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Das Gauforum Weimar wurde als einziges von mehreren in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland geplanten Gauforen im thuringischen Weimar gebaut und ist im Wesentlichen erhalten geblieben Die Anlage auf dem heutigen Jorge Semprun Platz erstreckt sich auf einer Flache von etwa 40 000 Quadratmetern Von den geplanten funf Komplexen wurden ab 1937 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs drei fertiggestellt Heute werden diese zum Grossteil vom Thuringer Landesverwaltungsamt und dem Thuringer Landesamt fur Umwelt Bergbau und Naturschutz genutzt Luftaufnahme des gesamten Komplexes 2019Blick auf den heutigen Jorge Semprun Platz vom Atrium ausNordgebaude mit Verbindung zum Neuen Museum 2015 Westgebaude 2011 Mittelrisalit des Sudgebaudes 2003 Ein viertes Gebaude der erst nach dem Krieg fertiggestellte Hallenbau beherbergt seit Ende 2005 das Einkaufszentrum Weimar Atrium sowie einen Busparkplatz und ein 3D Kino Inhaltsverzeichnis 1 19 Jahrhundert 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nachkriegszeit und DDR Zeit 4 Nach der Wende 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise19 Jahrhundert BearbeitenIm Jahr 1869 wurde das heute als Museum fur zeitgenossische Kunst genutzte Neue Museum Weimar als Grossherzogliches Museum eroffnet Der Neorenaissancebau wurde nordlich des nach Osten hin abfallenden Asbachgrunds errichtet Dieser Park stellte einen wichtigen Bestandteil des Grungurtels durch die Stadt Weimar dar des Asbach Grunzugs Vor dem Neuen Museum befand sich der 1875 eingeweihte Vimaria Brunnen Im Zuge der Planung des gross dimensionierten Gauforums welche fur den Bereich des Parks eine ebene Aufmarschflache vorsah mussten der Asbachgrunzug samt Asbach Viadukt und der Vimaria Brunnen weichen Auch der heutige Zustand der Ferdinand Freiligrath Strasse ist darauf zuruckzufuhren Die Jakobsvorstadt erlebte eine radikale Umgestaltung Auch in der Nordvorstadt gab es diesbezugliche Eingriffe Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenIm Juni 1936 entschied Adolf Hitler den Wettbewerb zugunsten des Architekten Hermann Giesler und liess personliche Ideen einfliessen Dabei ordnete er dem Gebaude des Reichsstatthalters und Gauleiters einen Glockenturm und einen axial betonten Mittelrisalit zu Folgende Bauten umfassten nun das Areal im Osten die 20 000 Stehplatze umfassende Halle der Volksgemeinschaft im Suden das Gebaude des Reichsstatthalters und der Gauleitung mit Glockenturm im Westen die Gebaude der Deutschen Arbeitsfront im Norden das Gebaude der Gliederungen der NSDAP mit Anbindung an das Museum Es folgten die Aufschuttung des Asbachgrunds und der Abriss von Gebauden der Jakobsvorstadt 139 Hauser mit 462 Wohnungen fur etwa 1650 Personen Mit der Aufschuttung des Asbachgrundes verschwand auch der Viadukt Im Mai 1937 legte Rudolf Hess im Beisein des Gauleiters Fritz Sauckel den Grundstein fur die Halle der Volksgemeinschaft und nahm die Umbenennung des Platzes in Platz Adolf Hitlers vor An der inszenierten Massenveranstaltung nahmen ca 40 000 Menschen aus ganz Deutschland teil Das Gesetz uber die Neugestaltung deutscher Stadte vom 4 Oktober 1937 1 bildete eine Grundlage fur Neugestaltungsplane Mehr als 40 Stadte waren von den Wunschen Hitlers betroffen Die Grundsteinlegung fur den Glockenturm erfolgte im Oktober 1939 Obwohl die Bauarbeiten infolge des Krieges Anfang der 1940er Jahre schrittweise eingestellt wurden konnten grosse Teile der Anlage fertiggestellt werden Nachkriegszeit und DDR Zeit BearbeitenNach der bedingungslosen Kapitulation erhielt der Platz Adolf Hitlers im Mai 1945 unter Oberburgermeister Fritz Behr in Absprache mit dem amerikanischen Stadtkommandanten Major Williams M Brown den Namen Karl Marx Platz Im Marz 1946 bezog die Sowjetische Militar Administration in Thuringen SMATh mit ihrem Stab das Nordhaus spater auch das Sud und Turmhaus Grossere Fertigstellungs und Umbauarbeiten im Inneren sowie Ideen zur Umgestaltung des Platzes wurden diskutiert Ein Parkplatz fur 300 Pkw sollte geschaffen und eine Springbrunnenanlage in Verbindung mit einer Grunflache errichtet werden In den Jahren 1955 56 stand ein Stalindenkmal auf dem Karl Marx Platz Wahrend der DDR Zeit waren im Gauforum verschiedene Bildungseinrichtungen untergebracht Dazu gehorten die Fachschule fur Staatswissenschaften Edwin Hoernle zur Ausbildung von Verwaltungspersonal Burgermeister und andere leitende Angestellte die Fachschule fur Landwirtschaft Walter Ulbricht aus der die Agraringenieurschule Weimar hervorging die Hochschulbibliothek sowie die Sektion IV Rechentechnik und Datenverarbeitung der Hochschule fur Architektur und Bauwesen ein Wohnheim der Fachschule fur Staatswissenschaften ein Studentenwohnheim der Hochschule fur Architektur und Bauwesen Nach der Wende BearbeitenSeit 1990 befinden sich die Verwaltungsgebaude und der Platz im Eigentum des Freistaates Thuringen Im gleichen Jahr bezog das Thuringer Landesverwaltungsamt die Buroraume im Haus 1 2 und 3 1991 begann man mit den Sanierungsarbeiten in den Hausern von der Elektrik uber die Ver und Entsorgungssysteme Telefonanschlusse und Malerarbeiten bis zur Erneuerung der kompletten Heizungsanlage und des Daches Im Kulturstadtjahr 1999 wurden einige Geschosse der Halle ebenso wie einzelne Raume des Turmhauses zu Ausstellungszwecken genutzt Die Geschichte des Gesamtensembles wurde dargestellt 2005 entstand aus der unvollendeten ehemaligen Halle der Volksgemeinschaft ein grosses Einkaufszentrum mit der Bezeichnung Weimar Atrium Auf dem Platz zwischen den vier Gebauden befindet sich nunmehr eine Tiefgarage Der Platz ist begrunt und vom offentlichen Raum klar durch mehrere Deckendurchbruche zur Tiefgarage abgetrennt 2003 bis 2007 wurden an den von der Thuringer Landesverwaltung genutzten Gebauden u a die rund 1200 Fenster nach energetischen und denkmal schutzrechtlichen Gesichtspunkten ausgetauscht In den Jahren 2008 und 2009 folgten weitere Sanierungen in den Buroraumen im Haus 2 Alle drei Hauser wurden uberdies mit behindertengerechten Personenaufzugen ausgestattet 2010 bis 2011 wurden die Fassaden saniert und es entstand eine unterschiedliche Farbgebung der Gebaude die den Forumscharakter und damit die dunkle Vergangenheit des Denkmals aufbrechen soll nbsp Sudgebaude von Osten 2003 heute Eingangsbereich zum Atrium nbsp Ostseite mit Einkaufszentrum 2006 nbsp Nordseite und Museum 2014 nbsp Turm auf der Sudseite 2018 nbsp Westseite 2014 nbsp Ruckseite des Sudgebaudes 2014 nbsp Mittlerer Innenhof im Westgebaude 2012 nbsp Reste des Viadukts 2012 nbsp Oberleitungsrosette der 1937 stillgelegten Strassenbahn Weimar in der Brennerstrasse 2 2022 Literatur Bearbeiten chronologisch geordnet Reiner Bensch Hrsg Perspektiven einer januskopfigen Stadt Vergegenstandlichte Erinnerung Band 1 Verlag der Bauhaus Universitat Weimar Weimar 1996 ISBN 3 86068 059 5 Karina Loos Die Inszenierung der Stadt Planen und Bauen im Nationalsozialismus in Weimar Bauhaus Universitat Diss Weimar 1999 Online Gerd Zimmermann Christiane Wolf Hrsg Uber Relikte der NS Diktatur Vergegenstandlichte Erinnerung Band 2 Verlag der Bauhaus Universitat Weimar Weimar 1999 ISBN 3 86068 102 8 Norbert Korrek Justus H Ulbricht Christiane Wolf Das Gauforum in Weimar Ein Erbe des 3 Reiches Vergegenstandlichte Erinnerung Band 3 Verlag der Bauhaus Universitat Weimar Weimar 2001 ISBN 3 86068 146 X Holm Kirsten Weimar im Banne des Fuhrers Die Besuche Adolf Hitlers 1925 1940 Bohlau Verlag Koln u a 2001 ISBN 3 412 03101 1 Justus H Ulbricht Hrsg Klassikerstadt und Nationalsozialismus Kultur und Politik in Weimar 1933 bis 1945 Weimarer Schriften Band 26 Glaux Verlag Jena 2002 ISBN 3 931743 55 1 Paul Kahl Die Weimarer Museen Ein erinnerungskulturelles Handbuch Sandstein Dresden 2022 ISBN 978 3 95498 635 4 S 172 178 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gauforum Weimar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website uber das Gauforum Weimar Gauforum Weimar In Lernort Weimar de Gauforum Weimar In Weimar im NS deEinzelnachweise Bearbeiten RGBl I S 105450 985277777778 11 3275 Koordinaten 50 59 7 N 11 19 39 O Normdaten Geografikum GND 4451569 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gauforum Weimar amp oldid 237779283