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Friedrich Knolle 12 Marz 1903 in Amsterdam 27 November 1977 in Neustadt an der Weinstrasse war ein deutscher Buchhandler und Gaukulturwart der im Zweiten Weltkrieg Mitarbeiter der Sicherheitspolizei in den Niederlanden und auf dem Balkan war Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Wechsel in die Politik 3 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 4 Einordnung 5 Familie 6 Literatur 7 EinzelnachweiseAusbildung BearbeitenFriedrich Knolle war ein Sohn des Bankkaufsmanns Carl Wilhelm Barthold Knolle 13 Februar 1870 in Hannover 13 September 1945 ebenda und dessen Ehefrau Friderike Jacobine Christiane geborene Stahle 30 Juli 1847 in Amsterdam 30 Januar 1958 in Honingen Ihr Vater arbeitete als Backwarenproduzent 1 Knolle besuchte die Grundschule und eine Oberrealschule in Amsterdam Im Jahr 1920 zog die Familie nach Hannover weshalb Knolle ohne Schulabschluss blieb In Hannover besuchte er kaufmannische Kurse einer Handelsschule und absolvierte ab Mitte 1921 eine Ausbildung bei einer Bank die er ein halbes Jahr spater beendete und stattdessen ab Anfang des Folgejahres eine Lehre als Buchhandler aufnahm Von 1924 bis 1926 hatte er eine Stelle als Gehilfe in einer Kieler Buchhandlung Anschliessend arbeitete er fur kurze Zeit als Buchereiassistent bei der Deutschen Bucherei und der Hanseatischen Verlagsanstalt in Hamburg Anfang Marz 1923 zog er nach Kiel und eroffnete die eigene Buchhandlung Bucherstube Knolle die sich im Schlossgarten 16 befand 2 Wechsel in die Politik BearbeitenKnolle hatte sich erstmals in Holland mit den Thesen deutscher Nationalisten beschaftigt Gemass dem von ihm selbst geschriebenen Lebenslauf trat er in Hannover in den Deutschvolkischen Schutz und Trutzbund ein Nachdem dieser aufgelost worden war ubernahm er kurzzeitig eine leitende Position im Jungdeutschen Orden Von 1921 bis 1922 gehorte er der DNVP an Von 1923 bis 1928 engagierte er sich als Jungenschaftsfuhrer in der Nationalsozialistischen Jugendbewegung Anfang August 1928 schloss er sich der NSDAP Mitgliedsnummer 94 033 und dem Kampfbund fur deutsche Kultur KfdK unter der Leitung von Alfred Rosenberg an Von Anfang August 1930 bis zum Dezember 1932 war er Mitglied der SA und seit Anfang November 1932 SS Mitglied Mitgliedsnummer 59 601 3 Knolle trat als Nationalsozialist erst nach der Machtergreifung offentlich in Erscheinung Im Fruhjahr 1923 ubernahm er die Leitung des Kieler KfdK im Juni desselben wurde er zum Kreisobmann kurz darauf zum Landesobmann ernannt Er trat dafur ein dass sich das kulturelle Leben schnell einer nationalsozialistischen Organisation anschloss und mit hochster Prioritat administrativ gleichgeschaltet wurde Er ging zielgerichtet gegen Neugrundungen weiterer Vereine so dem Landesverein fur Heimatschutz vor und bemuhte sich darum Personlichkeiten des kulturellen Lebens fur den Kampfbund zu gewinnen Damit machte er sich schnell bei Gauleiter und Oberprasident Hinrich Lohse beliebt 3 Im Januar 1934 wurde Knolle zum Landesleiter des Reichbundes Volkstum und Heimat ernannt der aber nur kurzzeitig Bestand hatte Anfang Marz 1934 wurde er Gaukulturwart Damit leitete er die Gaukulturabteilung der schleswig holsteinischen NSDAP Ab Juni 1934 leitete er zudem als Gauobmann die NS Kulturgemeinde NSKG zu der sich der KfdK und der Reichsverband Deutsche Buhne zusammengeschlossen hatten Knolle ubernahm danach uberraschend viele Amter er arbeitete fur einige Zeit als Kreisschulungsleiter der NSDAP leitete die Abteilung Volksbildung des Gauschulungsamtes und die Reichsschrifttumskammer Schleswig Holsteins gehorte dem Provinzialrat fur Kulturfragen an leitete die Geschafte der Schleswig Holsteinischen Universitatsgesellschaft und den Arbeitsring Niederdeutsches Kulturschaffen Anfang 1935 ubertrug er seinem Vater aufgrund der steigenden Arbeitsbelastung die Bucherei zur Pacht 3 Knolle beschaftigte sich anfangs inhaltlich insbesondere mit der Ur und Fruhgeschichte und der Volkstums und Heimatpflege Sein Zustandigkeitsbereich umfasste alle Aspekte des Kulturlebens und der Wissenschaft Im Marz 1935 veroffentlichte er Schleswig Holsteinisches Kulturschaffen Ein Arbeitsplan Diese Arbeit stand im Zeichen des Vorhabens das Kulturleben straff und ganzheitlich zu organisieren In einem Vorwort schrieb Knolle dass es ihm um den Kampf des Nationalsozialismus um die Volkwerdung und volkskulturelle Erneuerung des deutschen Volkes gehe Er empfahl einen Heimatbund Schleswig Holstein zu schaffen dem sich alle kulturellen Vereine und Institutionen anschliessen sollten Als Leiter schlug er Wilhelm Schlow vor der das Amt tatsachlich vier Jahre spater ubernahm 4 Zwischen 1935 und 1936 erreichte Knolle seine grosste Machtfulle Der NSGK hatte Anfang 1935 gemass Eigenaussagen circa 50 000 Mitglieder in 89 Ortsgruppen Hinrich Lohse schrieb im selben Jahr an die Mitglieder dass Knolle als Verantwortlicher fur die kulturelle Arbeit in Schleswig Holstein direkt an ihn berichte womit er ihm fur seine Vorhaben die volle Ruckendeckung erteilte 5 Im Juni 1937 fusionierte der NSGK mit dem Deutschen Volksbildungswerk zur Gemeinschaft Kraft durch Freude wodurch Alfred Rosenbergs Einfluss zuruckging Dadurch verlor Knolle im Oktober 1937 den Posten des Gaukulturwartes an Willi Ziegenbein Er selbst beschaftigte sich danach nicht mehr mit kulturellen Themen Scheinbar mit Hilfe alter Beziehungen ging er Ende September 1937 zum SD Hauptamt Anfang Januar 1938 wechselte er zum Reichsfuhrer SS mit Dienstsitz in Munchen Wenig spater ubernahm er in Dusseldorf als Hauptabteilungsleiter II innerstaatliche Abwehr im Oberabschnitt West den Sicherheitsdienst SD Einige Monate vor Beginn des Westfeldzuges wurde Knolle 1940 zum Leiter des SD Abschnitts Aachen ernannt Mitte Oktober ging er zum Befehlshaber der Sicherheitspolizei BdS und SD fur die besetzten niederlandischen Gebiete nach Den Haag Er leitete dort den gesamten Nachrichtendienst und vertrat den BdS Anschliessend erreichte er den Rang eines SS Standartenfuhrers Er leitete die Abteilung III und beobachtete dabei das offentliche Leben der Niederlander schrieb Lageberichte und verfolgte selbst politische Gegner Bei den Massenverhaftungen von Juden am 22 und 23 Februar 1941 die zum Februarstreik fuhrten hatte Knolle das Oberkommando uber die Einheiten der Ordnungspolizei 6 Ernst Kaltenbrunner befahl am 20 Mai 1944 Knolle in das Amt VI des Reichssicherheitshauptamtes Auslands SD Auslandsnachrichtendienst zu wechseln in dem er Sonderaufgaben ubernehmen sollte Ende Juni 1944 wurde er nach Belgrad versetzt wo er eine Dienststelle leitete und gegen Partisanen vorging Nach Ende des Zweiten Weltkriegs BearbeitenNach Kriegsende verbrachte Knolle kurze Zeit in englischer Haft Danach ging er mit dem Tarnnamen Fritz Gotten nach Bremen und lebte als einfacher Arbeiter Nach vier Jahren Ermittlungen seitens der alliierten Militarbehorden und der deutschen Polizei wurde er im August 1949 festgenommen Mehrere Bitten der Niederlander um Auslieferung blieben folgenlos Knolle sollte als Stellvertreter des BdS 1942 und 1943 Erschiessungen von 20 politischen Gefangenen mit vorbereitet haben Belege existieren jedoch nur dafur dass er half niederlandische Zwangsarbeiter nach Deutschland gebracht und geflohene Zwangsarbeiter verfolgt und fur deren Ruckkehr gesorgt zu haben Er beteiligte sich wahrscheinlich an Kriegsverbrechen in Jugoslawien wofur jedoch Belege fehlen 7 Ein deutsches Gericht verhangte gegen Knolle aufgrund des Tragens eines Tarnnamens und gefalschter Dokumente eine zweijahrige Haftstrafe und eine Geldbusse uber 500 Mark Aufgrund seiner politischen Aktivitaten wurde er zu sechs Monaten Arbeitslager verurteilt Ein alliiertes Militargericht in Bremen entschied im August 1950 Knolle nicht in die Niederlande auszuliefern Knolle machte danach eine Alkohol Entziehungskur und liess sich in Bad Durkheim nieder wo er als Hausmeister einer Kunststofffabrik begann und zum Personalleiter aufstieg Danach arbeitete er mehrere Jahre als technischer Leiter in weiteren Kunststofffabriken Im April 1973 trat er in die FDP ein 8 Einordnung BearbeitenIm Bereich der Kulturpolitik Schleswig Holsteins versuchte Knolle einen grossen Apparat zur Gleichschaltung zu schaffen den er jedoch nicht mit Leben fullen konnte Um moglichst alle Themenfelder aus Kultur und Wissenschaft abdecken zu konnen sah sein Plan mehrere Hundert Referenten fur zahlreiche Fachgebiete vor Dabei kooperierten zumeist nur Lehrer und Laienforscher mit ihm fuhrende Wissenschaftler blieben auf Distanz Die Referenten fand er oftmals im Verein zur Pflege der Natur und Landeskunde Er nutzte ausserst erfolgreich die Monatszeitschrift Die Heimat spater Organ fur Heimatforschung und Heimatpflege in der NS Kulturgemeinde fur sein Vorhaben 1 Bei der staatlich angeordneten Umorganisation von Vereinen auf das Fuhrerprinzip profitierte Knolle als Gaukulturwart von schon in Ansatzen existierenden organisatorischen Strukturen und den zunachst unklaren politischen Verhaltnissen In den Jahren 1933 und 1934 arbeiteten daher auch mehrere Personen mit ihm zusammen die ihn spater ablehnten Zu ihnen gehorten die Vorgeschichtsforscher Gustav Schwantes und Herbert Jankuhn und als hartester Kritiker Ernst Sauermann Letzterer ging gegen die von Knolle beabsichtigte Fusion des Heimatschutzes mit dem KfdK und dem NSGK vor Knolle bemuhte sich daraufhin Vortrage und Versammlungen des Vereins verbieten zu lassen Dabei denunzierte er Sauermann bei der Gestapo Grossere Konflikte hatte Knolle daruber hinaus mit Arthur Haseloff 9 Knolles Wirken im Bereich der Niederdeutschen Brauchtumspflege und im niederdeutschen Buhnen und Vortragswesen erwies sich als erfolgreich Personen aus dem Theater und von Volkskunde und Heimatforschung unterstutzten ihn falls es sich um Laien handelte In Summe betrachtet erreichte er seine Ziele der Gleichschaltung nicht und musste daher 1937 schlagartig alle politischen Amter abgeben 10 Familie BearbeitenAm 11 August 1933 heiratete Knolle Ute Ziemke 19 November 1910 in Kiel 15 Mai 1996 ebenda Ihr Vater Ernst Ziemke 16 August 1867 in Stettin war ein Professor fur gerichtliche und soziale Medizin und verheiratet mit Magdalena geborene Weber aus Halle 1 Am 31 Dezember 1942 liess sich Knolle scheiden Am 3 September 1943 heiratete er in zweiter Ehe Lieselotte Siemann 27 Mai 1912 in Bremen 11 Oktober 1988 ebenda deren Vater ein Dozent fur Schiffbautechnik war Die Ehe wurde am 11 Januar 1956 geschieden 1 In dritter Ehe heiratete Knolle am 23 November 1962 Erna Katharina Ehresmann 17 November 1923 in Niederaichbach 26 April 1989 in Heidelberg 1 Aus Knolles erster und zweiter Ehe stammten jeweils ein Sohn 1 Literatur BearbeitenThomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 11 2000 ISBN 3 529 02640 9 Seite 207 212 Perry Pierik Friedrich Knolle bekentenissen van en onderzoek naar een SD officier Aspekt Soesterberg 2011 ISBN 978 90 5911 912 3 niederlandisch Peter Wulf getragen von dem Vertrauen des Gauleiters Lohse Friedrich Knolle schleswig holsteinische Kulturpolitik 1933 1937 In Mitteilungen der Gesellschaft fur Kieler Stadtgeschichte Bd 89 2018 S 209 220 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Thomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck S 207 Thomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck S 207 208 a b c Thomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck S 208 Thomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck S 208 209 Thomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck S 209 Katja Happe Michael Mayer Maja Peers Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 5 West und Nordeuropa 1940 Juni 1942 Munchen 2012 ISBN 978 3 486 58682 4 S 225 mit Anm 7 Thomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck S 209 210 Thomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck S 210 Thomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck S 210 211 Thomas Scheck Knolle Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck S 211 Normdaten Person GND 1014477689 lobid OGND AKS LCCN n2013001834 VIAF 176803867 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Knolle FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Buchhandler und GaukulturwartGEBURTSDATUM 12 Marz 1903GEBURTSORT AmsterdamSTERBEDATUM 27 November 1977STERBEORT Neustadt an der Weinstrasse Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Knolle NS Funktionar amp oldid 216112170