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Gunter Peter Straschek 23 Juli 1942 in Graz 29 September 2009 in Wien war ein osterreichischer Filmhistoriker und Filmemacher der das Exil von Filmschaffenden aus dem nationalsozialistischen Deutschland erforscht hat Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Publikationen Auswahl 4 Filmografie 5 Horfunk Features Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 Hinweise und EinzelnachweiseLeben BearbeitenStraschek der sich in Graz der ehemaligen Stadt der Volkserhebung und in einem Land unwohl fuhlte in dem die nazistische Vergangenheit fortlebte war zunachst vor allem an Literatur interessiert 1 Er grundete mit Barbara Frischmuth und Peter Orthofer die hektografierte Zeitschrift reflexe 1959 60 2 1961 verliess er Osterreich und trampte durch Europa und Kleinasien arbeitete in einem Kibbuz in Israel Uber Amsterdam kam er nach West Berlin wo er im Herbst 1963 ein Gesuch zur Ubersiedlung in die DDR stellte das jedoch von den zustandigen DDR Behorden abschlagig beschieden wurde 3 Von 1964 bis 1966 studierte er bei Friedrich Knilli am Filmseminar des Instituts fur Sprache im technischen Zeitalter der TU Berlin 4 1966 schrieb er sich fur ein Studium der Filmregie an der gerade gegrundeten Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin ein wurde dort 1967 mit sechs anderen Kommilitonen nach einer Prufung entlassen Funf der sieben entlassenen Studenten waren amtierende oder ehemalige Studentenvertreter alle waren politisch aktiv 5 Nach Protesten wurden sie wieder aufgenommen Straschek jedoch im Fruhjahr 1968 aus politischen Grunden erneut relegiert 6 Noch im selben Jahr fuhrte er mit seinem Freund Holger Meins in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter AUSS Aktionszentrum unabhangiger und sozialistischer Schuler ein Filmprojekt mit Schulern durch Es sollte ein Modell fur revolutionare Filmarbeit abgeben 7 Nachdem am 27 November 1968 weitere 18 Kommilitonen darunter Hartmut Bitomsky Harun Farocki und Holger Meins von der Akademie verwiesen worden waren war auch fur Straschek eine Fortsetzung des Studiums ausgeschlossen 8 Nach seinem Scheitern in dieser Branche 1 gab Straschek der zuvor auch fur Fernsehanstalten gearbeitet hatte Mitte der 1970er Jahre das Filmemachen auf und beschrankte sich auf Publizistik und Forschung Bereits 1967 hatte sich sein Interesse an der Emigration von Filmschaffenden aus dem nationalsozialistischen Deutschland angekundigt 9 Daraus erwuchs eine Jahrzehnte andauernde Forschung wahrend der er gemeinsam mit seiner Frau der Ubersetzerin Karin Rausch uber 1000 Interviews mit Emigranten bzw ihren Angehorigen gefuhrt und uber sie in Bibliotheken und Archiven Nord und Sudamerikas und Europas recherchiert hat 1 Ende 1975 ubersiedelten Straschek und Rausch nach London wohnten zuerst in Golders Green dann auf dem Land in East Sussex ab Mitte der achtziger Jahre nahmen sie Wohnsitz in Wien lebten von 1990 bis 1993 in Shanghai und von 1993 bis 1997 in Delhi Straschek wurde am Grinzinger Friedhof Gruppe 1 Reihe B Nummer 157 in Wien bestattet Werk BearbeitenStrascheks erster eigener Film Hurra fur Frau E 1967 zeichnet das sympathisierende Portrat einer Frau die sich mit ihren Kindern durchschlug in einem Nachtclub arbeitete gegen gesellschaftliche Regeln verstiess 10 Dieser und mehr noch seine nachsten beiden Kurzfilme sind Beispiele fur formal strenge politische Interventionen Sein Handbuch wider das Kino 1975 analysiert in faktenreichen nach Landern geordneten Studien den Aufstieg und Fall der kapitalistischen Kinofilmindustrie 11 Hart geht der Autor sowohl mit den Pratentionen des kunstlerischen als auch des sozialkritischen Films ins Gericht Wahrend Burkhard Butow in der Zeit das Handbuch einen zahen mit abgestandenem SDS Jargon gewurzten Daten Zahlen und Namensbrei nannte 12 heisst es in einem Nachruf auf Straschek Dieser ungerechte Abgesang aufs Kino wird ihm mehr gerecht als samtliche Apologien 13 Von seinem Lebenswerk uber die Emigranten des deutschen Kinos sind bislang nur Nebenarbeiten bekannt geworden die funfstundige Fernsehdokumentation Filmemigration aus Nazideutschland 1975 in der er mit einer Vielzahl von Emigranten darunter Lotte H Eisner George Froeschel Dolly Haas Anatole Litvak und Franz Marischka spricht drei Features fur den Horfunk 14 und wenige Artikel Geplant waren drei Bande wovon der erste eine kritische Historie die Bande zwei und drei ein Handbuch zum Thema mit Biographien Bibliographien und Filmographien umfassen sollten Straschek verfolgte den ehrgeizigen Plan aller uns bekannt gewordenen Emigranten zu gedenken also nicht nur der Regisseure sondern samtlicher Film Mitarbeiter bis hin zu den Filmanwalten und Kopierwerksleitern insgesamt 3 000 Personen 1 500 hauptberuflich Filmschaffende und 1 500 die nur am Rande mit Film zu tun hatten Der Arbeit geht die Einschatzung voraus dass von diesem Exodus der deutschsprachige Film sich nicht mehr erholt hat und nie wieder erholen wird sie hat auch personliche Motive Ich wollte eine Berufsgruppe untersuchen ihre Leiden und Erfahrungen nicht in Vergessenheit geraten lassen aber auch fur uns in Bereichen Aufklarung schaffen die mich von fruhester Kindheit an dank meines sozialistischen Vaters interessiert haben Faschismus Widerstand Emigration Moral und Rache 1 Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG unterstutzte Emigranten Handbuch ist nie erschienen Hinweise auf die Arbeit bilden die zahlreichen nun ins Leere gehenden Verweise see Straschek film biographies im International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Volume II Munchen New York London Paris 1983 Publikationen Auswahl Bearbeiten Vor wahrend und nach Schicklgruber kino 6 November 1967 Flugschrift II film Oktober 1968 mit M Lukasik und Holger Meins Gegen Moralismus fur Konsum film Marz 1969 Pesaro Kino und Politik film November 1969 Straschek 1963 74 Westberlin In Filmkritik 212 1974 Handbuch wider das Kino Frankfurt M Suhrkamp 1975 Stalin Heinz Goldberg und Heinrich Heine Exilforschung Ein internationales Jahrbuch Bd 1 1983 S 147 158Filmografie Bearbeiten1967 Situationen von Johannes Beringer 15 Minuten Mitwirkung 1967 Hurra fur Frau E 7 Minuten Drehbuch und Regie 1967 68 Ein Western fur den SDS 21 Minuten Drehbuch Regie Schnitt 1970 Zum Begriff des kritischen Kommunismus bei Antonio Labriola 1843 1904 18 Minuten Drehbuch Regie 1972 Einleitung zu Arnold Schoenbergs Begleitmusik zu einer Lichtspielscene von Daniele Huillet und Jean Marie Straub 15 Minuten Darsteller 1975 Es stirbt allerdings ein jeder Dokumentarfilm uber Holger Meins von Renate Sami 60 Minuten Interviewter 1975 Filmemigration aus Nazideutschland Fernsehdokumentation WDR SFB funf Teile zu je ca 60 Minuten Drehbuch Regie Interviewer Horfunk Features Auswahl BearbeitenDeutsche Lautsprecher Versuch uber Akustik und Politik SFB 3 4 November 1966 Zusammen mit Friedrich Knilli Teilabdruck in Friedrich Knilli Deutsche Lautsprecher Versuche zu einer Semiotik des Radios Stuttgart 1970 Ich arbeite noch immer jeden Tag Aus der Korrespondenz mit Hollywood Veteranen SFB 3 1 Mai 1972 Ideen fallen nicht vom Himmel Uber Antonio Labriola SFB 3 13 Marz 1973 Der Kino SFB 3 12 Juni 1973 unter dem Namen von Johannes Beringer Besuch mich mal im Lesesaal Erfahrungen mit dem materiellen Gedachtnis Zwei Teile SFB 3 21 und 22 Marz 1988 I gave the lady no time to squeal 100 Jahre Jack the Ripper SFB 3 25 Oktober 1988Literatur BearbeitenJulia Friedrich Hrsg Gunter Peter Straschek Emigration Film Politik Emigration Film Politics HIER UND JETZT im Museum Ludwig 4 3 Marz 1 Juli 2018 Koln 2018 Julia Friedrich Hrsg Gunter Peter Straschek Ein Western fur den SDS Mit einem Text von Stefan Ripplinger einer Bildstrecke der Klasse Christopher Williams und Gunter Peter Strascheks Produktionsunterlagen Koln 2018Weblinks BearbeitenGunter Peter Straschek bei filmportal de Johannes Beringer Italienreise 1968 Eine Erinnerung In New Filmkritik 18 November 2009 Johannes Beringer Fragmentarisches Zu Gunter Peter Straschek In New Filmkritik 4 Dezember 2009 Archiv Gunter Peter Straschek im Deutschen Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek Dieser Archivbestand ist die einzige verlassliche Quelle zu dem Autor Leo Freund alias Michael Corvin alias Y ben Assar 20 Mai 1897 in Berlin 1968 in San Francisco Hinweise und Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Gunter Peter Straschek Besuch mich mal im Lesesaal SFB 3 21 Marz 1988 Die Zeitschrift fuhrte den Untertitel kunst und kultur aus jugendlicher perspektive Zur Entstehung das Interview von Hans Haider mit der Schriftstellerin Barbara Frischmuth Die Entdeckung der Sprache als Material Wiener Zeitung 16 August 2008 Gunter Peter Straschek Straschek 1963 74 Westberlin In Filmkritik 212 1974 S 354 Gunter Peter Straschek Straschek 1963 74 Westberlin In Filmkritik 212 1974 S 355 Leiser treten In Der Spiegel 21 1967 Gunter Peter Straschek Straschek 1963 74 Westberlin In Filmkritik 212 1974 S 358 Sein Film Ein Western fur den SDS 1967 68 war von der Akademie Leitung konfisziert und uber das Negativ eine Sperre verhangt worden Siehe Strascheks Anmerkung zu Christian Deutschmann Herstellung eines Molotow Cocktails und Ein Western fur den SDS in Sprache im technischen Zeitalter 27 1968 S 271 Karl Heinz Stenz Kampfplatz Kamera Die filmkulturelle Bedeutung der filmstudierenden 68er Generation am Beispiel der Protestaktivitaten an der neu gegrundeten Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin dffb Diplomarbeit Norderstedt 2007 S 41 44 Werner Kliess Eine Berliner Lokalposse Die Krise der Film und Fernsehakademie Berlin In Die Zeit 13 Dezember 1968 Hierzu Johannes Beringer Fragmentarisches Zu Gunter Peter Straschek New Filmkritik 4 Dezember 2009 s Weblinks Johannes Beringer Nachruf auf Straschek In shomingeki 22 2010 Gunter Peter Straschek Handbuch wider das Kino Frankfurt M 1975 S 54 Burkhard Butow Kritik in Kurze In Die Zeit 39 1975 Ausserdem erschienen Rezensionen im Tages Anzeiger Zurich 25 Juli 1975 und in Die Tat 19 September 1975 Der Landbote 20 September 1975 sowie in Das Argument 99 1976 S 853 855 Stefan Ripplinger Straschek Jungle World Gesternblog 8 Dezember 2009 Weitere Nachrufe Fritz Gottler Im Einzelkampf Zum Tod des Filmforschers Gunter Peter Straschek In Suddeutsche Zeitung Nr 279 3 Dezember 2009 Thomas Koebner Gunter Peter Straschek In film dienst 1 2010 Wilhelm Roth Gunter Peter Straschek In epd film 1 2010 Ich arbeite noch immer jeden Tag Der tagliche Gang zum Konsulat sowie Nazi Offiziere und Kellner siehe Liste der Horfunk Features Normdaten Person GND 139522247 lobid OGND AKS LCCN no2015048084 VIAF 101252592 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Straschek Gunter PeterKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Publizist und FilmemacherGEBURTSDATUM 23 Juli 1942GEBURTSORT GrazSTERBEDATUM 29 September 2009STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunter Peter Straschek amp oldid 235205032