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Die Gesundheitspramie ist ein Konzept um die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland auf gehaltsunabhangige Beitrage umzustellen und den Arbeitgeberanteil an der Finanzierung zu senken bzw den Anteil der Versicherten an der Finanzierung zu erhohen Entwickelt wurde ein solches Konzept 2004 von CDU und CSU unter dem Titel solidarische Gesundheitspramie die haufig als Kopfpauschale bezeichnet wird Die FDP vertritt ein ahnliches Programm wahrend die CSU in der Zwischenzeit von dem Konzept abgeruckt ist Nach dem Koalitionsvertrag der Regierungskoalition von CDU CSU und FDP von 2009 sollte das System der Gesundheitsversicherung langfristig auf einkommensunabhangige Arbeitnehmerbeitrage also eine Pauschale umgestellt werden 1 Als erste Schritte in Richtung einer Gesundheitspramie wurden einkommensunabhangige Zusatzbeitrage ohne Arbeitgeberanteil eingefuhrt und die Steigerung des Krankenkassenbeitrages wurde vermehrt auf den Arbeitnehmerbeitrag umgelegt Arbeitgeberanteil teils eingefroren SPD Grune und Linke favorisieren hingegen die Einfuhrung einer Burgerversicherung einer einheitlichen gesetzlichen Krankenversicherung fur alle Menschen mit eigenem Einkommen unter Erweiterung der Bemessungsgrundlage auf alle Einkunftsarten Die Burgerversicherung wurde die Trennung zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung im Leistungsbereich der Grundversorgung aufheben Inhaltsverzeichnis 1 Konzept 1 1 CDU CSU Entwurf von 2004 1 2 Eckpunktepapier des Gesundheitsministeriums von 2010 1 3 Bisherige Schritte in Richtung einer Gesundheitspramie 2 Kritik 3 Umsetzung in anderen Landern 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKonzept BearbeitenCDU CSU Entwurf von 2004 Bearbeiten Das Konzept der Gesundheitspramie sieht einen grundlegenden Umbau der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung vor Der einkommensabhangige Beitrag soll nach dem Kompromiss zwischen CDU und CSU von 2004 fur die Arbeitnehmer durch einen einkommensunabhangigen Beitrag Pramie der fur alle Versicherten gleich ist ersetzt werden Derzeit zahlen die Arbeitgeber 7 3 und die Arbeitnehmer 8 2 des Bruttolohnes als Krankenkassenbeitrag ein Der Beitrag der Arbeitgeber wird nach dem Konzept von 2004 weiterhin abhangig vom Bruttolohn des Versicherten bleiben soll jedoch auf verringerte 6 5 festgeschrieben werden 2 3 Der einkommensunabhangige Beitrag soll ausschliesslich durch die Versicherten finanziert werden und dadurch die Lohnkosten der Unternehmen von kunftigen Beitragserhohungen in der gesetzlichen Krankenversicherung abgekoppelt werden Die Krankenkassen sollten laut dem Entwurf von 2004 monatlich 169 Euro fur jeden erwachsenen Versicherten und 78 Euro fur jedes Kind erhalten Geringverdiener zahlen den gleichen Beitrag wie Gutverdiener Es ist ein steuerfinanzierter Sozialausgleich fur Geringverdiener geplant der die Beitrage auf 7 des steuerpflichtigen Haushaltseinkommens begrenzt Die Differenz zur Versichertenpramie wird aus den Arbeitgeberbeitragen gedeckt wahrend der Sozialausgleich aus Steuermitteln kommt Die Kinder Mitversicherung wird anteilig aus Arbeitgeberbeitragen und Steuern finanziert Eckpunktepapier des Gesundheitsministeriums von 2010 Bearbeiten Nach den Planen des Bundesministeriums fur Gesundheit unter Philipp Rosler FDP sollte als erster Schritt zur Gesundheitspramie jede Krankenkasse fur jeden Versicherten zusatzlich zum Versichertenbeitrag eine Pramie erheben die durchschnittlich etwa 30 Euro betragen wurde Ahnlich wie im CDU CSU Konzept von 2004 sollte vorerst die Familienmitversicherung unverandert bleiben und ein Sozialausgleich erfolgen Der Arbeitgeberbeitrag sollte vorerst unabhangig von Kostensteigerungen eingefroren bei 7 3 Prozent bleiben 4 5 Bisherige Schritte in Richtung einer Gesundheitspramie Bearbeiten Ursprunglich trugen Arbeitgeber und Arbeitnehmer den Krankenkassenbeitrag zu gleichen Teilen Seit dem 1 Juli 2005 war die Beitragslast nicht mehr paritatisch auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber verteilt Die Arbeitgeber mussten nur noch die Halfte des um 0 9 Prozentpunkte reduzierten allgemeinen Beitragssatz tragen 249 Abs 1 SGB V Den ubrigen Teil des Beitrags mussten die Arbeitnehmer tragen Ab dem 1 Januar 2011 trugen die Arbeitgeber 7 3 Prozentpunkte und die Arbeitnehmer 8 2 Prozentpunkte Im Jahr 2015 wurde der allgemeine Beitragssatz auf 14 6 festgelegt den die Arbeitgeber halftig zu tragen haben Seitdem konnen aber daruber hinaus individuell einkommensunabhangige Zusatzbeitrage fur die Mitglieder der GKV erhoben werden Diese wurden vom Versicherten ohne Arbeitgeberbeitrag gezahlt Die Hohe der Zusatzbeitrage richten sich nach dem zu erwartenden Defizit der Gesetzlichen Krankenversicherung Unter bestimmten Voraussetzungen hat ein Krankenkassenmitglied nach 242a Anspruch auf einen aus Steuermitteln finanzierten Sozialausgleich fur den Zusatzbeitrag Zum 1 Januar 2019 wurde die Paritat wiederhergestellt die Arbeitgeber mussen nun auch die Halfte des Zusatzbeitrags tragen Im Gegensatz zur Finanzierung wird die Aufteilung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Selbstverwaltung der Kassen nicht verandert 6 Dies ist auch in den Modellen der Gesundheitspramie nicht geplant Kritik BearbeitenVielfach wird kritisiert dass mit Einfuhrung der Gesundheitspramie die Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung jegliche Kostensteigerungen ohne Beteiligung der Arbeitgeber allein tragen mussen Deswegen wird vom Deutschen Gewerkschaftsbund ein pauschaler Beitrag als sozial ungerecht abgelehnt Des Weiteren wird kritisch betrachtet dass der durch den einkommensunabhangigen Beitrag notig gewordene Sozialausgleich aus Steuermitteln statt uber Versichertenbeitrage finanziert und somit der Staatshaushalt belastet wird 7 Umsetzung in anderen Landern BearbeitenEin ahnliches Modell einer Gesundheitspramie existiert zur Finanzierung der obligatorischen Krankenversicherung seit 1996 in der Schweiz Hauptartikel Gesundheitswesen in der Schweiz allerdings ohne die Ausweichmoglichkeit in eine Privatversicherung Die Beitrage werden ohne Arbeitgeberanteil nur von den Versicherten aufgebracht und die Hohe von den Versicherungen im Wettbewerb untereinander bestimmt Fur Geringverdiener gibt es eine staatliche Pramienverbilligung Im Jahr 2011 zahlt ein erwachsener Schweizer im Durchschnitt 373 80 SFr umgerechnet etwa 307 Euro Stand Januar 2012 im Monat fur diese Grundversicherung 8 Hinzu kommt ein allgemeiner Selbstbehalt Franchise von 300 SFr im Jahr und daruber eine Eigenbeteiligung von zehn Prozent der Behandlungskosten bis zu einer Grenze von 700 SFr 9 Sie konnen gegen eine Erhohung der Franchise auf maximal 2500 SFr Pramienrabatte von bis zu 50 gewahren In den Niederlanden existiert ein einkommensunabhangiger Beitrag zur Krankenversicherung fur Arbeitnehmer seit 2006 Im Gegensatz zur Gesundheitspramie wird dieser Kopfbeitrag allerdings durch einen von den Arbeitgebern zu zahlenden nicht eingegrenzten einkommensabhangigen Beitrag erganzt Kopfbeitrag und Arbeitgeberanteil tragen weiterhin jeweils zu 50 zur Finanzierung bei und es bestehen auch Elemente einer Burgerversicherung Bei Vergleichen der Pramien uber Landergrenzen hinweg sind Unterschiede in den Leistungskatalogen der Versicherungen sowie bei den allgemeinen Lebenshaltungskosten zu berucksichtigen Literatur BearbeitenBeck Eberhard Borchert Jurgen Hrsg Kopfpauschale ein Anschlag auf die Burgerfreiheit PDF 1 3 MB DGB Bildungswerk Hessen e V Marz 2005 Hintergrunde und Meinungen zur Gesellschaft Band 2 Druckers Alexander Burgerpramie Burgerpauschale oder Modell Holland Memento vom 30 Dezember 2009 im Internet Archive Hessisches Arzteblatt 2 2006 S 94 96 PDF 88 kB Rothgang Heinz Wasem Jurgen Gress Stefan Kopfpramienmodelle in der GKV lohnt sich ein Systemwechsel Diskussionspapier Nr 140 des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Universitat Duisburg Essen PDF 375 kB Verband der Privaten Krankenversicherung Eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesundheitspramie Memento vom 31 Januar 2012 im Internet Archive PDF 98 kB Weblinks BearbeitenBeschluss des Parteitags der CDU von 2004 zur Einfuhrung einer Gesundheitspramie Memento vom 19 Mai 2009 im Internet Archive PDF 75 kB Berechnungsergebnis zur Verteilung von fixem Arbeitnehmer und variablem ArbeitgeberanteilEinzelnachweise Bearbeiten Wachstum Bildung Zusammenhalt Memento vom 22 November 2009 im Internet Archive PDF 643 kB Koalitionsvertrag zwischen CDU CSU und FDP Seite 86 Reform der gesetzlichen Krankenversicherung Solidarisches Gesundheitspramienmodell Beschluss C33 des 18 Parteitags der CDU Deutschlands 12 Juni 2004 Das solidarische Gesundheitspramien Modell Fragen und Antworten PDF 42 kB CDU 19 November 2004 archiviert vom Original abgerufen am 23 Januar 2011 Der Gesundheits Kombi stabil gerecht und transparent Bundesministerium fur Gesundheit Juni 2010 Blatter fur deutsche und internationale Politik Roslers Pramienpoker September 2010 Frankfurter Rundschau Auf dem Rucken der Patienten 21 September 2010 Kopfpauschale PDF 435 kB DGB sozialpolitik aktuell Nr 2 22 Februar 2010 Kantonale Durchschnittspramien 2011 2012 der oblig Krankenpflegeversicherung mit Unfall Memento vom 24 Oktober 2011 im Internet Archive Bundesamt fur Gesundheit Die obligatorische Krankenversicherung kurz erklart Sie fragen wir antworten Memento vom 13 August 2010 im Internet Archive Bundesamt fur Gesundheit Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesundheitspramie amp oldid 227385790