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Der Giesskannenschwamm Euplectella aspergillum auch Venuskorbchen ist eine Art aus der Klasse der Glasschwamme Im englischen heisst der Schwamm auch Venus flower basket Blutenkorb der Venus da er bei einigen marinen Garnelenarten der Stenopodidea jeweils einem Parchen als Lebensraum dient GiesskannenschwammGiesskannenschwammSystematikKlasse Glasschwamme Hexactinellida Unterklasse HexasterophoraOrdnung LyssacinosidaFamilie EuplectellidaeGattung EuplectellaArt GiesskannenschwammWissenschaftlicher NameEuplectella aspergillumOwen 1841 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Eigenschaften des Skeletts 2 Zusammenleben mit Garnelen 3 Lebensraum 4 Systematik 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBeschreibung BearbeitenEuplectella aspergillum erreicht eine Korperlange von etwa 40 bis 240 Millimeter bei einem Durchmesser von 14 bis 50 Millimeter Der Korper bildet eine im Inneren hohle rohrenartige Struktur mit dunnen aber durch das innenliegende Skelett aus miteinander fusionierten Skelettnadeln sehr stabilen Wanden Die grosse obere Offnung des Atriums ist durch eine porose sieb oder durchschlagartige Platte verschlossen Der Schwammkorper sitzt dem Substrat direkt ohne Stielabschnitt auf er ist zum basalen Ende hin ein wenig verschmalert Verankert ist er durch ein Buschel vorstehender Basalia genannter Skelettnadeln sogenannter lophophytischer Verankerungstyp dieses ist typisch fur die Gattung einfach und ungeteilt Die einzelnen Nadeln sind 5 bis 15 Zentimeter lang bei einem Durchmesser von nur 40 bis 70 Mikrometer 1 Die Verankerung ermoglicht der Art auch Weichsubstrate des Meeresbodens zu besiedeln Die seitliche Wandung des Schwammkorpers besitzt zahlreiche porenartige Offnungen dieses sind die Ausstromoffnungen oder Oscula durch die das in den zentralen schlotartigen Hohlraum Atrium genannt einstromende Wasser wieder ausstromt nachdem es in den zahlreichen kleinen innerhalb der Wandung liegenden Filterkammern gefiltert wurde Die Oscula sind jeweils 1 bis 2 Millimeter breit sie sitzen auf zwei gedachten gegenlaufigen Spiralen die sich in einem Winkel von 45 Grad schneiden An alteren Individuen werden diese Spiralen teilweise durch rippenartige Verstarkungen die aussen aufsitzen nachgezeichnet diese konnen aber unterbrochen sein oder fehlen 2 Die Skelettnadeln des Korpers bestehen wie typisch fur Glasschwamme aus zwei Grossenklassen den grosseren Macrosclerae und den einzeln sitzenden nur Bruchteile von Millimetern langen sternformigen Microsclerae Die sogenannten choanosomalen Macrosclerae des Korperinneren sind bei der Gattung durch aussen sitzende sinterartige Auflagerungen die Synapticulae genannt werden zu einem filigranen gitter oder kafigartigem Skelett verschmolzen Die meisten Macrosclerae bei der Art sind vierstrahlig wegen der Kreuzform von griechisch Stauros Stauractinen genannt es kommen aber auch funf und eigentlich typisch fur die Unterklasse sechsstrahlige Nadeln vor 2 Eigenschaften des Skeletts Bearbeiten Die Skelettnadeln oder Spiculae bestehen wie bei allen Glasschwammen aus biogenem Opal amorphem Siliciumdioxid Das Skelett aus miteinander fusionierten Nadeln lasst eine Gitterstruktur aus rechtwinklig kreuzenden Streben erkennen die aus parallel angeordneten miteinander fusionierten Einzelnadeln bestehen Jede zweite so gebildete Gitterzelle wird durch diagonale Streben versteift Die Einzelnadeln bestehen aus glasartigem amorphem Opal der in lamellenartigen Schichten einen zentralen aus Protein bestehenden Achsfaden umgibt auch zwischen den Lamellen sind Proteinlagen eingeschaltet so dass sich ein Verbundwerkstoff ergibt der zaher und biegsamer als eine reine Glasfaser ist Durch diese Bauweise ergibt sich eine bemerkenswert hohe mechanische Stabilitat 3 Zusatzlich zu den mechanischen Eigenschaften besitzen die Skelettnadeln des Giesskannenschwamms optische Eigenschaften die denjenigen von Glasfaser Kabeln ahneln Wie in diesen wird eingefallenes Licht durch unterschiedlichen Brechungsindex im zentralen Zylinder geleitet und so langs der Faser weitergefuhrt Die Effizienz wird durch am Ende der Fasern sitzende linsenartige Aufweitungen noch weiter erhoht 1 Die biologische Funktion dieser Eigenschaft ist bei der Art ungeklart Bei andern Schwammarten konnte eine Funktion zur Weiterleitung von Licht ins Innere des Schwammkorpers nachgewiesen werden um symbiontische Algen mit Licht zu versorgen 4 dies spielt beim Gieskannenschwamm keine Rolle Bei einer anderen Art Suberites domuncula wurde die Prasenz einer Luciferase und damit Leuchtvermogen Biolumineszenz sowie das Vorhandensein photosensitiver Proteine nachgewiesen die eine nerven artige Informationsweiterleitung durch die Nadeln weitergeleiteten Lichts innerhalb des Organismus moglich erscheinen lassen 5 Entsprechende Nachweise schon fur Biolumineszenz selbst auch beim Giesskannenschwamm stehen aber noch aus Forscher vermuten in den Fasern des Schwamms Vorbilder fur neue optische Leiter da ihre Lichtleitfahigkeit denen gewohnlicher Glasfasern uberlegen ist Auch die stabile Gitterstruktur die den Schwamm fast unzerbrechlich macht konnte als Vorbild fur menschliche Architektur dienen Zusammenleben mit Garnelen BearbeitenDie Art ist bekannt dafur dass sich in ihrem Inneren sehr oft jeweils ein Parchen aus Mannchen und Weibchen von Garnelen der Familie Spongicolidae Stenopodidea insbesondere der Art Spongicola venustus befindet 6 Die Garnelen sind so gross dass sie nicht durch die vorhandenen Offnungen passen so dass sie den Schwamm nicht verlassen konnen Die Garnelen besitzen einen glatten nicht verkalkten Carapax und teilweise reduzierte Sinnesorgane und Putzeinrichtungen sie konnen ausserhalb der Schwamme nicht lange uberleben Die relativ grossen Larven werden ins freie Wasser abgegeben sie passen noch leicht durch die Maschen Junge Garnelen besiedeln Schwammorganismen solange die Skelettelemente noch nicht miteinander fusioniert und daher noch weich sind Sie ernahren sich von mit der Wasserstromung des Schwamms eingespulten Nahrungspartikeln leben also als dessen Kommensalen 7 Diese Beziehung bei der sich ein Paar in einem festen Haus zusammenfindet und dieses nie mehr freiwillig verlasst soll in Japan die Nutzung der Art als symbolisches Hochzeitsgeschenk angeregt haben 8 Lebensraum Bearbeiten nbsp Individuum am MeeresgrundDer Giesskannenschwamm findet sich im westlichen Pazifik und ostlichen Indischem Ozean die Nominatform um die Philippinen Er findet sich in steinigen Regionen auf dem Meeresboden in Tiefen zwischen 100 m und 1000 m haufig tiefer als 500 m Systematik BearbeitenEuplectella aspergillum ist die Typusart der Gattung Euplectella Owen 1841 9 Diese umfasst 17 untereinander sehr ahnliche und schwer bestimmbare Arten Innerhalb der Art werden neben der Nominatform drei Unterarten unterschieden 10 Euplectella aspergillum aspergillum Owen 1841 Philippinen Euplectella aspergillum australicum Tabachnick Janussen amp Menschenina 2008 gefunden vor Port Hedland Australien Euplectella aspergillum indonesicum Tabachnick Janussen amp Menschenina 2008 Indonesien Sundastrasse Malaysia Euplectella aspergillum regalis Schulze 1900 Syn Euplectella regalis Indischer OzeanEinzelnachweise Bearbeiten a b Joanna Aizenberg Vikram C Sundar Andrew D Yablon James C Weaver Gang Chen 2004 Biological glass fibers Correlation between optical and structural properties PNAS Proceedings of the National Academy of Sciences USA 101 10 3358 3363 doi 10 1073 pnas 0307843101 a b Konstantin R Tabachnick Family Euplectellidae in John Hooper Rob W M van Soest editors Systema Porifera A Guide to the Classification of Sponges Kluwer Academic Plenum Publishers New York 2002 ISBN 978 1 4615 0747 5 Euplectella aspergillum auf Seite 1391 Joanna Aizenberg James C Weaver Monica S Thanawala Vikram C Sundar Daniel E Morse Peter Fratzl 2005 Skeleton of Euplectella sp Structural Hierarchy from the Nanoscale to the Macroscale Science 309 5732 275 278 download Franz Brummer Martin Pfannkuchen Alexander Baltz Thomas Hauser Vera Thiel 2008 Light inside sponges Journal of Experimental Marine Biology and Ecology 367 61 64 doi 10 1016 j jembe 2008 06 036 XiaoHong Wang XingTao Fan Heinz C Schroder Werner E G Muller 2012 Flashing light in sponges through their siliceous fiber network A new strategy of neuronal transmission in animals Chinese Science Bulletin 57 25 3300 3311 doi 10 1007 s11434 012 5241 9 open access die aber auch in verwandten Schwammarten vorkommt Tonomi Saito amp Tomoyuki Komai 2008 A review of species of the genera Spongicola de Haan 1844 and Paraspongicola de Saint Laurent amp Cleva 1981 Crustacea Decapoda Stenopodidea Spongicolidae Zoosystema 30 1 87 147 Joseph W Goy 2010 Infraorder Stenopodidea Claus 1872 Treatise on Zoology Anatomy Taxonomy Biology The Crustacea Volume 9 Part A 215 265 doi 10 1163 9789004187801 009 Beau McKenzie Soares 2001 Euplectella aspergillum ADW Animal Diversity Web University of Michigan Museum of Zoology abgerufen am 3 Mai 2017 van Soest R 2008 Euplectella Owen 1841 In van Soest R W M Boury Esnault N Hooper J N A Rutzler K de Voogd N J Alvarez de Glasby B Hajdu E Pisera A B Manconi R Schoenberg C Klautau M Picton B Kelly M Vacelet J Dohrmann M Diaz M C Cardenas P Carballo J L 2017 World Porifera database Zugriff uber WoRMS World Register of Marine Species abgerufen am 2 Mai 2017 Konstantin R Tabachnick Dorte Janussen Larisa L Menschenina 2008 New Australian Hexactinellida Porifera with a revision of Euplectella aspergillum Zootaxa 1866 7 68 Weblinks BearbeitenPeter Fratzl Katja Schulze Biologischer Glaskafig aus der Tiefsee Deutsch amerikanisches Forscherteam entschlusselt Bauprinzipien nach denen das glaserne Skelett von Glasschwammen konstruiert ist Max Planck Gesellschaft 7 Juli 2005 abgerufen am 16 September 2011 Critter of the Week the venus flower baskets Euplectellidae NIWA National Institute of Water and Atmospheric Research New Zealand abgerufen am 3 Mai 2017 nbsp Commons Giesskannenschwamm Album mit Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giesskannenschwamm amp oldid 237497165