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Die Siedlung Freidorf gehort zu Muttenz Kanton Basel Landschaft in der Schweiz Die Wohnsiedlung Freidorf ist der bedeutendste Siedlungsbau der Schweiz aus der Zeit zwischen den Weltkriegen und die erste Vollgenossenschaft der Schweiz Freidorf 1988 Inhaltsverzeichnis 1 Vollgenossenschaft 2 Architektur 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 QuellenVollgenossenschaft BearbeitenFreidorf wurde 1921 vom Verband Schweizerischer Konsumvereine VSK als Modellprojekt einer Vollgenossenschaft mit einer Kostenbeteiligung von 8 Millionen Franken gestiftet 1 in welcher die Vermittlung von Wohnraum und das Leben in der Dorfgemeinschaft nach genossenschaftlichen Prinzipien gestaltet wurde Jedes Genossenschaftsmitglied ubernahm einen Anteilschein von 100 Franken In der Siedlung lebten rund 600 Bewohner die beim Konsumverein arbeiteten nbsp SpielplatzDer Aufbau von Vollgenossenschaften oder integrierten Genossenschaften wurde von Charles Fourier Victor Considerant und Karl Burkli angeregt Uber das Wirtschaftliche hinaus sollten weitere Lebensbereiche einbezogen werden wie gemeinsames Wohnen und Haushalten gemeinsame Arbeit Kinderbetreuung Schulen Kultur Gesundheitswesen Altenbetreuung usw Zu diesem ganzheitlichen Ansatz gehorte auch die politische und wirtschaftliche Gleichstellung der Frau Ausgehend von der erzieherischen Philosophie eines Johann Heinrich Pestalozzi und den sozialreformerischen Gedanken eines Heinrich Zschokke 2 verwirklichten Protagonisten des VSK wie Johann Friedrich Schar in Muttenz ihre genossenschaftlichen Ideen 3 Initiator des Freidorfes war der Prasident der Verwaltungskommission des VSK Bernhard Jaggi der fuhrende Positionen in mehreren mit der Genossenschaftsbewegung verbundenen Unternehmen bekleidete 1919 begann er seine lang gehegte Idee eines Freidorfes in die Tat umzusetzen und bezog nach dessen Fertigstellung selbst eine Wohnung im Freidorf Jaggi stiftete 1923 das genossenschaftliche Seminar im Freidorf 4 In seinen 1921 erschienenen Richtlinien legt Jaggi seine Kernideen fur das Projekt Freidorf fest Der Grundgedanke in der konsumgenossenschaftlichen Organisation liegt in der Form der kleineren in sich geschlossenen Wirtschaftsgemeinde die sich unter Umgehung aller vermeidbaren Unkosten in der einfachsten Weise selbst verwaltet und im Anschluss an foderalistische Verbandsorgane eine moglichst umfassende Selbstversorgung betreibt so dass der ganze Wirtschaftskreis als ein erweiterter in allen seinen Teilen aber durchaus ubersichtlicher genossenschaftlicher Haushalt erscheint durch den der einzelnen Familienokonomie die Energien und Vorteile der Grosswirtschaft erschlossen werden Dieser Gedanke muss in der Genossenschaftsbewegung neu aufleben wenn das Ziel erreicht werden soll Bernhard Jaggi 5 nbsp GenossenschaftshausIm Zentrum der Siedlung wurde ein grosses Genossenschaftshaus errichtet das mit grossen Versammlungssalen und zahlreichen Raumen vielfaltigen Genossenschaftsaktivitaten diente und Sitz des genossenschaftlichen Seminars und 1927 der Stiftung zur Bildung integraler Genossenschaften von Henri Lasserre wurde nbsp LadenFur die gemeinsame Beschaffung von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenstanden gab es zwei Laden und ein Restaurant Als soziale Einrichtungen wurden die Wohlfahrtskasse Batzensparkasse eine Kollektivversicherung und eine Alters und Ehegattenversicherung gegrundet Von 1920 bis 1948 wurde ein eigenes genossenschaftliches Geld das Freidorfgeld als Konsumgeld herausgegeben und verwendet 6 Von 1920 bis 1967 ab 1967 Mitteilungen wurde eine eigene Zeitung das Wochenblatt herausgegeben nbsp Schule im GenossenschaftshausIm Genossenschaftshaus gab es eine eigene Schule und Kindergarten eine Bibliothek und Leseraume Die Kultur wurde mit einem Orchester und Volkschor sowie kulturellen Anlassen gefordert Die Stiftung zur Forderung von Siedlungsgenossenschaften bot Kurse zum Genossenschaftswesen an Das genossenschaftliche Seminar fuhrte Kurse zur Erziehung Verwaltung und Haushalt bis zur Berufsbildung durch mit praktischer Betatigung in Haus Kuche und Verwaltung Freidorf war die Ausbildungsstatte fur den Konsumverein beider Basel Die Hohe der Mietzinsen wurde im ortsublichen Rahmen festgelegt Es ware auch eine tiefere Miete in der Hohe der Betriebskosten moglich gewesen weil dank der Stiftung des VSK keine Hypothekarzinsen anfielen Mit der Differenz wurde ein Fonds fur den Bau weiterer Genossenschaftsdorfer geaufnet Diese Solidarabgabe hatte nach 38 Jahren den Bau eines zweiten Dorfes ermoglichen sollen Die Siedlungsgenossenschaft Freidorf besteht noch heute als solche Die Hauser werden grundsatzlich an Familien mit minderjahrigen Kindern vermietet die Miete eines Hauses bedingt die Mitgliedschaft in der Genossenschaft und ein festes Anstellungsverhaltnis von mindestens 50 bei Coop 7 Architektur Bearbeiten nbsp Freidorf Muttenz gesehen von der St Jakobs Strasse Traditionalismus Entworfen und erbaut hat die Siedlung der spatere Bauhaus Architekt Hannes Meyer 1889 1954 erstellt wurde sie in den Jahren 1919 bis 1921 im Genossenschaftsmodell nach dem Gartenstadt Vorbild Meyer selbst beschrieb das Freidorf als halb Kloster und Anstalt halb Gartenstadt und Juradorf Die Bebauungsplane wurden 1919 auf einer Sonderausstellung des Zurcher Kunstgewerbemuseums zu der auch ein Katalog erschien zusammen mit denen der Genfer Gartenstadt Piccard Pictet Co von Hans Schmidt et al gezeigt Das ringsum von einer Mauer umgebene Baugelande oberhalb einer Gelandekante Schanzli am Rande von Muttenz an der St Jakobs Strasse ist annahernd dreieckig geformt nach Meyer die symbolische Idealform der ersten schweizerischen Vollgenossenschaft 1919 1921 Der Architekt Rudolf Christ 1895 1975 soll den Siedlungsplan massgeblich bestimmt haben 8 nbsp Mittlere Strasse mit VorgartenUm einen zentralen Dorfplatz sind rasterformig 150 Reihenhauser angeordnet jeweils mit kleinen Vorgarten und ruckseitigen Nutzgarten ausgestattet Die ganze Siedlung ist durch Baumreihen stark durchgrunt In der Dorfmitte liegt ein ebenfalls von Baumen beschatteter Platz der als Spielwiese gedacht ist und mit einem Brunnen und Obeliskdenkmal geschmuckt ist An diesen grenzt das 1922 1924 erbaute sogenannte Genossenschaftshaus das ursprunglich als Gaststatte Laden Schule Versammlungslokal und Seminar diente Anfang 1921 wurde eine Tramlinie von Basel nach Muttenz eroffnet welche direkt am Freidorf vorbeifuhrt so dass auch die Verkehrsanbindung gunstig war Das Freidorf stellt in der Schweizer Gartenkunst des 20 Jahrhunderts einen Hohepunkt in der Entwicklung zum sogenannten Wohngartenstil dar der im Gegensatz zur zeitgenossisch vorherrschenden Stilrichtung des architektonischen Gartens die Funktion uber die strenge Orientierung an formalen Gestaltungsprinzipien setzte Ein eigener privater Garten sollte nicht mehr langer ein Privileg des reichen Burgertums sein sondern Fortsetzung des Wohnraumes im Freien und gestalterisch offen fur wechselnde Aktivitaten ahnlich den Konzepten von Harry Maasz in Deutschland 9 nbsp Freidorf GartenseiteDas Ortsbild des Freidorfes wurde vom Bund als auch dem Kanton Basel Landschaft im Zuge des Inventars der schutzenswerten Ortsbilder der Schweiz ISOS als von nationaler Bedeutung klassiert eine entsprechende Bundesrats Verordnung VISOS ist seit 1 Oktober 1981 in Kraft Die 1920 1921 erbaute Wasserhaus Siedlung in Munchenstein auf der Basis von Entwurfen von Hans Benno Bernoulli wurden die Plane durch den Architekten W Brodtbeck AG ausgearbeitet stellt eine privatwirtschaftliche Alternative zur gleichzeitig realisierten aber genossenschaftlich finanzierten Siedlung Freidorf dar Literatur BearbeitenHeinrich Zschokke Das Goldmacherdorf 1817 Vollstandige Neuausgabe mit einer Biographie des Autors Herausgegeben von Karl Maria Guth Berlin 2016 ISBN 978 3 86199 035 2 Johann Friedrich Schar Online Text In Die Bodenreform 1922 S 167 171 Hannes Meyer Die Siedelung Freidorf In Das Werk 12 1925 2 S 40 51 Meyer Hannes Die Siedelung Freidorf Memento vom 12 Juni 2007 im Internet Archive Reprint in Martin Kieren Hrsg Hannes Meyer Architekt 1889 1954 Schriften der zwanziger Jahre Baden Muller 1990 ISBN 3 906700 23 2 Bernhard Jaggi Das Genossenschaftliche Seminar Stiftung von Bernhard Jaeggi Freidorf bei Basel 1923 1940 Verlag Basel Buchdruckerei Verband Schweizerischer Konsumvereine VSK Basel 1940 Faust Helmut Geschichte der Genossenschaftsbewegung Ursprung und Weg der Genossenschaften im deutschen Sprachraum Frankfurt Main 1965 S 458 Moller Matthias Leben in Kooperation Genossenschaftlicher Alltag in der Mustersiedlung Freidorf bei Basel 1919 1969 Frankfurt Main 2015 Moller Matthias Selbsthilfe im Wohnbereich das Beispiel der Siedlungsgenossenschaft Freidorf In Soziale Arbeit in der unternehmerischen Stadt Kontexte Programmatiken Ausblicke Springer Verlag 2015 1 Jens Martignoni Das Freidorfgeld Geschichte einer genossenschaftlichen Komplementarwahrung Seminar fur Genossenschaftswesen der Universitat Koln 2016 Rene Roca Hrsg Ganzheitlicher Ansatz im Aufbau einer Genossenschaft In Fruhsozialismus und moderne Schweiz Schwabe Verlag Basel 2018 ISBN 978 3 7965 3819 3 Dorothee Huber Matthias Moller Philipp Potocki Caspar Scharer Sabine Wolf Das Freidorf die Genossenschaft Siedlungsgenossenschaft Freidorf Hrsg Christoph Merian Verlag Basel 2019 ISBN 978 3 85616 898 8 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in MuttenzWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Freidorf BL Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website Siedlungsgenossenschaft Freidorf Staatsarchiv Baselland Genossenschaftssiedlung Freidorf in Muttenz 1919 Online Archivkatalog Staatsarchiv Basel Landschaft Verzeichnis des Privatarchivs der Siedlungsgenossenschaft Freidorf Baselland ISOS Freidorf Bundesamt fur Kultur Freidorf Muttenz im Inventar der schutzenswerten Ortsbilder der SchweizQuellen Bearbeiten Es waren im Laufe der Jahre vom VSK gebildete stille Reserven die nach geltendem Recht von 1916 an den Bund als Kriegsgewinnsteuer abgegeben oder vom Steuerpflichtigen fur einen der Allgemeinheit zugute kommenden Zweck verwendet werden mussten Als steuerbarer Kriegsgewinn galt jeweils der Betrag um den der Reinertrag eines Steuerjahres den in den Vorkriegsjahren erzielten durchschnittlichen Reinertrag uberstieg Heinrich Zschokke Das Goldmacherdorf Genossenschaftsroman von 1817 Markus Hofmann Neue Zurcher Zeitung vom 30 Oktober 2010 Noch ertont das Glockenspiel des Friedens Hans Rudolf Heyer Jaggi Jaeggi Bernhard In Historisches Lexikon der Schweiz sowie Dr h c Bernhard Jaeggi Buttiker 1869 1944 Memento vom 23 Juli 2008 im Internet Archive Heimatkunde Muttenz Freidorf Jens Martignoni Das Freidorfgeld Geschichte einer genossenschaftlichen Komplementarwahrung Wohnen im Freidorf Hauser Rudolf Christ In archINFORM abgerufen am 3 Januar 2010 Hans Rudolf Heyer Garten Stadtische Wohngarten In Historisches Lexikon der Schweiz 47 536944444444 7 6283333333333 279 Koordinaten 47 32 13 N 7 37 42 O CH1903 614284 265152 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freidorf BL amp oldid 238913294