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Gunther Theodor Tessmann 2 April 1884 in Lubeck 15 November 1969 in Curitiba war ein deutscher Forschungsreisender Botaniker 1 und Ethnologe Sein botanisches Autorenkurzel lautet Tessmann Gunther Tessmann 1912 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachwirken 3 Ehrentaxon 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGunther Tessmann zeitweise schrieb er sich Gunter war das einzige Kind von Johann Heinrich Theodor Tessmann 1832 1924 der als Kaufmann in Mittel und Sudamerika gelebt und sich dann in seiner Heimatstadt Lubeck zur Ruhe gesetzt hatte und dessen Ehefrau Laura Henriette geborene Wobbe verwitwete Georg 1847 1921 Aus der ersten Ehe seiner Mutter hatte er einen Halbbruder und eine Halbschwester Er hatte ein enges Verhaltnis zu seiner Mutter wahrend die Beziehung zum Vater zeitlebens distanziert und konfliktbeladen blieb Von Ostern 1890 bis Ostern 1893 besuchte er eine Vorschule und anschliessend das Katharineum zu Lubeck Das vertraumte und krankliche Kind war ein schlechter Schuler und musste dreimal eine Klasse wiederholen bis er die verhasste Schule 1902 mit dem Abschluss der Mittleren Reife verliess Vor dem familiaren und schulischen Druck fluchtete er sich in eine naturwissenschaftliche Sammelleidenschaft insbesondere fur Schmetterlinge Von 1902 bis 1904 besuchte Tessmann die Reichskolonialschule in Witzenhausen um sich auf eine Tatigkeit in den deutschen Kolonien vorzubereiten Nach Abschluss des zweijahrigen Lehrgangs und einem viermonatigen landwirtschaftlichen Praktikum erhielt er das Angebot der Westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft Bibundi als Aufseher auf ihrer Kakao Plantage in Deutsch Kamerun zu arbeiten Er verpflichtete sich fur drei Jahre und reiste im August 1904 nach Kamerun aus Im folgenden Jahr zog ihm seine fuhrende Rolle bei einer Beschwerdeaktion der Angestellten die Gegnerschaft seiner Vorgesetzten zu was im August 1905 zu seiner fristlosen Kundigung fuhrte Daraufhin machte er sich selbstandig unternahm zunachst fur die Moliwe Pflanzungsgesellschaft eine Reise ins Hinterland bis nach Yaounde zur Anwerbung schwarzer Arbeitskrafte und errichtete dann eine eigene Station im Grenzgebiet von Deutsch Kamerun und Spanisch Guinea wo er von der Elefantenjagd lebte Zu seiner intensiven Sammeltatigkeit die er wahrend seiner ganzen Zeit in Afrika fortsetzte trat hier ein wachsendes Interesse fur die Kultur der indigenen Bevolkerung aus der Ethnie der Fang deren Sprache er erlernte Gesundheitlich angeschlagen kehrte Tessmann im Fruhjahr 1907 nach Lubeck zuruck und wurde aufgrund seiner Orts und Sprachkenntnisse von Richard Karutz dem Leiter des Museums fur Volkerkunde in Lubeck als Expeditionsleiter fur die von ihm initiierte Lubecker Pangwe Expedition angeworben die in den Jahren 1907 bis 1909 nach Sudkamerun und Aquatorialguinea zur Erforschung der Pangwe heutiger Name Fang fuhrte Der 1913 erschienene Expeditionsbericht ist eine umfassende Darstellung der Pangwe Kultur und das Hauptwerk Tessmanns Darin lieferte er erstmals eine Beschreibung der epischen Tradition der Fang er fertigte auch Tonaufnahmen von der im Zentrum dieser Tradition stehenden Stegharfe Mvet an 1913 leitete Tessmann im Auftrag des Reichskolonialamts eine Expedition nach Neukamerun die durch den Ersten Weltkrieg ein jahes Ende fand Zuletzt fuhrte er vom 6 November bis zum 15 Dezember 1914 vom damals bereits aufgegebenen Militarposten Bafiahohe am Don i tison aus Feldforschungen durch deren Ergebnisse 1934 unter dem Titel Die Bafia und die Kultur der Mittelkamerun Bantu veroffentlicht wurden Tessmann wurde nach seiner Flucht nach Spanisch Guinea von den Spaniern auf der Insel Fernando Poo interniert Er nutzte diese Zeit um Material uber die dort lebenden Bubi die Bafia in Mittelkamerun und die Baja in der heutigen Zentralafrikanischen Republik zu sammeln Der fur ihn schmerzliche Verlust der deutschen Kolonien in Afrika fuhrte zu einer Hinwendung zu Sudamerika wo er ab 1920 den amazonischen Teil von Peru bereiste und als Ethnologe bis 1926 fur den amerikanischen Geologen Harvey Bassler 1882 1950 tatig war Bis 1936 wertete er in Berlin seine Notizen aus und verarbeitete sie schriftstellerisch Die Universitat Rostock verlieh ihm 1930 den Titel eines Ehrendoktors 1936 wanderte Tessmann nach Brasilien aus und liess sich dort in Parana als Kolonist nieder Nach verschiedenen wechselnden Tatigkeiten fand er 1947 eine Festanstellung beim Museu Paranaense und zuletzt beim Instituto de Biologia in Curitiba 1958 ging er dort in den Ruhestand und widmete sich Forschungen zur Entstehung des Sonnensystems Nachwirken BearbeitenInsbesondere seine Forschungsberichte zu den Fang gelten heute noch als massgeblich Er brachte rund 1200 ethnographische Objekte aus Kamerun und Aquatorialguinea in die Sammlung des Volkerkundemuseums Lubeck ein von denen ein grosser Teil wahrend des Zweiten Weltkriegs verloren ging Verbleibende Objekte der fur ihre Schnitzkunst beruhmten Fang haben heute einen hohen musealen und materiellen Wert Seine in zwolf Tagebuchern erhaltenen autobiographischen Schriften werden seit 2012 in Zusammenarbeit mit dem Frobenius Institut und Unterstutzung der DFG erstmals herausgegeben Zeitlebens bemuhte sich Tessmann um seine akademische Anerkennung Ein wissenschaftlicher Nachlass Tessmanns u a mit Manuskripten und Routenaufnahmen zu seinen ethnologischen Untersuchungen in Afrika und Sudamerika befindet sich im Archiv fur Geographie des Leibniz Instituts fur Landerkunde in Leipzig 2 Ehrentaxon BearbeitenDie Pterocarpus Art Pterocarpus tessmannii Harms ist nach ihm benannt Schriften BearbeitenEin Schriftenverzeichnis von Gunther Tessmann findet sich auf den Seiten 445 bis 449 des ersten Bandes seiner autobiographischen Schriften Mein Leben 2012 Die Pangwe Volkerkundliche Monographie eines westafrikanischen Negerstammes Ergebnisse der Lubecker Pangwe Expedition 1907 1909 und fruherer Forschungen 1904 1907 2 Bande Ernst Wasmuth Berlin 1913 3 Digitalisat I II Von diesem Werk erschien auch eine englische spanische und eine gekurzte franzosische Fassung Die Bubi auf Fernando Poo Volkerkundliche Einzelbeschreibung eines westafrikanischen Negerstammes Folkwang Verlag Hagen Darmstadt 1923 Menschen ohne Gott Ein Besuch bei den Indianern des Ucayali Veroffentlichung der Harvey Bassler Stiftung Volkerkunde Band 1 Strecker amp Schroder Stuttgart 1928 4 Die Indianer Nordost Perus Grundlegende Forschungen fur eine systematische Kulturkunde Friedrichsen de Gruyter amp Co Hamburg 1930 spanisch Las indigenas del Peru noriente Investigaciones fundamentales para un estudio sistematico de la cultura Ed Abya Yala Quito Ecuador 1997 Die Volker und Sprachen Kameruns In Petermanns Mitteilungen Jg 78 1932 Heft 5 6 S 113 120 Heft 7 8 S 184 190 Die Bafia und die Kultur der Mittelkamerun Bantu Ergebnisse der 1913 vom Reichs Kolonialamt ausgesandten volkerkundlichen Forschungsreise nach Kamerun Band 1 Ergebnisse der Expedition zu den Bafia 1914 Strecker amp Schroder Stuttgart 1934 Die Baja Ein Negerstamm im mittleren Sudan Ergebnisse der 1913 vom Reichs Kolonialamt ausgesandten volkerkundlichen Forschungsreise nach Kamerun Band 2 Ergebnisse der Expedition zu den Baja 1913 14 Teil 1 Materielle und seelische Kultur Strecker amp Schroder Stuttgart 1934 Die Baja Ein Negerstamm im mittleren Sudan Ergebnisse der 1913 vom Reichs Kolonialamt ausgesandten volkerkundlichen Forschungsreise nach Kamerun Band 2 Ergebnisse der Expedition zu den Baja 1913 14 Teil 2 Geistige Kultur Strecker amp Schroder Stuttgart 1937 Der Schopfungsplan und seine Entwicklung im Aufbau unserer Welt Zwei Bande Curitiba Parana 1950 Ein grosser Geist schuf unser Sonnensystem nicht blinder Zufall Ein wissenschaftlicher Gottesbeweis Curitiba Parana 1964 Mein Leben Tagebuch in 12 Banden Herausgegeben von Sabine Dinslage und Brigitte Templin unter Mitarbeit von Hans Voges Schmidt Romhild Lubeck Teil 1 Abschnitt I II Lubecker Beitrage zur Ethnologie Band 2 2012 ISBN 978 3 7950 5209 6 Teil 2 Abschnitt III Lubecker Beitrage zur Ethnologie Band 3 2015 ISBN 978 3 7950 5225 6 Teil 3 Abschnitt IV V Lubecker Beitrage zur Ethnologie Band 4 2015 ISBN 978 3 7950 5226 3 Mein Leben Digitalisate der Manuskripte auf der Website der Lubecker Museen Literatur BearbeitenBerthold Riese Tessmann Gunther In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 45 Digitalisat Wolfgang Haberland Gunter Tessmann 85 Jahre alt In Zeitschrift fur Ethnographie Band 94 1969 Heft 2 S 169 170 JSTOR 25841214 Thomas Klockmann Gunther Tessmann Konig im weissen Fleck Das ethnologische Werk im Spiegel der Lebenserinnerungen Ein biographisch werkkritischer Versuch Hamburg 1988 Zugleich Dissertation Universitat Hamburg 1988 Thomas Klockmann Tessmann Gunther In Alken Bruns Hrsg Lubecker Lebenslaufe aus neun Jahrhunderten Wachholtz Neumunster 1993 S 400 402 ISBN 3 529 02729 4Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gunther Tessmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen fur Gunther Tessmann beim IPNI Zeitreise Der Forscher Gunther Tessmann NDR Erstsendung am 21 Juli 2013 Video 6 25 Minuten Afrikanische Spurensuche im Volkerkundemuseum Lubeck NDR Erstsendung am 30 November 2020 Video 4 00 Minuten Einzelnachweise Bearbeiten Tessmann auf der Liste der Botaniker der Harvard University Nachlass Tessmanns im Archiv fur Geographie des IfL Abgerufen am 8 August 2022 Rezension Anton Willem Nieuwenhuis Tessmann Gunther Die Pangwe In Internationales Archiv fur Ethnographie Band 22 1915 S 145 146 Rezension Konrad Theodor Preuss Tessmann Gunther Menschen ohne Gott In Baessler Archiv fur Volkerkunde Band 12 1928 S 89 Normdaten Person GND 119392569 lobid OGND AKS LCCN no92017309 VIAF 56662770 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tessmann GuntherALTERNATIVNAMEN Tessmann Gunter Tessmann Gunther Tessmann Gunter Theodor Tessmann GuntherKURZBESCHREIBUNG deutscher Forschungsreisender Botaniker und EthnologeGEBURTSDATUM 2 April 1884GEBURTSORT LubeckSTERBEDATUM 15 November 1969STERBEORT Curitiba Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunther Tessmann amp oldid 228921431