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Als Gespensterschiff wird das ehemalige Minensuchboot FM 21 spater Vermessungsschiff Peilboot III bezeichnet das im Mai 1933 von der Marine SA erworben wurde Auf dem zu diesem Zeitpunkt namenlosen Schiff wurden in Bremerhaven zwischen Mai und Oktober 1933 politische Gegner der Nationalsozialisten bei speziellen Verhoren geschlagen und gefoltert Das Schiff wurde kurz nach dem Krieg verschrottet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Geschehnisse auf dem Gespensterschiff 1 2 Aufarbeitung vor Gericht 1 3 Gedenktafel 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksGeschichte BearbeitenBaubeginn fur das Schiff war am 14 Dezember 1918 auf der Seebeck Werft in Geestemunde Am 1 April 1919 wurde es als Flachgehendes Minensuchboot FM 21 in Dienst gestellt Zwischen 1920 und 1922 wurde das Schiff zum Peilboot umgebaut und am 1 April 1922 als Peilboot III von der Reichsmarine ubernommen Am 1 Oktober 1928 wurde es wegen zahlreicher Mangel ausgemustert und 7 August 1930 an die Firma Mutzelfeldt in Cuxhaven verkauft Im Mai 1933 erwarb die Marine SA in Bremerhaven das ausrangierte Minensuchboot und uberfuhrte es nach Bremerhaven Ohne Namensgebung und ohne wieder in den aktiven Dienst genommen zu werden lag das Schiff erst im Neuen Hafen ab Juli 1933 dann im Alten Hafen 1 Ab Ende 1933 lag das Schiff verlassen im Hafen und wurde 1939 aufgelegt Wahrend eines britischen Luftangriffs am 24 Oktober 1944 sank das Schiff in flachem Hafenwasser Je nach Quelle wurde das Schiff entweder kurz nach dem Krieg gehoben und vor Ort abgebrochen 2 oder wieder schwimmfahig gemacht und als Kriegsbeute nach Frankreich gegeben wo es vor seiner Verschrottung als Hulk diente 3 Geschehnisse auf dem Gespensterschiff Bearbeiten Zu besonders schlimmen Misshandlungen politischer Gefangener kam es auf dem Gespensterschiff Hier wurden in den ersten Monaten des Faschismus besonders Kommunisten vernehmungsreif und aussagebereit geschlagen Der Widerstand der KPD sollte im Keim erstickt werden Gespensterschiff 4 Auf dem Gespensterschiff wurden speziell Gefangene vernommen die in den normalen Gefangnissen nicht die von der Polizei gewunschten Aussagen machten Die im Goring Erlass 5 geforderten Gestandnisse konnten auf dem etwas abseits gelegenen Schiff besser erreicht werden Mit Hilfe brutalster Folterungen wurden die Gefangenen zu Gestandnissen uber angeblich begangene Verbrechen gezwungen Auf dem Schiff wurde mit Gummiknuppeln Stahlruten Fausten und mit Nageln bestuckten Holzleisten geschlagen Die Schreie der Gefolterten riefen in der Bevolkerung Proteste hervor und gaben dem Schiff in der Bevolkerung den Namen Gespensterschiff Um weitere Schreie zu unterdrucken bekamen die Gefangenen Kissen ins Gesicht gedruckt bevor sie geschlagen wurden Ab Oktober 1933 wurde das Gespensterschiff nicht mehr von der SA fur Verhore genutzt Die politischen Feinde wurden ab da in Konzentrationslager wie KZ Neuengamme KZ Sachsenhausen oder KZ Dachau verbracht 4 Die Zahl der Menschen die auf das Gespensterschiff verschleppt wurden steht nicht genau fest sie wird aber auf Hunderte geschatzt 6 Das Schiff verblieb anschliessend im Alten Hafen und wurde dort 1939 aufgelegt Es ist am 24 Oktober 1944 dort bei einem Luftangriff gesunken resp verloren gegangen 7 Aufarbeitung vor Gericht Bearbeiten Ab 29 August 1948 berichtete die Nordsee Zeitung uber den Gespensterschiffprozess 8 Die Uberschriften der Artikel waren Das Recht stand uns gar nicht zu 8 Oktober 1948 Ich habe wie ein wildes Tier geschrien dgl Zeugin wurde mit Reitpeitsche geschlagen 20 Oktober 1948 Nackend und mit Ketten gefesselt 27 Oktober 1948 Bestialisch zugerichtet dgl 37 Jahre Zuchthaus beantragt 5 November 1948 Montag Urteile des Schwurgerichts 10 November 1948 und Das Urteil im Gespensterschiffprozess 16 November 1948 Die elf angeklagten SA Manner wurden zu Freiheitsstrafen von einem Jahr Gefangnis bis zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt 1 Gedenktafel Bearbeiten nbsp Mahntafel Gespensterschiff an der Klappbrucke zwischen Altem und Neuen Hafen in BremerhavenIm Mai 1991 wurde am Maschinenhaus der Klappbrucke zwischen dem Alten und Neuen Hafen eine Gedenktafel angebracht die auf das Geschehen an dieser Stelle im Jahre 1933 hinweist 1 Literatur BearbeitenHarry Gabcke Bremerhaven in zwei Jahrhunderten Bd 2 1919 1947 Bremerhaven 1991 ISBN 3 927857 22 X Das Gespensterschiff Lehrerfortbildungsinstitut Hrsg Bremerhaven 2009 online bei der Landeszentrale fur politische Bildung Herbert Schwarzwalder Die Machtergreifung der NSDAP in Bremen 1933 Schunemann Bremen 1966 Lothar Wieland Die Konzentrationslager Langlutjen II und Ochtumsand Bremerhaven 1992 Wolfgang Wippermann Aufstieg und Machtergreifung der NSDAP in Bremerhaven Wesermunde In Jahrbuch der Manner vom Morgenstern Jg 57 Bremerhaven 1978 S 165 199 Wolfgang Wippermann Konzentrationslager Elefanten Press Verlag Berlin 1999 ISBN 3 88520 728 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Mahnmal Gespensterschiff abgerufen am 7 November 2010 The infamous Ghost Ship Schiffsgeschichte auf shipnostalgia com Abgerufen am 22 Februar 2018 FM21 Liste Flachgehenden Minensuchboote auf german navy de Abgerufen am 22 Februar 2018 a b Gespensterschiff Memento vom 18 Juni 2012 im Internet Archive Goring Erlass vom 17 Februar 1933 zur Forderung der nationalen Bewegung Zahl der auf dem Gespensterschiff Gefolterten und weiterer Verbleib des Schiffes Erich Groner Die Deutschen Kriegsschiffe 1815 1945 Bd 2 Torpedoboote Zerstorer Schnellboote Minensuchboot Minenraumboot 2 Ausg Bonn 1999 S 203 Der Gespensterschiffprozess Nordsee Zeitung 29 Oktober 1948 als Faksimile ab S 49 in Das Gespensterschiff Lehrerfortbildungsinstitut Hrsg Bremerhaven 2009 onlineWeblinks BearbeitenMahnmal Gespensterschiff auf www bremerhaven de Chronik der Bremerhavener Arbeiterbewegung zwischen 1827 und 1996 Die schwimmende Folterkammer der Nazis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gespensterschiff Bremerhaven amp oldid 227318884