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Am 14 August 1972 sturzte ein Verkehrsflugzeug der Interflug Flug IF450 742 in der Nahe der Stadt Konigs Wusterhausen sudlich von Berlin ab An Bord der Maschine einer Iljuschin Il 62 waren 148 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder von denen niemand den Absturz uberlebte Durch einen Brand im Heck verlor die Maschine das Leitwerk was zum vollstandigen Verlust der Stabilitat und der Steuerbarkeit des Flugzeuges fuhrte Flugzeugabsturz der Interflug bei Konigs WusterhausenEine ahnliche Maschine der InterflugUnfall ZusammenfassungUnfallart AbsturzOrt 52 17 58 N 13 38 34 O 52 299444 13 642778 35 Koordinaten 52 17 58 N 13 38 34 O nahe Konigs WusterhausenDatum 14 August 1972Todesopfer 156Uberlebende 0Verletzte 0LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Iljuschin Il 62Betreiber InterflugKennzeichen DM SEAName IF450 742Abflughafen Deutschland Demokratische Republik 1949 Flughafen Berlin SchonefeldZielflughafen Bulgarien 1946 Flughafen BurgasPassagiere 148Besatzung 8Listen von Flugunfallen Der Absturz war der erste Unfall eines Verkehrsflugzeugs mit Todesfolge bei der Interflug der staatlichen Fluggesellschaft der DDR und der folgenschwerste Flugunfall in Deutschland uberhaupt 1 Zum damaligen Zeitpunkt handelte es sich um den schwersten Unfall mit einer Il 62 siehe Listen von Flugunfallen Es war der weltweit zweite Unfall einer Il 62 mit Todesopfern 2 Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf 2 Ursache 3 Folgen 4 Opfer 5 Filme Reportagen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAblauf BearbeitenDie Maschine mit dem Luftfahrzeugkennzeichen DM SEA Werksnummer 00702 die im April 1970 als erste Il 62 der Interflug in Dienst gestellt worden war und bis zum Absturz rund 3520 Flugstunden absolviert hatte startete am 14 August 1972 um 16 29 Uhr vom Flughafen Berlin Schonefeld Ziel war der Flughafen Burgas in Bulgarien Der 51 jahrige Kommandant Heinz Pfaff flog die Il 62 seit ihrer Einfuhrung bei der Interflug und hatte insgesamt 8100 Flugstunden mit uber vier Millionen Flugkilometern Flugerfahrung unter anderem auch als Pilot der Il 14 und Il 18 Weitere Besatzungsmitglieder waren der Copilot Lothar Walther mit 6041 Flugstunden Navigator Achim Filenius 8570 der 1963 den Flugunfall bei Konigsbruck uberlebt hatte Flugingenieur Ingolf Stein 2258 und vier Flugbegleiterinnen 3 Etwa 100 Kilometer von Berlin entfernt sudostlich von Cottbus bemerkte die Besatzung um 16 43 Uhr in etwa 8900 Metern Hohe Probleme mit der Trimmung des Hohenleitwerks Eine Minute spater wurde nach Absprache mit der Flugsicherung die Ruckkehr nach Berlin Schonefeld eingeleitet Um 16 51 Uhr entschied sich die Besatzung funf Tonnen Treibstoff abzulassen Treibstoffschnellablass um eine Uberlastlandung overweight landing zu vermeiden was drei Minuten spater eingeleitet wurde Anschliessend wurde eine Linkskurve in Richtung des sudlich von Storkow befindlichen Funkfeuers Hotel Mike ausgefuhrt das kurz darauf uberflogen wurde Im weiteren Sinkflug loste sich das Heck mit Hohen und Seitenleitwerk vom Rumpf Dies fuhrte zum Verlust der Stabilitat und Steuerbarkeit des Flugzeuges Die Maschine kippte kopfuber ab und wurde dadurch starken aerodynamischen Belastungen ausgesetzt in deren Folge sich auch ein Teil des vorderen Rumpfes und Teile der Tragflachen noch in der Luft losten Die Trummerteile schlugen um 17 01 Uhr 400 bis 600 Meter ostlich des Stadtrands von Konigs Wusterhausen auf Noch um 16 59 Uhr hatten die Piloten im Funkverkehr uber zunehmende Probleme mit der Hohensteuerung in einem letzten Notruf informiert Mayday Mayday Mayday Unmoglich Hohe zu halten hatten Brand haben Schwierigkeiten mit der Hohensteuerung 4 Eine Notlandung auf dem naher gelegenen Flughafen Cottbus hatte moglicherweise viele Menschen retten konnen 5 Vermutlich versuchte der erfahrene Flugkapitan Heinz Pfaff dies nicht weil der Besatzung der Ernst der Lage nicht bewusst sein konnte siehe unten 5 Ursache BearbeitenAusserhalb der Druckkabine im Heck befindet sich bei der IL 62 ein nicht einsehbarer Raum Dort verlaufen Heissluftleitungen Uberdruck 300 C mit Zapfluft vom Triebwerk zur Klimaanlage In diesen Leitungen entstand ein Leck und rief einen Schaden an der Isolierung von elektrischen Kabeln hervor Durch diesen kam es zu einem Kurzschluss mit Lichtbogenbildung und Entzundung von Magnesiumlegierungen der Struktur mit Temperaturen von bis zu 2000 C 4 Der dadurch entstandene Funkenflug fuhrte im Frachtbereich des Hecks zu einem Brand Durch die Kabelbeschadigungen gab es bereits kurz nach dem Start Storungen beim Trimmen des Hohenruders Im betroffenen Heckladeraum lagerte zudem leicht entzundliches Enteisungsmittel das sich entzundete Der Brand wurde von der Besatzung nicht bemerkt da es damals im Heckteil der Il 62 keine Brandmelder gab Da auch keine Sichtverbindung von der Kabine in das hintere Heckteil bestand war sich die Besatzung des Ausmasses der technischen Probleme nicht bewusst 5 Durch den Brand verlor das Heckteil seine strukturelle Stabilitat und loste sich zusammen mit dem gesamten Leitwerk vom Rumpf Danach erfolgte der Absturz aus einer Hohe von mehreren hundert Metern bei dem auch noch ein Rumpfteil vorn abbrach Folgen Bearbeiten nbsp Gedenktafel in Wildau fur die 60 Opfer des Absturzes die hier beigesetzt wurden nbsp Gedenktafel in Konigs WusterhausenDie Luftfahrtinspektion der DDR die Kriminalpolizei und das MfS untersuchten die Unfallursache akribisch ihre Akten sind im Bundesarchiv erhalten 5 Wahrend der Ermittlung galt ein Flugverbot fur die Il 62 der Interflug Die Untersuchungskommission kam zu dem Ergebnis dass die im nicht druckbelufteten Heckteil befindlichen undichten Heissluftkanale den Absturz ausgelost hatten Der Unfall war also auf einen Konstruktionsfehler zuruckzufuhren was jedoch vom OKB Iljuschin dessen Generalkonstrukteur Genrich Nowoschilow an der Untersuchung beteiligt war 4 nie bestatigt wurde 6 7 Infolge dieser Erkenntnisse wurden an der Il 62 vom Hersteller Veranderungen vorgenommen zu denen der Einbau zusatzlicher Brandmelder Loscheinrichtungen und eines Sichtfensters in die Trennwand zum Heckraum zahlten Daruber hinaus wurden zusatzliche periodisch durchgefuhrte Kontrollen sogenannte Klimasonderkontrollen angeordnet Im weiteren Flugbetrieb der Il 62 traten keine Probleme dieser Art mehr auf Opfer BearbeitenEine Gedenkstatte fur die Opfer befindet sich auf dem Friedhof der Stadt Wildau Ortsteil Hoherlehme sie ist zugleich Sammelgrab fur die 60 auf dem Stein namentlich genannten Opfer die nicht mehr identifiziert werden konnten 8 In Konigs Wusterhausen erinnert eine Gedenktafel nahe der Absturzstelle an den Unfall 9 Unter den Todesopfern befand sich die viermalige SBZ bzw DDR Meisterin im Schach Gertrud Nusken Filme Reportagen BearbeitenDer Todesflug der IL 62 Eine Dokumentation der Reihe Vergessene Katastrophen des Mitteldeutschen Rundfunks MDR von Jens Stubenrauch und Titus Richter 45 Minuten Erstausstrahlung 1998 10 Interflug IF 450 Die Katastrophe von Konigs Wusterhausen Episode 5 des Podcasts Flugforensik Absturze und ihre Geschichte 44 Minuten vom 6 Juli 2022Literatur BearbeitenEdgar A Haine Disaster in the Air Associated University Presses New York 2000 ISBN 0 8453 4777 2 S 123 Jan Arwed Richter Christian Wolf Feuer an Bord Flugunfalle Hintergrunde Ursachen und Konsequenzen GeraMond Munchen 2004 ISBN 3 7654 7213 1 S 37 ff Stotterndes Geheul In Der Spiegel Nr 35 1972 S 58 f online Benjamin Denes Andreas Spaeth Die verdrangte Katastrophe Vor 50 Jahren ereignete sich bei Konigs Wusterhausen das schwerste Flugzeugungluck in Deutschland In Frankfurter Allgemeine Zeitung 12 August 2022 S 6 Ich sehe noch heute vor mir wie der Rumpf vom Himmel fiel online bei faz net 14 August 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons 1972 Konigs Wusterhausen air disaster Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Flugunfalldaten und bericht im Aviation Safety Network englisch Ausfuhrliche Beschreibung des Unfallhergangs auf interflug biz Bilddokumente zur DM SEA und von der Absturzstelle auf if interflug deEinzelnachweise Bearbeiten Vor 40 Jahren Absturz bei Konigs Wusterhausen Airliners de 14 August 2012 abgerufen am 24 Juni 2016 Unfallbericht IL 62 DM SEA Aviation Safety Network englisch abgerufen am 25 August 2018 Flieger Revue 10 1972 S 409 a b c Karl Dieter Seifert Weg und Absturz der Interflug Die Geschichte des Unternehmens VDM Zweibrucken 2008 ISBN 978 3 86619 030 6 S 294ff a b c d Benjamin Denes Andreas Spaeth Die verdrangte Katastrophe Vor 50 Jahren ereignete sich bei Konigs Wusterhausen das schwerste Flugzeugungluck in Deutschland In Frankfurter Allgemeine Zeitung 12 August 2022 S 6 Detlef Billig Manfred Meyer Flugzeuge der DDR Band 2 TOM Modellbau Friedland 2002 ISBN 3 613 02241 9 S 110 111 Manfred Meyer Flugzeuge in der DDR Il 62 Der weisse Riese In Flieger Revue 1 2000 S 58 MDR Reportage und Inschrift auf dem Stein Ihre letzte Ruhestatte fanden hier Claus Dieter Steyer Erstes Gedenken nach 40 Jahren In Der Tagesspiegel 15 August 2012 abgerufen am 28 Marz 2016 online bei youtube com Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Interflug Flug 450 742 amp oldid 237194853