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Dieser Artikel befasst sich mit der Frauenleichtathletik in Deutschland bis 1945 Leichtathletik wurde in der Antike und bis ins 19 Jahrhundert vor allem von Mannern betrieben Frauen wurden in vielen Aufzeichnungen oder Buchern nur am Rande erwahnt Doch mit der Zeit und der Emanzipation der Frau anderte sich die Einstellung dass nur Manner Leichtathletik betreiben durften Inhaltsverzeichnis 1 Anfange 2 Frauenleichtathletik von 1913 bis zur Weimarer Zeit 2 1 Arbeiterturn und sportbewegung 2 2 Turnen 3 Frauenleichtathletik im nationalsozialistischen Deutschland 3 1 Allgemeine Inhalte und Ziele des Frauensports 3 2 Veranderung der Frauenleichtathletik 4 Zahlen und Fakten 4 1 Olympische Spiele von 1928 bis 1936 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAnfange BearbeitenEinen wesentlichen Beitrag zur Etablierung der Frauenleichtathletik leistete die Spiel und Sportbewegung in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts In den Jahren 1875 1885 geriet das im Deutschen Reich vorherrschende Turnsystem nach Adolf Spiess immer starker in Gegensatz zu den eigentlichen Bewegungs Bedurfnissen der Zeit Dies ist auch auf den wachsenden Einfluss des modernen Sports englischer Pragung zuruckzufuhren der zunehmend auch auf dem Kontinent Verbreitung fand Um die vom Turnen gepragten Leibesubungen wieder attraktiver zu machen bzw mehr auf den Sport aufmerksam zu machen rief schliesslich Emil Hartwich ein in Dusseldorf tatiger Amtsrichter zu mehr Spiel im Freien auf 1882 kam es zum sogenannten Spielerlass des preussischen Kultusministers von Gossler Dieser forderte mehr Turnen und Spielen im Freien um der Jugend eine angemessenere Form der Lebensgestaltung bieten zu konnen Zunachst wurde dabei die weibliche Jugend jedoch ausser Acht gelassen Um 1891 kam es zur Grundung des Zentralausschusses zur Forderung von Volks und Jugendspielen ZA was die Etablierung der Spielbewegung beforderte und einer Reihe von Grundungen regionaler Spielverbande nach sich zog Ernst Strohmeyer ein Mitglied des Nordischen Spielverbandes bemuhte sich hierbei und erstmals um volkstumliche Ubungen fur Madchen und Frauen Somit ging vom ZA eine erste Initiative aus auch Madchen und Frauen zu berucksichtigten Der ZA sorgte nicht nur in den Vereinen fur Veranderungen sondern auch in den Schulen So wurden in den Schulen seit 1891 die Spiele und Ubungen der Jungen und Madchen gleichgesetzt Zudem wurde es den Madchen nun erlaubt an einem kraftvolleren leistungsbetonteren Unterricht und an Ball und Laufspielen teilzunehmen 1 Frauenleichtathletik von 1913 bis zur Weimarer Zeit BearbeitenArbeiterturn und sportbewegung Bearbeiten In der Arbeiter Turn und Sportbewegung fand man zunachst die leichtathletischen Disziplinen noch unter der Bezeichnung volkstumliche Ubungen oder Volksturnen Mit der Zeit veranderte sich jedoch das Lebens und Korpergefuhl der Menschen nach mehr Ubungen im Freien vor allem bei den Fabrikantenarbeitern die die meiste Zeit in licht und luftarmen Raumen verbringen mussten So wurden im Jahre 1910 zu den volkstumlichen Ubungen Programme der Vorturnerstunden integriert und sportliche Ubungen wurden im Ausbildungsprogramm verankert Ausserdem beschloss der Bundestag 1913 in Mannheim dem modernen Sport starker entgegenzukommen Auch der Bundesvorstand forderte die Vermittlung der Leichtathletik durch die Einrichtung zentraler Bundeslehrgange Dennoch blieb die Profilierung der Leichtathletik zu einer relativ eigenstandigen Sportart ein langwieriger Prozess Da die Leichtathletik der Arbeiterturner in ihren Anfangen die sportliche Form der volkstumlichen Ubungen darstellte war ihre Durchfuhrung zunachst in typische turnerische Rahmen eingebunden So war der volkstumliche Dreikampf in Form eines sportlichen Wettkampfes der wesentliche Bestandteil der ersten Bundesturnfahrt 1917 bei der nicht nur Turner sondern auch Turnerinnen zur Teilnahme aufgefordert wurden 1918 wurde im Rahmen der zweiten Bundesturnfahrt aufgrund der Wahl der Ubungen deutlich dass man noch keine Unterscheidung zwischen mannlichen und weiblichen Disziplinen vornahm Doch nach Ende des Ersten Weltkrieges anderte sich dies da man verstarkt die gesundheitlichen Folgen der Teilnahme der Frauen an leichtathletischen Ubungen und Wettkampfen diskutierte So wurden 1920 der Dreisprung und der Stabsprung als die fur das Frauenturnen weniger geeigneten Ubungen bezeichnet Der Dreisprung fordere wohl die Geschicklichkeit sei aber wegen der haufig vorkommenden Fussverletzungen und der grossen Erschutterungen beim ersten Aufkommen fur den weiblichen Korper auch gefahrlich wahrend die Art des Stabspringens der weiblichen Eigenart nicht zusage Nach 1920 wurde schliesslich die praxisbezogene Freie Sportwoche zum Organ der Arbeitersportbewegung das Technik und Training der Leichtathletik methodisch vermittelte Um die Techniken nach den neusten Erkenntnissen darzustellen publizierte der Arbeiter Turnverlag fortlaufend Lehrtafeln 2 Beim ersten Bundesfest 1922 in Leipzig erlebten die Arbeitersportlerinnen den ersten uberregionalen Wettkampf in der Leichtathletik Zwar waren die Leistungen schwacher als die des burgerlichen Sports doch brachte die Arbeitersportbewegung athletische Personlichkeiten hervor wie etwa Luise Kruger 3 Turnen Bearbeiten Die ersten Grundlagen fand die Frauenleichtathletik im Madchenturnunterricht des Deutschen Reiches seit den 1870er Jahren Jedoch als Geburtsstunde gilt das Jahr 1919 als die Deutsche Sportbehorde fur Athletik DSBfA gegrundet wurde woraufhin die ersten Deutschen Frauen Leichtathletik Meisterschaften im 100 Meter Lauf im Weitsprung Kugelstossen und in der 4 mal 100 Meter Staffel durchgefuhrt worden sind Diese Wettbewerbe wurden von nun an jahrlich durchgefuhrt und dort waren die deutschen Turnerinnen schon auf den ersten Platzen finden Im Jahre 1921 wurden von der Deutschen Turnerschaft DT eigene Meisterschaften veranstaltet die jedoch von denen der DSBfA nicht zu unterscheiden waren Erst 1931 veranstalteten DSBfA und Deutsche Turnerschaft gemeinsame Leichtathletik Meisterschaften 3 Frauenleichtathletik im nationalsozialistischen Deutschland BearbeitenIm Zug der Machtubernahme der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei 1933 kam es zur Abkehr von der freiheitlich demokratischen Ordnung der Weimarer Republik und einem Bruch mit den menschlichen ethnischen und moralischen Vorstellungen dieser Zeit Vor allem der Emanzipationsschub den die Frauen in den 1920er Jahren erlebt hatten und ihre Eingliederung in das offentliche und politische Leben wurde jah unterbrochen Die Frau sollte viel mehr eine auf ihre Rolle als Mutter festgelegt werden und sich im nationalsozialistischen Mannerstaat unterordnen 4 Allgemeine Inhalte und Ziele des Frauensports Bearbeiten Der Sport war wesentlicher Bestandteil der nationalsozialistischen Politik dem grosse Aufmerksamkeit und Unterstutzung zuteilwurde Jedoch kam es zu einer Zweckentfremdung des Sport der auch als Mittel der staatlichen Disziplinierung und als Kontrollinstrument uber die Bevolkerung eingesetzt werden sollte nbsp Bund Deutscher Madel GymnastikvorfuhrungUnter dem Dach der Hitlerjugend HJ gab es eine Jugendorganisation fur die Madchen den Bund Deutscher Madel BDM Bei dieser Organisation wurde verbindlich vorgeschrieben dass die Madchen sich einmal in der Woche nachmittags zu Spiel und Sport zusammentreffen In diesen Ubungsnachmittagen sollten Laufschule Gymnastik Korperschule Leichtathletik Spiele und auch Schwimmen und Turnen im Vordergrund stehen Im Deutschen Reichsbund fur Leibesubungen DRL war der Frauen Ausschuss fur die Leibesubungen der Frauen und Madchen im Reich zusammen mit der NS Frauenschaft zustandig fur den Frauensport Durch die nationalsozialistischen Veranderungen wurde der Sport entsprechend dem ideologischen Rollenverstandnis der deutschen Frau als Mutter angepasst Der Sport war also auf die Mutterrolle fixiert und sollte der Gesundheit dienen Dazu zielte man auf einen frauengemassen Breitensport ab der aber keineswegs zur Vermannlichung fuhren sollte sondern die Leistungsfahigkeit steigern und erhalten Die Inhalte waren somit auf die Aufgaben der Ehefrau und Mutter ausgerichtet die durch Gymnastik Turnen und Leichtathletik mit volkstumlichen Elementen laufen springen werfen tanzen realisiert werden sollten Da der NS Sport zum Massensport werden sollte wollte man noch mehr Frauen fur die Gemeinschaft gewinnen Dazu veranstaltete der Reichsfrauenausschuss eine Reichswerbewoche fur Gesunde Frauen durch Leibesubungen 5 Bei diesem Rollenverstandnis musste es wie in vielen Bereichen nationalsozialistischer Politik zu einem Konflikt der Interessen zwischen unterschiedlichen Richtungen der NSDAP als Volkspartei kommen das durch verschiedene Massenorganisationen und auch Ministerien reprasentiert wurde Wahrend die NS Frauenschaft gegen Leistungssport eingestellt war gehorte das Propagandaministerium zu den Forderern des Leistungssport 6 Diese Form von Spaltung gab es vorher bereits im katholischen anti Leistungssport und faschistischen Italien pro positive nationale Reprasentation durch erfolgreichen auch Frauen Leistungssport 7 8 Veranderung der Frauenleichtathletik Bearbeiten Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten und der Durchdringung aller Gesellschaftsbereiche mit der NS Ideologie stellte sich bald die Frage welchen Platz der Wettkampfsport der Frauen unter den Bedingungen des neuen Regimes einnehmen konne Zunachst stiess der Wettkampfsport der Frau auf Ablehnung da medizinische Bedenken aber auch Rassenhygieniker mit ihren Argumenten weiter die Uberhand hatten Es wurde vor allem argumentiert dass der Frauenkorper nicht fur starke Belastungen geschaffen sei der Sport zur Vermannlichung beitrage und dadurch auch der Kinderwunsch erstickt werden konne 9 In Anbetracht der Olympischen Spiele 1936 in Berlin bei denen das Regime die arische Leistungsfahigkeit demonstrieren wollte relativierte man schliesslich die vollige Ablehnung des Leistungsgedankens 9 Die Frauenleichtathletik Meisterschaften vom Juli 1934 in Nurnberg standen bereits mit einem Treuegelobnis an den Fuhrer vollstandig im Zeichen der nationalsozialistischen Weltanschauung Im Verlauf des Dritten Reiches erlitt die Frauenleichtathletik jedoch von oben angeordnete Einschrankungen wie zum Beispiel das schlagartige Abschaffen des 800 Meter Laufs Der Reichssportfuhrer von Tschammer und Osten verneinte nicht den 800 Meter Lauf an sich sondern empfand das vor Erschopfung Zusammenbrechen der Frauen im Ziel als volligen Unfug Ausserdem engte eine Teilnahme Begrenzung auf nur zwei Wettbewerbe pro Veranstaltung die Sportlerinnen zusatzlich ein 3 Sehr erfolgreiche Judinnen und Halbjudinnen wie Lilli Henoch Martha Jacob Helene Mayer und Gretel Bergmann die bis zur Machtubernahme der Nationalsozialisten vollig in ihre Vereine integriert waren wurden im Zuge der Selbstgleichschaltung der Vereine und Verbande ausgestossen oder zum Austritt gedrangt 3 Zahlen und Fakten BearbeitenOlympische Spiele von 1928 bis 1936 Bearbeiten Im Jahre 1920 in Belgien und 1924 in Paris wurde den Frauen die Teilnahme zunachst verwehrt doch 1928 in Amsterdam durften weibliche Sportlerinnen erstmals an Olympischen Spielen teilnehmen In Amsterdam zeigten die deutschen Leichtathletinnen dass sie sich nicht nur national sondern auch international durchsetzen konnten Vor allem Tilly Fleischer konnte sich in den Wurfdisziplinen gegen ihre Gegner beweisen und trug einen wesentlichen Teil zum Erfolg der deutschen Teilnehmerinnen im Jahre 1936 bei nbsp Tilly Fleischer bei den Olympischen Spielen 1936Jahr Ort nbsp nbsp nbsp 4 Platz 5 Platz1928 Amsterdam Lina Radke Batschauer 800 m 2 16 8 min Rosa Keller Leni Schmidt Anni Holdmann Leni Junker 4 100 m Staffel 49 0 s Erna Steinberg 100 m 12 4 s Milly Reuter Diskuswurf 35 86 m Grete Heublin Diskuswurf 35 56 m Helma Notte Hochsprung 1 48 m 10 1932 Los Angeles Ellen Braumuller Speerwurf 43 50 m Tilly Fleischer Speerwurf 43 15 m Tilly Fleischer Diskuswurf 36 15 m Grete Heublin Diskuswurf 34 67 m 11 1936 Berlin Tilly Fleischer Speerwurf Gisela Mauermayer Diskuswurf Luise Kruger Speer 43 29 m Anni Steuer 100 m Paula Mollenhauer Diskuswurf Kathe Kraus 100 mElfriede Kaun Hochsprung 1 60 m Dora Ratjen Hochsprung 3 Literatur BearbeitenAntje Fenner Das erste deutsche Frauleinwunder Die Entwicklung der Frauenleichtathletik in Deutschland von ihren Anfangen bis 1945 Ulrike Helmer Verlag Konigsstein Taunus 2001 ISBN 3 89741 072 9 Jutta Braun Kampferinnen im Sport vor und nach 1933 Von der Emanzipation zur Instrumentalisierung In Berno Bahro Jutta Braun Hans Joachim Teichler Hrsg Vergessene Rekorde Judische Leichtathletinnen vor und nach 1933 Verlag fur Berlin Brandenburg Berlin 2009 ISBN 978 3 86650 038 9 S 54 63 Einzelnachweise Bearbeiten Antje Fenner Das erste deutsche Frauleinwunder 2001 S 51 55 Antje Fenner Das erste deutsche Frauleinwunder 2001 S 68 73 a b c d e Jutta Braun Kampferinnen im Sport vor und nach 1933 Von der Emanzipation zur Instrumentalisierung In Berno Bahro Jutta Braun Hans Joachim Teichler Hrsg Vergessene Rekorde Judische Leichtathletinnen vor und nach 1933 Verlag fur Berlin Brandenburg Berlin 2009 S 54 63 Antje Fenner Das erste deutsche Frauleinwunder 2001 S 149 Antje Fenner Das erste deutsche Frauleinwunder 2001 S 154 157 Michaela Czech Frauen und Sport im nationalsozialistischen Deutschland Eine Untersuchung zur weiblichen Sportrealitat in einem patriarchalen Herrschaftssystem Beitrage fur Sport und Gesellschaft Band 7 Tischler Berlin 1994 ISBN 3 922654 37 1 Gigliola Gori Physical education and sporting activity for women during the fascist era Sowi Diss Uni Gottingen 2000 Else Trangbaek Arnd Kruger Gender and Sport from European Perspectives University of Copenhagen Kopenhagen 1999 ISBN 87 89361 67 9 a b Antje Fenner Das erste deutsche Frauleinwunder 2001 S 158 Antje Fenner Das erste deutsche Frauleinwunder 2001 S 126 127 Antje Fenner Das erste deutsche Frauleinwunder 2001 S 129 131 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauenleichtathletik in Deutschland bis 1945 amp oldid 238758956