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Das Kloster St Alexandri war ein Kloster von Franziskanerinnen des regulierten Dritten Ordens des heiligen Franziskus auf dem heutigen Rheydter Marktplatz in Monchengladbach Es wurde im Jahr 1433 gegrundet und schloss sich der Kongregation der niederrheinischen Tertiarier an Im Zuge der napoleonischen Sakularisation wurde es im Jahr 1802 aufgelost Inhaltsverzeichnis 1 Grundung des Franziskanerinnenklosters 2 Okonomie des Klosters 3 Innere Organisation 4 Plunderungen wahrend des Kolner Krieges 5 Das Kloster im Umfeld der reformierten Gemeinde 6 Der grosse Klosterbrand 7 Die napoleonische Sakularisation 8 Literatur 9 QuellenGrundung des Franziskanerinnenklosters BearbeitenIm Jahr 1433 bat die ehrbare Matrona Adelheid von Kempen den Rheydter Landesherrn Johann II von Rheydt Heppendorf um Uberlassung der unbewohnten Beginenklause neben der Pfarrkirche St Alexandri um darin in einer Ordensgemeinschaft Gott zu dienen und von Almosen zu leben Im Juli 1434 gestattete der Kolner Bischof Dietrich von Moers dieses Anliegen unter der Bedingung dass die Schwestern in Klausur unter dem Kleid und der Form der dritten Regel des heiligen Franziskus leben sollten Die Rheydter Grundung reiht sich ein in eine Vielzahl niederrheinischer Beginengemeinschaften die sich zwischen den Jahren 1420 und 1440 dem Dritten Orden des heiligen Franziskus anschlossen wie u a die Frauenkonvente in Huls 1422 Bockum 1424 Kempen 1426 Sonsbeck 1428 Wachtendonck 1430 Krefeld 1430 Geldern 1432 Rheindahlen 1433 Rees 1436 Viersen 1438 und Goch 1439 Am Niederrhein bildete sich die franziskanische Kongregation der niederrheinischen Tertiarier die 1496 aus funf Mannerklostern und 26 Frauenklostern bestand und ihren Sitz im Nikolauskloster bei Schloss Dyck hatte Okonomie des Klosters BearbeitenDer Rheydter Frauenkonvent bestand anfanglich nur aus wenigen Mitgliedern da die wirtschaftliche Ausstattung sehr bescheiden war Die okonomische Lage verbesserte sich erst 1455 als Johann von Arendal Herr von Rheydt dem Kloster den an der Kirche gelegenen Linneper Hof ubertrug Die Herren von Rheydt erlaubten den Klosterfrauen die Mitbenutzung der Pfarrkirche statteten das Kloster mit hoch dotierten Anniversarien und Seelenmessen fur ihre Familienmitglieder aus und liessen ihnen Guter und Renten zukommen Daneben betrieben sie einen eigenen Landwirtschaftshof mit einem Back und einem Brauhaus fur den Eigenbedarf der von Klostermagden und Knechten bewirtschaftet wurde Sie selbst widmeten sich dem gewerblichen Tuchhandwerk Im Jahr 1586 werden funf Webstuhle in ihren Werkstatten genannt Die Zahl der Konventmitglieder stieg auf 19 Innere Organisation BearbeitenDas Alltagsleben der Franziskanerinnen wurde durch ihre Ordensregeln und die vorgegebenen Gebetsstunden bestimmt Geleitet wurden die Drittordenskloster von der vom Konvent auf Zeit gewahlten Oberin die in Rheydt auch Matersche genannt wurde Sie war fur die Einhaltung der Regeln und der Disziplin in der Gemeinschaft verantwortlich und bestimmte alle Vorgange im Haus In religiosen Fragen war sie an die Weisungen des Provinzialministers gebunden der die geistliche Aufsicht gemeinsam mit den Visitatoren fuhrte Ihr zur Seite stand die Promatersche Prokuratorin die fur alle wirtschaftlichen Angelegenheiten zustandig war Die Feier der Messe und die Seelsorge der Schwestern ubernahm der gewahlte Pater auch Rektor genannt Er war nicht nur Beichtvater und Spender der Sakramente sondern auch Berater und Sachverwalter und vertrat das Kloster nach aussen Viele der Rektoren des Klosters stammten aus dem Nikolauskloster in Juchen Frauen die in die Gemeinschaft aufgenommen werden wollten mussten zunachst ein Probejahr absolvieren Voraussetzung war dass sie mindestens 15 Jahre alt waren und ihnen ein guter Leumund bescheinigt wurde Bei Eintritt wurde eine grossere Zuwendung erwartet zumindest aber eine Mitgift wie sie bei einer weltlichen Ehe im Spatmittelalter ublich war Ein grosser Teil der aufgenommenen Frauen stammte aus den gehobenen Familien der Nachbarstadte und Landgemeinden Plunderungen wahrend des Kolner Krieges BearbeitenIn der Reformationszeit brachen fur das Kloster schwere Zeiten an Der Kolner Krieg verursachte erhebliche Verwustungen durch plunderndes Kriegsvolk Am Ostermontag 1586 drangen Soldnerhaufen gewaltsam in die Kirche ein und raubten allen Kirchenschmuck Messgewander und Sakralgefasse Im Kloster zerschlugen sie den Annenschrein entwendeten einen vergoldeten Silberkelch beschadigten im Werkraum die Webstuhle und nahmen alle kostbaren Tuchwaren und alles Garn mit In den Klosterraumen wurde alles Inventar zertrummert ebenso im Backhaus und Brauhaus Aus den Stallungen fuhrten sie sieben Kuhe und vier Rinder fort In den Sommermonaten desselben Jahres streifte das Kriegsvolk das auf der Burg Odenkirchen und Haus Horst sass fast taglich durch das Dorf Rheydt und drang immer wieder in die Hauser und das Kloster ein sodass die Schwestern ihr Klosterleben nicht mehr gefahrlos weiterfuhren konnten und auf Schloss Rheydt Schutz suchen mussten Kaum hatten sich die Schwestern einigermassen wiedereingerichtet ereilte sie am 5 Mai 1587 das gleiche Schicksal wobei die kurkolnischen Horden aus Kaiserswerth Linn und Uerdingen kommend mit brutaler Gewalt vorgingen und es zu sehr vielen Toten und Verletzten in der gesamten Rheydter Herrschaft kam Der Rektor des Klosters Johan Paesch und zwei Knechte wurden nach Misshandlungen niedergeschossen und die Schwestern schwer geschlagen und verwundet Das Kloster verlor erneut alle Habseligkeiten und Viehbestande begleitet von mutwilligen Zerstorungen und Verwustungen Das Kloster im Umfeld der reformierten Gemeinde BearbeitenDie Ubernahme der Pfarrkirche durch die Reformierten im Jahre 1632 und der Ubertritt der Herren von Rheydt zur protestantischen Lehre brachte das Kloster in hochste Existenznot Seine Privilegien wie die Steuerfreiheit oder Befreiung vom Kirchenzehnten wurden von der Gemeinde und der Herrschaft angezweifelt Die Alexanderkirche war als Ort der Seelsorge und des Gebets fur die Schwestern verloren Sie richteten deshalb innerhalb ihrer Gebaude ein Gotteshaus ein dessen Innenraum die Masse von ca 10 15 m hatte und mit bunten Kirchenfenstern ausgestattet war Der Besitz eines Annenschreins der bei den Plunderungen 1586 beschadigt wurde weist darauf hin dass die Mutter Marias als Patronin der Weber und anderer Handwerksberufe eine besondere Verehrung durch die Schwestern erfuhr Die kleine Klosterglocke welche die Jahreszahl 1664 trug scheint erst einige Jahre nach der Einrichtung der Klosterkirche angeschafft worden zu sein Einen Teil des Inventars der Pfarrkirche nahmen die Klosterfrauen offenbar an sich Der Wolfgangaltar der erstmals im Jahre 1507 als Seitenaltar erwahnt wird wurde in der Klosterkirche aufgestellt Ebenso nahmen sie eine wertvolle Monstranz aus dem zweiten Viertel des 15 Jahrhunderts in ihre Obhut Im oberen Aufsatz der Monstranz ist der heilige Papst Alexander mit Tiara Schwert und Buch dargestellt Die gotische Monstranz befindet sich heute im liturgischen Bestand der Marienkirche Die Schwestern ubernahmen das Patronat der Pfarrkirche und nannten ihr Kloster Konvent St Alexandri zu Rheidt Sie stellten der kleinen katholischen Gemeinde in ihrer Not die neu eingerichtete Klosterkirche zur Mitbenutzung zur Verfugung und erlaubten ihrem Pater sich der Seelsorge der Rheydter Katholiken anzunehmen Der grosse Klosterbrand BearbeitenIm Mai 1694 vernichtete eine Feuersbrunst uber 50 Hauser im Dorf Rheydt darunter auch alle Klostergebaude Das Kloster stand nach dem Brand vor dem Ende da es kein Geld fur einen Wiederaufbau hatte In der Not wandten sich die Franziskanerinnen im August desselben Jahres an den Kurfursten Johann Wilhelm von der Pfalz Neuburg Die Hilfe des Julicher Landesherrn und Spenden der Rheydter Katholiken retteten das Fortbestehen des Klosters Mit der katholischen Rheydter Herrschaftsfamilie Bylandt Schwarzenberg verbesserte sich Anfang des 18 Jahrhunderts die Stellung des Klosters und der katholischen Minderheit Die Privilegien des Klosters blieben bestehen und die Schwestern konnten wenn auch bescheiden ihr Klosterleben in Frieden fortfuhren bis 1802 Napoleon dem Kloster ein Ende bereitete Die napoleonische Sakularisation Bearbeiten nbsp Rekonstruktionsmodell des Klosters St Alexandri Anfang 19 JahrhundertZum Zeitpunkt der Auflosung war das Kloster noch mit funfzehn Schwestern bewohnt Den Schwestern wurde zu ihrer Versorgung vom franzosischen Staat eine kleine Pension zugebilligt Der letzte Rektor Leonhard Dapper der einige Klostergebaude zunachst mietete kaufte diese im Jahr 1806 und stellte sie den Schwestern als Wohnraum zur Verfugung Die Fabrikantenbruder Johann und Diedrich Lenssen und ihr Schwager Arnold Peuchen erwarben den ubrigen Teil des Klosterareals Da die Stadt Rheydt den Marktplatz erweitern wollte erwarb sie 1878 alle noch bestehenden Gebaudeteile des Klosters Mit dem Neubau der evangelischen Hauptkirche im Jahr 1898 verschwanden die letzten Gebaudeteile des Klosters und mit ihnen die Erinnerung an das franziskanische Klosterleben das mehr als 350 Jahre das Bild des Dorfkerns und das Leben der Landgemeinde Rheydt mitpragte Literatur BearbeitenLudwig Schmitz Rheydter Chronik Geschichte der Herrschaft Rheydt B1 Rheydt 1897 S 192 198 Hans Peter Hutter Das Kloster St Alexandri in Rheydt 1434 1802 In Rheydter Jahrbuch fur Geschichte und Kultur der Stadt Monchengladbach 2020 B33 Seite 117 147 Heinrich Mullers Schicksale von Dorf und Kloster Rheydt im Truchsessischen Kriege 1585 1586 und 1589 Aus Heimat und Welt Kulturbeilage der Westdeutsche Landeszeitung Ausgabe vom 23 06 1926 Nr 24 und Ausgabe 30 6 1926 Nr 25 Josef Keimes Das Kloster St Alexandri zu Rheydt Rheydt 1888 Georg Allmang Geschichte des ehemaligen Regulartertiarierklosters St Nikolaus 1400 1911 Essen Ruhr 1911 S 19 Quellen BearbeitenLandesarchiv NRW Abt Rheinland Kloster Rheydt U1 U21 LAV B 1167 4184 RKG 4620 397 1279 fol 394 Normdaten Korperschaft GND 1242560157 lobid OGND AKS VIAF 3363163411733900360005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franziskanerinnenkloster St Alexandri amp oldid 232434939