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Geschichte meiner Flucht aus den Gefangnissen der Republik von Venedig die man die Bleikammern nennt Originaltitel Histoire de ma fuite des prisons de la Republique de Venise qu on appelle les Plombs ist der Titel eines autobiografischen Werkes des venezianischen Schriftstellers und Abenteurers Giacomo Casanova 1725 1798 der sich selber Chevalier de Seingalt nannte Das Buch erschien erstmals im Jahr 1788 in Leipzig in franzosischer Sprache Frontispiz aus Histoire de ma fuite des prisons mit einer Szene der Gefangennahme 1788Portrat des Giacomo Casanova Alessandro Longhi 1733 1813 Kupferstich aus Histoire de ma fuite des prisons 1788 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Wirkungsgeschichte 3 Literatur 3 1 Textausgaben 3 2 Sekundarliteratur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenGiacomo Casanova erzahlt in Form eines Abenteuerromans seine Flucht aus dem Gefangnis des Dogenpalastes in Venedig den sogenannten Bleikammern italienisch Piombi Der Autor beschreibt seine Gefangenschaft die in den fruhen Morgenstunden des 26 Juli 1755 1 im Gefangnis des Dogenpalastes begann zu jener Zeit ein Hochsicherheitsgefangnis fur politische Gefangene 2 des Rates der Zehn und der venezianischen Staatsinquisition Die Grunde die zu der Verhaftung durch den venezianischen Polizeichef Capitan Grande oder Messer Grande Matteo Varutti 3 fuhrten bleiben ungeklart und sind noch heute Gegenstand kontroverser Diskussion vermutet werden Gotteslasterung 4 der Besitz verbotener Bucher verbotene Kontakte mit Auslandern oder Freimaurerei 5 Die Bleikammern ein Komplex von sieben Zellen im Ostflugel des Palastes galten als ausserst ausbruchsicher und waren bekannt als Gefangnis mit schrecklichen Haftbedingungen 2 Die Zellen befanden sich unter dem damals bleigedeckten Dach des Dogenpalastes Die Bleiplatten fuhrten in den ungeheizten Zellen zu sehr niedrigen Temperaturen wahrend der Wintermonate und zu extremer Hitze im Sommer Casanova begann bereits kurz nach seiner Verhaftung im Juli 1755 mit der Planung seiner Flucht Ein erster Versuch scheiterte weil er kurz zuvor in eine andere Zelle verlegt wurde Erst der zweite Versuch verlief erfolgreich in der Nacht vom 31 Oktober zum 1 November 1756 gemeinsam mit einem Mitgefangenen dem Somaskerpater Marino Balbi Es gelang Casanova sich notwendiges Werkzeug zu beschaffen und aus seiner Zelle durch ein Loch in der Decke auf den Dachboden zu steigen Er gelangte auf das Dach und liess sich von dort durch ein Dachfenster zuruck in einen anderen Bereich des Palastes herab Getarnt durch seine elegante Kleidung die er zum Zeitpunkt seiner Verhaftung trug verliess er den Palast durch einen der Haupteingange den ihm die Palastwache offnete An Bord einer Gondel erreichten Casanova und Balbi zunachst die Stadt Mestre auf dem italienischen Festland Von dort setzte Casanova seine Flucht fort uber Trient Bozen und Munchen nach Paris wo er im Januar 1757 6 eintraf Wirkungsgeschichte BearbeitenDie Nachricht seiner spektakularen Flucht machte Casanova bereits Ende der 1750er Jahre dreissig Jahre vor der Veroffentlichung des Werkes zu einer Beruhmtheit im vorrevolutionaren Europa 7 8 obwohl viele Zeitgenossen Zweifel an Casanovas Version der Flucht hegten 6 Die folgenden Jahre fuhrten Casanova durch die Schweiz Deutschland Frankreich Spanien England Osterreich die Niederlande Polen das heutige Tschechien und Russland Er kam in Kontakt mit bedeutenden Zeitgenossen aus Politik Kunst und Wissenschaft Erst im Jahr 1774 konnte er nach achtzehnjahriger Verbannung in seine Heimatstadt zuruckkehren 9 Die Niederschrift seines Werkes schloss er erst im Jahr 1787 ab auf Schloss Duchcov Dux in Bohmen heute Tschechien Heute ist man sicher dass Casanovas Darstellung nicht ganz frei erfunden sein kann es sind Dokumente bekannt die viele Einzelheiten seiner Erzahlung bestatigen 6 Durch die detaillierten Schilderungen die prazis beschriebenen Orte und Personen bildet die Erzahlung ein wichtiges kulturgeschichtliches Zeugnis des 18 Jahrhunderts Die Erzahlung wurde von Casanova in seinem Opus magnum erneut aufgegriffen seinen zwolfbandigen Memoiren Geschichte meines Lebens die postum ab 1822 erschienen 10 Literatur BearbeitenTextausgaben Bearbeiten nbsp Titelblatt einer Ubersetzung ins Italienische von 1911Jacques Casanova de Seingalt Histoire de ma fuite des prisons de la Republique de Venise qu on appelle les Plombs Ecrite a Dux en Boheme l annee 1787 Schonfeld Leipzig 1788 Giacomo Girolamo Casanova Meine Flucht aus den Staatsgefangnissen zu Venedig die Piombi genannt Ubersetzung durch Christian Andreas Behr 1 Auflage Gottlieb Heinrich Illgen Gera und Leipzig 1797 Giacomo Girolamo Casanova Meine Flucht aus den Staatsgefangnissen zu Venedig die Piombi genannt 2 Auflage Gottlieb Heinrich Illgen Gera und Leipzig 1799 Giacomo Casanova Meine Flucht aus den Bleikammern von Venedig Die Geschichte meiner Flucht aus dem Gefangnis der Republik Venedig den sogenannten Bleikammern niedergeschrieben in Dux in Bohmen im Jahre 1787 aus dem Franzosischen von Ulrich Friedrich Muller und Kristian Wachinger 2 Auflage C H Beck Munchen 2012 ISBN 978 3 406 63330 0Sekundarliteratur Bearbeiten Till Bastian Der Coup zu Allerheiligen In Berliner Zeitung 4 November 2006 Horst Albert Glaser Hrsg Die Wende von der Aufklarung zur Romantik 1760 1820 Band 1 John Benjamins Publishing Amsterdam 2001 ISBN 90 272 3447 7 Marion M Helmes Hrsg Mythen in Moderne und Postmoderne Weltdeutung und Sinnvermittlung Weidler Berlin 1995 ISBN 3 925191 70 4 Gerhard Jelinek Affaren die die Welt bewegten Ecowin Salzburg 2011 S 97 104 ISBN 978 3 7110 0014 9 Hermann Kesten Die Lust am Leben Boccaccio Aretino Casanova Desch Munchen 1968 Carina Lehnen Das Lob des Verfuhrers Uber die Mythisierung der Casanova Figur in der deutschsprachigen Literatur zwischen 1899 und 1933 Igel Verlag Paderborn 1995 ISBN 3 89621 007 6 Heinz von Sauter Der wirkliche Casanova Engelhorn Verlag Stuttgart 1987 ISBN 3 87203 020 5Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Histoire de ma fuite des prisons de la Republique de Venise qu on appelle les Plombs Quellen und Volltexte franzosisch nbsp Wikiquote Giacomo Casanova Flucht aus den Bleikammern von Venedig Zitate nbsp Commons Histoire de ma fuite Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Casanova Meine Flucht aus den Staatsgefangnissen zu Venedig 2 Auflage Illgen Gera und Leipzig 1799 S 11 a b Jelinek S 97 William Bolitho Zwolf gegen das Schicksal Die Geschichte des Abenteuers Muller und Kiepenheuer Traunstein 1946 S 78 Franz Blei Portrats Verlag Volk und Welt Berlin 1986 S 585 ISBN 3 353 00025 9 Gabriele Cecile Weiher Mythen in Moderne und Postmoderne Weidler Verlag Berlin 1995 S 130 ISBN 3 925191 70 4 a b c Jelinek S 98 Lehnen S 16 Helmes S 130 Glaser S 163 Aus den Memoiren des Venetianers Jacob Casanova de Seingalt oder Sein Leben wie er es zu Dux in Bohmen niederschrieb ins Deutsche ubersetzt von Wilhelm von Schutz Band 4 Brockhaus Leipzig 1823 S 365 543 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte meiner Flucht amp oldid 236907765