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Der sozialwissenschaftliche Begriff der Gewaltmarkte wurde in den 1990er Jahren vom deutschen Ethnosoziologen Georg Elwert entwickelt und bezeichnet soziale Raume in denen Gewalt als politische Strategie eingesetzt wird um marktwirtschaftliche Interessen zu befriedigen Hierbei handelt es sich um gewaltoffene Raume in denen die Gewalt nicht durch ein Gewaltmonopol oder Normen reguliert wird wie es in innerstaatlichen Konflikten oder Burgerkriegen der Fall ist Elwert bezieht sich beispielhaft auf afrikanische Gesellschaften wie Somalia 1 Liberia Angola oder Zaire wo sich dieses Phanomen bereits beobachten liess Der Einsatz von Gewalt erfolgt in diesen Konflikten nicht aus emotionalen Grunden oder auf irrationale Weise sondern wird von Kriegsherren Unternehmern Politikern oder religiosen Fuhrern den sogenannten Warlords zweckrational zur Gewinnmaximierung eingesetzt Auch wenn vordergrundig ethnische religiose oder politische Motive fur den Einsatz der Gewalt ausschlaggebend erscheinen so sind nach Elwert die okonomischen Motive handlungsanleitend fur die Akteure Diese bewegen sich nach Elwert in einem strategischen Dreieck zwischen den drei Polen Raub Handel und Zeit um die Kosten Nutzen Beziehung zu optimieren Das marktwirtschaftliche System verschiebt sich in Richtung von Markten wo mit relativ wenig Aufwand viel Geld umgesetzt werden kann beispielsweise durch den Handel mit Drogen Waffen Gold und Edelsteinen oder durch Raub Erpressung Piraterie Geiselnahme und das Einnehmen von Schutzgeldern und Zollen unter der Androhung von Gewalt 1 Ein Umfeld entsteht in dem keinerlei allgemeiner Schutz vor Gewalt geboten wird sodass die Nachfrage nach alternativen Schutzmoglichkeiten enorm steigt Das System der Gewaltmarkte stabilisiert sich somit selbst Auch durch die Korrelation von den Motiven Machterhalt Prestigeerhalt und Gutererwerb wird diese Entwicklung noch forciert Durch Propaganda werden Gefolgsleute mobilisiert und vermeintliche Feinde demoralisiert Der Begriff der Gewaltmarkte bietet ein Instrument zur genaueren Analyse der Interessenlagen und Ablaufe politischer Gewalt oder Terrororganisationen Literatur BearbeitenGeorg Elwert Anthropologische Perspektiven auf Konflikt In Julia M Eckert Hrsg Anthropologie der Konflikte Georg Elwerts konflikttheoretische Thesen in der Diskussion Transcript Bielefeld 2004 S 26 38 Georg Elwert Markets of Violence In Derselbe Stephan Feuchtwang Dieter Neubert Hrsg Dynamics of Violence Processes of Escalation and De Escalation in Violent Group Conflicts Duncker amp Humblot Berlin 1999 S 85 102 englisch Georg Elwert Gewalt als inszenierte Plotzlichkeit In Jan Koehler Sonja Heyer Hrsg Anthropologie der Gewalt Berlin 1998 S 1 7 Georg Elwert Gewaltmarkte In Trutz von Trotha Hrsg Soziologie der Gewalt Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie Sonderheft 37 Koln 1997 Einzelnachweise Bearbeiten a b Kristyna Havelkova Der Konflikt in Somalia aus der Perspektive zweier anthropologischer Konflikttheorien Diplomarbeit Institut fur Kultur und Sozialanthropologie Universitat Wien 2009 PDF Datei 824 kB 121 Seiten auf univie ac at Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gewaltmarkt amp oldid 166222723