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Die Geschichte der Astronomie und Astrophysik in der Antarktis umfasst die Chronologie der in der Antarktis durchgefuhrten Aktivitaten zur wissenschaftlichen Erkundung astronomischer Objekte vom Beginn des 20 Jahrhunderts bis zur Gegenwart Ab dem 20 Jahrhundert wird die Antarktis auch fur astronomische und astrophysikalische Untersuchungen genutzt da in vielen Bereichen einzigartige Beobachtungsmoglichkeiten vorliegen wie sie sonst nirgends auf der Erde anzutreffen sind Erste astronometrische Beobachtungen fanden bereits 1772 statt 1 Die astrogeologischen Forschungen begannen 1912 die Erforschung kosmischer Strahlung ab 1955 und die photonische Ara seit 1979 Inhaltsverzeichnis 1 Astrometrische Beobachtungen 2 Astrogeologie 3 Kosmische Strahlung 4 Optische Forschungsprogramme 5 Weitere Entwicklungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAstrometrische Beobachtungen BearbeitenDie ersten astrometrischen Beobachtungen sudlich des 60 Breitengrades uber die schriftliche Unterlagen vorliegen wurden 1772 von William Bayly an Bord der Schiffe HMS Discovery und Resolution unter James Cook durchgefuhrt Das Ziel dieser Beobachtungen wahrend der dreijahrigen Umsegelung der Antarktis zwischen 1772 und 1775 bei denen neben umfangreichen astrometrischen Messungen auch zwei Mondfinsternisse beobachtet wurden war es jedoch nicht das astronomische Wissen zu erweitern sondern die astronomische Navigation zu verbessern Astrogeologie Bearbeiten nbsp Marsmeteorit ALH 84001 aus Nickel nbsp Meteoritenfelder in der Antarktis nbsp Meteoriten werden vermehrt in Zehrzonen von Blaueisfeldern abgelagertSir Douglas Mawson leitete zwischen 1911 und 1914 eine Expedition um die noch unbekannte Kustenlinie zwischen Terra Nova im Osten und Gauss im Westen zu kartieren Vom Basislager bei Cape Denison in der Commonwealth Bay im Adelieland brachen hierzu Dreierteams auf die innerhalb mehrerer Wochen grossere Entfernungen zurucklegten Eine dieser Exkursionen wurde von Leslie Whetter und Alfred Hodgeman unter der Fuhrung von Frank Bickerton durchgefuhrt Am dritten Tag am 5 Dezember 1912 um 12 35 Uhr gelang den dreien 18 Meilen vom Basislager entfernt in 1000 m Hohe ein Zufallsfund Sie fanden mit dem Adelie Land Meteoriten einem 13 mal 8 cm grossen Steinmeteoriten den ersten Meteoriten in der Antarktis Bickertons Tagebucheintrag belegt zudem dass das Exkursionsteam sofort wusste worum es sich hierbei handelte meteorite covered with a black scale internally of a crystalline structure most of its surface rounded except in one place which looks like a fracture iron is evidently present in it Es dauerte fast ein halbes Jahrhundert bis russischen Geologen die von der Lasarew Station jetzt Nowolasarewskaja Station aus operierten die nachste astronomisch wichtige Entdeckung gelang der Fund mehrerer Meteoriten in der Lazarev Region im Jahre 1961 Die astrogeologische Bedeutung der Antarktis wurde erst 1969 deutlich als eine japanische Geologengruppe die ersten systematischen Meteoritensuchprogramme auf der Basis von geologischen und glaziologischen Uberlegungen in der Yamato Region durchfuhrten Sie fanden bei diesen Suchprogrammen viele verschiedene Meteoritentypen unter anderem Enstatit Chondriten hypersthene Achondriten Typ III kohlige Chondriten und Bronzit Chondriten Da die zufallige Anhaufung der verschiedenen Meteoritentypen in der gleichen Gegend sehr unwahrscheinlich ist wurde daraufhin die Theorie der Zehrzonen in Blaueisfeldern entwickelt die erklart wie die Meteoriten durch die Bewegung der Eisfelder in einige relativ kleine Regionen transportiert und dort abgelagert werden so dass sie in diesen Meteoritenfallen leicht gefunden werden konnen Seither wurden Tausende von Meteoriten in der Antarktis gefunden Vor allem seit 1976 durch das Antarctic Search for Meteorites program ANSMET Kosmische Strahlung BearbeitenDas erste astronomische Forschungsprogramm wurde von australischen Forschern durchgefuhrt und war eine Weiterfuhrung der Arbeiten uber Kosmische Strahlung von Leslie Martin an der Universitat Melbourne Als 1947 ANARE Australian National Antarctic Research Expeditions ins Leben gerufen wurde beantragte Martin die Aufnahme von drei Experimenten seiner Gruppe in die erste ANARE Expedition davon zwei auf den subantarktischen Heard und Macquarie Islands Wahrend die beiden Stationen 1947 und 1948 eingerichtet wurden wurde das dritte Experiment auf dem Expeditionsschiff Wyatt Earp auf dessen Fahrt durch den Sudlichen Ozean unter teils extremen Bedingungen durchgefuhrt Obwohl nicht direkt in der Antarktis durchgefuhrt handelte es sich hierbei um die ersten Experimente die speziell fur antarktische Bedingungen konzipiert worden waren Nachdem die Ausrustung 1949 zur Uberholung von Heard und Macquarie zuruckgeholt worden waren beendete Martin 1950 seine Forschungen uber die Kosmische Strahlung und die Programme wurden der Universitat von Tasmanien unter Geoff Fenton zugeordnet Nachdem die Einrichtung der ersten australischen Antarktisstation 1954 der Mawson Station erfolgt war wurde auch dort 1955 ein Detektor fur Kosmische Strahlung aufgebaut Auf Vorschlag von Lloyd Berkner regte 1952 der International Council of Scientific Unions ICSU an zwischen Juli 1957 und Dezember 1958 ein umfassendes Programm geophysikalischer Aktivitaten durchzufuhren Dieses Programm wurde Internationales Geophysikalisches Jahr genannt und orientierte sich an den Internationalen Polarjahren 1882 1883 und 1932 1933 Im Rahmen dieses Programmes wurde auch von der amerikanischen National Science Foundation unter Leitung von Martin A Pomerantz bei der McMurdo Station die auf hoher magnetischer Breite liegt ein Detektor fur Kosmische Strahlung errichtet Weitere Detektoren folgten in den nachsten Jahrzehnten bei vielen Stationen unter anderen 1964 am Sudpol Hochenergetische kosmische Strahlung uber 50 TeV Tera Elektronenvolt wird heute mit dem SPASE 2 Experiment aufgezeichnet das uber dem AMANDA Neutrinoteleskop installiert ist Durch den Ausbau von AMANDA in den 1 km grossen IceCube Neutrinodetektor bis 2011 konnte erstmals der PeV Bereich der kosmischen Strahlung untersucht werden Mit einem Budget von 295 Mio US Dollar ist IceCube das zu Zeit aufwandigste Einzelvorhaben Optische Forschungsprogramme BearbeitenDie Aktivitaten im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres Ende der 1950er Jahre boten zusatzlich die Moglichkeit diesen Standort auf weitere astronomische Beobachtungsmoglichkeiten hin zu untersuchen Untersuchungen mit einem kleinen 3 5 Teleskop ergaben hervorragende optische Bedingungen wahrend der geringe Anteil an Wasserdampf in der Atmosphare auch auf eine sehr gute Eignung im Infraroten und im Millimeterbereich hindeuteten trotzdem wurden diese Uberlegungen fur mehr als ein Jahrzehnt nicht weiterverfolgt 1979 wurde das erste optische Forschungsprogramm am Sudpol durchgefuhrt Eric Fossat und Gerard Grec vom Observatoire de Nice gelang mit einem kleinen Teleskop eine 120stundige durchgehende Beobachtung der Sonnenoszillationen Aus den Daten konnten etwa 80 Eigenmoden der Sonne mit Perioden zwischen 3 und 8 Minuten entdeckt werden Bei einer weiteren Messkampagne im Sommer 1981 82 bei dem ein Matrixdetektor mit einer Winkelauflosung von 10 Bogensekunden verwendet wurde konnten Unterschiede der Eigenmoden zwischen der Aquatorregion und den hoheren Breiten der Sonne festgestellt werden Diese Beobachtungen lieferten den Beweis dass sich die Konvektionszonen der Sonne in Aquatornahe von denen in den hoheren Breiten unterscheiden Nachdem im Sommer 1974 Testmessungen am Sudpol ergeben hatten dass der Wassergehalt der Atmosphare niedriger ist als am Mauna Kea dem bedeutendsten Infrarotteleskop der Welt wurden in den 1980ern die ersten Projekte ins Auge gefasst die galaktischen Infrarotemissionen zu beobachten Das erste durchgefuhrte Experiment war EMILIE Emission Millimetrique fur das die amerikanisch franzosische Gruppe um Pomerantz Richard Gispert Jean Michel Lamarre Francois Pajot und Jean Loup Puget ein 45 cm Submillimeter Teleskop verwendeten war zugleich das bis dahin ambitionierteste und logistisch aufwandigste Experiment das in der Antarktis durchgefuhrt wurde Es gelang die Emission des Galaktischen Zentrums bei 900 µm zu messen durch Messungen bei vier weiteren Wellenlangen konnten die Temperatur und Infrarothelligkeiten mehrerer Sternentstehungsgebiete in der sudlichen Hemisphare bestimmt werden Mit einer aufgerusteten Version EMILIE II versuchten Mark Dragovan Tony Stark und Robert Wilson von den ATT Bell Laboratories erstmals die Anisotropien der kosmischen Hintergrundstrahlung zu messen dies war das erste einer Reihe immer ausgefeilterer Experimente die ein Jahrzehnt spater zu bahnbrechenden Erfolgen bei der Bestimmung der Winkelabhangigkeit und der Frequenzen der Anisotropie fuhrten Nach einer Konferenz 1989 in Delaware die mit Unterstutzung der US National Science Foundation zustande kam wurde 1991 das Center for Astrophysical Research in Antarctica CARA gegrundet das von einer Gruppe US Universitaten unter Fuhrung des Yerkes Observatoriums in Wisconsin zugehorig zur Universitat von Chicago mit ihrem Direktor Doyal Harper gebildet wurde Eine Messung der kosmischen Hintergrundstrahlung im Jahre 1988 in der Terra Nova Bucht lieferte eine Himmelskarte mit 1 3 Winkelauflosung CARA richtete am Sudpol ein Ganzjahresteleskop ein das im Infrarot Submillimeter und Mikrowellenbereich arbeitete Die Einrichtungen wurden einen Kilometer von der Sudpolstation entfernt um das MAPO Gebaude Martin A Pomerantz Observatory im Dunklen Sektor errichtet in dem menschliche Einwirkungen minimal gehalten werden Zusatzlich zur Steuerung mehrerer Teleskope ist im MAPO auch eine voll ausgestattete Werkstatt untergebracht die schon haufig unschatzbare Dienste bei der Wartung der Teleskope geleistet hat Zusatzlich wurden auch Testprogramme gestartet um die Transparenz die Dunkelheit den Wassergehalt und die Stabilitat der antarktischen Atmosphare vom Infraroten bis in den Millimeterbereich mit denen von astronomischen Beobachtungsstationen in gemassigten Breiten zu vergleichen Weitere Infrarotteleskope sind unter anderem AST RO und SPIREX Himmelskarten der Hintergrundstrahlung konnten ab 1992 mit dem Python spater mit Viper DASI und den BOOMERanG Ballonen weiter verbessert werden Die Ergebnisse dieser Experimente wurden erst durch die weitaus kostspieligere WMAP Satellitenmission ubertroffen In den Jahren 2001 und 2002 wurde das Viper Teleskop mit dem neuen ACBAR Detektor ausgerustet und Beobachtungen der Hintergrundstrahlung mit der bisher hochsten Winkelauflosung gemacht Weitere Entwicklungen BearbeitenMit der Einrichtung von CARA stieg auch das Interesse an antarktischer Astronomie in anderen Staaten besonders in Australien Nach Voruberlegungen auf Konferenzen 1986 und 1989 wurden im Juli 1990 auf der Asien Pazifik Regionalkonferenz der IAU in Sydney die Moglichkeiten eines gemeinsamen internationalen Observatoriums in der Antarktis offentlich diskutiert wenn moglich solle dies am hochsten Punkt dem Dome A eingerichtet werden Im Laufe der nachsten Jahre wurden von australischer Seite engere Verbindungen mit der Universite de Nice und CARA geknupft 1994 schlossen sich die University of New South Wales in Sydney und die Australian National University in Canberra zum Joint Australian Centre for Astrophysical Research in Antarctica JACARA zusammen um eine weiterreichende Kooperation mit CARA zu ermoglichen Auf der Generalversammlung der IAU in Buenos Aires wurde eine Arbeitsgruppe zur Forderung der Astronomischen Forschung eingerichtet Einige Wochen nach der Generalversammlung der IAU 1994 in Den Haag wurde auf einer Sondersitzung des Scientific Committee on Antarctic Research SCAR unter der Schirmherrschaft der Arbeitsgruppe Solar Terrestrial and Astrophysical Research STAR von SCAR abgehalten auf der eine Resolution uber die Bedeutung der antarktischen Astronomie mit dem Aufruf zu einer weiteren Entwicklung der Arbeitsfelder verabschiedet wurden Seitdem wurde STAR umfirmiert zur Standing Scientific Group on Physical Sciences SSG PS der sowohl eine Expertengruppe Antarctic Astronomy amp Astrophysics AAA als auch eine aktive Arbeitsgruppe Plateau Astronomy Site Testing in Antarctica PASTA zugeordnet wurden Anfang 2008 wurde das zusammen mit Wissenschaftlern Chinas aufgebaute Plateau Observatory in Betrieb genommen 2 Einige Regionen besonders Dome C wurden aufgrund ihrer hervorragenden optischen Beobachtungseigenschaften als Standort fur das Overwhelmingly Large Telescope das E ELT und andere Superteleskope diskutiert 3 Literatur BearbeitenDermott J Mullen et al Astrophysics in Antarctica Springer Berlin 1989 ISBN 978 0 88318 398 4 Balthasar T Indermuehle et al History of Astrophysics in Antarctica A Brief Overview 2003 online bei arxiv Kevin Righter et al 35 seasons of U S Antarctic meteorites 1976 2010 John Wiley amp Sons New Jersey 2015 ISBN 978 1 118 79832 4 Robert Schwarz und Felicitas Mokler Unter den Polarlichtern der Antarktis Funfzehn Winter leben und forschen am Sudpol Knesebeck Munchen 2022 ISBN 978 3 95728 581 2 Weblinks BearbeitenACBAR The Joint Australian Centre for Astrophysical Research in Antarctica South Pole Telescope NASA Antarctic Master Directo Vom Sudpol aus Dem Universum dem Urknall und dem Sonnensystem auf der SpurEinzelnachweise Bearbeiten The History of Astrophysics in Antarctica Memento vom 16 Juni 2015 im Internet Archive newt phys unsw edu au China aims high from the bottom of the world nature com abgerufen am 16 Juni 2015 Jon S Lawrence Michael C B Ashley Andrei Tokovinin und Tony Travouillon Exceptional astronomical seeing conditions above Dome C in Antarctica In Nature 431 Jahrgang Nr 7006 16 September 2004 S 278 281 doi 10 1038 nature02929 PMID 15372024 edu au PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Astronomie und Astrophysik in der Antarktis amp oldid 237090051