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Als Gesichtsrekonstruktion auch plastische Gesichtsrekonstruktion wird der Versuch bezeichnet das aussere Erscheinungsbild des Gesichtes bzw des Kopfes verstorbener oder verschollener Personen in einem moglichst lebensnahen dreidimensionalen Modell nachzubilden Zur Anfertigung von Gesichtsrekonstruktionen werden in der Regel vorliegende Schadelteile oder Daten aus medizinischen bildgebenden Verfahren verwendet gegebenenfalls auch Fotografien der Person in Verbindung mit anatomischen Erkenntnissen aus der forensischen Medizin Zwei Gesichtsrekonstruktionen und das rekonstruierte Schadelmodell einer Moorleiche Madchen aus dem Uchter Moor Primare Einsatzgebiete von Gesichtsrekonstruktionen ist die Identifizierung unbekannter Leichen in der Kriminalistik oder die Darstellung eines Lebensbildes einer historischen Person beispielsweise in Museen Inhaltsverzeichnis 1 Methoden 2 Geschichte 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksMethoden BearbeitenGrundlagen zur Anfertigung einer Gesichtsrekonstruktion sind vor allem vorliegende Skelettteile wie der Schadel dreidimensionale Daten aus der Computertomographie Kernspintomographie aber auch zweidimensionale Daten wie Rontgenaufnahmen oder Fotografien Die Rekonstruktion wird in den meisten Fallen auf dem Abguss des Schadels oder auf einem im Rapid Prototyping Verfahren hergestellten Schadelmodell aufgebaut In den Anfangen und in seltenen Fallen wurde die Rekonstruktion auf dem Originalschadel aufgebaut Zunachst erfolgen genaue Beobachtungen des vorliegenden Skelettmaterials zur Ermittlung von Geschlecht Alter und Statur der vorliegenden Person Die Auspragungen von Muskelansatzmarken geben Hinweise zur Statur des Individuums Aufgrund statistischer Daten zu Gewebestarken der Weichteilgewebe an verschiedenen Kopfpartien aus der forensischen Medizin werden die Weichteilgewebestarken an den entsprechenden Regionen des Schadels aufgebaut Zur Realisierung eines lebensechten Bildes werden haufig Glasaugen in die Augenhohlen des Schadels eingesetzt Danach folgt die Anlage von Nase Mund Ohren und Augenlidern Abschliessend folgt eine kunstlerische Ausgestaltung des Gesichts ebenfalls anhand von statistischen Daten aus der forensischen Medizin Weiterhin kann die Gesichtsrekonstruktion um eine Frisur Bart und Augenbrauen erganzt werden Abhangig von dem Zweck fur den die Rekonstruktion angefertigt wurde kann die endgultige Ausgestaltung der Gesichtsrekonstruktion mit Hautfalten Poren oder einem besonderen Gesichtsausdruck erganzt werden Geschichte BearbeitenDie fruhesten Nachweise die als relativ lebensnah rekonstruierte Gesichtsnachbildungen angesprochen werden konnen stammen aus Grabungen in Jericho Palastina wo in den Jahren 1953 bis 1958 insgesamt neun rekonstruierte Kopfe unter den Fussboden eines neolithischen Hauses gefunden wurden die dort in zwei Gruppen im Zeitraum zwischen 7500 und 5500 v Chr an verschiedenen Stellen des Hauses deponiert worden waren Die Kopfe waren mit Gips auf den Originalschadeln aufgebaut wobei individuelle Zuge der Gesichter besonders sorgfaltig ausgearbeitet waren und die Augen mit eingesetzten Muschelschalen imitiert wurden Lediglich ein Kopf wurde mit dem dazugehorigen Unterkiefer rekonstruktiert bei allen anderen wurde das Kinn uber den fehlenden Unterkiefer modelliert Diese Rekonstruktionen sind hochstwahrscheinlich vor einem rituellen Hintergrund zu sehen Weitere Beispiele solch fruher Gesichtsrekonstruktionen liegen aus Ain Ghazal Jordanien und Nahal Hemar aus dem Prakeramischen Neolithikum B vor Im 17 und 18 Jahrhundert entstanden in Europa zahlreiche naturgetreue Wachsmoulagen menschlicher Korper zur Unterstutzung der anatomisch medizinischen Ausbildung Die ersten Versuche das realistische Aussehen eines verstorbenen anhand seines Schadels nachzubilden gehen auf den Anatomen Wilhelm His zuruck der 1895 den Kopf Johann Sebastian Bachs aufgrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse rekonstruierte 1 Der Forensiker Richard Neave hatte unter anderem den Versuch unternommen ein mogliches Aussehen von Jesus von Nazareth zu rekonstruieren 2 Literatur BearbeitenConstanze Niess Stephanie Fey Die Gesichter der Toten Lubbe Koln 2014 ISBN 978 3 7857 2492 7 mit farbigen Abbildungen Annika Lampe Gesichter der Vergangenheit Plastische Gesichtsrekonstruktion in der Archaologie In Museumsjournal Natur und Mensch Nr 3 2007 ISSN 1862 9083 S 69 83 John Prag Richard Neave Making faces using forensic and archaeological evidence British Museum London 1997 ISBN 0 7141 1743 9 englisch Einzelnachweise Bearbeiten John Prag Richard Neave The History of Facial Reconstruction In Making faces using forensic and archaeological evidence British Museum London 1997 ISBN 0 7141 1743 9 S 12 19 englisch Forensisches Phantombild So sah Jesus wirklich aus Weblinks BearbeitenConstanze Niess Gesichtsrekonstruktion unbekannten Toten ein Gesicht verleihen Gesichtsrekonstruktion Identifizierungshilfen am Leichnam Gesichtsweichteilrekonstruktionen zur Fahndung nach unbekannten Toten im LKA Sachsen AnhaltNormdaten Sachbegriff GND 4020695 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesichtsrekonstruktion amp oldid 235759256