Die Feuerwehr Mannheim übernimmt für Mannheim den Feuer- und Katastrophenschutz, jedoch nicht die Aufgaben des Rettungsdienstes. Die Feuerwehr besteht aus einer Abteilung der Berufsfeuerwehr (auf drei Wachen verteilt), acht Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr mit je einer Jugendfeuerwehr.
Feuerwehr Mannheim | |
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Amt der Stadt Mannheim | |
Fahrzeuge: | 101 Fahrzeuge, 7 Anhänger 20 Abrollbehälter 13 Wasserfahrzeuge |
Berufsfeuerwehr | |
Gründungsjahr: | 1891 |
Standorte: | 3 |
Mitarbeiter: | 300 |
Freiwillige Feuerwehr | |
Gründungsjahr: | 1851 |
Abteilungen: | 8 |
Aktive Mitglieder: | 356 |
Jugendfeuerwehr | |
Gruppen: | 8 |
Mitglieder: | 228 |
Kinderfeuerwehr | |
Gründungsjahr: | 2018 |
Gruppen: | 4 |
www.mannheim.de/feuerwehr |
Ein von der Feuerwehr Mannheim entwickeltes, völlig neues Konzept für eine Kraftfahrspritze wurde im Jahr 1934 die Grundlage für die Normung von Löschgruppenfahrzeugen. Es sah unter anderem vor, dass die Feuerwehrmänner in einer geschlossenen Kabine und nicht mehr auf einem offenen Fahrzeug sitzen, sämtliches Gerät ebenfalls in einem geschlossenen Aufbau verstaut und das Fahrzeug mit einem Dieselmotor ausgestattet sein muss.
Die Feuerwehr Mannheim setzte im Jahr 1955 deutschlandweit als erste Feuerwehr das System der Wechselladerfahrzeuge ein. Von 2002 bis 2006 war sie einer von vier Pilotstandorten der Analytischen Task Force des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Sie richtete zudem zweimal die Jahresfachtagung der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) aus, 1952 und 2009.
Geschichte Bearbeiten
Bereits im Jahr 1849 wurden Anstrengungen unternommen, eine Feuerwehr in Mannheim zu gründen. Der damalige Landesherr, Großherzog Leopold erwartete von den Feuerwehrleuten jedoch, dass sie sich beim Eintritt in die Feuerwehr von den Gedanken der Badischen Revolution deutlich distanzieren, was einstimmig abgelehnt wurde. Erst nach der Revolution kam es dann am 11. November 1851 in Mannheim zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr mit 500 Mitgliedern. Diese nahm 1852 im April ihre Tätigkeit auf und führte im September ihre erste Hauptübung durch.
Am 15. August 1891 wurde die Freiwillige Feuerwehr um hauptamtliche Feuerwehrleute erweitert. Die Berufsfeuerwehr war zunächst im Alten Kaufhaus auf dem Quadrat N 1 untergebracht und wurde Ende 1894 in den Bauhof verlegt. Damit befand sich die Hauptfeuerwache in der Innenstadt, in den Quadraten U 2 und U 3. Im Jahr 1910 entschied sich das städtische Hochbauamt für einen Neubau am strategisch günstigeren nördlichen Neckarufer. 1912 erfolgte dann der Umzug in die heutige „Alte Feuerwache“ am heutigen „Alten Meßplatz“. 1975 bezog die Berufsfeuerwehr von dort die Wache im Stadtteil Lindenhof bis Ende März 2017. Die aktuelle „Hauptfeuerwache“ befindet sich wenige hundert Meter entfernt an der Neckarauer Straße im Stadtteil Almenhof. Die „Alte Feuerwache“ dient seit 1981 als Kulturzentrum. Unter anderem ist sie jetzt die Spielstätte des Jugendtheaters „Schnawwl“ des Mannheimer Nationaltheaters.
Aktuell verteilt sich die Mannheimer Berufsfeuerwehr auf drei Wachen in der Stadt. Die „Hauptfeuerwache“ im Stadtteil Almenhof. Die beiden weiteren Stützpunkte sind „Wache Nord“ in Mannheim-Käfertal und „Wache Süd“ in Mannheim-Rheinau.
Die Anzahl der Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr wuchs mit der Eingemeindung der umliegenden Ortschaften: mit Neckarau 1899, Feudenheim 1910, Rheinau 1913, Wallstadt 1929 sowie Seckenheim und Friedrichsfeld 1930 wurden auch die dort ansässigen Mannschaften in die Feuerwehr Mannheim integriert. Dagegen wurde die Abteilung Nord im Jahr 1974 aus einer ehemaligen Regieeinheit des Luftschutzhilfsdienstes heraus gegründet.
Gefahrenpotentiale in Mannheim Bearbeiten
- Als zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg stellen Berufs- und Freiwillige Feuerwehren für über 300.000 Einwohner den Brand- und Katastrophenschutz sicher.
- Der Rangierbahnhof Mannheim zählt zu den größten Deutschlands und dient der Verteilung von (Gefahr-)Gütern für die (chemische) Industrie der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar.
- An den Rheinufern Mannheims und Ludwigshafens befindet sich eines der bedeutendsten Hafengebiete Europas. Auch hier werden (Gefahr-)Güter aller Arten umgeschlagen. Dafür existiert unter anderem ein separater Ölhafen (das Friesenheimer Becken).
- Als wichtiger Industriestandort beheimatet Mannheim Großunternehmen wie die Daimler AG, Unilever, einen Teil der BASF auf der Friesenheimer Insel, Roche, Essity und andere. Insgesamt finden sich hier 40 % aller in Baden-Württemberg ansässigen Firmen, die der Störfallverordnung unterliegen.
Berufsfeuerwehr Bearbeiten
Die in drei Schichten organisierte Berufsfeuerwehr ist auf drei Standorte im Mannheimer Stadtgebiet verteilt: Wache Süd in Mannheim Rheinau, die Hauptfeuerwache im Stadtteil Almenhof und Wache Nord in Mannheim-Käfertal. Auf jeder der drei Wachen ist neben einem Löschzug der Berufsfeuerwehr zusätzlich eine bis zwei Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr stationiert. Der Jahresbericht 2018 weist 290 Beamte im Einsatzdienst aus. Pro Schicht befinden sich 40 Einsatzbeamte im Dienst. Dazu kommen noch zu jeder Zeit 5 Beamte für die Führungsdienste.
Hauptfeuerwache (
)Auf der Hauptfeuerwache befindet sich – neben den Beamten des Löschzuges – vor allem die Verwaltung des Amtes 37 (Feuerwehr und Katastrophenschutz). Weiterhin ist auch die Leitstelle und das Atemschutzzentrum an diesem Standort untergebracht. Auch der vorbeugende Brandschutz mit dem Sachgebiet „untere Aufsichtsbehörde für das Schornsteinfegerwesen in Mannheim“ hat hier seinen Sitz. Somit ist die Feuerwehr Mannheim direkter, übergeordneter Dienstherr der bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger im Stadtkreis Mannheim. Dies ist in Deutschland einzigartig.
Wache Nord (
)Der – nicht direkt feuerwehrtechnische – Schwerpunkt der Käfertaler Wache ist die (Kfz-)Werkstatt sowie der Bereich der Technik (Funkwerkstatt, Elektrowerkstatt und Nachschublager für technisches Gerät). Zudem wird von Wache Nord der Käfertaler Wald auf mögliche Brände beobachtet.
Wache Süd (
)Neben dem Einsatzdienst findet hier hauptsächlich die Ausbildung der Mannheimer Feuerwehrleute statt. Außer den Schulungsräumen befinden sich hier daher auch die Atemschutz-Übungsanlage und eine Schreinerei. Auch Schlauchwerkstatt samt Schlauchturm, die Kleiderkammer, sowie das Labor des Arbeitsbereiches Messtechnik sind hier zu finden.
Freiwillige Feuerwehr Bearbeiten
Die Freiwillige Feuerwehr Mannheim setzt sich aus neun Abteilungen zusammen: acht Abteilungen der Aktiven sowie der Abteilung der Jugendfeuerwehr. Letztere ist allerdings wieder auf die zuerst genannten acht Abteilungen verteilt.
Die Freiwillige Feuerwehr unterstützt durch Bereitschaften (unter der Woche durch die Abteilungen Innenstadt und Nord, am Wochenende durch die restlichen Abteilungen) die Berufsfeuerwehr Mannheim beim Stadtschutz sowie generell durch den Einsatz bei Großschadensereignissen und Unwetterlagen. Eine Sonderaufgabe der Freiwilligen Feuerwehr Mannheim ist die Betreuung der städtischen Trinkwasser-Notversorgungen.
Zusätzlich werden die Einsatzkräfte der Feuerwehr Mannheim zu Brandsicherheitswachen im Nationaltheater Mannheim, im Mannheimer Rosengarten, sowie bei Veranstaltungen in der SAP-Arena oder auf dem Maimarktgelände herangezogen.
Wachbereich Mitte Bearbeiten
Abteilung Innenstadt (IN)
Abteilung Neckarau (NE)
Wachbereich Nord Bearbeiten
Abt. Nord (NO)
Abteilung Wallstadt (WA) ⊙
Abteilung Feudenheim (FE) ⊙
Wachbereich Süd Bearbeiten
Abteilung Rheinau (RH) ⊙
Abteilung Seckenheim (SE) ⊙
Abteilung Friedrichsfeld (FR) / Rettungszentrum Friedrichsfeld ⊙
Besondere Einsatzgruppen Bearbeiten
Die Feuerwehr Mannheim unterhält besondere Einsatzgruppen:
Berufsfeuerwehr Bearbeiten
- Die Berufsfeuerwehr besetzt das Mannheimer Feuerlöschboot. Die nächsten Feuerlöschboote auf dem Rhein sind in (Germersheim) und Kehl/Straßburg bzw. (Gernsheim) und Mainz/Wiesbaden stationiert. Anfang 2009 wurde ein neues Feuerlöschboot in Auftrag gegeben, das durch die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, die Stadt Mannheim, die BASF sowie den Verband der Chemischen Industrie Rheinland-Pfalz finanziert wird, um 2011 der Mannheimer Feuerwehr übergeben zu werden.
- Höhenrettung (Wache Nord), wird auch von den Feuerwehren der Metropolregion angefordert.
- Analytische Task Force (ATF) Mannheim (Wache Süd), eine Kooperation mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, die bei Schadensereignissen über die Freisetzung radioaktiver, biologischer oder chemischer Stoffe aufklären soll und dafür national und international unterwegs ist. So war sie unter anderem zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Stuttgart, zum Papstbesuch 2007 in Österreich und zum NATO-Gipfeltreffen 2009 in Baden-Baden stationiert. Der ATF gehören auch Mitglieder der FF Neckarau an.
- Tauchergruppe (Hauptfeuerwache): Jährlich ca. 38 Einsätze im Stadtgebiet sowie in den Gewässern der Metropolregion.
- Feuerwehrkran (Wache Nord), wird auch von den Feuerwehren der Metropolregion angefordert.
Freiwillige Feuerwehr Bearbeiten
- ABC-Zug & ATF (FF Neckarau)
- Sondereinheit Fernerkundung (FF Neckarau) - derzeit befindet sich der Aufbau einer Drohnengruppe in der Abteilungim Aufbau.
- Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurden in Baden-Württemberg 4 Abrollbehälter „Massenanfall von Verletzten (AB-MANV)“ angeschafft. Einer davon ist in Mannheim-Käfertal stationiert und wird von der FF Nord betreut.
- Wasserrettung (FF Feudenheim)
- Fachgruppe Führungsunterstützung (abteilungsübergreifende Einheit, Unterstützung des Einsatzleiters vor Ort oder im Führungsstab durch Lagedarstellung und Einsatzdokumentation)
- Sondereinheit Löschwasserrückhaltung (FF Wallstadt)
- Sondereinheit Waldbrandbekämpfung (FF Feudenheim)
Zudem ist der Hauptbahnhof Mannheim einer von sechs Standorten der Rettungszüge der Bahn. Im Einsatzfall wird der Zug durch die Feuerwehr Mannheim (von Hauptamtlichen und Freiwilligen) sowie von Kräften der Freiwilligen Feuerwehr Schwetzingen besetzt, ergänzt durch zwei Lokführer, die ständig einsatzbereit von der Bahn gestellt werden. Das Sanitätsabteil des Rettungszugs wird von der Johanniter-Unfall-Hilfe besetzt.
Stadtfeuerwehrverband Mannheim e. V. Bearbeiten
Im Jahr 1997 wurde der Stadtfeuerwehrverband (SFV) Mannheim e. V. gegründet, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die Feuerwehren in Mannheim und ihre Interessen politisch zu vertreten, Werbung für die Feuerwehr in der Öffentlichkeit zu machen, Themen rund um die Mitglieder zu unterstützen sowie den Zusammenhalt der verschiedenen Einsatzorganisationen in Mannheim zu verbessern. Mitglieder des Verbands sind die Gemeindefeuerwehr mit den Einheiten „Berufsfeuerwehr“ und „Freiwilligen Feuerwehr“ (mitsamt ihrer Jugendfeuerwehr und der Altersmannschaft) sowie Werkfeuerwehren und Einheiten des betrieblichen Brandschutzes. Zudem gehören dem Verband fördernde Mitglieder und Ehrenmitglieder an.
Dem Vorstand gehören neben dem Amtsleiter der Mannheimer Feuerwehr (als geborenes Mitglied), gewählte Vertreter an. Diese werden in ihrer Arbeit durch den Ausschuss unterstützt, welcher gleichberechtigt aus Vertretern aller Bereiche („BF“, „FF“ und „WF/Betr. Einrichtungen Brandschutz“) besteht.
Die wohl auffälligste Öffentlichkeitsarbeit ist seit Jahren der Stand auf dem Mannheimer Maimarkt, bei dem seit Mai 2007 alle Organisationen zur Menschenrettung unter dem Motto „Schulterschluss für Ihre Sicherheit“ in einem Stand vereint sind.
Der Stadtfeuerwehrverband ist Mitglied im Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg und dem deutschen Feuerwehrverband. Sitz des Verbandes ist die Hauptfeuerwache.
Siehe auch Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- Mannheimer Feuerwehr 1851–1951, Branddirektion Mannheim, 1951.
- Berufsfeuerwehr Mannheim, 1968.
- 100 Jahre Berufsfeuerwehr Mannheim 1891–1991, Stadt Mannheim – Feuerwehr und Katastrophenschutz, 1991.
- Hans-Peter Spitzer, Rainer Straßel: Einsätze der Mannheimer Feuerwehr von den Fünfzigern bis heute, 2014, ISBN 978-3-95400-366-2.
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Biografie Dr.-Ing. Paul Kalaß, vfdb, 2009
- „Gründung und die 50er-Jahre“. Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes, abgerufen am 5. April 2023.
- MARCHIVUM: Chronikstar. April 1852. April 1852, abgerufen am 28. September 2018.
- MARCHIVUM: Chronikstar. 18. September 1852. 18. September 1852, abgerufen am 28. September 2018.
- MARCHIVUM: Chronikstar. 1. Oktober 1894. 1. Oktober 1894, abgerufen am 28. September 2018.
- Stadt Mannheim: Vorbeugender Brandschutz
- Rettungszentrum der FF Mannheim, Abt. Friedrichsfeld, des THW-Ortsverbandes Mannheim und der THW Geschäftsstelle
- Pressemitteilung zur Finanzierung des Löschbootes (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)
- Stadt Mannheim. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.presse-service.de. 7. Juli 2011, ehemals im ; abgerufen am 31. Dezember 2022. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)
- Übersicht über Höhenrettungsgruppen in Deutschland (farblich nach Trägerschaft unterschieden)
- Magazin „Bevölkerungsschutz“ des BBK, Sonderausgabe 2006
- Die Analytische Task Force der Feuerwehr Mannheim
- Einsatz der ATF beim Nato-Gipfel in Baden-Baden, Mannheimer Morgen, 30. März 2009
- DRK Pforzheim zu MANV in Baden-Württemberg (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)
- Wasserrettung (FF Feudenheim)
- Sondereinheit Waldbrandbekämpfung (FF Feudenheim)
- Broschüre „Brand- und Katastrophenschutz in Eisenbahntunneln“ (PDF; 2,1 MB), 2002, Seite 30
- Vorstellung der Struktur des Stadtfeuerwehrverbandes Mannheim e. V. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)
- Retter proben den „Schulterschluss“ Stadtfeuerwehrverband Mannheim e. V. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.), Mannheimer Morgen vom 8. Januar 2008