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Friedrich Karl Adolf Koegel auch Fritz Kogel 2 August 1860 in Hasserode 20 Oktober 1904 in Jena war ein deutscher Schriftsteller Philologe Komponist und Unternehmer Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Werke 2 1 Als Herausgeber 2 2 Als Autor Auswahl 2 3 Musikdrucke Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenFritz Koegel 1 wurde als erstes von vierzehn Kindern des von 1859 bis 1863 in Hasserode Friedrichsthal im Kreis Wernigerode der preussischen Provinz Sachsen und nach einer Station in Schochwitz von 1870 bis 1899 in Stassfurt tatigen evangelisch lutherischen Pfarrers Adolf Koegel 1831 1899 und seiner Frau Ida geb Rocholl 1838 1892 geboren Mutterlicherseits war er ein Vetter der Erfinder und Unternehmer Reinhard Mannesmann und Max Mannesmann 1898 heiratete er Emily Gelzer 1877 1906 Tochter des klassischen Philologen Althistorikers und Byzantinisten Heinrich Gelzer und seiner Frau Clara geb Thurneysen 1853 1919 Das Ehepaar ist durch die gemeinsame Veroffentlichung von Kindergedichten unter dem Titel Die Arche Noah bekannt geworden Wie schon sein Vater und sein Grossvater Friedrich Johann Koegel 1800 1858 ebenfalls evangelisch lutherischer Pfarrer besuchte Fritz Koegel bis zum Abitur die Lateinschule der Franckeschen Stiftungen in Halle Saale Vom Sommersemester 1878 bis zum Sommersemester 1881 studierte er in Munchen Halle Saale und Gottingen Geschichte Germanistik und Philosophie 1883 promovierte er in Halle Saale beim Philosophen Hermann Ulrici Seine Dissertation uber Die korperlichen Gestalten der Poesie beruht auf der Asthetik von Hermann Lotze Schon vor der Promotion begann er mit dem Schreiben kulturkritischer Essays von denen bis Mitte 1886 mehr als 30 in renommierten burgerlichen Zeitschriften wie Die Grenzboten und Die Gegenwart 1872 1931 sowie vor allem in der Taglichen Rundschau Berlin erschienen 2 Ab Herbst 1885 war Koegel als Redakteur der von Philipp von Nathusius Ludom herausgegebenen nach Erscheinen von Band 3 1889 eingestellten Deutschen Encyklopadie Ein neues Universallexikon fur alle Gebiete des Wissens ein Jahr in Rudolstadt tatig Anschliessend nahm er das Angebot seiner Vettern an sie zuerst bis zum Fruhjahr 1890 von Remscheid aus beim Aufbau ihrer Rohrenwalzwerke zu unterstutzen Beteiligt war er auch an der endgultigen Grundung der Actien Gesellschaft Deutsch Osterreichische Mannesmannrohren Werke am 16 Juli 1890 3 als deren erster Verwaltungsdirektor er am prominenten Sitz der Gesellschaft in Berlin Pariser Platz 6 fungierte Er folgte in Berlin aber auch seinen literarischen Neigungen So entstanden unter dem Eindruck seiner Nietzsche Lekture Vox humana Auch ein Beichtbuch und Gastgaben Spruche eines Wanderers Als begeisterte Leserin offenbarte sich ihm Ida Coblenz uber deren Vermittlung es zu Begegnungen mit Stefan George im Juni und Juli 1892 in Berlin kam Fur kurze Zeit wurde er von Carl August Klein dem designierten Herausgeber der Blatter fur die Kunst als Mitarbeiter angeworben 4 Er konnte dort sechs Reimspruche Von der Kunst veroffentlichen 5 Eine freundschaftliche Beziehung unterhielt er zu Werner von Siemens 6 von 1890 bis 1892 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Aktiengesellschaft Gleichzeitig mit seinen als Generaldirektoren amtierenden Vettern Reinhard und Max Mannesmann schied Koegel zum Oktober 1893 aus der Gesellschaft aus Vor 1889 zuerst auf Veroffentlichungen von Friedrich Nietzsche fur mich ein Fund furs Leben 7 gestossen hielt Koegel Anfang 1892 in der Freien Literarischen Gesellschaft in Berlin einen Vortrag uber Nietzsche der das Interesse an Leben und Werk des noch weitgehend unbekannten und nicht akzeptierten Philosophen wachsen liess 8 Dessen Schwester Elisabeth Forster Nietzsche wurde auf ihn aufmerksam und die Familie Oehler Nietzsche gewann Koegel im Fruhjahr 1894 als Herausgeber einer Nietzsche Gesamtausgabe im Nietzsche Archiv Kurz nach Koegels Verlobung im Dezember 1896 mit Emily Gelzer die er bei Forster Nietzsche kennengelernt hatte kam es zwischen ihm und der Archivherrin unter Beteiligung von Rudolf Steiner zu wachsenden Konflikten uber die Frage der Herausgeberschaft und schliesslich zu seiner Entlassung im Juni 1897 9 Seine heimlichen Abschriften aus Briefen und Briefentwurfen Nietzsches sind als Koegel Exzerpte in die Wissenschaft eingegangen 10 Als Direktor von Ernst Sieglin Fabrik von Dr Thompson s Seifenpulver kehrte Koegel im Fruhjahr 1898 in die Wirtschaft zuruck Das Unternehmen leitete er bis zur Beendigung seiner Tatigkeit im Sommer 1904 von Dusseldorf aus sehr erfolgreich Im kulturellen Leben der Stadt spielte er als Vorstandsmitglied und wenig spater als Vorsitzender der Freien Literarischen Vereinigung von 1899 bis zu ihrer Auflosung 1903 eine wichtige Rolle Programmhohepunkte waren Veranstaltungen zum 100 Geburtstag von Heinrich Heine Koegel hielt am 18 Dezember 1899 den Festvortrag in der Dusseldorfer Tonhalle vor mehr als 2 000 Zuhorern und zum Gedenken an Friedrich Nietzsche Koegel wirkte daruber hinaus als Mitglied einer vor allem aus Mitgliedern des Dusseldorfer Kunstlervereins Malkasten bestehenden Kunstkommission an den Vorbereitungen zur Grundung einer Zeitschrift mit die im Oktober 1900 unter dem Titel Die Rheinlande Monatsschrift fur deutsche Kunst mit seinem Freund Wilhelm Schafer als Herausgeber in Dusseldorf zu erscheinen begann 11 Er veroffentlichte darin Gedichte und andere Beitrage z B Bei Conrad Ferdinand Meyer Ein Gesprach 12 Vom Oktober 1903 bis zu seinem Tod war er ausserdem als Redakteur fur die Musikbeilagen verantwortlich Schafer hat die Biografien seiner fruhzeitig gestorbenen Freunde Fritz und Emily Koegel sowie die von Gustav Kuhl 1869 1906 in der autobiografischen schon von Kafka geruhmten Erzahlung Die Missgeschickten verarbeitet Uber deren Leben ist damit ein personliches Zeugnis von beachtlichem Wert erhalten 13 Am 1 Juli 1904 grundeten Koegel und Paul Schultze Naumburg in Saaleck bei Bad Kosen die bis 1930 existierende Saalecker Werkstatten G m b H Geschaftszweck der Gesellschaft war die Schaffung von Einzelmobeln Wohnungseinrichtungen Hausern und Gartenanlagen Von Schultze Naumburg wurde fur seinen Freund und Geschaftspartner und dessen Familie auch das weitgehend erhaltene Grabmal Koegels letzte Ruhestatte im denkmalgeschutzten Bereich des Jenaer Nordfriedhofs entworfen 14 Koegels schmales kompositorisches Werk 15 findet sich vor allem in Funfzig Lieder aufgenommen sind Vertonungen von Gedichten u a von Johann Wolfgang von Goethe Friedrich Nietzsche Detlev von Liliencron Richard Dehmel Conrad Ferdinand Meyer Gerhart Hauptmann Martin Greif und Theodor Fontane dazu ein eigenes Kindergedicht 16 Zu Koegels Lebzeiten wurden daraus vor allem Nietzsche Gedichte in Gedachtnisfeiern fur den Philosophen offentlich dargeboten 17 Zum Gedenken an den Komponisten trug die bekannte Sopranistin Lilli Lehmann am 18 November 1904 jeweils funf Lieder von Brahms Schubert und Koegel in der Berliner Philharmonie vor 18 Fritz Koegel war ein begeisterter Alpinist So gelangen ihm 1895 mit dem osterreichischen Bergfuhrer Franz Hofer zahlreiche Erstbesteigungen in der Tiroler Reichenspitzgruppe 19 Von dem zuvor als verschollen angenommenen Koegel Nachlass 20 gelangte 2007 ein Teil 21 in das Goethe und Schiller Archiv Weimar Werke BearbeitenAls Herausgeber Bearbeiten Friedrich Nietzsche s Werke 22 Als Autor Auswahl Bearbeiten Lotzes Aesthetik Gottingen 1886 anonym Vox humana Auch ein Beichtbuch Stuttgart Leipzig Berlin 1892 Gastgaben Spruche eines Wanderers Leipzig o J 1893 Gedichte Leipzig 1898 mit Emily Koegel Die Arche Noah Reime Leipzig 1901Musikdrucke Auswahl Bearbeiten Funfzig Lieder Leipzig 1901 Zwolf Kinderlieder fur eine Singstimme mit Klavier Begleitung Leipzig o J 1903 Literatur BearbeitenDavid Marc Hoffmann Zur Geschichte des Nietzsche Archivs Walter de Gruyter Berlin New York 1991 ISBN 3 11 013014 9 Wilhelm Schafer Die Missgeschickten Mit Kommentar und einem Nachwort neu herausgegeben von Christoph Knuppel und Cornelius Luttke Aisthesis Bielefeld 2011 ISBN 978 3 89528 846 3 beigefugt ist eine CD mit Koegel Vertonungen Hubert Cancik Hildegard Cancik Lindemaier Formen der Nietzsche Rezeption in Berlin 1865 bis 1945 mit einem Anhang von Cornelius Luttke Bibliographie Fritz Koegel 1860 1904 In Renate Reschke Marco Brusotti Hrsg Einige werden posthum geboren Friedrich Nietzsches Wirkungen Walter de Gruyter Berlin Boston 2012 S 443 473 ISBN 978 3 11 026086 1Einzelnachweise Bearbeiten Eine aktuelle und ausfuhrliche Darstellung von Koegels Leben und Werk ohne seine Tatigkeit als Nietzsche Herausgeber findet sich in Schafer Nachwort S 138ff Insbesondere zu seiner Tatigkeit als Nietzsche Herausgeber ausfuhrlich in Hoffmann S 135ff Cancik Cancik Lindemaier Anhang Luttke S 465 468 Am 24 Mai 1890 verpflichteten sich die Erfinder Reinhard Mannesmann Max Mannesmann und ihr Vater Reinhard Mannesmann sen Werner von Siemens Eugen Langen Dr Georg Siemens Dr Rosenthal und Dr Koegel zur Grundung der grossen Mannesmann Gesellschaft Horst A Wessel Kontinuitat im Wandel 100 Jahre Mannesmann 1890 1990 Mannesmann AG 1990 S 55 Schafer Nachwort S 155ff Blatter fur die Kunst 1 Folge Bd 3 Marz 1893 S 70 71 Ruthilt Brandt Mannesmann Dokumente aus dem Leben der Erfinder Max Mannesmann Reinhard Mannesmann Bergischer Geschichtsverein e V Remscheid 1964 S 49 Fritz Koegel an Rosalie Schwetschke v 29 November 1890 zit nach Christoph Knuppel Wilhelm Schafer und seine missgeschickten Freunde in Schafer Nachwort S 145 146 Magazin fur Litteratur 61 Nr 5 v 20 Januar 1892 S 88 uber den Vortrag am 12 Januar 1892 Zit nach Schafer Nachwort S 148 Hoffmann S 138 Hoffmann Die Koegel Exzerpte In ders S 407 ff Ders Koegel Exzerpte In Christian Niemeyer Hg Nietzsche Lexikon 2 Aufl Wiss Buchgesellschaft 2011 S 200 ISBN 978 3 534 24028 9 Schafer Nachwort S 182 f zur Geschichte der Grundung Die Rheinlande 1 Nr 1 Okt 1900 S 27 33 Hoffmann S 135 Zitat Schafer Kommentar S 53 80 zu den realen Hintergrunden des Geschehens Schafer Abbildungen S 114 Cancik Cancik Lindemaier Anhang Luttke S 470 Wolfchen auf der Wiese in Fritz Koegel Funfzig Lieder S 103 105 Schafer Abbildungen S 107 Faksimile Einladungsblatt zur Nietzsche Gedachtnisfeier am 15 Oktober 1903 im Nietzsche Archiv Weimar Schafer Nachwort S 167 Koegel hat uber diese und andere Besteigungen ausfuhrlich veroffentlicht Vgl Ders Die Reichenspitzgruppe in Zeitschrift des Deutschen und Osterreichischen Alpenvereins 28 1897 S 188 228 online Hoffmann S 786 Vorlaufige Signatur GSA NZ 06 07 Zwischen 1895 und 1897 erschienen acht Werk und vier Nachlassbande Zur Unterscheidung von den anderen Nietzsche Ausgaben mit der Abkurzung GAK sog Gesamtausgabe ed Koegel bekannt Vgl Weimarer Nietzsche Bibliographie Bd 1 Stuttgart 2000 S 3 6 52 105 124 und 128 mit Titeln Anmerkungen InhaltsangabenNormdaten Person GND 116275081 lobid OGND AKS LCCN n2020032874 VIAF 54895932 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Koegel FritzALTERNATIVNAMEN Koegel Friedrich Karl Adolf Kogel FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller Philologe Komponist und UnternehmerGEBURTSDATUM 2 August 1860GEBURTSORT HasserodeSTERBEDATUM 20 Oktober 1904STERBEORT Jena Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Koegel amp oldid 234409913