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Ferdinand Joseph Hermann Anton Freiherr von Hompesch zu Bolheim 9 November 1744 auf Schloss Bollheim bei Oberelvenich 12 Mai 1805 in Montpellier Frankreich war der 71 und bisher einzige deutsche Grossmeister des Souveranen Malteserordens ein Amt welches er vom 17 Juli 1797 bis zu seinem Rucktritt am 6 Juli 1799 innehatte 71 GrossmeisterFerdinand von Hompesch zu BolheimGrossmeisterwappen von Ferdinand von Hompesch zu BolheimSchloss Bollheim um 1860 Sammlung Alexander Duncker 1882 abgerissenFamilienwappen derer von HompeschMunze aus dem Jahr der Vertreibung von Malta Unter seiner Fuhrung musste der Orden die Insel Malta die seit 1530 Heimstatte des Ordens war aufgeben nachdem franzosische Truppen unter dem damaligen General Napoleon Bonaparte im Juni 1798 mit einem grossen Aufgebot an Schiffen und Soldaten auf der Insel landeten Die Ordensregel nicht gegen Christen zu kampfen verbot den Kampf gegen die Invasoren Hinzu kam dass der Grossteil der Ordensritter selbst Franzosen waren Ferdinand von Hompesch zu Bolheim ubergab Malta daher kampflos und verliess die Insel mitsamt allen Ordensrittern Er bezog sein neues Hauptquartier zunachst in Triest in Italien zwei Monate spater dann in Ljubljana im heutigen Slowenien Nach seinem Rucktritt vom Amt des Grossmeisters im Jahre 1799 zog er zunachst nach Osterreich und Italien 1804 liess er sich schliesslich in Montpellier in Frankreich nieder und trat dort der Bruderschaft der Blauen Busser bei Kurze Zeit spater im Mai 1805 starb er als armer Mann im Alter von 60 Jahren Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Historische Beurteilung 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenAls Spross rheinischen Uradels wurde Ferdinand von Hompesch bereits im Alter von zwolf Jahren einer der Pagen des portugiesischen Grossmeisters Manuel Pinto de Fonseca und wurde nach funfjahriger Anwartschaft am 10 Juli 1761 cum dispensatione minoris aetatis in den Orden aufgenommen in dem er rasch Karriere machen sollte Bereits 1768 bekleidete er das Amt eines Kastellan 1770 war er als Leutnant fur die Uberwachung der Galeeren und der Befestigungen mitverantwortlich und 1774 wurde ihm als Rustungskommissar die Sorge fur die Bewaffnung ubertragen Seit Ende 1775 vertrat er zudem den Wiener Hof als Botschafter diesen Posten hatte er bis zur Ubernahme des Grossmeisteramtes im Jahre 1797 inne 1776 wurde ihm die Wurde des Grosskreuzes verliehen so dass er ab diesem Zeitpunkt dem Standigen Rat des Ordens angehorte Sein Plan einer Annaherung des Malteserordens an die evangelischen Johanniter scheiterte im gleichen Jahr am Widerstand mehrerer deutscher Ordensritter In den folgenden Jahren erhielt er die Kommenden Rothenburg ob der Tauber und Reichardsroth 1777 Herford und Lage 1783 in diesem Jahr war von Hompesch zugleich Prodomo der Konventskirche des hl Johannes Basel St Johann und Dorlisheim 1785 Sulz Colmar und Mulhausen 1786 sowie Villingen im Schwarzwald 1796 Im Jahr 1796 erlangte er die Position des Grossbailli des Oberhaupts der deutschen Zunge Am 17 Juli 1797 wurde Ferdinand von Hompesch wohl nicht zuletzt mit Hilfe kaiserlicher Protektion und aufgrund der Zerstrittenheit der verschiedenen Zungen einstimmig zum Grossmeister des Ordens gewahlt Er trat dieses Amt in schwierigen Zeiten an da sich der Orden in einer Phase des Niedergangs befand und Malta aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage das militarische Interesse der Grossmachte geweckt hatte Dies galt in besonderem Masse fur Frankreich das durch Beschluss der Nationalversammlung 1792 alle Ordensbesitzungen in Frankreich zu Nationaleigentum erklart hatte Die verstarkte Zuwendung des Ordens zu Russland dessen Zar Paul als nichtkatholischer Souveran in den Orden aufgenommen wurde und den Titel Protektor des Malteserordens erhielt empfand Frankreich als Aufgabe der Neutralitat des Ordens und als Gefahr einer russischen Machtubernahme auf Malta Auf Napoleons Drangen hin wurde ihm am 12 April 1798 vom franzosischen Direktorium der Auftrag erteilt sich anlasslich seines Agypten Feldzugs der Insel zu bemachtigen Bereits am 3 Marz 1798 hatte eine kleine franzosische Flotte versucht Malta anzulaufen der Orden verweigerte den Schiffen jedoch unter Berufung auf den Vertrag von Utrecht aus dem Jahre 1713 die uneingeschrankte Einfahrt in den Hafen Bereits am 9 Juni 1798 erschien nun eine gut 500 Schiffe umfassende franzosische Flotte mit 54 000 Mann vor Malta Die erneute Weigerung die Schiffe in den Hafen einlaufen zu lassen wurde von Napoleon zum Anlass genommen unter Bruch des geltenden Volkerrechts die Insel anzugreifen Am 10 Juni 1798 landeten 15 000 Mann an elf verschiedenen Stellen auf Malta Neben dem schlechten Zustand der Verteidigungsanlagen trugen die Unzufriedenheit weiter Teile der maltesischen Bevolkerung mit der Ordensherrschaft Sabotageakte und die verschwindend geringe Zahl kampffahiger Ritter von 332 Rittern waren etwa 50 nicht mehr im dienstfahigen Alter ihren Teil dazu bei dass Malta bereits am 11 Juni 1798 kapitulieren musste Der Grossmeister ging am 18 Juni 1798 in Begleitung von 16 Rittern ins Exil nach Triest in Osterreich Nach zwei Monaten verlegte er sein Hauptquartier nach Laibach Kein halbes Jahr spater am 7 November 1798 liess sich der russische Zar Paul von einigen wenigen Rittern zum Grossmeister des Ordens wahlen Am 6 Juli 1799 erklarte von Hompesch in einem Schreiben an Franz II seinen Verzicht auf das Amt des Grossmeisters Nach mehrjahriger Wanderschaft durch Osterreich und Italien ubersiedelte er 1804 nach Montpellier wo er am 25 Dezember desselben Jahres der Bruderschaft Penitents Bleus beitrat und bereits am 12 Mai 1805 verstarb Er wurde in der Kapelle Sainte Eulalie der Bruderschaft beigesetzt Sein provisorisches Grab wurde nicht gekennzeichnet da die Uberfuhrung des Leichnams in seine Heimat geplant war Diese unterblieb jedoch Historische Beurteilung BearbeitenFerdinand von Hompesch kann als tragische Figur des Ordens gelten dem ersten und einzigen deutschen Grossmeister wurde schon sehr bald der Verlust Maltas als das Resultat personlicher Feigheit zur Last gelegt Bereits Anfang September 1798 erhob Zar Paul diesen Vorwurf und bis vor kurzem entsprach es allgemeiner Anschauung dass von Hompesch ein denkbar unfahiger und mutloser Grossmeister gewesen sei Erst in den vergangenen Jahren fast genau 200 Jahre nach der angeblich entehrenden Kapitulation wird ein neues Bild gezeichnet das seiner historischen Figur und der Rolle bei der Kapitulation Maltas eher gerecht wird Zwar mag es in seiner personlichen Lebensfuhrung durchaus fragwurdige Aspekte gegeben haben neben erdruckenden Schulden seien hier auch die Diffamierungen seines ehemaligen Sekretars Franz Sinsteden erwahnt denen zufolge Hompesch eine Geliebte namens Natale Farrugia hatte auch tragt der Umstand dass Frankreich ihm fur die Kapitulation eine jahrliche Apanage in Hohe von 300 000 Francs versprach zu dem Eindruck bei dass Malta nicht alleine aufgrund sachlicher Erwagungen aufgegeben worden ist Es ware aber sicherlich falsch aus etwaigen personlichen Verfehlungen den Schluss zu ziehen er habe Malta einzig aus Feigheit und aufgrund personlichen Gewinnstrebens den Franzosen uberlassen Vielmehr fuhrte das Ineinandergreifen verschiedener Faktoren dazu dass er letztlich keine andere Wahl hatte als die Insel an die franzosische Streitmacht zu ubergeben Der Orden war im ausgehenden 18 Jahrhundert aufgrund interner Streitigkeiten und allgemeinen Verfalls extrem geschwacht die Verteidigungsanlagen der Insel waren nur bedingt einsatzbereit die Bewaffnung erwies sich als grosstenteils veraltet oder unbrauchbar auf das Gros der Ritter war aufgrund ihrer franzosischen oder spanischen Abstammung Spanien war zu dieser Zeit Napoleons Verbundeter kein bedingungsloser Verlass ebenso fehlte es an der Unterstutzung in der Bevolkerung Bereits Jahre zuvor an Spanien Russland und Osterreich gerichtete Ersuchen um finanzielle Unterstutzung zur Verbesserung der Verteidigungsbereitschaft Maltas waren kaum erhort worden offensichtlich bestand unter den Grossmachten kein ubermassiges Interesse an einer nachhaltigen Starkung der Insel Die eigene Wirtschaftskraft des Ordens die nicht zuletzt durch die Enteignungen der drei franzosischen Zungen Auvergne Frankreich Provence gravierend geschwacht worden war reichte fur die erforderlichen Massnahmen bei weitem nicht aus Literatur BearbeitenTade Matthias Spranger Ferdinand von Hompesch zu Bolheim In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 20 Bautz Nordhausen 2002 ISBN 3 88309 091 3 Sp 773 778 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Michael Galea Ferdinand von Hompesch ein deutscher Grossmeister in Malta Valetta 1992 Thomas Freller Grossmeister Furst Exilant Ferdinand von Hompesch eine politische Biographie St Ottilien EOS Verlag 2019 ISBN 978 3 8306 7968 4 Weblinks BearbeitenFerdinand von Hompesch zu Bolheim Offizielle Seite des Malteserordens zum 200 Todestag Ferdinand von Hompesch zu Bolheim auf den Seiten des MalteserordensVorgangerAmtNachfolgerEmmanuel de Rohan PolducGrossmeister des Malteserordens 1797 1799Paul von RusslandNormdaten Person GND 118746472 lobid OGND AKS LCCN nr88003995 VIAF 15564961 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hompesch zu Bolheim Ferdinand vonALTERNATIVNAMEN Hompesch zu Bolheim Ferdinand Hermann Anton von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG 71 und bisher einziger deutscher Grossmeister des MalteserordensGEBURTSDATUM 9 November 1744GEBURTSORT auf Schloss Bollheim bei OberelvenichSTERBEDATUM 12 Mai 1805STERBEORT Montpellier Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand von Hompesch zu Bolheim amp oldid 239123803