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Friedrich Franz Kaiser 5 Februar 1888 in Duren 23 Juli 1971 in Hamburg 1 war ein deutscher Architekt und Maler sowie einer der sogenannten Inflationsheiligen der 1920er Jahre Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Einzelnachweise 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenDer als Sohn eines Eisenbahnschaffners geborene Kaiser absolvierte zunachst die Realschule und eine kaufmannische Lehre Danach besuchte er die Konigliche Kunst und Gewerbeschule in Berlin wo er anschliessend auch als angestellter Architekt zu arbeiten begann u a bei Bruno Paul und Peter Behrens Im Ersten Weltkrieg wurde er als Soldat verwundet Im Jahr 1916 heiratete er Lea Gerta Lipsky von der er sich 1924 wieder scheiden liess 2 An der Novemberrevolution 1918 beteiligte er sich als kommunistischer Redner Von 1919 bis 1921 arbeitete er als Lehrer der Architekturklasse an der Kunst und Gewerbeschule in Konigsberg Kunstlerisch stand er den Berliner Dadaisten nahe 3 Wie bei den meisten Inflationsheiligen gab es auch bei Kaiser eine Lebenszasur Um 1921 begegnete er dem selbsternannten Erloser der Menschheit Ludwig Christian Haeusser und reflektierte daraufhin sein bisheriges Leben Ernuchtert konstatierte Kaiser an sich eine Abscheu dem burgerlichen Kunstbetrieb und der modernen Zivilisation gegenuber Berlin wirkte auf ihn wie eine untergehende Lusitania Mir geht der Untergang dieser meiner lieben Stadt schrecklich an die Nerven Der Untergang im Kot Der Untergang in der eigenen Scheisse Schrecklich anzuschauen Ekelhaft 4 Kaiser gab seinen Beruf als Architekt auf beschimpfte seine bisherigen Auftraggeber offentlich und zog drei Jahre lang mit Haeusser und seinem Gefolge den Narren in Christo als Vagabund und Prediger durch Deutschland Wie Haeusser geriet er in dieser Zeit wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt und wurde wegen Beleidigung Bettelei Diebstahls und Reisen in Horden verurteilt Von Haeusser ubernahm Kaiser den Ich Kult und die egomane Selbststilisierung und verband diese Elemente bei seinen Auftritten mit dadaistischem Rollenspiel Seinen Kontakt zur Kunstlergruppe um Raoul Hausmann Wieland Herzfelde und George Grosz hielt er auch in seiner Zeit als Wanderprediger aufrecht Sie arbeiteten 1923 an seiner Zeitschrift Stark Kaiser mit 5 Als Fuhrer und Volks Kaiser trat Kaiser 1924 bei den Reichstagswahlen als Kandidat an ebenso bei der Reichsprasidentenwahl 1925 jedes Mal ohne messbaren Erfolg Sein Wahlprogramm glich dabei mehr einem dadaistischen Happening Diktatur der Gewalttatigkeit allen Feinden der Wahrheit gegenuber Ich werde einmal und zweimal warnen und dann toten Wer nicht hort muss fuhlen Ich habe meine Leute Ich bin das Gericht Gottes Ich fordere kategorisch die Kopfe der Lasterhaften 6 Im Oktober 1925 beendete Kaiser der am Rande des Existenzminimums lebte seine Rolle als offentlicher Provokateur und entschuldigte sich offiziell blieb aber seinen inneren Anschauungen treu Sein Plan eine praktische Schule fur Lebensreform in Berlin zu grunden scheiterte jedoch ebenso wie verschiedene Versuche zum Aufbau einer landlichen Siedlung Erst in Hamburg fand er bis zu seinem Lebensende eine feste Bleibe und Wirkungsstatte Als ich 1926 in Lumpen und mit nichts in Hamburg landete sammelte ich hier im Verbrecher Dirnen und Zuhalterviertel das was die andren an Material und Menschen fortwarfen machte es mit Arbeit und Reden und hektographierten Schriften zur Dauer Ausstellung und Versammlung zum Schluss kam auch die Prominenz so entstand eine Art Kunst und Leben die nach und nach so eine Art Beruf geworden ist 7 erinnerte sich Kaiser 1961 in einem Brief Zusammen mit seiner Lebensgefahrtin Therese Bockmann ebenfalls eine ehemalige Haeusser Anhangerin grundete er Ende der 1920er Jahre die Franzkaiserschule an der Haushaltsgerate und Mobel von Jugendlichen hergestellt wurden Im Dritten Reich wurden alle seine im offentlichen Besitz befindlichen Werke sein Gemalde Die Afrikanerin war beispielsweise 1932 von der Hamburger Kunsthalle angekauft worden im Rahmen der Aktion Entartete Kunst beseitigt Kaiser selbst wurde zur Rustungsarbeit zwangsverpflichtet Im Jahr 1941 ging er seine zweite Ehe ein 8 Nach 1945 war Kaiser weiter kunstlerisch tatig verdiente seinen Lebensunterhalt aber als Hausmeister Seinen Anschauungen der Wanderprediger und Lebensreformzeit war er bis zuletzt treu geblieben Mit dem damaligen Senator und spateren Bundeskanzler Helmut Schmidt stritt er Mitte der 1960er Jahre uber Religion Und noch 1965 geriet Kaiser bei einer Ausstellung seiner Gemalde mit einem Pater aneinander als dieser die Entfernung eines der Bilder forderte Es trug die Aufschrift Ich Bin der Herr Mein Gott Ich will keine anderen Gotter haben neben Mir 9 Einzelnachweise Bearbeiten Sterberegister StA Hamburg Barmbek Uhlenhorst Nr 2711 1971 Heiratsregister StA Wilmersdorf Nr 435 1916 Siehe selbstverfasster Lebenslauf Kaisers 1926 zit in Linse 1983 S 205 Wahlflugblatt Kaisers Auf Zur Prasidentenwahl Marz 1925 Faksimile in Linse 1982 S 197 f Linse 1983 S 251 A96 Linse 1983 S 79 Wahlflugblatt Kaisers Auf Zur Prasidentenwahl Marz 1925 Faksimile in Linse 1982 S 197 f siehe auch Linse 1983 S 208 f Linse 1983 S 212 Heiratsregister StA 6 Hamburg Nr 199 1941 Linse 1982 S 196 Literatur BearbeitenUlrich Linse Wanderpropheten der Zwanziger Jahre In Kunstlerhaus Bethanien Hrsg Wohnsitz Nirgendwo Frolich amp Kaufmann Berlin 1982 S 191 208 ISBN 3 88725 070 2 Ulrich Linse Barfussige Propheten Erloser der zwanziger Jahre Siedler Verlag Berlin 1983 ISBN 3 88680 088 1 Thomas Lippick Kaiser ohne Thron Leben und Werk des Kunstlers und Inflationsheiligen Franz Kaiser Diplomarbeit Fachhochschule Ottersberg 1989Weblinks BearbeitenFoto des Wohnateliers von Franz Kaiser um 1929 Werke von Franz Kaiser franz kaiser de Burkhard Giesen Hamburger Projekt wurdigt Leben und Werk des Dureners Franz Kaiser Aachener Nachrichten vom 4 Mai 2018 abgerufen am 27 Juli 2018 Normdaten Person GND 12442791X lobid OGND AKS VIAF 77247803 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kaiser FranzALTERNATIVNAMEN Kaiser Friedrich Franz wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt Maler und InflationsheiligerGEBURTSDATUM 5 Februar 1888GEBURTSORT DurenSTERBEDATUM 23 Juli 1971STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Kaiser Architekt 1888 amp oldid 231776375