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Beim Flugunfall einer Starfighter Formation der Luftwaffe der Bundeswehr verungluckten am 19 Juni 1962 vier Strahltrainer vom Typ Lockheed F 104F ostlich des Fliegerhorstes Norvenich nachdem die Piloten in den Wolken die Orientierung verloren hatten Alle vier Luftfahrzeugfuhrer kamen ums Leben Der Unfall hatte weitreichende Folgen fur die Kunstflugstaffeln der Bundeswehr Flugunfall einer Starfighter Formation der Luftwaffe der Bundeswehr 1962Lockheed F 104F BB 365 eines der verungluckten FlugzeugeUnfall ZusammenfassungUnfallart Controlled flight into terrainOrt Nahe Balkhausen Kerpen Kreis Bergheim Erft 50 51 12 7 N 6 44 28 9 O 50 85354 6 741365 Koordinaten 50 51 12 7 N 6 44 28 9 ODatum 19 Juni 1962Todesopfer 4Uberlebende keineVerletzte keineLuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Lockheed F 104Betreiber LuftwaffeKennzeichen BB 365 BB 370 BB 385 BB 387Abflughafen Fliegerhorst NorvenichDeutschland DeutschlandZielflughafen Fliegerhorst NorvenichBesatzung 4Listen von Flugunfallen Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf 1 1 Vorgeschichte 1 2 Unfall 1 3 Luftfahrzeugfuhrer 1 4 Luftfahrzeuge 2 Ursache 3 Folgen 4 Rezeption 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseAblauf BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Hauptartikel Lockheed F 104 Nachdem der Bundestag die Beschaffung der F 104 beschlossen hatte begann die Luftwaffe mit dem Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur und der Ausbildung von Piloten fur das neue Muster Die ersten fur den Starfighter vorgesehenen deutschen Piloten wurden noch bei Lockheed selbst in Palmdale Kalifornien ausgebildet es war jedoch von vornherein geplant die Schulung bei Erreichen einer entsprechenden personellen Situation in der Bundesrepublik durchzufuhren Als Ausbildungsverband wurde zu diesem Zweck die Waffenschule 10 bestimmt die auf dem Fliegerhorst Jever stationiert war und am 16 April 1960 in Norvenich eine 4 Staffel aufstellte die die Schulung durchfuhren sollte Erster Staffelkapitan der Staffel wurde Hans Ulrich Flade Zum 1 Mai 1962 wurde die mittlerweile stark vergrosserte Staffel in II Ausbildungsgruppe umbenannt Am 20 Juni 1962 war in Norvenich ein Festakt geplant bei dem das funfjahrige Bestehen des Jagdbombergeschwaders 31 und dessen Umrustung auf die F 104 gefeiert werden sollte Geplant war zu diesem Zweck eine Formation aus vier Maschinen eine Kunstflugvorfuhrung fliegen zu lassen zudem sollte noch ein einzelnes Flugzeug weitere Manover vorfuhren um den Gasten des Aktes die Leistungsfahigkeit der Maschine zu demonstrieren Zu den Gasten sollte auch der Bundesminister der Verteidigung Franz Josef Strauss gehoren Unfall Bearbeiten nbsp Diamond formation wie von der verungluckten Formation geflogen hier bei den Blue Angelsmit Flugzeugen des Typs F A 18 geflogenZur Vorubung fur den Festakt am 20 Juni starteten am 19 Juni 1962 die vier Luftfahrzeuge gegen 15 Uhr in anderen Quellen 16 00 Uhr 1 in Norvenich und begannen mit ihrer Flugvorfuhrung Dabei wurde in der Diamond Formation geflogen also etwa in Form einer Raute mit einem Abstand von zwei bis drei Metern zwischen den Tragflachen der Flugzeuge Gegen 15 15 Uhr setzte die Formation zu einer Figur an bei der sie kurz aus dem Sichtfeld der am Fliegerhorst wartenden Personen verschwand 2 Nach dem erneuten Auftauchen aus den nur etwa 600 Meter hohen Wolken war die Formation zu schnell und flog mit einer zu hohen Sinkrate sodass sie in der Nahe des Ortes Balkhausen im damaligen Kreis Bergheim in einem Braunkohlentagebau aufschlug Beim Aufprall kamen alle vier Piloten ums Leben Keiner hatte versucht sich mit dem Schleudersitz zu retten Gegen 15 10 Uhr war noch ein weiterer US amerikanischer Fluglehrer zur Startbahn gerollt der das Solo Programm fliegen sollte er startete aber aufgrund des Unfalls der Formation nicht mehr 3 Der Festakt am folgenden Tag wurde nach dem Unfall abgesagt stattdessen fand am 22 Juni 1962 eine Trauerfeier fur die verungluckten Piloten statt bei der Franz Josef Strauss die Trauerrede hielt 3 Luftfahrzeugfuhrer Bearbeiten Als Formationsfuhrer war beim Unfallflug der US amerikanische Fluglehrer Captain Jon Speer eingesetzt mit ihm flogen die ersten drei deutschen F 104 Fluglehrer Wolfgang von Sturmer Bernd Kuebart und Heinz Frye alle im Rang eines Oberleutnants Bernd Kuebart war der Bruder des spateren Inspekteurs der Luftwaffe Hans Jorg Kuebart 4 3 Kuebart und von Sturmer gehorten ausserdem zu den ersten noch in den USA auf der F 104 ausgebildeten Piloten Neben Jon Speer waren noch weitere US Fluglehrer zur Waffenschule 10 kommandiert worden um bei der Schulung neuer Fluglehrer aber auch der Umschulung von Flugzeugfuhrern auf die F 104 auszuhelfen da die Luftwaffe zu diesem Zeitpunkt noch nicht genug eigenes Ausbildungspersonal zur Verfugung hatte Luftfahrzeuge Bearbeiten Die Formation wurde mit vier Starfightern der Version F 104F mit den Bundeswehr Kennzeichen BB 365 BB 370 BB 385 und BB 387 geflogen Bei der F Version handelt es sich um eine doppelsitzige Ausfuhrung des Flugzeugs mit einem starkeren Triebwerk als bei den bisherigen Baureihen A D sowie ohne Radar in der Rumpfnase von der 32 Exemplare fur die deutsche Luftwaffe gebaut wurden Neben dieser Version verwendete die Luftwaffe zur Schulung auch die vom Einsitzer F 104G abgewandelte Version TF 104G Ursache BearbeitenDie Luftwaffe verantwortlich fur die Untersuchung hat bis heute den Unfallbericht nicht veroffentlicht einzelne Aussagen und Ergebnisse sind allerdings uber die Zeit in den Medien und der Literatur erschienen Die Aufklarung des Unfalls durch den General Flugsicherheit wurde dadurch erschwert dass nur Augenzeugenberichte und der Funkverkehr der Piloten zur Auswertung genutzt werden konnten einen Flugdatenschreiber und Cockpit Voice Recorder hatten die verunfallten Flugzeuge nicht In der Literatur wird haufig davon ausgegangen dass der Formationsfuhrer Jon Speer in den Wolken kurz die Orientierung verloren hatte und deswegen den Abfangbogen des Manovers zu tief angesetzt haben konnte Die Tatsache dass keiner der Piloten versucht hatte sich mit dem Schleudersitz zu retten spricht dafur dass der Formation bis zum Schluss nicht bewusst gewesen war wie tief sie durch das Manover geraten waren 3 Da Bernd Kuebart und Heinz Frye wie beim Formationsflug ublich ausschliesslich mit Blickkontakt zu Speer und nicht nach Instrumenten flogen konnten sie die Situation nicht entsprechend einschatzen und reagieren Wolfgang von Sturmers Flugzeug wurde ein wenig abseits der drei anderen Maschinen gefunden woraus man schloss dass er erkannte dass die Formation zu tief geraten wurde Sein Abfangmanover war jedoch erfolglos da er den Starfighter in einen High Speed Stall brachte 2 Als Ursachen wurden im offiziellen Bericht festgelegt dass Jon Speer zu wenig Erfahrung im Formationskunstflug hatte dass er versehentlich in die Wolken eingeflogen sei und dann die Orientierung verloren habe dass der Scheitelpunkt des zum Unfall fuhrenden Manovers zu tief angesetzt worden der Radius fur die Geschwindigkeit und Wendigkeit der F 104 zu gross gewesen und dadurch das Abfangen zu spat erfolgt sei 2 3 Zur Ablenkung und Desorientierung konnte beigetragen haben dass einer der beiden Flugelmanner Speer zu nahegekommen war Einer der letzten Funkspruche von Speer lautete Go away 3 Nach der Meinung vieler F 104 Piloten war es generell ein Fehler den Kunstflug mit diesem Flugzeugtyp zu erlauben da die Anforderungen an die Piloten zu hoch gewesen seien die sich auf die Flugparameter wie Geschwindigkeit und das genaue Einhalten der Position konzentrieren mussten Folgen BearbeitenAls Folge des Unfalls wurden beide bestehenden Kunstflugteams der Luftwaffe in Landsberg und Lechfeld aufgelost und die Neugrundung verboten Bis heute hat die Bundeswehr dieses Verbot nicht aufgehoben und kein eigenes Kunstflugteam mehr gegrundet Lediglich von 1983 bis 1986 bestand mit den Vikings der Marineflieger ein Display Team fur Flugvorfuhrungen bei Flugtagen die aber keine Vorfuhrungen im Umfang anderer Teams z B der United States Air Force Thunderbirds oder der Patrouille Suisse flogen 5 Rezeption BearbeitenIn der rund dreiminutigen Eroffnungsszene des Fernsehdramas Starfighter Sie wollten den Himmel erobern wird explizit Bezug auf Ort und Jahr des Unfalls genommen Dabei verfolgen einige angehende Jungpiloten zusammen mit Freundinnen begeistert die Generalprobe der Flugshow um dann entsetzt den abschliessenden Unfall der Diamond Formation zu erleben nachdem deren Anfuhrer mit der Fehlfunktion eines Instrumentes zu kampfen hatte Siehe auch BearbeitenFlugtagungluck von Ramstein 1988 Liste von Flugunfallen Militarluftfahrt bis 1980Literatur BearbeitenTod am Nachmittag In Der Spiegel Nr 26 1962 S 16 18 online Kunstflugstaffel In Der Spiegel Nr 36 1962 S 14 online Gunther Rall Mein Flugbuch 2 Auflage NeunundzwanzigSechs Verlag Moosburg an der Isar 2004 ISBN 3 9807935 4 0 Klaus Kropf Deutsche Starfighter Hrsg Johannes Mohn JOMO Medien Service Koln 1994 ISBN 3 929574 03 9 S 31 115 124 161 165 Einzelnachweise Bearbeiten Einsatzmangel Kein Geheimnis In Der Spiegel Nr 49 1962 S 44 47 online Die Fachzeitschrift Flug Revue zum Starfighter Dilemma a b c Rall Mein Flugbuch Moosburg 2004 S 282 284 a b c d e f Hans Jurgen Deglow Sturzflug in den Tod In Kolner Stadt Anzeiger 20 Juni 2012 abgerufen am 5 Februar 2015 Kropf Deutsche Starfighter Koln 1994 S 136 Kropf Deutsche Starfighter Koln 1994 S 136 138 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flugunfall einer Starfighter Formation der Luftwaffe der Bundeswehr 1962 amp oldid 236682558