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Gilbert Fowler White 26 November 1911 in Chicago 5 Oktober 2006 in Boulder Colorado war ein US amerikanischer Geograph Er gilt als Begrunder der geographischen Risikoforschung und hatte grossen Einfluss auf den Hochwasserschutz in den Vereinigten Staaten Gilbert F White Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk und Wirken 3 Auszeichnungen und Ehrungen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWhite 1911 geboren wuchs im Chicagoer Stadtteil Hyde Park unweit der University of Chicago auf Dort besuchte er die vom Padagogen John Dewey gegrundete Laborschule dessen pragmatische Philosophie er auch in seiner spateren Laufbahn weitgehend vertrat 1 An der University of Chicago studierte White Geographie zunachst bis zum Master Abschluss 1934 Harlan H Barrows einer der wichtigsten Vertreter der Humanokologie in der US amerikanischen Geographie fungierte dabei als ein wichtiger Mentor fur ihn 2 Bis 1942 arbeitete White in Washington D C im Zuge des New Deal fur mehrere Regierungsbehorden und erstellte in dieser Zeit seine Dissertation Anschliessend diente er im Zweiten Weltkrieg als Fluchtlingshelfer der Quakerorganisation American Friends Service Committee AFSC in Sudfrankreich wo er 1943 in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet Bis zu einem Gefangenenaustausch im Jahr darauf 3 war er in einem Lager in Baden Baden interniert 4 1946 wurde White Prasident des Haverford College als zu diesem Zeitpunkt jungster College Prasident in den Vereinigten Staaten 3 Er kehrte 1955 an die University of Chicago zuruck und wurde dort Professor Von 1963 bis 1969 war White ausserdem Vorsitzender des AFSC 4 1970 wechselte er an die University of Colorado Boulder an der er 1976 das Natural Hazards Center grundete 1980 wurde White emeritiert als Gustavson Distinguished Professor Emeritus of Geography blieb er aber weiter forschend und publizierend tatig Gilbert F White war zweimal verheiratet Seine erste Frau Anne geb Underwood mit der er drei Kinder hatte und die zeitweise auch seine Forschungspartnerin war starb 1989 2 Er selbst verstarb 2006 im Alter von 94 Werk und Wirken BearbeitenWhites Dissertation Human Adjustment to Floods A Geographical Approach to the Flood Problem in the United States 1942 an der University of Chicago eingereicht und 1945 veroffentlicht wird oftmals als die bedeutendste Dissertation eines US amerikanischen Geographen 2 oder auch als bedeutendstes Werk eines solchen uberhaupt 5 angesehen Vor allem durch Untersuchungen von Siedlungen in den Flussniederungen am Mississippi River kam er zu dem Schluss dass die damals gangige Praxis beim Hochwasserschutz in erster Linie auf technische Massnahmen wie den Ausbau von Deichen und die Verbesserung von Kanalen zuruckzugreifen unzureichend sei Er stellte fest dass deren vermeintliche Schutzwirkung die Bebauung von hochwassergefahrdeten Flachen nach sich zog und dass infolgedessen trotz hoher offentlicher Ausgaben die Schadenssummen weiter anstiegen 6 7 Hochwasserschutz bedurfe daher umfassender Planung und Vorsorge in die die Abwagung aller zur Verfugung stehenden Anpassungsmoglichkeiten einfliessen musste unter Berucksichtigung der vollstandigen volkswirtschaftlichen Kosten und Nutzen 2 White begrundete damit die Geographische Risikoforschung als wissenschaftliche Disziplin und begann seinen anfangs eher verwaltungsorientierten Ansatz unter sozialwissenschaftlichen Aspekten weiter auszubauen Ihren Hohepunkt erreichte die von White und seinen prominentesten Schulern Robert W Kates und Ian Burton vertretene humanokologische Interpretation der Erforschung von Gefahrdungsereignissen Hazardforschung Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre 8 Daruber hinaus beschaftigte sich White mit der Nutzung von Wasser als naturliche Ressource mit Trockengebieten und anderen Fragestellungen der Mensch Umwelt Interaktion 9 Ab Ende der 1970er Jahre erfuhr diese Forschung scharfe Kritik durch Vertreter der aufkommenden Politischen Okologie 10 Insbesondere mit Bezug auf Entwicklungslander wurden politisch okonomische Zusammenhange historische Entwicklungen und kulturelle Unterschiede ausgeblendet die Ausgangsfragestellungen der Forschung seien naiv und die Ergebnisse trivial 11 12 Auszeichnungen und Ehrungen BearbeitenWhite wurden verschiedene Auszeichnungen verliehen darunter 2000 die National Medal of Science Ausserdem erhielt er die Charles P Daly Medal der American Geographical Society 1971 den Sasakawa Prize 1985 sowie den Global 500 Award 1988 des Umweltprogramms der Vereinten Nationen den Tyler Prize for Environmental Achievement 1987 den IGU Laureat d Honneur 1988 die Centenary Medal der Royal Scottish Geographical Society 1989 den Prix Vautrin Lud 1992 die Hubbard Medal der National Geographic Society 1994 den Volvo Environment Prize 1995 und die Public Welfare Medal der National Academy of Sciences 2000 Bereits relativ fruh in seiner Karriere erhielt White mehrere Ehrendoktortitel LL D Hamilton College 1954 LL D Swarthmore College 1956 D Sc Haverford College 1956 LL D Earlham College 1958 13 Spater verliehen ihm auch die Michigan State University das Augustana College die University of Arizona 14 sowie kurz vor seinem Tod die University of Colorado Boulder 15 die Ehrendoktorwurde Des Weiteren war White gewahltes Mitglied der American Academy of Arts and Sciences 1969 der National Academy of Sciences 1973 der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften 1982 und der American Philosophical Society 1993 Ausserdem gehorte er dem Cosmos Club an Schriften Auswahl BearbeitenHuman Adjustment to Floods A Geographical Approach to the Flood Problem in the United States Geography Research Paper Band 29 Chicago University Press Chicago 1945 Dissertation Wasser fur die Wusten Weltweite Kultivierung der Trockenzonen Schriftenreihe der Deutschen UNESCO Kommission Diederichs Verlag Dusseldorf 1960 Originaltitel Science and the Future of Arid Lands Ubersetzt von Hans Dietrich Berendt Choice of Adjustment to Floods Geography Research Paper Band 93 Chicago University Press Chicago 1964 Strategies of American Water Management University of Michigan Press Ann Arbor 1969 Gilbert F White David J Bradley und Anne U White Drawers of Water Domestic Water Use in East Africa Chicago University Press Chicago 1972 Gilbert F White Hrsg Natural Hazards Local National Global Oxford University Press New York 1974 Gilbert F White und John E Haas Assessment of Research on Natural Hazards MIT Press Cambridge Mass 1975 Ian Burton Robert W Kates und Gilbert F White The Environment as Hazard Oxford University Press New York 1978 ISBN 0 19 502221 1 Martin W Holdgate Mohammed Kassas und Gilbert F White Umwelt Weltweit Berichte des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNAP 1972 1982 Beitrage zur Umweltgestaltung A Band 88 E Schmidt Berlin 1983 ISBN 3 503 02190 6 Originaltitel The World Environment 1972 1982 A Report by the United Nations Environment Programme Ubersetzt von Angelika Bardeleben Literatur BearbeitenRobert E Hinshaw Living with Nature s Extremes The Life of Gilbert Fowler White Johnson Books Boulder 2006 ISBN 978 1 55566 388 9 Robert W Kates Gilbert F White 1911 2006 In Biographical Memoirs National Academy of Sciences 2011 Online PDF 246 kB abgerufen am 28 Mai 2019 Robert W Kates und Ian Burton Hrsg Selected Writings of Gilbert F White Geography Resources and Environment Band 1 University of Chicago Press Chicago 1986 ISBN 0 226 42575 4 Robert W Kates und Ian Burton Hrsg Themes from the Work of Gilbert F White Geography Resources and Environment Band 2 University of Chicago Press Chicago 1986 ISBN 0 226 42577 0 Jurgen Pohl Die Entstehung der geographischen Hazardforschung In Carsten Felgentreff und Thomas Glade Hrsg Naturrisiken und Sozialkatastrophen Spektrum Heidelberg 2008 ISBN 978 3 8274 1571 4 S 47 62 Martin Reuss Water Resources People and Issues Interview with Gilbert F White U S Army Corps of Engineers Fort Belvoir 1993 Online PDF 27 1 MB abgerufen am 28 Mai 2019 Gilbert F White Autobiographical Essay In Peter Gould und Forrest R Pitts Hrsg Geographical Voices Fourteen Autobiographical Essays Syracuse University Press Syracuse 2002 ISBN 0 8156 2940 0 S 341 364 Weblinks BearbeitenNatural Hazards Center at the University of Colorado at Boulder englisch Einzelnachweise Bearbeiten James L Wescoat Jr Common Themes in the Work of Gilbert White and John Dewey A Pragmatic Appraisal In Annals of the Association of American Geographers Band 82 Nr 4 1992 S 587 607 JSTOR 2563691 a b c d Kates Gilbert F White 1911 2006 In Biographical Memoirs National Academy of Sciences 2011 a b Patricia Sullivan Gilbert F White The Washington Post 9 Oktober 2006 abgerufen am 6 Oktober 2016 englisch a b John Schwartz Obituaries Gilbert F White 94 Expert on Floods and Nature Dies The New York Times 7 Oktober 2006 abgerufen am 5 Oktober 2016 englisch Pohl Die Entstehung der geographischen Hazardforschung 2008 S 48 Carsten Felgentreff und Wolf R Dombrowsky Hazard Risiko und Katastrophenforschung In Carsten 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