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Generosion alternative Schreibweise Gen Erosion bezeichnet den Verlust von genetischer Diversitat innerhalb einer wilden oder domestizierten Pflanzen oder Tierpopulation Daruber hinaus wird der Begriff fur den Ruckgang der Biodiversitat durch das Aussterben von Pflanzen und Tierarten genutzt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Generosion als Synonym fur Artenruckgang 2 Generosion im eigentlichen Sinn 2 1 Wilde Populationen 2 2 Domestizierte Pflanzen und Tiere 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 Weblinks Generosion als Synonym fur Artenruckgang BearbeitenDie Nutzung des Begriffs Generosion zur Benennung eines allgemeinen artubergreifenden Ruckganges der Biodiversitat in globalem Massstab oder in einem bestimmten Okosystem ist ungeeignet wenn nicht sogar unsinnig da es relativ trivial ist dass mit Verringerung der Biodiversitat auch die genetische Diversitat abnimmt Vor allem aber besitzt die genetische Diversitat hinsichtlich zwischenartlicher interspezifischer Beziehungen keinerlei Bedeutung da Individuen verschiedener Arten keine oder zumindest keine fortpflanzungsfahigen Nachkommen miteinander zeugen konnen Daher ist in diesem Fall konkret von einem Ruckgang der Biodiversitat oder Ruckgang der Artenvielfalt zu sprechen anstatt von Generosion Richtig ist aber dass Generosion innerhalb einer Art also Generosion im eigentlichen Sinn letztlich zum Aussterben einer Art beitragen kann siehe unten Generosion im eigentlichen Sinn BearbeitenEine weit grossere Bedeutung besitzt die genetische Diversitat innerhalb einer Art intraspezifisch weshalb der Ausdruck Generosion auch nur in diesem speziellen Zusammenhang angewendet werden sollte Generosion bei wilden Pflanzen und Tieren kann naturliche Ursachen haben kann aber auch aus einer mehr oder weniger direkten Einwirkung des Menschen auf die betroffenen Populationen Verdrangung Bejagung resultieren Bei Nutzpflanzen und tieren muss unterschieden werden zwischen Generosion innerhalb einer Zuchtlinie durch gezielte Inzucht und Generosion innerhalb einer Nutzpflanzen oder tiergruppe durch Verdrangung einer grossen Vielfalt lokaler oder regionaler Sorten und Rassen durch einige wenige uberregional verbreitete Sorten und Rassen Wilde Populationen Bearbeiten nbsp Der Gepard Acinonyx jubatus gilt als Paradebeispiel fur eine genetisch erodierte Tierart Wird die Gesamtpopulation einer Art in mehrere voneinander isolierte Einzelpopulationen geteilt die jeweils nur wenige Individuen umfasst oder schrumpft sogar die Gesamtpopulation auf nur wenige Individuen zusammen kann die genetische Verarmung die daraus resultiert durch z B Inzuchtdepression zum volligen Zusammenbruch der einzelnen Teilpopulationen oder der gesamten Restpopulation und damit zum Aussterben der Art fuhren Somit ist Generosion i e S ein Mechanismus fur Artensterben 2 Stirbt die Art jedoch nicht aus und erholt sich die Gesamtpopulation wieder ist die nun wieder grossere Population infolge der vormals auftretenden Generosion genetisch deutlich uniformer als es die annahernd gleich grosse Population vor der Krise war Ein solches Generosionsereignis ohne Aussterben wird als genetischer Flaschenhals bezeichnet Als Paradebeispiel fur vermutlich naturlich verursachte Generosion gilt im Tierreich der rezente Gepard Acinonyx jubatus dessen genetische Uniformitat auf ein Generosionsereignis an der Wende vom Pleistozan zum Holozan zuruckgefuhrt wird 3 Die somit ohnehin geringe genetische Vielfalt der Gepardenpopulation durch den Einfluss des Menschen uberdies in zahlreiche Einzelpopulationen zersplittert 4 verschlechtert die Uberlebenschance der heute stark bedrohten Art zusatzlich Eine wahrscheinlich durch den Einfluss des Menschen von Generosion betroffene Wildtierart ist der Iberische Luchs Lynx pardinus 5 Domestizierte Pflanzen und Tiere Bearbeiten nbsp Die Getreideart Triticum aestivum Weichweizen ist in Europa heute genetisch deutlich uniformer als sie es vor 100 Jahren war Die Abbildung zeigt unreife Ahren von Viglaska einer lokalen Winterweichweizensorte 6 in der Slowakei hier im Jardin des Plantes in Paris Der vor allem im Zusammenhang mit Hunderassen oft genutzte Ausdruck Uberzuchtung bezeichnet unter anderem die negativen Auswirkungen der vom Menschen durch gezielte Inzucht herbeigefuhrten Generosion in einer Zuchtlinie In den Agrarwissenschaften wird die Abnahme der Kulturpflanzensorten Vielfalt engl landrace agrobiodiversity als Generosion bezeichnet Aus Zeiten der vorindustriellen Landwirtschaft stammende lokale indigene Sorten die das Ergebnis einer Anpassung an die lokalen naturlichen und anthropogenen Bedingungen sind werden seit Einfuhrung moderner landwirtschaftlicher Technologien mit der eine uberregionale Verbreitung neu gezuchteter oder in jungster Zeit mittels Gentechnik entwickelter ertragreicherer robusterer Nutzpflanzensorten einhergeht zunehmend verdrangt 7 In Europa betraf und betrifft dies z B Weizen Triticum aestivum T durum wobei in Italien zwischen 1920 und 1950 pro Jahr etwa 13 der lokalen Weizensorten verschwanden heute liegt der Schwund bei unter 1 bis 4 und in Griechenland nahm der Anteil lokaler Weizensorten von uber 80 um 1930 bis auf 10 Mitte der 1960er Jahre ab 7 Bei der genetischen Diversitat von Reis in Sud und Sudostasien konnte im Zeitraum zwischen 1962 und 1995 jedoch keine signifikante Verringerung festgestellt werden 8 Der Prozess der Generosion bei Nutzpflanzen wird nach Angaben globalisierungskritischer Nichtregierungsorganisationen wie z B GRAIN in Landern in denen die Industrialisierung der Landwirtschaft noch in den Anfangen steckt vor allem in Asien und Lateinamerika durch Saatgutkonzerne aus den Industrielandern zusatzlich forciert die unterstutzt durch die UPOV Union Internationale pour la Protection des Obtentions Vegetales dt Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuchtungen die Kleinbauern in diesen Landern mit patentiertem Saatgut von sich abhangig machen und so immer grossere Bereiche der Nahrungsmittelproduktion unter ihre Kontrolle bringen 9 Siehe auch BearbeitenArtenschutz Artensterben Artenvielfalt Populationsbiologie Populationsgenetik Kleinste uberlebensfahige PopulationEinzelnachweise Bearbeiten BIOPAT Die Bedeutung von biologischer Vielfalt und Generosion Rob Bijlsma Volker Loeschcke Genetic erosion impedes adaptive responses to stressful environments Evolutionary Applications Bd 5 Nr 2 2012 S 117 129 doi 10 1111 j 1752 4571 2011 00214 x PMC 3353342 freier Volltext Stephen J O Brien David E Wildt David Goldman Carl R Merrill Mitchell Bush The Cheetah Is Depauperate in Genetic Variation Science Bd 221 1983 S 459 462 doi 10 1126 science 221 4609 459 K S Herring E van Marle Koster P Bloomer Scatology as a potential non invasive conservation tool for the cheetah Acinonyx jubatus in South Africa SA Anim Sci Bd 8 Nr 1 2007 S 1 5 online M Casas Marce L Soriano J V Lopez Bao J A Godoy Genetics at the verge of extinction insights from the Iberian lynx Molecular Ecology Bd 22 2013 S 5503 5515 doi 10 1111 mec 12498 alternativer Download auf Digital CSIC Viglaska Datenblatt in der European Wheat Database a b Karl Hammer Gaetano Laghetti Genetic Erosion Examples from Italy Genetic Resources and Crop Evolution Bd 52 Nr 5 2005 S 629 634 doi 10 1007 s10722 005 7902 x Brian V Ford Lloyd Darshan Brar Gurdev S Khush Michael T Jackson Parminder S Virk Genetic erosion over time of rice landrace agrobiodiversity Plant Genetic Resources Bd 7 Nr 2 2009 S 163 168 doi 10 1017 S1479262108137935 GAIA GRAIN Ten reasons not to join UPOV Global Trade and Biodiversity in Conflict Nr 2 15 Mai 1998Weblinks BearbeitenWhat is Genetic Erosion and How Can it Be Managed Why We Care About Genetics USDA Forest Service Genetic Fact Sheet Volume 11 PDF 460 kB Hochauflosendes PDF 2 8 MB Schlagwort Generosion im Glossar des europaischen Weinnetzwerkes Wein Plus eu Genetic erosion a global dilemma auf WorldLynx Auszug aus Stephen James O Brien Genetic Erosion A global dilemma National Geographic April 1992 S 136 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Generosion amp oldid 220119140