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31 988 35 976027777778 Koordinaten 31 59 16 8 N 35 58 33 7 OʿAin Ghazal Jordanien ʿAin Ghazal arabisch عين غزال ist eine fruhneolithische Siedlung am Ursprung des Flusses Nahr ez Zarqa nahe Amman in Jordanien Die Siedlung war etwa von 7300 v Chr bis 5000 v Chr bewohnt und gehort zu den fruhesten Fundstellen einer Ackerbau betreibenden Gesellschaft Mit einer Ausdehnung von rund 15 Hektar gehort ʿAin Ghazal zu den grossten prahistorischen Ansiedlungen im Vorderen Orient Aufgrund umfangreicher Funde von Hausgrundrissen Grabern Geraten botanischen Resten Tierknochen und Ahnlichem ist es moglich den Alltag der Menschen von ʿAin Ghazal zu rekonstruieren Da der Ort wegen grosserer Wasservorkommen uber 2000 Jahre lang besiedelt blieb konnen daruber hinaus Veranderungen in der Lebensweise dieser Menschen uber 100 Generationen hinweg beobachtet werden Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Siedlungsgeschichte 2 1 Besiedlungsperioden 3 Kunst 3 1 Gesichtsmasken 3 2 Statuen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenDie Uberreste von ʿAin Ghazal blieben seit der Aufgabe der Siedlung rund 7000 Jahre lang unversehrt bis die Fundstelle 1974 beim Bau einer Autobahn angeschnitten wurde Erst 1981 wurde die Bedeutung der Fundstelle erkannt als Bulldozer Architekturreste und Graber freilegten 1982 begann die jordanische Antikenbehorde mit einer Rettungsgrabung als die neue Autobahn bereits auf einer Strecke von 600 Metern durch den Fundort verlief An dieser Rettungsgrabung beteiligten sich vor allem Studenten der jordanischen Universitaten sowie zahlreiche Freiwillige aus Wirtschaft und Diplomatie Als auf diese Weise die enorme raumliche Ausdehnung ʿAin Ghazals bekannt wurde entstanden Plane fur ein mehrjahriges Grabungsprogramm fur das 1983 zunachst die Yarmuk Universitat in Irbid die Verantwortung ubernahm Fur den Zeitraum von funf Jahren stellten das Desert Research Institute in Reno Nevada sowie die National Geographic Society in den USA grosszugige finanzielle Hilfen zur Verfugung Wahrend der Kampagne 1983 wurde das Grabungsareal ausgedehnt wobei Architekturuberreste und die Deponierung von vier mannlichen Schadeln die Reste einer Ubermodellierung trugen freigelegt wurden Im Sommer desselben Jahres wurde der erste von bislang zwei Horten entdeckt die anthropomorphe Rundbilder aus Kalklehm enthielten Dies machte ʿAin Ghazal international beruhmt Die Statuen wurden gemeinsam mit dem Erdreich als zusammenhangender Block geborgen und vom Institute of Archaeology in London konserviert Funf der 26 Figuren konnten ausserdem restauriert werden Im Folgejahr wurden die Grabungsareale erweitert um neue Erkenntnisse uber die Siedlungsgeschichte ʿAin Ghazals zu erhalten Hierbei gelang der Nachweis dass die Siedlung in ihrer Grosse uber zwei Jahrtausende besiedelt war und viele andere Dorfer der sudlichen Levante uberdauerte Ausserdem wurde ein zweiter Hort mit Figuren entdeckt der jedoch durch die Bauarbeiten an der Autobahn erheblich beschadigt worden war 1985 wurde dieser ebenfalls als Erdblock geborgen und zur Konservierung an das Smithsonian Institution in Washington D C gesandt Dort gelang es drei zweikopfige Statuen wiederherzustellen Im mittleren und spateren Prakeramischen Neolithikum B 7250 6000 v Chr wuchs Ain Ghazal auf eine Grosse von 14 ha Eine Wohneinheit bestand aus einem oder zwei quadratischen Raumen die aus Lehmziegeln auf einem Steinfundament erbaut waren Die Boden bestanden aus einer dicken Schicht aus weissem Putz und auch die Wande waren verputzt Hergestellt wurde dieser Putz aus bei etwa 850 C gebranntem Kalk Der Wandputz musste mehrmals erneuert werden Es gab auch einige runde siloahnliche Gebaude Im prakeramischen Neolithikum C 6000 5500 v Chr diese Stufe wurde erstmals in Ain Ghazal festgestellt waren die Siedlungen kleiner als zuvor Die Bauweise war einfacher und die Fussboden waren nicht mehr verputzt 1 1988 89 ruckte die spatere Siedlungsgeschichte in das Zentrum der Bemuhungen wobei festgestellt wurde dass ab etwa 5500 v Chr die zuvor ublichen zweistockigen Mehrfamilienhauser durch alleinstehende Einfamilienhauser ersetzt wurden was auf einen Ruckgang der Bevolkerung schliessen lasst Weitere Grabungen 1992 bis 1998 konzentrierten sich starker auf die Randbereiche der Siedlung die nochmals ihre enorme Ausdehnung belegten Neben den Uberresten einer Erweiterung des Ortes ostlich des Zarqa wurden Steinsetzungen freigelegt die auf sehr lange Mauern schliessen lassen Derart lange Mauern konnten in der westlichen Hauptsiedlung bislang nicht nachgewiesen werden 1993 wurde die Existenz zweistockiger Gebaude eindeutig belegt Ausserdem wurden kleinere Gebaude gefunden die als Schreine interpretiert werden 1995 konnte ausserdem ein Heiligtum freigelegt werden das eine 20 Meter lange Schutzmauer sowie im inneren einen Altar sowie eine Feuerstelle besass Ein ahnliches Gebaude wurde im Folgejahr auch im ostlichen Teil der Siedlung entdeckt Siedlungsgeschichte BearbeitenBesiedlungsperioden Bearbeiten 7250 6500 v Chr mittleres prakeramisches Neolithikum B mPPNB 6500 6000 v Chr spates prakeramisches Neolithikum B sPPNB 6000 5500 v Chr prakeramisches Neolithikum C PPNC 5500 5000 v Chr keramisches Neolithikum PN Kunst Bearbeiten nbsp Eine der in ʿAin Ghazal gefundenen Gips Statuen Hort 2 In den vergangenen Jahrzehnten wurden zahlreiche spektakulare Beispiele von Kunst in den Randgebieten des fruchtbaren Halbmondes entdeckt Zu diesen zahlen auch uber 30 Skulpturen aus ʿAin Ghazal die im fruhen 7 Jahrtausend v Chr angefertigt wurden Einige der Statuen sind im Jordanischen Museum in Amman ausgestellt Gesichtsmasken Bearbeiten Die altesten Plastiken in ʿAin Ghazal stammen aus dem 8 Jahrtausend v Chr und sind somit die bislang altesten bekannten rundplastischen lebensgrossen Skulpturen Es handelt sich dabei um drei Gesichtsmasken die als Vorlaufer der Ganzkorperstatuen angesehen werden Man geht heute davon aus dass ein Grossteil der Toten ausserhalb von Siedlungen bestattet wurden nur sehr wenige unter den Fussboden der Wohnhauser In ʿAin Ghazal wurden vermutlich die Graber letzterer wieder geoffnet und ihre Schadel entnommen Kratzspuren auf einem Schadel konnten laut Michelle Bonigofsky von einer absichtlichen Aufrauung der Oberflache herruhren die eine bessere Haftung des Gipses fordern sollte 2 Diese Schadel wurden dann mit Masken ubermodelliert wobei die Gesichtszuge des Verstorbenen vermutlich nicht nachgebildet wurden Der fehlende Unterkiefer fuhrte zu einer verbreiterten Gesichtsform Die Augen wurden geschlossen dargestellt jedoch durch Bitumeneinlagen akzentuiert Statuen Bearbeiten Die Statuen selbst wurden ca 6700 v Chr ungeordnet Hort 1 1983 bzw 6500 v Chr geordnet Hort 2 1984 in unbewohnten Hausern deponiert Ihre Grosse reicht vom Kleinformat bis hin zur fast lebensgrossen Plastik Die alteren Figuren zeichnen sich durch besonders hervorgehobene Korperformen und eine farbige Bemalung aus sie wurden mit einem Augapfel aus weissem Kalk sowie einer Bitumeneinlage fur Augenlider und die Iris ausgestattet Die spateren Figuren besitzen einen etwas plumperen und unverzierten Korper Diese besitzen mandelformige Pupillen Daneben befanden sich unter ihnen auch drei doppelkopfige Busten mit flachen brettartigen Korpern und fein ausgearbeiteten Gesichtern Vermutlich dienten die Figuren einer Art von Ahnenkult und wurden aufgestellt bevor sie nach einiger Zeit mit den Gesichtern nach unten in Gruben bestattet wurden 3 Die Statuen sind insgesamt aus einem Gemisch aus gebranntem Kalk und Lehm gefertigt Die Beherrschung der Technik des Kalkbrennens fuhrte zur Einordnung ʿAin Ghazals in das akeramische Neolithikum B in dieser Zeit war die Technik des Kalkbrennens bekannt Keramik wurde dagegen erst ab etwa 5500 v Chr hergestellt Dieses Gemisch wurde um ein Innenskelett aus Schilfbundeln modelliert das durch die Fusse hindurch aus den Beinen herausragte und darauf hinweist dass die Figur auf einer Standflache befestigt war Literatur BearbeitenReena Perschke Kopf und Korper Der Schadelkult im vorderasiatischen Neolithikum In Nils Muller Scheessel Hrsg Irregulare Bestattungen in der Urgeschichte Norm Ritual Strafe Akten der Internationalen Tagung in Frankfurt a M vom 3 bis 5 Februar 2012 Bonn 2013 S 95 110 Gary O Rollefson Zeidan Kafafi Ein Bauerndorf entwickelt sich Die archaologischen Schatze der neolithischen Siedlung ʿAin Ghazal In Beate Salje Nadine Riedl Gunther Schauerte Hrsg Gesichter des Orients 10000 Jahre Kunst und Kultur aus Jordanien Philipp von Zabern Mainz 2004 ISBN 978 3 8053 3375 7 S 37 43 Gary O Rollefson Allan H Simmons Zeidan Kafafi Neolithic Cultures at ʿAin Ghazal Jordan In Journal of Field Archaeology Band 19 4 1992 S 443 470 Digitalisat PDF 5 6 MB Beate Salje Die Statuen aus ʿAin Ghazal Begegnung mit Figuren aus einer vergangenen Welt In Beate Salje Nadine Riedl Gunther Schauerte Hrsg Gesichter des Orients 10000 Jahre Kunst und Kultur aus Jordanien Philipp von Zabern Mainz 2004 ISBN 978 3 8053 3375 7 S 30 36 Einzelnachweise Bearbeiten Stephen Bourke Der Nahe Osten Librero 2014 ISBN 978 90 8998 432 6 S 44 Michelle Bonogofsky Cranial sanding not defleshing of two plastered skulls from Ain Ghazal In Paleorient 27 2001 141 146 Salje 2004 35 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title ʿAin Ghazal Jordanien amp oldid 237170435