastspiel auch in anderen Stadten gezeigt wurde Sie wurde vom WDR auch fur das Fernsehen aufgezeichnet und nach Erstausstrahlung in einigen Dritten Fernsehprogrammen am 30 Januar 1970 4 am 11 Mai 1970 im Ersten Programm der ARD gesendet 5 Bei der Berlinale 1989 hatte ein weiterer Film nach Becketts Stuck Premiere es spielten Curt Bois und Sunnyi Melles unter der Regie von Peter Henning und Jean Claude Kuner 6 Literatur BearbeitenMichael Gassenmeier Krapp s Last Tape In Klaus Dieter Fehse et al Hrsg Das zeitgenossische englische Drama Athenaum Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt a M 1975 ISBN 3 8072 2096 8 S 101 123 Rudolf Nissen Samuel Beckett Krapp s Last Tape In Hans Weber Hrsg Dramen des 20 Jahrhunderts fur den Englischunterricht der Sekundarstufe II Interpretationen Diesterweg Verlag Frankfurt a M et al 1982 ISBN 3 425 04209 2 S 82 95Ausgaben BearbeitenSamuel Beckett Krapp s Last Tape and Embers Faber amp Faber London 1959 ISBN 0 571 06209 1 englische Erstausgabe Samuel Beckett Das letzte Band La derniere bande Krapp s last tape Suhrkamp Frankfurt am Main 1974 ISBN 3 518 36700 5 Dreisprachige Ausgabe Englische Originalfassung und franzosische Ubertragung von Samuel Beckett Ubertragung ins Deutsche von Erika Tophoven und Elmar Tophoven ISBN der Suhrkamp Ausgabe aus dem Jahr 2000 Einzelnachweise Bearbeiten Das Leben ein Tonband In Der Spiegel Nr 19 1959 S 51 52 online 6 Mai 1959 Kindlers Neues Literaturlexikon Band 2 Seite 380 Das letzte Band 1962 in der Internet Movie Database englisch Diese Woche im Fernsehen In Der Spiegel Nr 5 1970 S 154 online Diese Woche im Fernsehen In Der Spiegel Nr 20 1970 S 242 online Das letzte Band 1989 in der Internet Movie Database englisch Theaterstucke von Samuel Beckett Eleutheria Warten auf Godot Endspiel Akt ohne Worte I Akt ohne Worte II Das letzte Band Gluckliche Tage Spiel Kommen und Gehen Bruchstuck I Bruchstuck II Atem Nicht Ich Damals Tritte Rockaby Ohio Impromptu Ein Stuck Monolog Was Wo Katastrophe Normdaten Werk GND 4425910 4 lobid OGND AKS LCCN no2017083455 VIAF 198552874 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