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Lili Schultz 21 Juni 1895 1 als Johanna Elisabeth Schultz in Halle an der Saale 2 18 Juni 1970 in Seeshaupt 3 am Starnberger See oder Munchen 2 war eine deutsche bildende Kunstlerin Sie lehrte von 1925 bis 1958 an der Burg Giebichenstein Emaille Gestaltung und hatte danach bis 1965 an der Werkkunstschule in Dusseldorf eine Professur inne 4 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLili Schultz war 1913 bis 1914 Schulerin der Kunstgewerbeschule Dresden und studierte von 1915 bis 1918 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle bei Paul Thiersch Anna Simons und Maria Likarz In den Jahren 1917 18 fuhrte sie nach Entwurfen von Thiersch gemeinsam mit Klara Maria Kuthe Tarnay und Johanna Schutz Wolff expressionistische Wandgemalde im halleschen Landesmuseum fur Vorgeschichte aus 1918 bis 1919 schloss sie ein Studium an der Koniglichen Kunstgewerbeschule Munchen bei Fritz Helmuth Ehmcke Grafikklasse an In Diessen am Ammersee verbrachte sie die Jahre 1919 bis 1920 als Freiberuflerin An der Burg Giebichenstein besuchte sie 1921 bis 1924 das Meisteratelier fur Email In dieser Zeit assistierte sie Paul Thiersch bei der Buhnenausstattung fur die Handel Festspiele Gottingen 1924 bis 1925 schloss sich ein Studium am Bauhaus bei Paul Klee Wassily Kandinsky und Laszlo Moholy Nagy Metallwerkstatt an Am 1 November 1925 ubernahm sie bis 1958 die Fuhrung der Email Klasse an der Burg Giebichenstein 5 Schon wahrend ihrer Ausbildung beschaftigte sie sich mit alter und neuer Literatur uber mittelalterliche sowie byzantinische Techniken des Emaillierens Auf Grundlage dieses Wissens fuhrte sie eigene Experimente durch entwickelte Techniken weiter schuf eigenwillige Materialeffekte und kombinierte verschiedene Emailletechniken neu Bei Paul Thiersch wurde sie zu bildhaften Emailarbeiten und zur Anwendung in der Architektur inspiriert Die Schopfung des Fugen Emaille stammt von ihr und Klara Kuthe Die neue Technik eroffnete neue Anwendungsmoglichkeiten fur grossformatige Emaille Gestaltungen in der Architektur Sie verband die Erkenntnisse aus der Lehre der Burg Giebichenstein mit dem am Bauhaus erworbenen Wissen 5 Letztlich wurde sie mit ihrer Arbeit der Innenausstattung des Lloyd Dampfers Bremen deutschlandweit bekannt 4 Entsprechend der offiziellen Kulturpolitik ab 1933 wurden alle Bauhausler der Burg Giebichenstein bis auf Lily Schultz entlassen Intellektuelles Kunstlertum war unerwunscht bodenstandiges Handwerk sollte gelehrt werden Schultz legte 1935 eine Meisterprufung als Emailleurin ab Sie ermoglichte ab 1936 gemeinsam mit Hellmuth Assheuer Goldschmiedemeister und Margarete Ernst 1910 ab 1936 Emaillemeisterin den Schulern und Schulerinnen eine Gesellenprufung als Email Silber oder Goldschmied abzulegen Auch die Formensprache veranderte sich Statt der sachlich geometrischen Motive gab es nun gegenstandliche Schultz bewahrte dennoch einen klassisches Stil und setzte antike Sagenmotive sowie mittelalterlich religiose Formen um Den Zusammenhalt innerhalb der Werkstatt starkte Schultz durch interne Dichterlesungen Ausstellungen Feste und gemeinsam ausgefuhrte Auftrage 5 Die Emailwerkstatt konnte direkt nach dem Krieg die Lehre wieder aufnehmen Ein Anknupfen an die Zeit vor 1933 war jedoch nicht moglich Man unterstellte burgerlichen Liberalismus sowie Aufbauunfahigkeit Die Formalismus Realismus Debatte in Kombination mit wirtschaftlichem Wandel veranderte die Ausrichtung der Ausbildung 1950 wurde aus der Emailwerkstatt die Versuchswerkstatt Metall und Email Die Lehre wandelte sich zur Gestaltung von Industrieware wofur jedoch die Technik des Emaillierens nur bedingt geeignet war Zu ihren Schulerinnen und Schulern gehorten u a Dora Kleemann Irmtraud Ohme Helmut Senf und Armgard Stenzel Nach einer Wanderausstellung mit mehreren Stationen in der Bundesrepublik bot man Lili Schultz an eine Emailklasse an der Werkkunstschule in Dusseldorf aufzubauen Sie kehrte gemeinsam mit Margarete Ernst im Marz 1958 der DDR den Rucken 5 und verfasste einen Abschiedsbrief fur die Kunsthochschule Burg Giebichenstein 6 Sie verliess trotz fortgeschrittenen Alters illegal ihr gewohntes Umfeld denn die Werkkunstschule uberzeugte mit der Lehre und mit dem Kunstschaffen ohne politische Unterdruckung Auch die Uberzeugung unter diesem Druck nicht langer arbeiten zu konnen trieb sie an 7 Die Ziele und Inhalte ihrer bisherigen Lehre ubertrug Schultz auf die neue Wirkungsstatte Die Schuler und Schulerinnen erlernten die Herstellungstechniken umfassend und erwarben Grundkenntnisse in Metallverarbeitung zur Herstellung von Schmuck 8 Sie schrieb alles was ich seit 1925 getan habe war richtig und ich werde es nie anders machen Lili Schultz in ihrer Fluchtbegrundung fur westdeutsche Behorden 1958 9 Die Emailkunstlerin konnte ohne politische Beeinflussung in Dusseldorf bis zu ihrer Pensionierung unterrichten 10 Nach ihrer Pensionierung war sie nach wie vor als Kunstlerin tatig Ihr Ruhesitz war die Gemeinde Seeshaupt am Starnberger See Werke BearbeitenIn ihrer Anfangszeit war Lili Schultz durch Likarz Wiener Stil beeinflusst wechselte dann aber zu expressionistische Formen Geometrische sachliche Gestaltungen finden wir im Anschluss an ihre Zeit am Bauhaus Ihre Gestaltung ist einmalig nicht wiederholbar nicht den Zwangen der industriellen Produktion unterworfen Schultz wurde von der Malerei ihrer Zeit Expressionismus Konstruktivismus Neue Sachlichkeit vielfaltig beeinflusst 11 Die Kunstlerin ist besonders fur grossformatige Bildplatten bekannt Daruber hinaus entwarf sie Dosen und Schalen Schmuckstucke Porzellane sowie die Innengestaltung von Raumen und Objekten Folgende Arbeiten bilden ihre wichtigsten Werke Orpheus 1956 Blau Violett 1959 Spharisch 1961 12 Verspult 1961 13 Die grosse Emaille Schale im Jahre 1929 ist besonders hervorzuheben 14 Die abgebildeten Fische wirken nahezu lebendig und sind farbig dargestellt Die Schale entstand in der Werkstatt der Staatlich Stadtischen Kunsthochschule Burg Giebichenstein Sie besteht aus Kupfer ist aufgezogen bunt emailliert teilvergoldet ziseliert und teilweise geatzt Sie hat die Masse Hohe 6 7 cm Durchmesser 32 4 cm Ein weiteres besonderes Werk von Lili Schultz ist das Emaillebild Weibliche Heiligenfigur 1915 20 Es ist eines der ersten Bilder der Kunstlerin 4 In der Sammlungsprasentation Wege der Moderne 15 im Kunstmuseum Moritzburg werden die bekannt gewordenen Teedosen prasentiert 16 Mit ihrer wiedergewonnenen kunstlerischen Freiheit in der BRD gegen 1958 entstanden sehr bedeutsame Emailarbeiten Ihre spaten Arbeiten stechen durch die Abstraktion im Malerischen und durch die Einfuhlung im Figurativen welche wechselseitig geschieht hervor Ihre Erzeugnisse bestehen aus einer Verbindung der freien und der angewandten Kunst und stechen aufgrund ihrer malerischen Abstraktion und ihrer leuchtenden Farbigkeit hervor 4 Die Sammlungen des Kunstmuseums Moritzburg Halle Saale der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Grassi Museum fur Angewandte Kunst in Leipzig Museum fur Angewandte Kunst Koln und Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg beherbergen Werke der Kunstlerin 11 Auszeichnungen BearbeitenAuf der Weltfachausstellung in Paris 1937 erhielt Lili Schultz eine Goldmedaille Ihr wurde im Februar 1957 der Goldene Ehrenring der Deutschen Goldschmiede Gesellschaft in Oldenburg verliehen 1959 folgte der Bayerische Staatspreis 11 Literatur BearbeitenGerhard Dietrich Hrsg Farbe und Metall Kunst aus dem Feuer Lili Schultz Email im 20 Jahrhundert Lili Schultz Schenkung Ragaller und Schuler Museum fur angewandte Kunst Koln 1991 Katja Schneider Burg Giebichenstein Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und Gerhard Marcks 1915 1933 2 Bande Weinheim 1992 ISBN 978 3 527 17725 7 Textband S 109 131 152 162 165 208 211 231 233 236 243 245 248 252 267 270 306 307 360 390 411 445 446 475 Tafelband S 66 67 144 198 200 201 211 215 219 222 225 226 228 230 231 234 237 579 607 614 Angela Dolgner Rita Grundig Katja Schneider Burg Giebichenstein Die hallesche Kunstschule von den Anfangen bis zur Gegenwart Staatliche Galerie Moritzburg Halle Saale 1993 ISBN 978 3 86105 076 6 S 133ff Burg Giebichenstein Hochschule fur Kunst und Design Hrsg Lili Schultz 1895 1970 Festschrift zum 100 Geburtstag Burg Giebichenstein Halle 1995 Schultz Lili In Dietmar Eisold Hrsg Lexikon Kunstler in der DDR Verlag Neues Leben Berlin 2010 ISBN 978 3 355 01761 9 S 865 Angela Dolgner Schultz Lili Andreas Beyer Benedicte Savoy and Wolf Tegethoff Hrsg Allgemeines Kunstlerlexikon Internationale Kunstlerdatenbank Online K G Saur Berlin New York 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Lili Schultz handschriftlicher Lebenslauf der Kunstlerin verfasst am 16 Marz 1958 in der BRD kurz nach der Flucht aus der DDR In Kunste im Exil Deutsches Exilarchiv 1933 1945 der Deutschen Nationalbibliothek abgerufen am 3 Juli 2023 a b Stadtarchiv Halle Saale Hauptregister Nr 1962 25 Juni 1895 Anzeige der Geburt von Johanna Elisabeth Schultz mit dem Nachtrag Verstorben Standesamt Munchen Nr 1429 1970 Die Emailkunstlerin und Goldschmiedin Lili Schultz In Digitalisierungsprojekt DigiPortA Deutsches Museum abgerufen am 3 Juli 2023 a b c d Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale Lili Schultz eine innovative Kunstlerin In https www kunstmuseum moritzburg de kunst erleben digital entdecken museumsblog 18 juni 2020 Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale 18 Juni 2020 abgerufen am 10 Juni 2023 a b c d Angela Dolgner Rita Grundig Katja Schneider Burg Giebichenstein Die hallesche Kunstschule von den Anfangen bis zur Gegenwart Staatliche Galerie Moritzburg Halle Saale 1993 S 133ff Lili Schultz Handschriftlicher Entwurf des Kundigungsschreibens fur die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle Saale 18 Marz 1958 In Kunste im Exil Deutsches Exilarchiv 1933 1945 der Deutschen Nationalbibliothek abgerufen am 12 Juni 2023 Lili Schultz In Kunste im Exil Deutsches Exilarchiv 1933 1945 der Deutschen Nationalbibliothek abgerufen am 3 Juli 2023 Lili Schultz Vorschlag fur einen Lehrplan in Dusseldorf 1958 Altbewahrtes an neuer Statte In Kunste im Exil Deutsches Exilarchiv 1933 1945 der Deutschen Nationalbibliothek abgerufen am 12 Juni 2023 Lili Schultz Maschinenschriftliche Fluchtbegrundung fur westdeutsche Behorden zur Anerkennung als Sowjetzonenfluchtling 18 Mai 1958 In Kunste im Exil Deutsches Exilarchiv 1933 1945 der Deutschen Nationalbibliothek S 1 abgerufen am 3 Juli 2023 alles was ich seit 1925 getan habe war richtig und ich werde es nie anders machen Lili Schultz In Kunste im Exil Deutsches Exilarchiv 1933 1945 der Deutschen Nationalbibliothek abgerufen am 3 Juli 2023 a b c Angela Dolgner Schultz Lili Andreas Beyer Benedicte Savoy and Wolf Tegethoff Hrsg Allgemeines Kunstlerlexikon Internationale Kunstlerdatenbank Online K G Saur Berlin New York 2021 Lili Schultz Spharisch 1961 Aquarellentwurf fur die Emailarbeit In Kunste im Exil Deutsches Exilarchiv 1933 1945 der Deutschen Nationalbibliothek abgerufen am 10 Juni 2023 Lili Schultz In Kunste im Exil Deutsches Exilarchiv 1933 1945 der Deutschen Nationalbibliothek abgerufen am 3 Juli 2023 Lili Schultz Schale 1929 Foto Punctum Bertram Kober In https www kunstmuseum moritzburg de kunst erleben digital entdecken museumsblog 18 juni 2020 Kulturstiftung Sachsen Anhalt Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale 18 Juni 2020 abgerufen am 10 Juni 2023 WEGE DER MODERNE Das Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale Kulturstiftung Sachsen Anhalt Abgerufen am 10 Juni 2023 Heinrich Koch Drei Teedosen von Lili Schultz 1930 Drei Teedosen In https www kunstmuseum moritzburg de kunst erleben digital entdecken museumsblog 18 juni 2020 Kulturstiftung Sachsen Anhalt Kunstmuseum Moritzburg Halle Saale 18 Juni 2020 abgerufen am 10 Juni 2023 Normdaten Person GND 119037955 lobid OGND AKS LCCN n91107865 VIAF 77116987 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schultz LiliKURZBESCHREIBUNG deutsche Emaillie KunstlerinGEBURTSDATUM 21 Juni 1895GEBURTSORT Halle an der SaaleSTERBEDATUM 18 Juni 1970STERBEORT Seeshaupt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lili Schultz amp oldid 237518997