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Gallionella ist eine Gattung der Bakterien die bisher nicht sicher in das phylogenetische System der Bakterien eingeordnet werden kann und zurzeit als einzige Gattung der Familie Gallionellaceae in der Ordnung Nitrosomonadales gefuhrt wird Mit Gallionella ferruginea wurde 1836 erstmals ein Vertreter dieser Gattung beschrieben 2 Gallionella ist bohnenformig gramnegativ polar monotrich begeisselt gewinnt Energie aus der Oxidation von zweiwertigen Eisenionen mit Sauerstoff Chemolithotrophie ist Kohlenstoff autotroph und neutrophil kommt im mittleren pH Bereich vor Charakteristisch fur diese Organismen sind die verdrillten Anhange die in der Korpermitte auf der konkaven Seite gebildet werden Allerdings finden sich diese Zellanhange nicht bei allen Gallionellen GallionellaGallionella ferrugineaSystematikDomane Bakterien Bacteria Abteilung ProteobacteriaKlasse BetaproteobacteriaOrdnung NitrosomonadalesFamilie GallionellaceaeGattung GallionellaWissenschaftlicher Name der FamilieGallionellaceaeHenrici amp Johnson 1935 1 Wissenschaftlicher Name der GattungGallionellaEhrenberg 1838 Inhaltsverzeichnis 1 Energiestoffwechsel 2 Besonderheiten 3 Vorkommen 4 Wachstum Vermehrung Verbreitung 5 Technische Bedeutung 6 Arten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEnergiestoffwechsel BearbeitenGallionella nutzt als Energiequelle die bei der Oxidation von zweiwertigen Eisen Ionen Fe2 mit Sauerstoff O2 zu Verbindungen des dreiwertigen Eisens Fe III frei werdende Energie Summengleichung fur die Oxidation von Fe2 Ionen zu Fe3 Ionen Fe2 1 4 O2 H Fe3 H2O dd Fe3 3 H2O Fe OH 3 3 H dd Die Summengleichung der Oxidation von Fe2 zu Fe OH 3 lautet also Fe2 1 4 O2 2 H2O Fe OH 3 2 H dd Voraussetzung fur die Moglichkeit aus der Fe2 Oxidation Energie zu gewinnen ist dass in dem Milieu das Chemische Gleichgewicht der Redoxreaktion auf der Seite des dreiwertigen Eisens liegt weil anderenfalls bei der Umsetzung keine Energie frei wurde dass aber andererseits die Fe2 Ionen weitgehend stabil vorliegen mussen damit sie dem Bakterium zur Verfugung stehen Die Aktivierungsenergie der Fe2 Oxidation muss also so hoch sein dass eine von selbst ablaufende Oxidation Autoxidation nur sehr langsam ablauft Bei hohen Sauerstoffkonzentrationen hohem Redoxpotential und hohem pH Wert ist das nicht gegeben unter diesen Bedingungen lauft die Autoxidation schnell ab und fur das Bakterium besteht keine Moglichkeit durch Oxidation Energie zu gewinnen Bei relativ niedriger Sauerstoffkonzentration und nicht zu hohem pH Wert dagegen ist Fe2 stabil weil die Aktivierungsenergie der Oxidation zu Fe III hoch ist Unter diesen Bedingungen kann das Bakterium die Oxidation enzymatisch katalysieren d h Die Aktivierungsenergie herabsetzen und so lenken dass die frei werdende Energie zur Deckung seines Energiebedarfs genutzt werden kann Die Anderung der Freien Energie unter Standardbedingungen DG0 bei der Eisenoxidation ist kaum zur Abschatzung der frei werdenden Energie geeignet weil die Konzentrationen der Reaktanten sowohl unter naturlichen Bedingungen wie auch unter Laborbedingungen stark von den Standardbedingungen abweichen besonders die Konzentration des Eisen III Produkts die wegen seiner sehr geringen Wasserloslichkeit ausserst gering ist Diese Tatsache ist fur den Energiegewinn gunstig Fur reale Bedingungen wurde ein DG von 62 5 kJ mol errechnet 3 Besonderheiten Bearbeiten nbsp Gallionella Zelle die unter Drehen das Band ausscheidet Zeichnung nbsp verzweigte Gallionella Bander mit Zellen an den EndenIm mittleren pH Bereich in dem Gallionella vorkommt sind die Fe3 Ionen nicht stabil sondern sie setzen sich mit Wasser zu fast unloslichen Fe III Verbindungen um die als braune Ausfallungen in Erscheinung treten beispielsweise zu Eisen III hydroxid Die Ausscheidung des Oxidationsprodukts in Form eines Bandes in einem eng umgrenzten Bereich der Zelloberflache hat den Vorteil dass die Bakterienzelle nicht von den Eisenausfallungen umhullt wird und dass auf diese Weise der Stoffaustausch mit der Umgebung nicht behindert wird Das Band besteht aus etwa 40 oder mehr parallel angeordneten Filamenten die wiederum aus aneinandergereihten globularen Partikeln mit einem Durchmesser von etwa 40 300 nm bestehen und ist um seine Langsachse gedrillt Die Drillung wird moglicherweise dadurch verursacht dass die ausseren Fibrillen der Bander etwas langer sind als die inneren Man vermutet dass das primar ausgeschiedene Band aus Ferrihydrit ein Ferrioxid Hydrat unklarer Struktur besteht 4 Meistens ist das Band an einem Festkorper angeheftet und die Bakterienzelle wird deshalb durch die Verlangerung des Bandes unter Drehung weiterbewegt Bei der Teilung des Bakteriums wird das Band geteilt und jede der beiden Tochterzellen setzt einen Zweig des Bandes fort so dass das Band an der Teilungsstelle dichotom verzweigt ist Altert das Band wird es durch abiotische Auflagerung von weiteren Eisen III oxid Hydraten verdickt Vorkommen Bearbeiten nbsp Vererzte Exemplare von Gallionella ferruginea im Korrosionsprodukt einer Graugussleitung fur Trinkwasser Bildausschnitt 1 7 2 5 mmDas Vorkommen ist bestimmt durch das Erfordernis Energie aus der Oxidation von Eisen zu gewinnen Das bedeutet dass das Milieu Fe2 Ionen und Sauerstoff enthalten muss Das ist in solchen Habitaten der Fall in die Wasserzuflusse aus anoxischen eisenhaltigen Bereichen gelangen also etwa aus dem Grundwasserbereich eisenhaltigen Untergrunds In solchen Bereichen liegt Eisen wegen des niedrigen Redoxpotentials in Form von im Wasser gelosten Fe2 Ionen vor Durch Kontakt mit Luft gelangt der erforderliche Sauerstoff in das Habitat Die Sauerstoffkonzentration das Redoxpotential und der pH Wert mussen aber in Bereichen liegen in denen zwar das Gleichgewicht der Redoxreaktion auf der Seite des Fe III liegt die Aktivierungsenergie jedoch so hoch ist dass die Autoxidation sehr langsam verlauft siehe unter Energiestoffwechsel Deswegen kommt Gallionella bei Redoxpotentialen von 200 bis 320 mV vor bei Sauerstoffkonzentrationen von 0 1 bis 1 mg L und im pH Bereich von 6 0 bis 7 6 Zudem muss CO2 vorhanden sein Konzentration uber etwa 20 mg L weil das von Gallionella zum C autotrophen Wachstum benotigt wird In Gallionella Habitaten liegt die Fe2 Konzentration zwischen etwa 5 und 25 mg L die Konzentration an organischen Stoffen ist sehr gering Der Temperaturbereich ist uberwiegend etwa 8 16 C jedoch gibt es auch Vorkommen in warmeren Habitaten beispielsweise an Thermalquellen bis 47 C Gallionella kommt meistens in nichthalinen Wassern Susswasser aber auch in Salzwasserhabitaten Meerwasser vor Wachstum Vermehrung Verbreitung BearbeitenDie Gallionella Zellen wachsen in die Lange und teilen sich quer An einem naturlichen Standort wurde die Generationsdauer Zeit zwischen zwei Zellteilungen zu etwa 17 h bestimmt In stationaren Flussigkulturen wurde eine Generationsdauer von etwa 11 h erreicht In beiden Fallen wurde zwischen zwei Zellteilungen knapp 0 5 mm Band produziert Die Verbreitung werden offenbar monopolar monotrich begeisselte Schwarmzellen gebildet 5 Technische Bedeutung BearbeitenIn Brunnen der Wassergewinnung und in Drainagesystemen in landwirtschaftlich genutzten Boden kommt es wenn eisenhaltige Grundwasser vorliegen oft durch Massenentwicklung von Gallionella und die damit verbundene Ausfallung von Fe III Verbindungen zu Verstopfungen Bei der Aufbereitung von eisenhaltigen Grundwassern zu Trinkwasser muss das geloste Eisen daraus entfernt werden Dies geschieht durch Eintrag von Sauerstoff aus der Luft und Abscheidung des Eisens als Fe III Verbindungen in Filtern Hierbei entwickelt sich eine Population von Gallionella ohne die die Eisenausfallung nur langsam abliefe und zu unzureichender Enteisenung des Grundwassers fuhren wurde Arten BearbeitenBisher ist nur eine Art sicher bekannt namlich Gallionella ferruginea Es wurden aber auch weitere Arten beschrieben vor allem aufgrund von Variationen der Gestalt des Bandes So wurde beispielsweise eine Art G filamenta beschrieben bei der das Band aus nur 3 8 parallel gelagerten Filamenten besteht Die Identitat dieser Formen als selbstandige Arten ist jedoch nicht gesichert Literatur BearbeitenGeorge M Garrity Julia A Bell Timothy G Lilburn Taxonomic Outline of the Prokaryotes Bergey s Manual of Systematic Bacteriology Second Edition Release 5 0 Springer Verlag New York 2004 PDF Martin Dworkin Stanley Falkow Eugene Rosenberg Karl Heinz Schleifer Erko Stackebrandt Hrsg The Prokaryotes A Handbook of the Biology of Bacteria Volume 5 Proteobacteria Alpha and Beta Subclasses 3 Auflage Springer Verlag New York u a O 2006 ISBN 978 0 387 25495 1 Print und ISBN 978 0 387 30743 5 Online doi 10 1007 0 387 30743 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gallionella Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten J P Euzeby List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature Family Gallionellaceae C G Ehrenberg Vorlaufige Mitteilungen uber das wirkliche Vorkommen fossiler Infusorien und ihre grosse Verbreitung In Poggendorf s Annalen der Physik und Chemie Bd 38 1836 S 213 227 Arnold Martin Gebauer Nachweis und Quantifizierung des Autotrophiestoffwechsels von Gallionella ferruginea Ehrenberg Doktordissertation Technische Universitat Braunschweig 1993 F V Tschukrov L P Ermilova A I Gorschkov B B Zviagin A P Shukchlistov O W Siderenko V V Balashova Uber die Natur der Eisenoxide in geologisch jungen Bildungen In Chemie der Erde Bd 33 1974 S 109 124 Helmut Hanert Struktur und Wachstum von Gallionella ferruginea Ehrenberg am naturlichen Standort in den ersten 6 Std der Entwicklung In Archiv fur Mikrobiologie Bd 75 1970 S 10 24 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gallionella amp oldid 224457854