www.wikidata.de-de.nina.az
Der Gehringshof ist ein heute ungenutztes ehemals landwirtschaftliches Anwesen in dem sich von 1929 bis 1941 und wiederum von 1945 bis 1948 eine landwirtschaftliche Ausbildungsstatte fur judische Palastina Auswanderer danach bis 1983 ein Erholungsheim der Arbeiterwohlfahrt und schliesslich bis 2001 ein Heim fur Asylbewerber befanden Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichte 2 1 Hachschara Gehringshof 2 2 Kibbuz Buchenwald 2 3 Erholungsheim der Arbeiterwohlfahrt Asylbewerberwohnheim 2 4 Heutiger Zustand 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeographische Lage BearbeitenDer Gehringshof liegt am sudwestlichen Rand der Gemarkung von Hattenhof einem Ortsteil von Neuhof im Landkreis Fulda in Osthessen am Osthang einer Anhohe auf etwa 350 m Hohe oberhalb des Rehbaches Ein asphaltierter Weg fuhrt von der L 3430 zwischen Hattenhof und Buchenberg nach Westen an Getreidefeldern und naturbelassenen Weihern vorbei bis zum Eingang des Gelandes Geschichte BearbeitenDer Hof wird um 1630 als Geringshauk erstmals erwahnt und befand sich damals im Besitz der Propstei Johannesberg bei Fulda 1641 wird er als Grunshack und 1789 als Grusshaug bezeichnet Hachschara Gehringshof Bearbeiten 1929 erwarb die Kibbuz Haddati Bewegung Mitglieder der zionistischen Jugendorganisation Bachad Brith Chaluzim Datiim Verband religioser Pioniere den Gehringshof von Simon Heinrich August Roog Die Kibbuz Haddati Bewegung war 1924 in Betzenrod heute Ortsteil von Eiterfeld gegrundet worden und 1926 27 nach Rodges heute Stadtteil von Fulda umgezogen Da Rodges zu klein war zog die Gruppe schliesslich auf den Gehringshof den sie Kibbuz Haddati nannte da sich die Mitglieder hier auf ein Leben im Kibbuz vorbereiteten Es handelte sich dabei um eine Hachschara Statte wo junge Menschen durch eine landwirtschaftliche Ausbildung fur die Emigration Alija nach Palastina vorbereitet wurden 1 Mit einer abgeschlossenen landwirtschaftlichen Ausbildung konnte man ein Zertifikat der britischen Regierung zur Einwanderung nach Palastina bekommen Selbst der Gehringshof erwies sich auf Dauer zu klein und so arbeiteten mehrere Dutzend judischer junger Manner und Frauen bei den benachbarten Bauern in Hattenhof Die Auszubildenden waren meist Studenten aus allen Teilen Deutschlands die unter dem NS Regime nicht weiterstudieren durften Unter den in den 1930er Jahren auf dem Gehringshof Ausgebildeten war Josef Burg 1909 1999 der 1939 nach Palastina gelangte und in den Jahren 1951 bis 1986 in allen israelischen Kabinetten einen Ministerposten innehatte Die Statte wurde im Herbst 1941 von den NS Behorden geschlossen Diejenigen unter den Bewohnern denen die Auswanderung oder das Untertauchen noch nicht gelungen war wurden ins Ghetto Riga deportiert Kibbuz Buchenwald Bearbeiten Schon bald nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa am 24 Juni 1945 trafen etwa 50 junge judische Uberlebende aus dem KZ Buchenwald und anderen Konzentrationslagern auf dem Gehringshof ein Sie waren zuvor am 3 Juni 1945 aus Buchenwald auf einen Hof in Eggendorf bei Weimar gebracht worden den sie Kibbuz Buchenwald nannten mussten von dort jedoch schon kurz darauf weiter nach Westen ausweichen da die sowjetische Armee in das Gebiet einruckte Aus dem Gehringshof wurde so der Kibbuz Buchenwald 2 Der Hof war nahezu vollkommen zerstort aber man erhielt die Genehmigung der US Besatzungsbehorden ihn wieder aufzubauen Weitere Kibbuznikim zogen hinzu und bald lebten dort 70 Menschen Unter ihnen waren Sylvia Wagenberg und Esther Bejarano zwei Uberlebende des Madchenorchesters von Auschwitz Esther hatte bereits 1939 auf dem Landwerk Neuendorf gelebt Unter Anleitung von zwei Vorkriegsausbildern wurde erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg auf deutschem Boden wiederum eine Hachschara Statte zur Vorbereitung fur die Ausreise nach Palastina aufgebaut Die ersten Absolventen reisten bereits im August 1945 dorthin Nach der Grundung Israels grundeten einige von ihnen 1948 in Bir Salem den auch hier zunachst Kibbuz Buchenwald genannten 3 Kibbuz heute ein Ort Netzer Sereni 4 Unterstutzung erhielten die Gehringshofer von judischen Militarseelsorgern und Soldaten der im Raum Fulda stationierten US amerikanischen Besatzungstruppen die aus eigenen Mitteln Lebensmittel Kleidung Lesematerial Mobel Haushaltsutensilien Werkzeuge und Spendengelder beisteuerten 5 Erholungsheim der Arbeiterwohlfahrt Asylbewerberwohnheim Bearbeiten Ende der 1940er Jahre erwarb die Arbeiterwohlfahrt AWO den Gehringshof und nutzte ihn als Ferienheim fur sozial benachteiligte Kinder das von 1951 bis 1956 von der Reformpadagogin Eva Seligmann geleitet wurde Ab 1983 wurden die Gebaude von der AWO als Ubergangswohnheim fur Asylbewerber genutzt Diese Nutzung endete im Jahre 2001 als dort noch einige Kriegsfluchtlinge aus dem Kosovo untergebracht waren und der Gehringshof steht seitdem ungenutzt Heutiger Zustand Bearbeiten Uberlegungen aus den Wohneinheiten der Anlage Eigentumswohnungen zu machen konnten nicht umgesetzt werden ebenso wenig wie der Gedanke dort ein Museum mit angeschlossener Freizeitstatte einzurichten Heute verfallen die Gebaude und verwildert das Gelande 6 Seit Anfang 2015 ist das Anwesen im Besitz eines landwirtschaftlichen Unternehmers der es wieder nutzen will 7 Einzelnachweise Bearbeiten Ausser dem Gehringshof bestanden in Hessen drei weitere von der Hechaluz betriebene derartige Ausbildungsstatten in Grusen bei Gemunden an der Wohra in Kulte bei Volkmarsen und auf der Lohnberger Hutte bei Weilburg Kurt Schilde Die Jugend ist jetzt unsere einzige ubriggebliebene Hoffnung Judische Jugendliche und Jugendarbeit in DP Lagern nach dem Zweiten Weltkrieg in Diana Franke Joachim Henseler Jurgen Reyer Hg Sozialpadagogik Vom Therapeutikum zur Weltgesellschaft Historische und systematische Beitrage Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler 2005 S 116 134 viele der Grunder stammten als Uberlebende aus dem KZ Buchenwald Judith Tydor Baumel Schwartz יהודית תידור באומל שוורץ Kibbutz Buchenwald survivors and pioneers קיבוץ בוכנוואלד Engl Dena Ordan Ubs New Brunswick NJ Rutgers University Press 1997 ISBN 0 8135 2336 2 p 2 Alex Grobman American Jewish Chaplains and the Shearit Hapletah April June 1945 Memento des Originals vom 21 Mai 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot motlc wiesenthal com auf der Webseite Simon Wiesenthal Center Florian Dietz Vergessene Orte 2 Der Gehringshof Ubergangsheim fur Asylbewerber 27 August 2009 1 2 Vorlage Toter Link www osthessen news de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Seit 13 Jahren eine Ruine Gehringshof hat jetzt neuen Besitzer in Fuldaer Zeitung 7 Mai 2015Literatur BearbeitenSusanne Urban nach eigenen Angaben in Kibuc Gehringshof Displaced Persons in den Akten des ITS Projekte und Einblicke in Forschungsansatze in Freilegungen Spiegelungen der NS Verfolgung und ihrer Konsequenzen Wallstein Gottingen 2015 S 191 214 Erhard Lotter Der Gehringshof in der Zeit von 1922 48 ein Beitrag zum Tausend mal tausend Teile Puzzle einer zionistischen Hachschara Statte bei Fulda in Beitrage zur Geschichte Neuhofs Band 3 Geschichtskreis Neuhof 2005 S 287 302 Judith Tydor Baumel Kibbutz Buchenwald and Kibbutz Hafetz Hayyim Two Experiments in the Rehabilitation of Jewish Survivors in Germany In Holocaust and Genocide Studies Vol 9 No 2 United States Holocaust Memorial Museum Washington 1995 S 231 249 Heinz Jurgen Hoppe Von Betzenrod zum Kibbuz Rodges Religios zionistische Chaluzarbeit im Raum Fulda In Buchenblatter Bd 62 1989 Y Walk The Torah va Avoda Movement in Germany In Leo Baeck Yearbook 6 1961 Aryei Fishman Judaism and Modernization on the Religious Kibbutz Kap 4 The foundations of the Religious Kibbutz Movement Bar Ilan University Israel 1992 Online Publication Oktober 2009 Online ISBN 9780511557330 Hardback ISBN 9780521403887 Paperback ISBN 9780521050272 Weblinks Bearbeiten Geringshof Landkreis Fulda Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Zur Geschichte des Gehringshofs Radiobericht aus Fulda vom 2 Juli 1999 des HR50 4478 9 6705 Koordinaten 50 26 52 N 9 40 14 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gehringshof amp oldid 231584851