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Das Francolor Abkommen war ein Vertrag zwischen der I G Farben und franzosischen Industriellen wahrend der Deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg Er ubereignete der I G Farben einen Anteil von 51 an der franzosischen Farbstoffindustrie Im Gegenzug erhielt diese weniger als 1 Aktien der I G Farben Im I G Farben Prozess wurden Vertreter der I G Farben dafur wegen Plunderung und Raub verurteilt Inhaltsverzeichnis 1 Treffen am 21 November 1940 2 Entscheidung 3 Beurteilung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseTreffen am 21 November 1940 BearbeitenAm 21 November 1940 fand unter der offiziellen Agide der Waffenstillstandskommission ein Treffen in Wiesbaden statt Den Vorsitz fuhrte Botschafter Hans Richard Hemmen Von der I G Farben erschienen u a Georg von Schnitzler Fritz ter Meer Hans Kugler und von franzosischer Seite Duchemin Thesmar und Castes Laut dem Urteil im I G Farben Prozess war die Stimmung dieser Sitzung davon gepragt dass die franzosische Farbstoffindustrie vollig der Gnade oder Ungnade der deutschen Besatzungsmacht ausgeliefert war und die deutschen Vertreter in hochmutigen Worten sprachen 1 Hemmen schlug nach einer Aussage im Prozess sehr harte Tone an so hart dass v Schnitzler und Kugler daruber etwas ungehalten waren 2 Auf dem Treffen wurde ein Memorandum verlesen und den Franzosen ausgehandigt in dem es hiess Der Fuhrungsanspruch der deutschen Teerfarbenindustrie im europaischen Raum ergibt sich einmal aus der geschichtlichen Entwicklung zum andern aus der Tatsache dass bis zum Kriegsausbruch 1939 die deutsche Teerfarbenindustrie rund 55 60 der Weltfarbenausfuhr bestritt Ferner ist die I G ohne Unterbrechung der alleinbestimmende Faktor in der internationalen Preisstellung gewesen 3 Im Namen der Franzosen wies Duchemin auf das fur beide Seiten vorteilhafte gemeinsame Kartellabkommen von 1927 hin und zitierte aus von Schnitzlers Lobrede auf dieses Abkommen anlasslich seines zehnjahrigen Bestehens im Jahre 1937 Neben den grossen Vertragen uber Eisen und Kali ist daher mit Recht der Farbenvertrag stets als einer der Kernpunkte der Grundfragen deutsch franzosischer Wirtschaftsverstandigung angesehen worden 4 In einem Bericht uber eine Besprechung mit Duchemin am 14 Dezember 1940 schrieb ein Verbindungsmann der I G Duchemin erwiderte dass auch die franzosische Regierung der Ansicht sei dass in dem Wiesbadener Memorandum der Geist der collaboration wenig zu verspuren sei und die I G viel verlange und wenig biete Das Verlangen der I G gehe zu weit und lieber lasse er sich die Hand ab schneiden als ein solches Abkommen zu unterzeichnen 5 Entscheidung BearbeitenDer Leiter des franzosischen Produktionsministerium Pucheux erklarte in einer Konferenz am 6 Marz 1941 er konne als verantwortlicher Leiter des Produktionsministeriums obwohl er fur eine intensive deutsch franzosische Zusammenarbeit eintrete Marschall Petain nicht vorschlagen eine 51 ige Beteiligung einer auslandischen Gruppe fur eine solch bedeutende Schlusselindustrie wie die der Farbstoffe zu uberlassen Die franzosische Regierung konne einer 51 igen Beteiligung daher nicht zustimmen ohne zu befurchten dass dem Produktionsministerium von der Volksmeinung zu grosse Vorwurfe und Schwierigkeiten gemacht wurden 6 Am 14 Marz 1941 stimmte das franzosische Produktionsministerium dann doch zu und am 18 November 1941 wurde die Satzung der neuen deutsch franzosischen Farbstoffgesellschaft Societe Anonyme de Matieres Colorantes et Produits Chimiques Francolor unterzeichnet in der die gesamte franzosische Farbstoffindustrie zusammengefasst wurde und die I G 51 des Aktienkapitals erhielt Das Grundungskapital betrug 800 Millionen Francs Beurteilung BearbeitenDie Richter im I G Farben Prozess kamen zu dem Urteil Die Angeklagten haben geltend gemacht dass das Francolor Abkommen das Ergebnis freier Verhandlungen darstellte und dass es fur die franzosischen Interessenten von praktischem Nutzen gewesen sei Wie bereits erortert liegen uberwaltigende Beweise dafur vor dass die Zustimmung der Franzosen zu dem Francolor Abkommen nur unter Druck und Zwang erreicht worden ist Wir sind der Auffassung dass bei der Francolor Transaktion Zwang und Druck in hohem Masse angewendet worden ist die Verletzung der Haager Landkriegsordnung ist somit klar erwiesen 7 Der Historiker Dietrich Eichholtz beurteilt es als das grosste Beutegeschaft das im Westen ein einzelner deutscher Konzern machte 8 Fur Adam Tooze verschaffte sich die IG Farben die Kontrolle lediglich uber ihre langjahrigen Kontakte zum internationalen Farbstoffkartell 9 Literatur BearbeitenHans Magnus Enzensberger OMGUS Ermittlungen gegen die I G Farben Nordlingen 1986 S 228 ff Einzelnachweise Bearbeiten Hans Radandt Hrsg Fall 6 Ausgewahlte Dokumente und Urteil des IG Farben Prozesses Berlin 1970 S 235 Dietrich Eichholtz Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft Berlin 1969 Band 1 S 187 Enzensberger S 231 Enzensberger S 233 Enzensberger S 234 Enzensberger S 234 f Radandt S 237 Eichholtz S 186 Adam Tooze Okonomie der Zerstorung Munchen 2007 S 452 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Francolor Abkommen amp oldid 229240917