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Gerda Leo 1 Februar 1909 in Hagen Westfalen 28 September 1993 in Amsterdam Niederlande war eine deutsche Fotografin im Umfeld des Neuen Sehens und der Neuen Sachlichkeit Sie studierte an der Staatlich stadtischen Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle Saale bei Hans Finsler und arbeitete als Assistentin von Albert Renger Patzsch Ihr fotografischer Nachlass liegt im Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ausstellungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGerda Leo wurde am 1 Februar 1909 in Hagen Westfalen geboren 1910 wurde ihre Schwester Elsbet 1916 ihre Schwester Waltraut geboren 1922 starb der Vater und die Mutter zog mit den Tochtern in ihre Heimatstadt Halle Saale Unterstutzt von ihrer Mutter besuchte Gerda Leo ab dem Wintersemester 1925 26 mit 16 Jahren die Werkstatten der Stadt Halle Staatlich Stadtische Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein Im selben Jahr wechselten mit Marguerite Friedlaender Gerhard Marcks und Benita Otte drei ehemalige Lehrende des Weimarer Bauhauses an die Burg wie die Kunstgewerbeschule schon damals genannt wurde Leo begann ihre Ausbildung in der Klasse fur Malerei und Grafik bei Erwin Hahs wechselte jedoch 1926 in die Emailwerkstatte von Lili Schultz Ab dem Wintersemester 1928 29 besuchte sie zusatzlich die Klasse fur Fotografie von Hans Finsler Finsler war seit 1922 an der Burg tatig zunachst als Bibliothekar und Lehrbeauftragter Ab 1927 leitete er die neu eingerichtete Fotoklasse und damit die erste Klasse fur Sachfotografie an einer Kunstgewerbeschule uberhaupt Erste Kontakte zur Fotografie hatte Leo in ihrer Kindheit Der Vater fotografierte selbst und hatte sich eine Speisekammer als Dunkelkammer eingerichtet Von ihm hatte sie eine 9 12 Balgenkamera geerbt und seit 1926 erste Versuche damit gemacht Zu Beginn des Jahres 1929 wechselte Leo ganz in Finslers Klasse die sie bis April 1930 besuchte Mit diesem Entschluss hatte Gerda Leo das Ausbildungs und Arbeitsgebiet fur sich gefunden das ihren Neigungen und Fahigkeiten in besonderem Masse entsprach und auf dem sie bald gewichtige Resultate und Erfolge erzielte 1 T O Immisch 1929 nahm Gerda Leo mit Hans Finsler an der Ausstellung Film und Foto des Werkbundes in Stuttgart teil Im Sommer 1929 arbeitete sie fur einige Wochen als Assistentin bei Albert Renger Patzsch in Essen dessen Buch Die Welt ist schon sie sehr schatzte 2 Nach ihrer Ruckkehr nach Halle arbeitete sie von 1930 bis 1932 als Finslers Assistentin erstellte Abzuge im Labor und bearbeitete Auftrage Zeitgleich widmete sie sich eigenen Projekten Als Finsler 1932 an die Zurcher Kunstgewerbeschule wechselte schlug sie sein Angebot aus ihn als Assistentin in die Schweiz zu begleiten Bereits 1929 hatte sie bei Renger Patzsch in Essen den angehenden Fotografen Jacob d Oliveira kennengelernt den sie im September 1932 heiratete Mit dem Umzug nach Amsterdam endete Gerda Leos aktive Karriere als Fotografin wenn auch weiterhin einzelne Bilder entstanden Das Familienleben sowie die Mitarbeit im Geschaft ihres Mannes standen im Vordergrund Durch die Heirat erhielt sie die niederlandische Staatsburgerschaft Wahrend des Zweiten Weltkrieges schloss sie sich mit ihrem Mann der niederlandischen Widerstandsbewegung an 3 Aus der Ehe gingen bis zu Kriegsbeginn drei Kinder hervor die Leo teils allein versorgen musste weil ihr Mann aufgrund seiner judischen Abstammung von der deutschen Besatzung ins Arbeitslager geschickt wurde Nach dem Krieg wuchs die Familie um zwei weitere Kinder Leo lebte bis zu ihrem Tod 1993 in Amsterdam Werk BearbeitenLeo begann Ende 1925 zu fotografieren In den wenigen uberlieferten Aufnahmen der Jahre 1926 und 1927 klingen bereits wesentliche thematische und gestalterische Eigenheiten ihres Schaffens an Inhaltlich wandte sie sich der Natur zu fotografierte Pflanzen und Landschaften Stillleben aber auch den Menschen Fruh wurde ihre Vorliebe fur Seitenlicht und nahe Bildausschnitte asymmetrische Komposition Spiegelungen und Hell Dunkel Kontraste sichtbar Mit dem Eintritt in die Fotoklasse begann ihre formale Ausbildung die zunachst durch den Lehrer Hans Finsler gepragt war Finsler entwickelte eine Bildsprache die das Wesen des Objekts mit den Mitteln der Fotografie ins Bild zu setzen suchte Diese Elemente visueller Gestaltung bezeichnete Finsler als optische Grammatik 4 Um Besonderheiten der aufzunehmenden Gegenstande im Zusammenhang mit Material Herstellung Form und Gebrauch herauszuarbeiten bediente er sich beispielsweise der Reihung setzte deutliche Kontraste und nutzte Motivanschnitte Elemente die auch Leo in ihren Fotografien einsetzte Stilmittel der Neuen Fotografie der zweiten Halfte der 1920er Jahre finden sich ebenfalls in ihren Bildern darunter Detailvergrosserungen Ausschnitte in die Diagonale gekippte Motive sowie starke Ober und Untersichten Finslers Fotografien zeichnen sich durch genau kalkulierte auf den jeweiligen Gegenstand zugeschnittene analytische Kompositionen aus Leos Werke sind in der formalen Gestaltung atmospharischer und dynamischer und spontaner in der Motivwahl die auch Alltagssituationen und Portrats umfasst Entscheidend fur die Qualitat von Gerda Leos Photographieren ist dass solche kompositorischen Entscheidungen nicht muhsam gesucht oder ausgeklugelt sondern von der Photographin intuitiv erfasst sind 5 T O Immisch Dass vier ihrer Arbeiten 1929 auf der Ausstellung Film und Foto des Werkbundes prasentiert wurden wenngleich mit der Herkunftsangabe Photographische Abteilung der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein Halle spricht fur die Qualitat ihres Schaffens im Kontext der Neuen Fotografie der 1920er Jahre Um 1930 wechselte Leo auf Empfehlung Finslers zu einer 6 6 Rolleiflex Kamera deren quadratisches Format ihrem kompositorischen Gespur entgegenkam In die Zeit bis 1932 fallt die Hochphase ihres fotografischen Schaffens Pflanzen fotografierte sie mit den Stilmitteln des Neuen Sehens in Aus und Anschnitt mit scharfen Kontrasten und Schattenfall und spielte mit Elementen von Scharfe und Unscharfe die sie mit filigranen Formspielen anreicherte Landschaften darunter auch stadtische Eindrucke erfasste Leo als Raumgefuge die sie kompositorisch in visuelle Flachen aufgliederte Beschaffenheit und Material etwa Erde und Stein treten deutlich hervor In ihren Studien bediente sich Leo der Ausdrucksmoglichkeiten fotografischer Gestaltungsmittel zur Darstellung von Strukturen und Mustern Auch in ihren situativen Portrats kommt eine reduzierte und konzentrierte Formensprache zum Ausdruck Die Halb oder Dreiviertelfiguren sind oft im Seitenlicht aufgenommen Bei den Nahaufnahmen konzentrierte Leo sich ganz auf das Gesicht das meist im Halbprofil und fast formatfullend durch Schattenfall und Glanzlichter eine atmospharische visuelle Tiefe erhalt 6 Neben ihren freien Arbeiten und Auftragswerken fotografierte Leo einige Serien und stellte insgesamt acht Fotoalben 7 zusammen Ein Beispiel fur Werbefotografie sind die Fotos fur das Faltblatt Ich fuhre Sie durch das Haus Broskowski der Hallenser Firma Pottel amp Broskowski 1931 Gestaltung Lotte Pottel 8 Mit dem Weggang aus Halle 1932 wandte sich Gerda Leo neuen Aufgaben zu und fotografierte nur noch sporadisch Ihr fotografisches Œuvre war zu diesem Zeitpunkt in den wesentlichen Punkten abgeschlossen und umfasste mehrere hundert Aufnahmen Ihr fotografischer Nachlass befindet sich im Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale Ausstellungen Bearbeiten1929 Ausstellungsbeteiligung Film und Foto des Werkbundes in Stuttgart 1994 Ausstellung Gerda Leo Photographien 1926 1932 Staatliche Galerie Moritzburg Halle Halle Saale vom 3 Juli bis 14 August 1994 1994 Ausstellung Gerda Leo Photographien 1926 1932 Das verborgene Museum Berlin bis Februar 1995 1997 Ausstellungsbeteiligung Und sie haben Deutschland verlassen mussen Fotografen und ihre Bilder 1928 1997 Rheinisches Landesmuseum Bonn 15 Mai bis 24 August 1997 1998 Ausstellung Gerda Leo Photographien Suermondt Ludwig Museum Aachen vom 4 April bis 14 Juni 1998 2009 Ausstellung Gerda Leo Photographien 1926 1932 Foam Fotografiemuseum Amsterdam vom 10 Juli bis 6 September 2009 2011 Ausstellungsbeteiligung Neues Sehen aus Halle 1927 1933 Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale 7 Juni bis 11 September 2011 2015 Ausstellungsbeteiligung New Objectivity Modern German Art in the Weimar Republic 1919 1933 Museo Correr Venedig Italien 1 Mai bis 30 August 2015 2015 Ausstellungsbeteiligung New Objectivity Modern German Art in the Weimar Republic 1919 1933 Los Angeles County Museum of Art USA 4 Oktober 2015 bis 16 Januar 2016 2019 Ausstellungsbeteiligung Netherlands Bauhaus pioneers of a new world Museum Boijmans van Beuningen Rotterdam 9 Februar 2019 bis 26 Mai 2019 2019 Ausstellungsbeteiligung Moderne Ikonografie Fotografie Das Bauhaus und die Folgen 1919 2019 Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg 22 September 2019 bis 9 Februar 2020 2022 Ausstellungsbeteiligung Stoffe Texturen Oberflachen Fotografien von Hans Finsler Heinrich Koch und Gerda Leo Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale 1 Oktober 2022 bis 8 Januar 2023Literatur BearbeitenGerda Leo Photographien 1926 1932 1994 Ausstellungskatalog Halle Saale 1994 ISBN 3928833278 Und sie haben Deutschland verlassen mussen Fotografen und ihre Bilder 1928 1997 1997 Ausstellungskatalog Bonn 1997 ISBN 3932584023 Judith Riemer Als Werner Rohde an der Decke klebte Vergleichende Betrachtungen zu Beschnitt und Montage zweier Abzuge in den Alben von Gerda Leo und Werner Rohde In Rundbrief Fotografie Jg 24 Nr 4 2017 S 19 24 Judith Riemer Das Fotoalbum als Ort des Experiments Zwei Alben der Burg Schulerin Gerda Leo in der Analyse Kromsdorf 2019 ISBN 978 3897399235 Weblinks BearbeitenLiteratur zu Gerda Leo im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kunstmuseum Moritzburg Die Sammlung FotografieEinzelnachweise Bearbeiten Gerda Leo Photographien 1926 1932 1994 Ausstellungskatalog Halle Saale 1994 S 15 Vgl Gerda Leo Photographien 1926 1932 1994 Ausstellungskatalog Halle Saale 1994 S 44 Und sie haben Deutschland verlassen mussen Fotografen und ihre Bilder 1928 1997 1997 Ausstellungskatalog Bonn 1997 S 298 300 S 298 Hans Finsler Sprache des Bilds in Photographische Rundschau und Mitteilungen Halle 1929 Nr 5 Marz S 102 Wiederabdruck in Hans Finsler Neue Wege der Photographie Ausstellungskatalog Halle Saale 1991 S 292 f Gerda Leo Photographien 1926 1932 1994 Ausstellungskatalog Halle Saale 1994 S 42 Vgl Gerda Leo Photographien 1926 1932 1994 Ausstellungskatalog Halle Saale 1994 S 60 75 Vgl Judith Riemer Das Fotoalbum als Ort des Experiments Zwei Alben der Burg Schulerin Gerda Leo in der Analyse Kromsdorf 2019 st museum digital de Pottel amp Broskowski Weinangebot Kulturstiftung Sachsen Anhalt Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale abgerufen am 15 Januar 2023 Normdaten Person GND 119245213 lobid OGND AKS LCCN nr95012636 VIAF 64813009 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Leo GerdaKURZBESCHREIBUNG deutsche FotografinGEBURTSDATUM 1 Februar 1909GEBURTSORT Hagen WestfalenSTERBEDATUM 28 September 1993STERBEORT Amsterdam Niederlande Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerda Leo amp oldid 237866825