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Die Friedenskirche war eine in den Jahren 1896 bis 1899 errichtete evangelische Kirche auf dem Kaiser Wilhelm Platz heute Friedensplatz in Heilbronn 1 Der Turmhelm der im Zweiten Weltkrieg beschadigten Kirche wurde 1947 gesprengt wodurch die ubrige Kirchenruine vorerst gesichert und fur einen Wiederaufbau bewahrt werden konnte Im Jahre 1952 fand jedoch die ausserst umstrittene Sprengung der ubrigen Ruine statt Friedenskirche um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Kreuzkirche 2 2 Glocken 2 3 Altherr Fresko 3 Bilder 3 1 Nachkriegszeit 4 Einzelnachweise 5 Weblinks 6 LiteraturGeschichte BearbeitenIm Zuge der Industrialisierung wuchs die Einwohnerzahl von Heilbronn ab den 1860er Jahren stark an In der seit der Reformation uberwiegend evangelisch gepragten Stadt bestanden mit der Kilianskirche und der Nikolaikirche jedoch nur zwei evangelische Kirchen die allmahlich nicht mehr ausreichten Eine erste Stiftung aus der Burgerschaft zum Ankauf eines Baugrundstucks fur eine neue Kirche erfolgte im Jahr 1872 weitere Stiftungen in den Jahren danach Auch die Stadt seit 1855 alleinige Nutzniesserin der kirchlichen Einkunfte legte einen Kirchenbaufonds auf Ein Kirchenbauverein wurde im Oktober 1883 gegrundet 1888 schlug die Stadtbauplan Kommission einen Teil des Monchseeplatzes als Bauplatz vor der zu Ehren des verstorbenen Kaisers Wilhelm I in Kaiser Wilhelm Platz umbenannt wurde Durch die gesetzliche Anderung von Zustandigkeiten hatte sich 1887 ergeben dass nicht die Stadt sondern die Kirchengemeinde die Baulasten fur Kirchenneubauten zu tragen hatte Bis zur Klarung der Zusammenarbeit zwischen der Stadt als Geldgeber und der Kirche als Bauherrn verzogerte sich das Ansinnen vorerst Im August 1890 schrieben Stadt und Kirchengemeinde gemeinsam einen Architektenwettbewerb zur Errichtung einer Kirche mit 1400 Sitzplatzen aus eine der Vorgaben dabei war dass der Kirchenbau die Baukosten von 400 000 Mark nicht uberschreiten durfte Im Jahr 1891 waren die Verhaltnisse zwischen der Stadt und der Kirchengemeinde geklart Die Kirchengemeinde erhielt die beiden historischen Kirchen Pfarr und Diakonatsgebaude sowie 330 000 Mark aus dem Baufonds Im Marz 1891 pramierte das Preisgericht unter den 34 im Wettbewerb eingereichten Arbeiten den Entwurf der Berliner Architekten Carl Zaar und Rudolf Vahl mit dem 1 Preis 2 Neben einem 2 und einem 3 Preis vergab das Preisgericht zunachst nur lobende Anerkennungen fur weitere drei Entwurfe die aber weder insgesamt noch in Einzelheiten fur die Ausfuhrung der Kirche in Frage kamen Im Sommer 1891 berichtete die Fachpresse jedoch dass vollig abweichend vom ublichen Verfahren bei Architekturwettbewerben ein anderer bis dahin weder pramierter noch gelobter Wettbewerbsentwurf nachtraglich d h nach Abschluss des regularen Wettbewerbs Verfahrens angekauft 3 und von der Jury zur Ausfuhrung empfohlen worden sei 4 Dieser Entwurf stammte von dem Berliner Architekten Johannes Vollmer und wurde von ihm in Abstimmung mit der Kirchengemeinde bis zur Baureife weiterentwickelt Am 27 Mai 1895 begannen die Erdarbeiten am Kaiser Wilhelm Platz und am 21 September 1896 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung im Mittelpfeiler des Chors Der Bau schritt recht zugig voran bis am 25 Oktober 1898 der Knauf auf den Kirchturm gesetzt und am 15 Mai 1899 die Kirche geweiht werden konnte Die geplanten Baukosten wurden bei weitem uberschritten allein fur die Inneneinrichtung der Kirche liefen Kosten von rund 100 000 Mark auf Am 25 Marz 1900 erhielt die Friedenskirche einen eigenen Kirchenbezirk Ausserdem diente die Kirche als Garnisonkirche fur die seit 1883 in Heilbronn stationierte Garnison Erste Kriegsschaden erlitt das Gebaude wahrend eines Bombenangriffs in der Nacht zum 8 November 1941 Am 4 Dezember 1944 wurde die Kirche durch den grossen Luftangriff auf Heilbronn zerstort Das Dach brach vollstandig zusammen und die Wande barsten Beim Kampf um Heilbronn im April 1945 wurde die Ruine weiter beschadigt Der Turm war nach Zeitzeugenberichten durchlochert wie ein Sieb 5 Noch im Jahr 1945 beschadigte ein Sturm die Ruine abermals so dass der gesamte Platz wegen Einsturzgefahr der Kirche gesperrt werden musste Die Friedenskirchengemeinde wich in die Halle des Heilbronner Krematoriums auf dem Hauptfriedhof aus spater in die 1948 als Notkirche errichtete Wichernkirche Am 25 September 1947 wurde auf Grund der weiter bestehenden Einsturzgefahr die achteckige Pyramide des steinernen Turmhelms durch eine Sprengung bis zu den an seinen vier Ecken befindlichen Turmchen und der offenen Glockenstube hin verkurzt Dadurch konnte die Kirchenruine vorubergehend gesichert werden 6 Bei den massiven Aussenwanden und den Fundamenten der Kirche war man anfangs guter Hoffnung diese erhalten und damit das Gebaude wiederherstellen zu konnen Da die Wande und das Fundament jedoch nicht aus homogenem Steinmaterial gemauert waren und jedes Gestein andersartig auf den durch die Bombardierung erlittenen Druck reagiert hatte war letztlich der Abriss des gesamten Bauwerks notwendig Vom 17 bis zum 23 Februar 1952 wurde die Ruine der Friedenskirche mit zwei Sprengungen vollstandig abgebrochen Das tragende Mauerwerk bestehend aus einer ausseren Verkleidung von Hausteinen einer inneren Verkleidung von gebrannten Steinen mit dazwischen liegender Betonfullung hat sich bei den ungewohnlichen Belastungen sehr schlecht verhalten und damit seine minderwertigen konstruktiven Eigenschaften erwiesen Der ganze massive Turmhelm muss abgebrochen werden Regierungsbaumeister Hannes Mayer Architekt in Heilbronn Gutachten vom 6 Februar 1947 Der nicht mehr bebaute und zur Grunanlage umgestaltete Kaiser Wilhelm Platz wurde 1985 in Friedensplatz umbenannt 7 Heute befinden sich noch zwei Denkmaler fur die Gefallenen der in Heilbronn stationierten Regimenter aus dem Ersten Weltkrieg auf dem einst bebauten Platz Beschreibung BearbeitenKreuzkirche Bearbeiten Das Eingangsportal der Kirche befand sich unter dem 77 m hohen Turm und war von einem Giebel bekront Nebenportale befanden sich in dem sudlichen und nordlichen Turmanbauten An der Nord und Sudseite der Kirche befanden sich weitere Eingangsportale Die Kirche wurde auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes im Stil der Neoromanik gebaut 8 Kreuzgewolbe mit Rippen und Tonnengewolbe bildeten die Decke der Friedenskirche Der Chor selbst war mit einem Kuppelgewolbe das reich bemalt war uberspannt Die Rippen der Tonnengewolbe kamen auf Laubkapitelle zu stehen Das Kreuzgewolbe in der Vierung in der Mitte des Querschiffs stutzte sich auf schwarze Granitsaulen mit reichverzierten Kapitellen Die Fenster im Erdgeschoss waren klein rundbogig und gekuppelt wahrend sich in den Giebeln des Querschiffs grosse Rosenfenster 7 5 m Durchmesser befanden Auch der Chor verfugte uber Rosenfenster Christus der das Kreuz tragt und Christus als guter Hirte bildeten das Motiv fur die Bemalungen der Fensterlaibungen Stilistisch war die Heilbronner Friedenskirche mit der Kaiser Wilhelm Gedachtniskirche in Berlin verwandt An der Bauausfuhrung waren zahlreiche regionale Kunsthandwerker beteiligt Der Heilbronner Kunstschmied August Stotz schuf z B die Turbeschlage Glocken Bearbeiten In der Glockenstube hingen vier Glocken 9 Die erste war auf As gestimmt und trug folgende Inschrift Eine feste Burg ist unser Gott gegossen von G A Kiesel in Heilbronn 1897 Die zweite war auf C gestimmt und trug folgende Inschrift Allein Gott in der Hohe sei Ehr gestiftet von der Familie Faisst Die dritte war auf Es gestimmt und trug folgende Inschrift Ach bleib bei uns Herr Jesu Christ Die vierte war auf As gestimmt und trug folgende Inschrift Es ist noch eine Ruh vorhanden Altherr Fresko Bearbeiten 1939 wurde bei Ausbruch des Krieges an der Wand hinter dem Altar ein Fresko von Heinrich Altherr angebracht Es zeigte das Jungste Gericht Das Gemalde zeigte den stehenden Christus in der Mitte der seitlich links von Glaubigen rechts von Unglaubigen flankiert wurde Er hielt die linke Hand zum Friedensgruss erhoben sah aber nach rechts auf die Unglaubigen Das Gemalde war ursprunglich 1925 fur den Basler Schwurgerichtssaal konzipiert worden war jedoch von der dortigen Jury abgelehnt worden Der Kunsthistoriker Wilhelm Braun Feldweg und der Pfarrer der Friedenskirche Karl Volter konnten Altherr dazu bringen sein Exil in der Schweiz im Sommer 1939 zu verlassen und in der Friedenskirche sein Monumentalfresko 4 m hoch 12 m breit zu schaffen Im Jahr 1991 erwarben die Stadtischen Museen Heilbronn aus Zurcher Privatbesitz ein Bozzetto des Gemaldes Dieser von Altherr in Ol auf Leinwand gemalte Entwurf hat eine Grosse von 206 533 cm 10 Bilder Bearbeiten nbsp Bildpostkarte zur Einweihung der Friedenskirche 1899 nbsp Aufriss Entwurf von Johannes Vollmer nbsp Grundriss Entwurf von Johannes Vollmer nbsp T Hermann Die Friedenskirche in Heilbronn HN 1899 Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Sprengung des Turmhelms wegen Einsturzgefahr am 25 September 1947 nbsp Ruine der Kirche am 25 September 1947 nach erfolgter Sprengung des Turmhelms In diesem Zustand verblieb die Kirche bis zur endgultigen Sprengung 1952 nbsp Verbliebener Kirchturm nach Sprengung des Kirchenschiffs am 17 Februar 1952 nbsp Sprengung des Kirchturms am 23 Februar 1952 nbsp Die verbliebenen Trummer der Friedenskirche am 23 Februar 1952 nach vollstandiger Sprengung Einzelnachweise Bearbeiten Beschreibung des Oberamts Heilbronn 2 Teil Herausgegeben von dem K Statistischen Landesamt Kohlhammer Stuttgart 1903 S 26 Deutsche Bauzeitung 25 Jahrgang 1891 Nr 25 vom 28 Marz 1891 S 156 Notiz zum Wettbewerbsergebnis Der sog Ankauf eines Entwurfs gestattete es in urheberrechtlicher Hinsicht dass bestimmte Elemente dieses Entwurfs z B geschickte Grundriss Losungen oder gelungene Einzelheiten der Gestaltung in den von einem anderen Architekten zu erstellenden Ausfuhrungsentwurf ubernommen werden durften Deutsche Bauzeitung 25 Jahrgang 1891 Nr 62 vom 5 August 1891 S 376 Notiz zum Ankauf von Vollmers Entwurf und zur Empfehlung des Preisgerichts Robert Bauer Heilbronner Tagebuchblatter Giehrl amp Co Heilbronn 1949 S 27 Uwe Jacobi Das war das 20 Jahrhundert in Heilbronn Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 2001 ISBN 3 86134 703 2 S 52 Gerhard Schwinghammer Reiner Makowski Die Heilbronner Strassennamen hrsg von der Stadt Heilbronn 1 Auflage Silberburg Verlag Tubingen 2005 ISBN 3 87407 677 6 S 72 Helmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn mit Bockingen Neckargartach Sontheim Die alte Stadt in Wort und Bild Band 2 Konrad Verlag Weissenhorn 1967 S 33 Beschreibung des Oberamts Heilbronn 2 Teil Herausgegeben von dem K Statistischen Landesamt Kohlhammer Stuttgart 1903 S 28 Eine Bildreliquie fur Heilbronn Der Bildbozzetto von Heinrich Altherr in museo 9 1994 S 112 119 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedenskirche Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenWilhelm Steinhilber Die Friedenskirche in Heilbronn 1899 1952 In Schwaben und Franken Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme 9 Jahrgang Nr 8 Verlag Heilbronner Stimme 31 August 1963 ZDB ID 128017 X 49 1407 9 2271 Koordinaten 49 8 26 5 N 9 13 37 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedenskirche Heilbronn amp oldid 232361166